Über die Romane von Jay Grams alias Jürgen Grasmück von Bernd “Göttrik” Labusch

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Sechs Romane der neuen Science Fiction-Reihe „Mark Powers“ sollten 1962 von Ive van Steen alias Helmut K. Schmidt stammen. Redakteur Dr. Ledig übernahm 1962 jedoch insgesamt nur vier für die gesamte Reihe. Weitere Autoren aus dem Umfeld von Paul A. Müller alias Freder van Holk standen für weitere einzelne Romane bereits fest. Es blieb jedoch diese Lücke.

Ein damals noch junger Autor, geboren am 23. Januar 1940 in Hanau, der noch nicht viele Romane in den Reihen „Terra“ bei Moewig und „Utopia“ bei Pabel veröffentlicht hatte, sollte diese Lücke schließen. Die Rede ist von Jay Grams alias Jürgen Grasmück. Den meisten Lesern dürfte er allerdings unter dem Pseudonym Dan Shocker bekannt sein. Als Autor der Reihen „Larry Brent“ und „Macabros“ war er es der das Genre „Gruselroman“ für den deutschen Heftromanmarkt erst erfand.

Bereits 1957 erschien sein erster Roman „Die Macht im Kosmos“ als Leihbuch beim Bewin-Verlag. Es folgten weitere Leihbücher. Bereits nach wenige Jahren wechselte er jedoch in den Heftromansektor. Dabei konzentrierte er sich keinesfalls auf die Verlage Pabel und Moewig und auch nicht auf das Genre Science-Fiction. Ende der 1960‘er Jahre gehörte er zu den Autoren von „Rex Corda“ bei Bastei und „Ad Astra – Chet Morrow“ im Rahmen von „Utopia“ bei Pabel. Zahlreiche in sich abgeschlossene Abenteuer veröffentlichte er unter dem Pseudonym Jürgen Grasse bei Zauberkreis SF.

Die Überlieferung sagt, dass K. H. Scheer und Walter Ernsting ihn auch für die Serie „Perry Rhodan“ gewinnen wollten, er jedoch wegen der damit verbundenen Zwänge in Gestalt der Exposé von K. H. Scheer dies ablehnte und sich für die Konkurrenz entschied.

Anfang der 2000‘er Jahre zählte er zu den Autoren, die im Rahmen des Internet-Fanzines von Michael Fritzsche zur Geschichte von „Mark Powers“ befragt wurden. Er räumte dabei ein, dass er nur wenig zu erzählen habe, da er nie mit Paul A. Müller oder Helmut K. Schmidt in direkten Kontakt stand, sondern vom Redakteur Dr. Ledig angeworben und betreut wurde.

Letztlich erwarb Dr. Ledig 1962 die Veröffentlichungsrechte für vier Romane aus der Feder von Jürgen Grasmück alias Jay Grams: „Die Darav-Brut“, „Zwischen brennenden Planeten“, „Nacht auf dem Geisterplaneten“ und schließlich „Die Marionetten der 4. Dimension“. Schon aus den Titeln der vier Romane geht die Vorliebe des Autors für den Grusel hervor.

Utopia Nr. 331: „Die Darav-Brut“ von Jay Grams

© Pabel-Moewig Verlag KG

Untertitel: Auch Telepathen können lügen

Alternativer Titel laut Impressum: „Irgendwo in der Ewigkeit“

Titelbild: H. Albrecht

Titelbildtitel: Ihre gemeinsame Arbeit

Werbetext auf Seite 62 von Utopia Nr. 330: Professor Grifforth wird zum Telepathen. Die Gedanken seiner Mitmenschen, ja selbst die seiner Familie, sind nicht sehr erfreulich. Er schließt sich dagegen ab. Doch eines Tages führt er einen telepathischen Austausch mit Ornam, einem Mann vom Planeten Sansh. Und damit bringt Grifforth die Erde in größte Gefahr. Denn Darav, der Sklavenhalter von Nerash, belauscht das Gedankengespräch und fasst einen teuflischen Plan.

Hauptpersonen des Romans: Prof. Ronald Grifforth – Gehirnchirurg | Bert – sein Sohn | Dorothy – dessen Frau | Ornam – Besucher vom Planeten Sansh | Darav – Gehirn auf Nerash | Dr. Henry Beuley – Arzt | Prof. Georg Bechum – Planetologe | Reders – Mordkomission | Hay – Rechtsanwalt

Inhaltszusammenfassung: Prof. Ronald Grifforth war über viele Jahrzehnte ein Mediziner, genauer Gehirnchirurg, der eine glänzende Karriere mit zahlreichen erfolgreichen Operationen vorzeigen kann und für seine wissenschaftlichen Arbeiten ebenfalls hohe Ehren genießt. Inzwischen jedoch ist er ein alter Mann, der sich aus der Hektik der praktischen Arbeit in den Krankenhäusern zurückgezogen hat. Er lebt bei seinem Sohn Prof. Dr. Bert Grifforth in dessen Einfamilienhaus, der selbst ein anerkannter Gehirnchirurg ist und bereits einige Ehrentitel erarbeiten konnte. Der alte Prof. erhielt von seinem Sohn im Keller seines Hauses einige Räume als persönliches Labor zur Verfügung gestellt, wo er seine Experimente fortsetzen kann. Allerdings hat Bert keinerlei Ahnung davon, was sein Vater dort wirklich treibt. Der Alte lässt nicht einmal seine engsten Verwandten in sein Privatlabor. Er berichtet auch niemanden von seinen ach so wichtigen Aktivitäten. Lediglich ein seltsamer Mann, der jeden Kontakt zur übrigen Familie vermeidet, namens Ornam, hat Zutritt zum Labor des alten Mannes.

Bert wird jedoch immer neugieriger darauf, etwas von den Aktivitäten seines alten Vaters zu erfahren. Zumal dieser beim gemeinsamen Abendessen der Familie immer kurzsilbiger wird. Bert beginnt damit seinem Vater heimlich nachzuspionieren und entdeckt, dass dieser dort seltsame Gehirnexperimente an den Gehirnen ihm nicht bekannter Personen durchführt.

Die Situation eskaliert als der alte Prof. von Ornam erfährt, was die eigentlichen Ziele der Experimente sind. Er, Ornam, ist ein Abgesandter von einem fernen Planeten. Dieser wird von einer Macht bedroht, die sich Darav nennt und von dem allmächtigen Gehirn auf dem Planeten Nerash beherrscht wird. Er beherrscht die Nerashs durch Fernhypnose und machte die Bewohner seiner Heimatwelt so zu seinen Sklaven. Inzwischen plane Darav nun auch das Solsystem zu erobern. Aktuell hat er jedoch das Problem, dass die Gehirne der Menschen nicht fähig sind, seine Hypnosignale aufzunehmen. Angeblich sucht Ornam aktuell nach einem Weg, wie er die Immunität der Menschen verstärken und auf die Menschen anderer Welten übertragen kann. Bei dieser Gelegenheit stellt sich zudem heraus, dass Prof. Roland Grifforth ein vorzüglicher Telepath ist und es in Wahrheit schon immer war. Er hielt es bislang nur geheim, um den damit verbundenen Anfeindungen anderer Menschen zu entgehen. Diese Begabung war jedoch überhaupt erst der Grund, warum Ornam auf ihn stieß.

Auch während der regulären Arbeit im Krankenhaus stößt Prof. Dr. Bert Grifforth auf ein wachsendes Ausmaß an Seltsamkeiten. Allen voran tauchen seit Wochen vermehrt Leichen auf, deren Körper keine Gehirne enthalten und wohl biologische Roboter sind, die ferngesteuert werden. Seinen Kollegen wagt er nicht davon zu berichten, da die Leichen rasend schnell zerfallen und keine nennenswerten Spuren hinterlassen, für weitere Untersuchungen. Schließlich wird Prof. Dr. Bert Grifforth von der Polizei aufgesucht. Inspektor Reders berichtet, dass man überraschend auf die Leiche seines Vaters gestoßen sei und diese zudem rasend schnell zu Staub zerfiel.

In Wahrheit ist Prof. Ronald Grifforth auf das Geheimnis der Nerash, Ornams und des Gehirns Darav gestoßen. In Wahrheit ist Ornam ein Agent des Gehirns Darav und sein Auftrag ist es, zusammen mit dem alten Prof. einen Weg zu finden, wie man die Menschheit per Fernhypnose unterwerfen kann. Die Gegner Daravs sind ein ganz anderes Volk, dass jedoch selbst längst Agenten auf die Erde entsandt hat, die jedoch bisher von Ornam getötet und spurlos entsorgt werden konnten. Ornam ist zudem ein vorzüglicher Teleporter und entführt Prof. Ronald Grifforth auf seine Heimatwelt.

Anmerkungen: Innenillustrationen gab es zu diesem Zeitpunkt in den Serien des Pabel-Verlags keine mehr. Vorworte im Roman waren hingegen noch nicht eingeführt. Dafür gab es auf der letzten Seite eines Romans längere Werbetexte für den jeweils folgenden Roman.

Der Werbetext für Utopia 332 ist sogar besonders umfangreich: „Nächste Woche erscheint ein tolles Weltraumabenteuer unseres Mark-Powers-Freundes Biggy, der diesmal in eine brenzlige Situation schlittert. Da hilft ihm keine Behörde. Die sind alle nicht zuständig, denn ein Amt für Roboterfragen gibt es noch nicht. Da würde ja der Staatshaushalt sämtlicher Erdenstaaten noch höher. Und wenn erst mal das Amt für Roboterfragen nebst dazu gehörigen Ministerialdirigenten die Roboterfragen verwaltet, dann geht die Zeit ins Land. Und gerade Zeit hat Biggy nicht, weil die Erde in Gefahr ist. Auch wenn er knapp fünf Millionen Jahre in die Zukunft eilen muss, um dort eine üble Entwicklung zurechtzubiegen.

Biggy zeigt sich hier von seiner besten Seite. Er hat nicht einmal Zeit, seinen gut geölten Scheitel in Schwung zu halten. Sein ganzer Stolz, sein gepflegtes Haupthaar! Und das Öl ist wichtig, sonst würden sich ihm vor Entsetzen sämtliche Haare sträuben. Also, was ihm da jüngst passiert ist, als er friedlich ein Nickerchen machen will ….!“

Der erste Roman von Jay Grams für den Pabel-Verlag aus dem Jahre 1962 kann noch hervorragend für sich allein stehen. Rein handwerklich ist er m. E. besser als die Mehrheit der von Freder van Holk in dieser Zeit veröffentlichten Romane. Inhaltlich ist es allerdings eine ungewohnte Mischung aus „Frankensteins Monster“, „Dracula“ und „Invasion aus dem Weltraum.

Handlungszeit ist das späte 20. Jahrhundert, wie es zu dieser Zeit von Pabel-Moewig präsentiert wurde. Die Erde besteht zwar noch aus Nationalstaaten, diese haben sich jedoch inzwischen bereits zu einer losen Union zusammengefunden. Die Venus ist eine Dschungelwelt und wird von den ersten Kolonisten aus Russland erkundet. Über den Mars ist wenig bekannt, aber es gab bereits die ersten Expeditionen der Amerikaner zur Wüstenwelt. Jeglicher Kontakt zu Völkern und anderen Mächten von außerhalb des Solsystems wird von staatlicher Seite strikt vermieden. Ein offizielles Verbot gibt es jedoch nicht. Es wird nur behauptet, diese Welten wären unzugänglich.

Wie wir heute wissen, war die Sicht in der Mitte des 20. Jahrhunderts auf die Welt des späten 20. Jahrhunderts sehr optimistisch, nicht nur mit Blick auf den technischen Fortschritt. Das Zusammenleben innerhalb der Familie Grifforth folgt hingegen ungebrochen den konservativen Idealen der Adenauer-Ära. Die weiblichen Charaktere, wie die Ehefrau und die Tochter von Bert Grifforth, spielen daher in der Story nur ganz am Rande eine Rolle. Da war selbst Paul A. Müller 1962 schon weiter.

Utopia 348: „Zwischen brennenden Planeten“ von Jay Grams

© Pabel-Moewig Verlag KG

Untertitel: Mark Powers und Biggy geraten in die Raum-Zeit-Spirale

Titelbild: R. Sieber-Lonati

Vorwort: Die Rückseite des Mondes, kürzlich erst durch eine Mondrakete fotografiert, ist der Ort, wo sich unsere geheimnisvolle Handlung anspinnt. Eigentlich ist alles so harmlos … Ein Wissenschaftler stirbt … dann aber verschwindet seine Entdeckung, und das ruft Mark Powers auf den Plan … Und dann reißen die turbulenten Ereignisse nicht mehr ab!

Hauptpersonen des Romans: Karl Pernat – der eine wichtige Entdeckung gemacht hat | Mark Powers – ein Mann mit besonderem Auftrag | Biggy – sein Freund, klein aber oho! | Captain Broom – der Mann, der eine wichtige Entscheidung zu fällen hat | Kara – ein Telepath, seinem Volk verpflichtet | Der Rolk – ein Android von der guten Sorte

Inhaltszusammenfassung: Der Roman beginnt damit, dass der Astronaut Karl Pernat eine Kassette öffnet, die er heimlich von einer Expedition zum Mond mitgebracht hat. Es gelingt ihm sogar wider erwarten den Text zu entziffern. Danach ruft er sofort seinen Kollegen Charles Haim an, der ihn zum Mond begleitet hatte. Die Kassette hatten Sie heimlich von der Mondoberfläche mitgenommen und die offiziellen Behörden nicht darüber informiert. Der Text enthält ein großes Geheimnis.

Als Charles Haim das Haus von Karl Pernat erreicht, ist dieser bereits verstorben. Die Polizei untersucht den Tatort. Da es es sich bei dem Ermordeten um eine prominente Person mit Bezug zur Raumfahrt handelt, werden auch Biggy und Mark Powers zur Unterstützung hinzugerufen. Man tappt jedoch noch im Dunkeln. Erst als Charles Haim von dem Anruf Pernats erzählt, lichtet sich der Dschungel an Ungereimtheiten langsam. Die Spuren weisen zum Mond und zur Kassette mit dem geheimnisvollen Texten, die von den Mördern mitgenommen wurden. Nach einigen Hin-und-Her beschließen sich Biggy und Mark Powers selbst auf die Spur zu begeben.

Während Biggy sich der aktuellen Mondexpedition von Prof. Mayfield anschließt und sich möglichst unauffällig zur letzten Landestelle der Expedition von Pernat und Haim begibt. Folgt Mark Powers der Spur der Unbekannten und gerät in derren Gefangenschaft. Der Weg beider Helden endet auf der Rückseite des Monds bei einem unerforschten Mondkrater. Dort befindet sich im Untergrund eine geheime Basis Außerirdischer, die eine Invasion der Erde vorbereiten. Die Invasionskräfte sollen per Transmitter auf den Mond geschafft werden. Biggy und Mark reisen mit dem Transmitter zur Heimatwelt der Fremden und stellen fest, dass es dort drei Sorten von Wesen gibt. Ein kleines Volk, dass alle anderen Bewohner ihrer Welt versklavt. Für deren Herrschaft ist ein Volk von Robotern von zentraler Bedeutung, in deren Reihen sich langsam Widerstand sammelt. Schließlich existiert ein zahlenmäßig großes Volk von klassischen Sklaven der Fremden.

Letztlich brauchen die beiden von der Erde nur die Revolution anstoßen und anschließend nach einem Heimweg zur Erde suchen. Nur ganz so einfach ist es dann doch nicht.

Anmerkungen: Innenillustrationen gab es weiterhin keine. Dafür gab es diesmal ein kurzes Vorwort.

In der Mitte des Heftromans befindet sich eine Doppelseite mit dem 3. Teil des Comics „Der Aufstand der Zorlons“. In Utopia Nr. 349 erschien der 4. und abschließende Teil. Von der Grundidee her erinnert die Story des Comics entfernt an die Anfänge der Comic-Serie „Flash Gordon“. Bei einem genauen Vergleich sieht man jedoch, dass nur die Grundidee übernommen wurde und die Story vom Sturz des Diktators über die Zorlons selbst extrem viel kürzer gehalten ist. Darüber hinaus, sind es die Zorlons selbst, die den Diktator stürzen, während die irdischen Astronauten normale Raumfahrer sind, die sich auf das reine Beobachten der Ereignisse beschränken.

Der Werbetext für Utopia Nr. 349 hält sich wieder im Rahmen: Die Raumpatrouille ist in heller Verzweiflung, denn ein Raumer nach dem anderen verschwindet. Wie immer, wenn Not am Mann ist, wird Captain Zukunft gerufen. Und auch diesmal greift er helfend ein. Er trifft Menschen, die sich darüber beklagen, dass sie nicht alt werden, sieht tausend tanzende Teufel beim Fest des ewigen Lichtes und verliert seine Sterblichkeit, als er das Tor zum vierdimensionalen Weltraum schließen will.

Eine ungekürzte und neu übersetzte Version erschien erst im Frühjahr 2022 als Edmond Hamiltons „Captain Future“ Nr. 11: „Die Kometenkönige“ beim Verlag Golkonda. Bei Pabel in den 1950‘er und 60‘er Jahren erschienen die Romane Hamiltons nicht in korrekter Reihenfolge und stark gekürzt.

Im Gegensatz zum letzten Roman Jürgen Grasmücks alias Jay Grams wurde dieser Roman von der Redaktion gründlich bearbeitet und in die „Mark Powers“-Reihe eingefügt. Laut dem Interview von Michael Fritzsche mit Jürgen Grasmück Anfang der 2000‘er war dieser Roman ursprünglich nicht mit Bezug zu Reihe „Mark Powers“ verfasst worden. Der Redakteur arbeitete den Roman dafür gründlich um und fügte auch einige selbstverfasste Seiten und ganze Kapitel mit Mark Powers und Biggy ein, die sich daher auch stilistisch extrem von Rest des Romans unterscheiden.

Erstmals in der Reihe ist Mark Powers in einen Roman übrigens nicht mehr brünett, sondern blond und hochgewachsen, statt mittelgroß. Dafür hat Biggy nun eine Diät hinter sich und wird als relativ schlank geschildert. Er bleibt jedoch weiterhin deutlich kleiner und stabiler gebaut als sein Freund. Der Running-Gag um Biggys Fanatismus beim Kämmen der Haare nervt dafür langsam.

Die Handlung spielt jedoch weiterhin zu Beginn des Weltraumzeitalters, wie man es sich in den 50‘er und 60‘er Jahren vorstellte. Weibliche Charaktere spielen in diesem Roman eine noch geringere Rolle als in den Roman ohne „Mark Powers“-Bezug zuvor. Es könnte also am Redakteur gelegen haben.

Utopia Grossband 179: „Nacht auf dem Geisterplaneten“ von Jay Grams

© Pabel-Moewig Verlag KG

Untertitel: Warum kehren die Forschungsexpeditionen aus dem Gebiet der Sonne Servan nicht zurück?
Alternativer Titel: „Der Geisterplanet“

Titelbild: K. Rupe

Titelbildtitel: “Die STAR glitt näher heran”

Vorwort: Geheimnisvoll und unerforscht sind die Welten der Sonne Servan, die man die Sonne der Geisterplaneten nennt. Raumschiffe machen einen großen Bogen um diese Welt des Satans. 31 Schiffe kehrten nicht mehr zurück. – Und doch sucht der Mensch weiter nach Wegen, um Licht in das Dunkel zu tragen, kostet es auch immer neue Opfer.

Hauptpersonen des Romans: Clayton Boyd, Harry Bradfort – Überlebende des Raumschiffs SOL | Roy Savage – ein Raumschiffer ohne Skrupel | das „Große Wesen“ – aus einer anderen Welt

Inhaltszusammenfassung: Vor mehr als zehn Jahren begann das Generationenraumschiff SOL seine Expedition. Die Besatzung besteht aus hervorragend ausgebildeten Wissenschaftlern. Das aktuelle Ziel der Expedition ist der 5. Planet der Sonne Servan. Die Planeten der Sonne Servan gelten als Geisterwelten, denn seit mehr als 25 Jahren ist keine Expedition von einer dieser Welten zurückgekehrt. Die SOL bildet die inzwischen 32 Mission zu den Geisterwelten. 31 Missionen und ihre Besatzungen sind nicht von ihren Expeditionen in das Servan-System zurückgekehrt. Als die SOL jedoch schließlich den 5. Planeten des Systems erreicht und auf der Wüstenwelt landet, scheint alles normal zu sein.

Mehrere Expeditionen der Besatzung der SOL begeben sich auf die Oberfläche des Planeten. Keine kehrt zum Raumschiff zurück. Schließlich begeben sich Clayton Boyd und Harry Bradfort von der Schiffsführung zusammen mit einer Gruppe Sicherheitskräfte auf die Oberfläche des Planeten. Sie stoßen auf seltsame Lebewesen, bei denen es sich um schlichte rosa Plasma-Klumpen von der Größe eines Golfballs handelt. Die Klumpen sind keine Tiere, sondern erweisen sich als überaus intelligent und frech. Sie verfolgen die Menschen und weichen ihnen nicht von der Seite. Schließlich greifen sie die Mitglieder der Expedition an und fangen damit an sie aufzufressen. Ein Gegenmittel finden die Raumfahrer zunächst nicht. Ihre Flucht über die Oberfläche führt sie schließlich zu einem vor vielen Jahren auf dem Planeten gestrandeten Raumschiff. Der Kommandant des Schiffs hat eine Botschaft hinterlassen, in der er davor warnt die Plasma-Klumpen zu unterschätzen. Schließlich gelingt es den Überlebenden um Boyd und Bradfort in die SOL zurückzukehren. Die Plasma-Klumpen sind ihnen jedoch an Bord der SOL gefolgt und übernehmen Schritt für Schritt die Kontrolle über das Generationenschiff. Dann erreicht die Expedition ein anderes Raumschiff.

Es ist die SAVAGE von Roy Savage, dem Weltraumpiraten, der mit seinem Raumschiff und einem Dutzend Gefolgsleuten in den Hinterhalt der Weltraumpolizei geraten war und es nun mit letzter Kraft bis zum 5. Planeten des Servan-Systems schaffte. Clayton Boyd und Harry Bradfort begeben sich ohne etwas zu ahnen an Bord der SAVAGE. Roy Savage und seine Leute nehmen sie gefangen und pressen aus ihnen die Geheimnisse der SOL heraus. Sie nutzen dieses Wissen, um das Generationenraumschiff zu stürmen und ihre Besatzung in einem scheinbar endlosen Gefecht auszulöschen. Doch sie haben ihre Rechnung ohne die rosa Plasma-Wesen gemacht, welche den Piraten auf den von ihnen gelegten Pfaden in das Innere der SOL folgten und nun ihrerseits die Piraten auslöschen. Am Ende überleben von den Menschen nur Boyd und Bradfort, die auf der SAVAGE zurückblieben. Derweil richten sich die rosa Plasma-Klumpen auf der SOL ein und reparieren diese.

Die beiden Menschen auf der SAVAGE können nichts tun, um die rosa Plasma-Klumpen aufzuhalten. Schließlich startet die SOL und ihr Ziel ist die Erde. Monate später erreicht das nächste Expeditionsschiff, die STAR, das System der Geisterplaneten. Boyd und Badfort haben wie durch ein Wunder überlebt. Doch nun beginnt das Wettrennen mit den Monstern an Bord der SOL, welche das heimatliche Sonnensystem erobern und die Menschheit bis zum letzten Individuum fressen wollen.

Anmerkungen: Der Roman erschien bereits 1960 unter dem Titel: „Der Geisterplanet“ als Leihbuch beim Bewin-Verlag. Dafür gibt es wieder keine Innenillustrationen. Bei dem Raumschiff auf dem Titelbild soll es sich um die STAR handeln, die erst im letzten Abschnitt des Romans eine Rolle spielt.

Der Werbetext für Utopia-Großband Nr. 180 ist wieder ein kleiner Roman: Messsatelliten leiten bedrohliche Veränderungen der Ionosphäre ein. Der Van Allensche Strahlengürtel umfasst die Erde mit seinen tödlichen Partikeln, und niemand weiß heute genau, wie gefährlich er sich für die Raumfahrt erweisen wird. Dabei ist diese Ansammlung von ionisierten Partikeln vielleicht die Urform unserer Weltmeere, wie erst kürzlich von einem Wissenschaftler scharfsinnig geäußert wurde. Wasser, dessen Wasserstoff von der Sonne stammt. … Eine faszinierende Theorie, die allerdings nicht erklären kann, woher der Sauerstoff kommt, den man nunmal braucht, um Wasserstoff in Wasser umzuwandeln. Doch damit befasst sich der demnächst erscheinende Roman nicht. Er spinnt nur folgende Möglichkeit aus: Die Erde befindet sich in einem bestimmten Gleichgewichtszustand, der sich im Laufe der Jahrmillionen eingestellt hat. Es ist durchaus denkbar, dass die menschlichen Spielereien mit den Urgewalten des Atoms dieses Gleichgewicht „kippen“ kann. Der neue energetische Zustand kann für die Menschheit eine furchtbare Bedrohung darstellen. Solch eine Möglichkeit behandelt der Roman in besonders fesselnder und mitreißender Form.

Bei diesen Roman geht es um die deutsche Übersetzung von „The voyage to the bottom of the Sea“ alias „Die Feuerflut“ von Theodore Sturgeon. Der Roman wurde schon 1961 von Irwen Allen als Kinofilm verfilmt und später, ab 1964, zur Vorlage für eine Fernsehserie, „Die Seaview – In geheimer Mission“ alias „Voyage to the Bottom of the Sea“, die Serie lief 1964 bis 1968. Das Ozon-Loch u.v.m. als Thema einer US-Fernsehserie aus den 1960‘ern.

Handlungszeit des Romans ist das 31. Jahrhundert n. Chr.

Der Roman wurde nicht ins „Mark Powers“-Universum eingefügt, aber gegenüber der Leihbuchfassung gekürzt. Die Handlung schleicht sich dennoch eher langsam voran, bis sie die für ihr Entstehungsjahr 1962 erstaunlich blutigen Höhepunkte erreicht. Die Handlung zerfällt dabei, wie die Zusammenfassung in mehrere gleichwertige Teile, die jeweils auch sehr gut für sich allein stehen könnten. Dieser Roman ist ein Frühwerk des Autors, hat mich aber dennoch beeindruckt.

Mark Powers Nr. 4: „Die Marionetten der 4. Dimension“ von Jay Grams

© Pabel-Moewig Verlag KG

Untertitel: Mark Powers trifft auf die erstarrten Peilas

Titelbild: R. Sieber-Lonati

Inhaltszusammenfassung: Inspektor Merritt untersucht den Mordfall an dem angesehenen Millionär John Curter, der nur 43 Jahre alt wurde. Die Spuren an der Leiche sind eindeutig, er wurde erstochen. Nur ein Motiv für die Tat oder gar Hinweise auf den Täter lassen sich nicht finden. Als die Mordwaffe stellt sich ein sog. Flamberg heraus. Ein Schwert aus dem 15. Jahrhundert, dass bei den damaligen Söldnern häufiger Verwendung fand. Der Zustand der Waffe deutet jedoch daraufhin, dass das Schwert erst wenige Monate alt ist. Die chemische Zusammensetzung der Klinge weist jedoch die exakt gleichen Werte auf, wie die originalen Flamberg-Schwerter aus den Religionskriegen vor 500 Jahren.

Letztlich entscheidet sich Inspektor Merritt die Spezialermittler Mark Powers und Al Bighead zu Hilfe zu rufen. Beide befinden sich gerade auf einer Verfolgungsjagd mit der BETA. Es geht um eine Bande aus Weltraumschmugglern und schlichten Piraten. Doch John Curter war ein enger Bekannter der beiden und so brechen sie die Verfolgungsjagd spontan ab.

Im Bungalow des verstorbenen Millionärs treffen sich auf dessen inzwischen volljährige Tochter, Joan Curter, die angesichts der Ereignisse völlig außer sich ist. Sie berichtet, dass ihr Vater in den vergangenen Wochen regelmäßig Besuch von einem seltsamen Mann erhielt, der jeweils direkt im Büro ihres Vaters erschien und dort auch wieder verschwand.

Die Suche nach dem Unbekannten erweist sich zunächst als Sackgasse. Mark Powers untersucht die Leiche seines Freundes, die sich vor seinen Augen binnen kurzer Zeit in Staub auflöst. Auch waren die biologischen Werte nicht die, welche man von einen jüngst verstorbenen Menschen erwartet hätte. Mark beschließt sich das Büro von John Curter noch einmal genauer anzusehen. Er zweifelt sogar daran, dass es sich bei den Toten überhaupt um einen Menschen handelte.

*

Nach wenigen Tagen passiert etwas womit niemand gerechnet hat. Ein großer Glaskasten von Form und Größe einer Telefonzelle materialisiert aus dem Nichts im Büro von John Curter. Mark Powers weiß nicht, ob er lachen oder weinen soll. Ein schlaksiger Typ steigt aus dem Glaskasten. Er behauptet ein Raum-Zeit-Reisender zu sein. Die Leiche von John Curter wäre von Anfang an ein Ablenkungsmanöver gewesen. In Wahrheit befinde sich der Millionär bei bester Gesundheit im alten Europa des späten 15. Jahrhunderts und sei ihm dort irgendwie abhanden gekommen.

Der Fremde, der von Mark Powers den Namen „Tom“ erhält, weil er den richtigen Namen nicht aussprechen kann, erklärt, dass ein Doppelgänger von John Curter vorübergehend dessen Rolle übernommen habe,während der Echte mit ihm auf Raum-Zeit-Reise ging. Es sei jedoch überraschend eine dritte Person mit einer Raum-Zeit-Maschine erschienen und habe den Doppelgänger von John Curter getötet. Sie beschließen die Spur des Fremden aufzunehmen, die wieder zurück in das 15. Jahrhundert führt. Mark Powers beschließt mit Tom und seinem Glaskasten, der von Innen größer ist als er von Außen ausschaut, die Verfolgung aufzunehmen.

Während der Reise erfährt Mark Powers von Tom vom „Tragk“. Bei diesem Satelliten handelt es sich um einen Umformer, der für die Zivilisation der Raum-Zeit-Reisenden von größter Wichtigkeit sei und nun leider vom Kurs abgekommen sei. Damit nicht genug, werden die Raum-Zeit-Reisenden unterwegs von seltsamen Raumsonden angegriffen, die wie große Bälle aus Metall aussehen, die mit zahlreichen Hebeln, Greifarmen, Sonden und Antennen usw. versehen sind. Im Inneren dieser Konstruktionen befinden sich jedoch Lebewesen, die an große, grüne Quallen erinnern. Diese äußerst aggressiven Fremden nennen sich selbst Peilas. Diese greifen die Raum-Zeit-Maschine an und verletzen Tom, der seine Tarngestalt verliert. Er ist in Wahrheit kein Mensch von der Erde, ja nicht einmal ein tierisches Lebewesen. Die Raum-Zeit-Reisenden sind in Wahrheit, wie die Peilas, nichts weiter als glibberige Quallen-Wesen, die vollständig grün sind, vor lauter Chlorophyll in der Haut. Sie besitzen jedoch die Fähigkeit zur perfekten Mimikry und können jedes Erscheinungsbild annehmen, das sie wollen. Die Peilas sind ein Volk aus der selben Spezies, das diese Fähigkeit nicht besitzt und ursprünglich dafür eingesetzt wurde niedere Dienste zu erfüllen.

Im Jahr 1492 gelingt es Mark Powers und Tom relativ schnell den verschollenen John Curter aufzuspüren. Danach geht die Reise weiter in das Jahr 3159 n. Chr. Dies ist das Jahr aus dem der Raum-Zeit-Reisende stammt. Er muss dorthin um seine Wunden endlich auszuheilen. Dazu reisen sie nicht nur in ein anderes Sonnensystem, Euphor und auf eine fremde Welt, Querl-4, sondern sogar in ein anderes Paralleluniversum. Vor Ort stellt Mark Powers fest, dass das Volk von Tom zum weitaus größten Teil aus Individuen besteht, die in Schlafkapseln in Krankenhäusern lebt und sich kaum bewegen kann. Sie leben praktisch vom Genuss der Abenteuer Toms im Fernsehen.

Anmerkungen: In der Mitte des Heftromans befindet sich eine Doppelseite der Comic-Serie „ Flash Gordon“, die jedoch für die Veröffentlichung in dieser Reihe auf „Mark Powers – der Held des Weltalls“ umgetauft wurde, ebenso die Titelfigur Flash Gordon in Mark Powers.

Der Roman erschien im November 1962 und damit mehr als ein Jahr vor dem Start der britischen TV-Serie „Doctor Who“ zu der diese Story erstaunliche Ähnlichkeiten besitzt. Aber das muss reiner Zufall sein, da zu dieser Zeit bei der BBC noch gar nicht feststand, dass man ein Jahr später die bewusste TV-Serie starten würde. Die Ähnlichkeiten sind dennoch erstaunlich.

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