Vorwort:
Diese Geschichte ist ein Crossover der Star Wars Fanfics „Sturmtruppen in der ersten Linie“ von mir und Vader&ich von Rosalinda Kilian. Ich schreibe diese Story, weil Rosalinda vergessen hat, die Wookiees, die sie auf der Friedenslicht eins, Verzeihung, dem Todesstern natürlich, erwähnt hat, auch wie geschrieben ausfliegen zu lassen. Nun ist aber Kilian in letzter Sekunde vom Todesstern entkommen, und ich habe gedacht: Warum soll das den Wookiees nicht auch gelingen? Irgendwie kam ich dann darauf, meinen eigenen Charakter Jaava Hus zu verwenden, und ab da erzählte sich die Geschichte ganz von allein und auch anders, als ich sie ursprünglich geplant hatte. Rosalinda, dies ist für Dich. ^^b
1.
„Ich hoffe, es funktioniert auch dieses Mal“, sagte ich zögerlich, als wir dem Kontrollposten näher kamen, kurz an meinen eigenen Erfahrungen zweifelnd.
„Yeeeeooooooo!“, kommentierte Chaghuan.
„Nein, du wirst ihnen nicht die Arme auskugeln, wenn sie uns nicht durchlassen!“, tadelte ich den zwei Meter dreißig großen Wookiee. Ich zuckte kurz zusammen, als eine weitere Explosion zu hören war. Mein Gefühl, dass Zeit hier zum Faktor wurde, verstärkte sich immens.
Wir kamen an der Kontrollstation an, einer Art Polizeikaverne, wie es sie auf dieser Station immer mal wieder gab. Vor allem in Richtung der Hangars in der Äquatorzone, wo sie den Zugang zu Kampfschiffen und Transportern überwachten. In diesem Fall zu unseren Transportern.
„Moooaah!“, protestierte der Wookiee.
„Wir haben die richtigen Papiere! Bisher haben sie uns immer durchgelassen!“, zischte ich in seine Richtung. „Also schluck deinen verdammten Stolz runter! Warst du es nicht, der diese ergreifende Rede darüber gehalten hat, dass man nicht für seinen Clan kämpfen kann, wenn man in Gefangenschaft lebt, weil man dann Clanlos ist? Also halte dich dran!“
„Moo.“
„Keine Sorge, ich sage dir schon, wenn die Zeit dafür gekommen sein sollte.“
„Brääääh yhow!“
„Ja, die Zeit drängt. Ich weiß.“
„HALT!“, sagte der Sergeant der Sturmtruppen in der Wachklause, erkennbar am orangen Dreieck auf seiner Rüstung. Wenn er beim Anblick einer riesigen Horde Wookiees nervös war, verbarg seine Rüstung das. „Wer sind Sie, was wollen Sie?“
„Ich bin Captain Jaava Hus, und diese Wookiees sind meine Arbeiter. Sie sollen auf Anweisung von Lord Vader repatriiert werden. Ich bringe sie zu den Transportschiffen.“
Kurzer Break. Ja, der in der imperialen Offiziersuniform da vorne, direkt vor den Läufen der Sturmtruppen in ihren weißen Rüstungen, das bin ich, Jaava Hus. Ihr habt vielleicht schon von mir gehört, als der Mann, der auf Lord Vader geschossen hat. Aber eigentlich habe ich gar nicht auf ihn geschossen, sondern stattdessen einer Offiziersabgängerin bei ihrem letzten Übungsschießen den Blaster zur Seite geschlagen, als dieser nicht feuern wollte und sie die Mündung auf mich gerichtet hat. Dabei löste sich ein Schuss und erwischte Vader, der gerade die Offiziersakademie besuchte.
Ja, ich weiß, zwei Dinge sind seitdem legendär: Erstens, dass ich überlebt habe, obwohl Vader nachtragend ist und mich in seinem magischen Macht-Würgegriff hatte. Und zweitens die Strafe, die er mir auferlegt hat. Ursprünglich wollte er mich dazu verdonnern, die Sturmtruppen-Ausbildung zu durchlaufen und als Jahrgangsbester abzuschließen. Aber seine Adjudantin, Kyle oder so, vielleicht Kirran, sie hatte kein Namensschild, überredete ihn dazu, etwas weniger drastisches zu versuchen. Also landete ich auf dem Todesstern als Vorarbeiter über zweitausend Wookiee-Arbeiter, weil mein Vorgänger diese Arbeit nicht überlebt hatte.
Nun, ich bin seit einem halben Jahr hier, und es gelang mir in der Zeit, das Vertrauen der riesigen Zotteltypen zu gewinnen, auch indem ich ihre Arbeitsbedingungen verbesserte, wo ich nur konnte. Als dann diese Kyle auf den Todesstern kam und eine Rückkehr der Wookiees sowie eine Entschädigung in Aussicht stellte, konnte man sagen, sie hatten mich in ihr Volk aufgenommen.
Langer Rede, kurzer Sinn: Hier stand ich also, mit rund fünfzig meiner eigenen Sturmtrupplern, die zur Wachmannschaft gehörten, zweihundert Soldaten, Technikern und Hilfskräften, die wir unterwegs aufgelesen hatten – und zweitausend Wookiees im Schlepp, die ich zu den Transportern bringen wollte, welche seit neun Stunden in den Hangars des Todessterns gelandet waren – oder wie wir sie scherzhaft nannten: Friedenslicht 1.
Wir könnten also alle längst an Bord und gestartet sein, wäre auf der Station nicht bereits vor dem letzten Sprung durch die Lichtmauer Gefechtsalarm ausgelöst worden. Theoretisch hätte das die Evakuierung nicht behindert, weil es unterschiedliche Vorgänge sind, gerade auf einer Station so riesig wie dieser. Die Friedenslicht 1 hat nämlich die Ausmaße eines kleinen Mondes. Und ja, sie hat eine enorme Feuerkraft. Damit hatte sie erst vor wenigen Tagen Alderaan vernichtet. Man kann sagen, seither hat meine Loyalität gegenüber Großmoff Tarkin etwas abgenommen.
Aber irgendjemand in der Befehlskette hatte entschieden, dass ein Abflug erst im Zielsystem, Yavin, möglich war, und dass ein solches Manöver die Operation stören würde, weshalb wir warten mussten.
Und hier kommt der Clou. Ist jemand von euch jemals einem Machtgeist begegnet? Nein? Ich wünschte, ich könnte das auch von mir sagen. Aber es ist eben passiert. Eine durchscheinende Gestalt, die sich als ehemaliger Jedi-Meister vorgestellt hatte, war vor mir erschienen, und hatte mir, meinen Leuten und den Wookiees den wohlgemeinten Rat gegeben, vielleicht doch auf die Evakuierung zu bestehen. Immerhin war sie ja formell durch, und ich und meine Leute waren ohnehin dazu ausersehen, die Wookiees bis zum nächsten Raumhafen zu eskortieren. Nun. Hier stehe ich also, am vorletzten Schott vor den beiden akquirierten Frachtern für diesen Transport. Besondere Frachter, weil über zweitausend atmende Wesen ein besseres Lebenserhaltungssystem erforderten als die vergleichbare Menge an toter Fracht. Aber zurück zur Gegenwart.
„Sie können nicht passieren. Solange Alarm ist, sind alle Abflüge ausgesetzt“, beharrte der Anführer.
Chaghuan wollte sich in Bewegung setzen, aber ich hielt ihn mit einer unauffälligen Geste zurück. Wieder erklang eine Explosion, und eine kräftige Erschütterung ging durch den Boden. Ich sah deutlich genug, wie die fünf Sturmtruppler heftig zusammenzuckten. Ihnen war das ebenso wenig geheuer wie uns.
„Hören Sie, wir wollen ja gar nicht abfliegen. Noch nicht. Aber sobald das Rebellenpack erledigt ist, und das kann ja nicht mehr lange dauern, können wir abfliegen. Und dann habe ich diesen Haufen übel gelaunter Wookiees an Bord der Frachtschiffe, und nicht an Bord des Todessterns. Es wird mir eine Freude sein, sie los zu sein.“
Der Unteroffizier schien zu überlegen. „Ich muss Rücksprache halten.“
Das sollte er ruhig tun. Einer meiner Leute hatte meinen Astrodroiden in die Kommunikation gehackt und den Befehl zum Transport der Wookiees auf Dauerschleife gestellt. Natürlich passte er den Satz auf die Situation, sprich Fragestellung, an.
„Scheint alles in Ordnung zu sein. Sie können passieren, Captain Hus.“
„Na also. Danke“, sagte ich, wohl wissend, dass ich immer noch streng nach Befehl handelte. Wenn die Frachter starteten, weil die Station explodierte, eine Option, die mir sehr real erschien, konnte zumindest keiner was sagen. Die Protokolle des Hangars würden mit dem Todesstern untergehen. Verzeihung, Friedenslicht 1 natürlich.
Ich ging an den fünf Männern vorbei, und die Wookiees und meine Leute folgten mir. Als ich schon mehrere Meter entfernt war, wandte ich mich noch einmal um. Die fünf dauerten mich plötzlich. „Hören Sie, Sergeant. Wir schenken diesen riesigen Wollknäueln zwar die Freiheit, aber weil sich die Evakuierung um Tage verzögert hat, sind sie sehr schlecht gelaunt. Ich könnte Hilfe gebrauchen, um eventuelle Streithähne zu trennen, bis wir die Frachter geboarded haben. Sie können Ihre Kontrollen auch im Hangar ausführen.“
So etwas wie Erleichterung schien von den fünf Leuten auszugehen. „Natürlich, Sir, Sie haben Recht. Wir helfen selbstverständlich gerne!“ Mit diesen Worten schlossen sie sich uns an wie schon einige andere Soldaten, Techniker und zivilen Mitarbeiter zuvor. Ich rechnete die Kapazität der beiden Frachter nach und kam zum Schluss, dass wir noch mehr würden mitnehmen können. Natürlich nur, wenn die Friedenslicht 1 zerstört werden sollte.
Aber wie war das schon wieder passiert, und warum steckte ich wieder mal mitten drin?
Als wir den Hangar erreichten, warteten unsere Frachter bereits auf uns, genau wie angekündigt. Unser Problem war, dass sie während eines Alarms nicht starten durften, aus dem simplen Grund, weil sie in einem Gefecht ins Feuer beider Seiten geraten konnten und drohten, abgeschossen zu werden. Das Imperium war immerhin effizient. Unser Problem war also zuallererst einmal, an Bord zu kommen. Dabei rechnete ich mir noch keine Schwierigkeiten aus. Doch dann kam das Problem, vom Todesstern zu verschwinden, bevor er wie vom Jedi angekündigt explodierte.
„Leutnant Riies“, sagte ich, meine Stellvertreter herbei winkend.
Der junge Coruscanter wirkte sehr nervös. Jedes neue laute Geräusch ließ ihn merklich zusammenzucken. Er sagte zwar immer: „Es geht schon, Sir.“ Aber man konnte ansehen, dass er die Bedrohung weit deutlicher fühlte als ich.
„Sir?“, fragte er.
„Sie schnappen sich Lukior, Wandugar und Rhyhdhyr. Die sollen Ihre Leute begleiten.“ Ich deutete auf drei der Wookiees, die sich die ganze Zeit in meiner Nähe gehalten hatten. „Sie nehmen den linken Frachter, ich den rechten. Anschließend gehen Sie mit einem Trupp Sturmtruppler und den drei Pelzknäuel ins Cockpit des Frachters. Sollte es wichtiger sein, von hier zu verschwinden als auf Starterlaubnis zu warten, setzen Sie den Start durch. Spätestens wenn ich Sie anfunke oder Sie meinen Frachter starten sehen, hauen Sie mit Ihren tausend Wookiees und dem imperialen Personal ab, verstanden?“
„Gegen einen Befehl handeln?“, fragte er wenig begeistert.
„Wenn in Ihnen das Bedürfnis steigt, von hier zu verschwinden, Riies, garantiere ich Ihnen, passiert das aus dem Grund, dass es keinerlei Aufzeichnungen davon geben wird, dass Sie ohne Freigabe gestartet sind. Verstehen Sie das?“
Eine weitere Explosion erschütterte den Hangar. Was immer da hochgegangen war, es geschah in relativer Nähe zu uns. Genauer gesagt zu einem Teil der Äquatorialzone, die wir intern „den Graben“ nannten, eine tieferliegende Wartungsstruktur von Höhe und Ausmaß vierstöckiger Gebäude. Was anderswo imposant wirkte, war bei den Dimensionen der Friedenslicht eins geradezu winzig. Bis man es brauchte.
„Roooooaaaaar!“, sagte Chaghuan.
„Und was ermächtigt dich zu der Expertise, dass hier ein Turbolasergeschützturm am Graben hochgegangen ist?“, fragte ich.
„Raaaaaahr!“
„Wie, du warst mal dabei, als eines zerstört wurde?“
„Schon gut, schon gut, Sie brauchen mich nicht unter Druck zu setzen, Sir! Ich mach’s! Ich mach’s ja! Kommt mit, Ihr drei! Wenn wir überleben wollen, müssen wir weiterhin gut zusammenarbeiten, okay?“
Die drei Riesen röhrten bestätigend, dann folgten sie Riies zum linken Großraumfrachter.
„Also dann, es gilt“, sagte ich und setzte mich selbst in Bewegung, um meine Leute in den gut vierhundert Meter langen und zwölf Meter breiten und ebenso hohen Personentransporter zu bringen. Das Ding hatte drei Ebenen. Das sollte ausreichen, um eintausend Mann zu befördern – dreitausend Mann, wenn keine großartige Ausrüstung wie Speeder oder ein paar AT-ST mitgenommen wurden. Oder eben eintausend Wookiees und meine rund hundert Leute.
Der Lademeister und einer seiner Techniker erwarteten uns bereits. Ich ging direkt auf ihn zu und hielt ihm meine Befehle hin. Er nahm sie nach einem kurzen Gruß wortlos entgegen und sah sie kurz an. „Beginnen Sie mit dem Boarding, Sir. Je eher wir fertig sind, desto besser, finde ich. Nur für den Fall, dass wir hier früher starten müssen als gedacht.“
Ich musste mir ein Grinsen verkneifen. Bei diesem Unteroffizier rannte ich sprichwörtlich geöffnete Schotts ein. „Sie haben den Mann gehört, Leutnant Yaars. Beginnen Sie.“
Der ältere Offizier, augenscheinlich dazu verknackt, auf Lebenszeit in dieser Rangstufe zu bleiben, war mir eine große Hilfe, allein wegen seiner Erfahrung und Abgeklärtheit. „Ja, Sir.“ Er wandte sich den Wartenden zu. „Wir beginnen jetzt mit dem Boarding! Ihr verteilt euch selbstständig auf drei Decks und befüllt die vorhandenen Plätze von Bug zu Heck! Keine Sorge, wir haben noch rund tausendachthundert Plätze! Keiner muss drängeln! Und ja, wenn wir gestartet und durch die Lichtmauer durch sind, könnt Ihr Plätze tauschen!“ Seine sonore, kräftige Stimme klang klar über dem Geraune der Stimme, und die Erleichterung der Wookiees und der Imperialen, als es endlich los ging, konnte man fast mit Händen greifen. So strömten die ersten Wookiees an mir vorbei. Und wie ich sah, geschah das auf dem anderen Frachter auch. Ein wichtiger Schritt war getan.
„Sir!“, sagte der Lademeister. „Gehen Sie ins Cockpit. Ensign Streamrider ist ein guter Pilot, aber noch etwas sehr frisch von der Akademie. Er könnte einen direkten Befehl gebrauchen.“ Dabei sah er mir sehr ernst in die Augen. Ich nickte zum Zeichen, dass ich verstanden hatte. Aber das hatte ich eh vorgehabt. Das musste der Mann wissen. Also hatte er nur zeigen wollen, dass er mich in dieser Hinsicht, was einen früheren Start bedeutete, voll unterstützte. Nun, gut zu wissen.
„Komm, Chaghuan.“ Der Wookiee bestätigte.
Während die Passagiere an Bord strömten, schlossen wir uns an und ließen uns auf der mittleren Ebene durch die Menge quasi an die Spitze spülen. Auf diese Weise gelangten wir in unter einer Minute im Cockpit. Zwei Piloten und ein Funker erwarteten uns.
„Captain Jaava Hus“, stellte ich mich vor. „Ich bringe wie avisiert die Wookiees.“
„Wir befinden uns unter Gefechtsalarm“, sagte der linke Pilot. Das musste Streamrider sein.
„Was uns verbietet, ohne Notlage zu starten, ich weiß. Aber es schadet nichts, wenn ich meine Wookiees schon an Bord bringe, oder? Sie glauben doch nicht, dass die Bedrohungslage durch ein paar Rebellen besonders lange dauern wird. Sobald sie ausradiert sind, können wir die Wookiees von Bord der Station schaffen.“
Der Ensign sah mich zögerlich an. „Gegen das Boarding ist wohl wirklich nichts zu sagen…“
„Dann sind wir uns ja einig. Komm, Großer.“
Ich verließ das Cockpit wieder, winkte aber einen meiner Squadleader heran. „Heniss, Sie nehmen Ihre vier Mann und gehen ins Cockpit. Offiziell sollen Sie die drei Offiziere davor beschützen, dass einer oder mehrere der Wookiees übergreiflich werden.“
„Und inoffiziell, Sir?“, schnarrte der erfahrene Infanterist.
„Sorgen Sie dafür, dass dieses Ding startet, sobald ich den Befehl dazu gebe.“
„Und wenn sich die Offiziere weigern zu fliegen?“, fragte er zweifelnd.
„Wogäää. Rrrrrruh.“
„Wie? Du kannst so ein Ding fliegen? Du und Hulbur?“, fragte Heniss staunend.
„Wraah!“
Ich grinste. „Sie behalten Hulbur, Lewrook und Dunizsaca in der direkten Nähe. Als Argumentverstärker, haben Sie verstanden, Heniss?“
„J-ja, Sir. Ich habe verstanden. Und wann soll ich argumentieren?“
„Spätestens wenn der Reaktorkern hochgeht. Dann haben wir etwa eine Minute, bis uns alles um die Ohren fliegt.“ Ich sah dem Unteroffizier in die Linsen seines Helms, um klar zu machen, wie ernst ich es meinte. „Das ist natürlich nur der Worst Case. Tatsächlich erwarte ich, dass der Angriff der Rebellen abgeschlagen wird und wir danach sofort unsere Startfreigabe bekommen. Verstanden? Um alle Unklarheiten auszuschließen…“ Ich hielt meinen Kommunikator hoch. „Ich plane, Ihnen den Befehl zu geben, wann wir starten. Sie handeln nur, falls der schlimmste Fall eintritt, selbstständig.“
„Verstanden, Sir“, sagte Heniss erleichtert. „Und Sie? Wo finden wir Sie?“
„Ich bin am Heck und versuche einzuladen, wer immer es zu uns in den Hangar schafft.“
Mit diesen Worten ließ ich die Truppe und die Wookiees zurück. Nur Chaghuan folgte mir.
„Roäääh.“
„Nein, es muss jemand sein, der nicht nur Leute an Bord lässt, sondern der auch weiß, wann er damit aufhören muss“, sagte ich mit fester Stimme. Es würden so oder so Hunderttausende sterben, wenn die Rebellen erfolgreich waren. Jeden weiteren, den wir mitnahmen, war nur ein Tropfen auf dem heißen Stein. Aber für diese Leute würde es einen Unterschied machen.
Als ich wieder am Heck war, sah ich, wie weitere Imperiale in den Hangar kamen, Techniker, Soldaten, Sturmtruppler. Ich winkte sie heran und ließ sie an Bord. Es waren ungefähr fünfzig Leute, und etwa die gleiche Zahl ging an Bord des anderen Frachters. Was ich genauso fürchten musste wie den rechtzeitigen Start, war, dass unsere Fähren überlaufen wurden. Einige Zeit würden wir auch so richtig vollgepfropft überstehen, aber irgendwann versagte das beste Lebenserhaltungssystem. Und es half niemandem, wenn diese beiden Frachter mit erstickten Imperialen gefüllt waren. Aber es sah nicht so aus, als würden noch allzu viele Leute dazu kommen.
Als Ensign Varit mit seinen neun Leuten in den Hangar gelaufen kam, war ich aber doch ganz froh. Die zehn stürmten geschlossen auf meinen Frachter zu, und dabei grinste der Nachwuchsoffizier von einem Ohr bis zum anderen. „Traktorstrahler wie befohlen vom Bordrechner gekappt, Sir. Falls wir überfrüht starten müssen, kann uns keiner zurückhalten.“
„Sie haben Ihren Auftrag ausgeführt, Holm Varit. Sehr gute Arbeit. Und jetzt rein!“
„Ja, Sir!“ Als Letzter seiner Truppe lief er die Rampe hoch und suchte sich einen Platz.
Unsere Schiffe waren natürlich nicht die Einzigen im Hangar. Mehrere kleinere Einheiten, Shuttles und kleine Frachter, standen hier, und ab und an strebte jemand auf sie zu. Sehr, sehr wenige. Falls der Jedi Recht behielt würde die Vernichtung des Todessterns nicht nur die größte Niederlage des Imperiums bedeuten, sondern auch der größte Verlust an Soldaten seit seiner Gründung. Dieser Gedanke krampfte meinen Magen zusammen. Die armen Teufel an Bord.
Ich sah auf, als ich jemanden in den Hangar kommen sah, den ich kannte. Diese Kyle, welche Vader damals in der Akademie begleitet hatte. Ich winkte ihr und ihren Begleitern zu und wollte sie auffordern, an Bord zu kommen. Aber sie winkte ab und deutete auf ein schwarzes Shuttle, die Maschine von Lord Vader. Ich nickte verstehend, bis mir dämmerte, dass Darth Vader nicht dabei gewesen war.
Dann rummste es richtig laut, und der ganze Hangar schwang wie eine Glocke. Plötzlich gellte Alarm auf, und ein automatisches Evakuierungssignal ging durch diesen Bereich der Station. Ich sah Vaders Fähre klar zum Start werden. Es wurde Zeit, verdammt noch mal.
„An Bord! Wir starten!“, rief ich in den Hangar. Das war auch das Signal für meinen Astrodroiden R2-A5, die Brücke des anderen Frachters hochzufahren.
„Kommen Sie!“, rief ich den fünf Sturmtrupplern zu, welche sich uns am Kontrollpunkt angeschlossen hatten. „Jetzt!“
Die vier einfachen Soldaten schienen durchaus gewillt, die Rampe zu erklimmen. Aber der Unteroffizier sagte: „Dazu haben wir keinen Befehl, Sir!“
„Chaghuan.“
„Brää?“
„Ja.“
Der Wookiee schien zu seufzen. Dann holte er aus den Tiefen seines Fells etwas hervor. Eine Waffe. Genauer gesagt ein Schocker. Den richtete er auf den Anführer der Truppe und schaltete ihn aus. Ich winkte seine Leute an Bord, dann war der Wookiee bei dem Bewusstlosen, nahm ihn auf, als wäre er nur ein Spielzeug und schaffte ihn an Bord.
„Starten Sie, Hus“, erklang eine Stimme in meinem Kopf. „Jetzt!“ Der alte, tote Jedi? Ich lief die Rampe hoch und zog den Kommunikator. „Das war der Hauptreaktor! Wir starten! Sofort!“
Bestätigungen trafen bei mir ein. Ich lief durch das Schiff und wunderte mich, dass wir noch nicht abhoben. Dann flog mir, fast am Cockpit, Ensign Streamrider entgegen. Der Mann war benommen, aber am Leben. Als ich ins Cockpit trat, war bereits ein Wookiee auf dem Pilotenplatz. Hulbur. Chaghuan erklomm den Co-Pilotensitz.
Jetzt feuerten die Antriebsdüsen, gut hörbar im ganzen Schiff, und die Heckrampe schloss sich, all die armen Kreaturen zurücklassend, die jetzt für den Ruhm des Imperiums sterben würden. Erst waren sie für Tarkins Ambitionen zu Massenmördern an Alderaan gemacht worden, jetzt wurden sie seine Opfer auf dem Altar seiner Eitelkeit. Ich schwor mir, wenn Tarkin das überleben würde, wäre er nirgendwo im Universum sicher vor mir. Ein erschreckender, rebellischer Gedanke. Er gefiel mir. Hybris musste bestraft werden.
Unser Schwesterschiff startete zuerst, dann wir. Auch die anderen Schiffe im Hangar hoben nun ab, auch Vaders persönliche Fähre. Und ich hatte ihn immer noch nicht an Bord gehen sehen. Ich wusste nicht, ob mich das beunruhigen oder beruhigen sollte.
Als wir den freien Raum erklommen, wurde ich der Bedrohlichkeit der Situation überhaupt erst gewahr. Aus mehreren anderen Hangars, Schotten, ja, aus Feuerstellungen traten ultraheiße Plasmazungen aus. Sie erschienen fast an der ganzen Oberfläche des Giganten, soweit ich das sehen konnte. Nur noch nicht auf dem Äquatorialring. Als schräg hinter uns, aus dem Cockpit gerade noch zu sehen, auch ein riesiger Schwall aus ultraheißem Plasma aus dem Hauptreaktor drang, wusste ich, wie knapp es gewesen war und noch immer sein musste. „Springen, wenn bereit! Egal, wohin!“, wies ich die beiden Wookiees an.
„Hrrr.“
„Hetzen ist wohl gerade dein kleinstes Problem, wenn du nicht geröstet werden willst!“, wies ich Chaghuan zurecht.
„Awäääääüäääää!“, rief Hulbur aufgebracht und flog ein kurzes Manöver, das uns wertvolle Zeit kostete. Ich sah genauer hin und erkannte Vaders Fähre, die unsere Flugbahn zu kreuzen drohte. Wer war der Pilot? Jedes der startenden Schiffe, und es waren dann doch mehr, als ich erwartet hatte, flog in gerader Linie vom Todesstern weg, nur dieser hier nahm einen Winkel, der die viel leichtere Maschine vor unseren Frachter brachte.
Verdammter elitärer Idiot! Er versuchte, sein Shuttle auf sein Sprungziel auszurichten, während alle anderen vor allem sich selbst zu retten versuchten. Glücklicherweise zerschredderten wir die klitzekleine Fähre nicht mit unserer schieren Masse. Hulbur hatte früh genug reagiert, sodass die kleine Korrektur nun zu einem großen Abstand wurde. Er hatte auch darauf geachtet, unserem Begleitschiff nicht in den Kurs zu kommen. Der Wookiee konnte in der Tat fliegen.
„WEG JETZT!“, rief ich, als selbst aus unserem Hangar das Plasmafeuer des Reaktors hervor trat. Dort war niemand mehr am Leben, und in wenigen Sekunden würde der Kern, der noch vom Metallkonstrukt der Station gebändigt wurde, vollends ausbrechen und diesen Giganten auseinander brechen. Ein für allemal.
Erst sprang Vaders Fähre. Dann unser Begleitschiff. Dann durchbrachen auch wir die Lichtmauer. Es war vorbei.
Erleichtert ließ ich mich zu Boden sinken. Auf einmal hatte ich sehr schwere Beine. Aus dem Passagierbereich rief jemand: „Wir sind gesprungen! In Sicherheit!“
Diese Worte lösten einen gewaltigen Jubel und große Erleichterung aus. Geschafft. Gerettet.
Heniss und einer seiner Leute zogen mich wieder auf die Beine, während das begeisterte Gebrüll der Wookiees meine Ohren klingen ließ. Dann halfen sie mir, mich auf einen Notsitz im Cockpit nieder zu lassen. „Alles gut, Sir?“
„Ist nur die Erleichterung. Alles gut, Heniss.“
„Sie haben uns alle gerettet, Sir. Das werden wir Ihnen nie vergessen“, sagte einer seiner Leute.
„Und doch sind es zu wenige.“
Leutnant Yaars, der das Boarding überwacht hatte, bis ich die Rampe habe hochfahren lassen, trat an mich heran. „Sir. Wir sind etwas über eintausendvierhundert Personen an Bord. Bei Leutnant Riees sind es eintausendvierhundertsechzig. Und ein Astrodroide.“
Es erleichterte mich, dies zu hören, obwohl ich gesehen hatte, wie mein Droide die Rampe hochgefahren war. „Danke, Yaars. Gute Arbeit.“
„Danke, Sir. Und was machen wir jetzt?“
„Na was wohl? Wir bringen die Wookiees nach Hause.“
Diese Worte wurden von den Pelzknäueln sehr gut aufgenommen und bejubelt. Als der Lärm etwas abgeklungen war, fügte ich hinzu: „Und dann fliegen wir zum nächsten imperialen Stützpunkt und melden uns. Aber keine Minute vorher.“ Das Letzte, was ich wollte, war, einen Funkspruch zu empfangen, der mir befahl, die Wookiee-Zwangsarbeiter irgendwo abzuliefern, denn offensichtlich waren Fachkräfte im Imperium gerade etwas rar geworden.
Kurz gingen meine Gedanken zu dieser Frau, Kyle. Sie hatte es augenscheinlich auch geschafft. Und wenn ich ehrlich war, machte mich das froh. Solange Tarkin nur auf dem verdammten Riesending mit verbrannt war. „Chaghuan.“
„Wrr?“
„Sobald wir aus dem Sprung kommen, Nachricht an unser Begleitschiff. Wir nehmen direkten Kurs auf Kashyyyk.“
„Hrrr,“ bestätigte er und zeigte ein humanoides Zeichen: Daumen hoch. Welches ich erwiderte.
Ich würde ihn vermissen. Andererseits war ich auch froh, ihn und die zweitausend Wookiees los zu sein. Denn ein altes Sprichwort sagte: Wenn ein Wookiee verliert, dreht er dir den Arm aus dem Gelenk. Ich hatte nicht vor, die Wookiees oder mich selbst in solch eine Lage zu bringen. Zur Zeit jedenfalls nicht. Ich schloss die Augen und ließ mich von der Erleichterung über unsere Rettung hinweg spülen. Und ich dankte dem toten Jedi für die Warnung.
„Gern geschehen, Jaava Hus“, klang es in meinen Gedanken auf. Irrte ich mich, oder hatte die Stimme merkwürdig zufrieden geklungen? Konnte es sein, dass wir, speziell ich für den toten Jedi-Meister in irgendeiner Weise bedeutend waren? Jetzt oder in Zukunft? Oder hatte er uns aus reinem Altruismus gerettet? Wenn ich es recht betrachtete, war der Ausrottungskrieg gegen die Jedis durch den Imperator vielleicht doch nicht so gerechtfertigt, wie er es immer darzustellen versuchte. Ich musste über einiges nachdenken. Das war vermutlich, was der tote Jedi hatte erreichen wollen. Und mir würde garantiert nicht gefallen, zu welchem Schluss ich kommen würde.
Je größer die Erleichterung wurde, desto müder wurde ich. Also suchte ich einen der Sitze im Passagierbereich auf, ließ den Jubel der Anderen über mich ergehen, winkte ein paarmal und nahm dann Platz, um die Erschöpfung endlich ihre Wirkung entfalten zu lassen. Als ich fast weggedämmert war, kamen mir noch zwei Gedanken. Der erste war: Hatte es Lord Vader auch geschafft? Der zweite war: Bedeutete dieses „Hrrrrä huuuus grrrrrrooo“, das ich gerade gehört hatte, tatsächlich „Hus ist jetzt Mitglied unseres Volkes“ oder doch eher „Hus kocht mit uns Baumwurzeln“? Die Rätsel des Shyriiwook.