Diesmal konzentriere ich mich im Appetizer auf die Science Fiction-Heftromane der letzten Monate und somit auf „Perry Rhodan“, „Maddrax“ und „Perry Rhodan Kartanin“. Im Bereich der „Fantasy“ bzw. des Gruselheftromans ist zwar auch viel passiert, vor allem bei Bastei, aber ich fand keine Zeit zum Lesen der Serien. Neben „John Sinclair“ in verschiedenen Versionen und Auflagen, erscheinen weiterhin „Professor Zamorra“, „Dorian Hunter“ und „Das Haus Zamis“. Hinzu kamen zum Jahreswechsel 2024/25 die Taschenheft-Miniserien „Die Vagabunden“ von Robert Corvus und „Atlantis Legenden“ von Ian Rolf Hill. Schließlich soll die Taschenheft-Serie „Castor Pollux“ von Michael Schauert 2025 eine weitere Staffel mit den üblichen 12 Ausgaben erhalten.
Der wichtigste Unterschied zwischen den Miniserien beim Bastei-Verlag und bei „Perry Rhodan“ ist, neben dem Format als Taschenhefte und dem Genre Fantasy selbst, der Umstand, dass alle Romane einer Miniserie in der Regel vom selben Autor verfasst werden. Letzteres sichert einen einheitlichen Erzählstil, ein geringes Maß an Widersprüchen in der Handlung und eine geradlinige Handlungsführung. Gleichzeitig reduziert es die Wahrscheinlichkeit von positiven Überraschungen. Bei dieser Gelegenheit sei auch erwähnt, dass die Taschenheft-Serie „Perry Rhodan Neo“ ebenfalls weiter läuft und inzwischen mit dem zehnbändigen Zyklus „IMPRINT“ die 350‘er Bände erreicht hat.
Heftroman-Miniserie: „Perry Rhodan Kartanin“
Am 14. März 2025 erschien Ausgabe Nr. 1 „Flucht zur Erde“ von Michael Marcus Thurner der neuen PR-Miniserie „Kartanin“. Wie üblich wird die Miniserie wieder 12 Hefte umfassen, die im Laufe des Jahres in einem Abstand von jeweils 14 Tagen erscheinen werden. Die Ausstattung der Hefte entspricht der Norm mit Glanzcover, Vorwort, Roman mit etwa 64 Seiten Umfang und einem Hauptpersonenkasten auf Seite 4. Natürlich gibt es auch ein Titelbild. Das Titelbild stammt diesmal von Dirk Schulz. Sowohl das Titelbild als auch der Roman nimmt sich hier und da Freiheiten gegenüber der erstmaligen Darstellung der Kartanin in den 1200‘er Heften, dem sog. „Chronofossilien“-Zyklus. Damals hielt noch Johnny Bruck das Monopol über die Titelbildgestaltung der „Perry Rhodan“-Publikationen, Redakteur war seit kurzem Horst Hoffmann, die Exposés stammten von Thomas Ziegler und Ernst Vlcek, William Voltz war erst etwa ein Jahr verstorben, in der „Atlan“-Serie begann gerade der Großzyklus „Im Auftrag der Kosmokraten“, dessen Grobkonzept noch von William Voltz stammt, genau wie jenes für den „Chronofossilien“-Zyklus der Mutterserie. Die Verantwortung für die Gestaltung der Handlungsebene „Kleingalaxie Fornax“ und die Paratau-Diebe aus der Galaxie Pinwheel oblag weitgehend im Alleingang Marianne Sydow, welche die neue Figur „Dao-Lin-H‘ay“ als Anführerin der Kartanin zu ihrer Lebensaufgabe machte für den Rest ihrer Karriere als „Perry Rhodan“-Autorin bis zum Ende des „Linguiden“-Zyklus. Auf den Cons Anfang der 90‘er Jahre erklärte sie jedoch, dass sie diese Thematik zuletzt als zu einengend empfand und gab die Weigerung der damaligen Expokraten Ernst Vlcek und Kurt Mahr, ihr ein anderes Thema zu geben als Grund dafür an, aus der „Perry Rhodan“-Serie auszusteigen. Mit dem Ende des „Liguiden“-Zyklus mit Heft 1599 verließ jedoch nicht nur die Autorin die Serie als Abschiedsgeschenk erhielt ihre persönliche Hauptfigur und nach eigener Aussage inzwischen Nemesis, den Status einer Zellaktivatorträgerin. Dao-Lin-H‘ay wurde damit unsterblich, stand nun aber auch ohne Autorin da und wurde daraufhin in der benachbarten Großgalaxie Hangay geparkt, mit gelegentlichen Gastauftritten. In der zweiten Hälfte des „TRAITOR“-Großzyklus nach dem Exposé von Robert Feldhoff in den Heften 2400 bis 2499 erhielt sie dann ihren letzten großen Auftritt. Bei den Lesern blieben Marianne Sydow und ihre Figur Dao-Lin-H‘ay sowie das Volk der Kartanin unvergessen.
Mit dem ersten Heft der neuen Miniserie kehren nun Dao-Lin-H‘ay und ihr Volk als aktive Protagonisten in das Perryversum zurück. Stilistisch orientiert sich Michael Marcus Thurner dabei allerdings eher an Karl-Herbert Scheer als an Marianne Sydow. Passenderweise beginnt der Roman dann auch mit einer kleinen sportlichen Verfolgungsjagd eines älteren Haluters namens Miro Teik, der einzige Nachkomme des Haluters Fancan Teik, der zusammen mit Icho Tolot den allerersten Auftritt von Halutern in einem „Perry Rhodan“-Heft absolvierte, in Heft 200 „Die Straße nach Andromeda“ von K. H. Scheer, mit dem Titelhelden Perry Rhodan. Es bleibt hervorzuheben, dass der gesamte Roman voller solcher kleiner Querverweise auf ältere Romane ist. Das erste Kapitel hat keine weitere Bedeutung für den Roman, führt jedoch mit Miro Teik eine wichtige Nebenfigur für die Miniserie ein. Michael Marcus Thurners Schilderungen von Miro Teik bewirken bei mir den Eindruck, dass er eigentlich lieber gleich Fancan Teik geschildert hätte, doch der wurde bereits im „Perry Rhodan“-Heft 2709 „Der perfekte Jäger“ von Susan Schwartz getötet und damit aus der Serie herausgeschrieben.
Danach geht es um den Absturz des Raumschiffs von Dao-Lin-H‘ay und ihrer Mannschaft, das von einem anderen Raumschiff verfolgt wird, dessen Besatzung an kleine Teddybären erinnert, die allerdings von Parasiten befallen sind, welche sie in tollwütige Monster verwandeln. Letzteres ist eines der für Michael Marcus Thurner typischen Handlungselemente. Perry Rhodan will eigentlich nichts mit der ganzen Geschichte zu tun haben, wird jedoch immer tiefer in die Geschichte hineingezogen. Es bleibt festzuhalten, dass die Kartanin in den alten Zeiten das Revier anderer Zellaktivatorträger wie Homer G. Adams und Ronald Tekener war, die aus extrem unterschiedlichen Gründen für eine Miniserie nicht zur Verfügung stehen. Die Raumschlacht im Erdorbit endet mit dem Absturz beider Raumschiffe und die schitzoide Geheimagentin a. D. Suyemi Teab mit einer Bewusstseinskopie der Posmi Aurelia Bina im Kopf übernimmt die Leitung der Ermittlungen rund um die Absturzstellen. Der Leser erfährt, dass die Mehrheit der Teddybären, die sich selbst als Monchichi, halt nein Monchai bezeichnen und von einer seltsamen Seuche, die ich mal mit den Namen Vantani umschreiben möchte, befallen sind, verstorben sind. Es sind jedoch genügend verseuchte Monchichi, äh Monchai entkommen, um für den Rest der Miniserie für Ärger zu sorgen. Die Kartanin sind ebenfalls stark angeschlagen. Dao-Lin-H‘ay hat den Absturz ihres Raumschiffs jedoch überlebt und kann nun Perry Rhodan erzählen, dass sie mit ihren Anhängern die Galaxie Hangay verlassen hat und eine neue Kolonie in der Kleingalaxie Ursa Minor gegründet hat. Diese wird nun aber von den von den Vantani befallenen Monchichi, äh Monchai bedroht. Auf der neuen Siedlungswelt in Ursa Minor blieb ein äh Geschäftspartner der Kartanin zurück und organisiert den Widerstand, der Friedensfahrer und immer noch jüngste Rhodan-Sohn Kantiran. Dieser letzte Hinweis genügt nun doch, Perry Rhodan davon zu überzeugen, sich Dao-Lin-H‘ay anzuschließen und sich etwas tiefer mit ihrem Anliegen zu beschäftigen.
Interessant ist die Darstellung der Charaktere der Protagonisten, die sehr viel Raum in der Handlung einnimmt. Auch sind die Charaktere sehr viel eckiger und widerspenstiger als man es von der aktuellen „Perry Rhodan“-Serie oder „Neo“ gewohnt ist. Allerdings führt dies zu einem angespannten Miteinander der Protagonisten und sogar Missverständnissen. Es fühlt sich halt eher wie eine alter Krimi aus den 1950‘er Jahren an oder wie ein altes USO-Abenteuer aus der frühen „Perry Rhodan“-Serie und weniger wie ein Roman von Marianne Sydow aus den 1980‘er Jahren. Insgesamt empfand ich den Roman als angenehm zu lesen und unterhaltsam und bin gespannt darauf, wie es weitergeht. Aktuell kann man als Leser nur wild spekulieren, was hinter dem oder das Vantani steckt.
Heftroman-Serie: „Maddrax“
Bereits am 14. Dezember 2024 erschien Ausgabe 650 von „Maddrax“. Das Heft trägt den Titel „Im Auftrag des Weltrats“ und dies könnte auch der Titel des gesamten Zyklus sein, der bis Band 699 laufen soll. Die im Vergleich zu „Perry Rhodan“ ohnehin bereits lockere Handlungsführung soll nun komplett an die lange Leine gelegt werden und den Autoren viel Freiheit beim Konzipieren und Verfassen der Hefte gelassen werden. Wie der Titel bereits verrät, sind die Kämpfe des „Amraka“-Zyklus bereits Geschichte und die Weltregierung in Washington will endlich für Ordnung in der Welt sorgen. Maddrax und Aruula ziehen hinaus in den Einsatz als freischaffende Agenten in der Welt nach der Postapokalypse. Dabei erleben sie Einzelabenteuer im Handlungsjahre 2549 n. Chr.
Ab Heft 654: „Metamorphosen“ von Oliver Müller begeben sich die beiden jedoch auf eine Reise, die sie weit von Nordamerika weg führt. Die erste Station ist das Aachen der fernen Zukunft, deren Dom bereits seit vielen Jahrzehnten von einer Spezies intelligenten Insekten beherrscht wird. Die eigentlichen Bewohner haben sich längst mit Königin Ch‘zzarak und ihrem Volk arrangiert. Die Königin selbst wird mit jeder neuen Häutung menschlicher und ihr Volk entwickelt sich ebenfalls immer weiter. Letztlich handelt es sich jedoch weiterhin um große, extrem Intelligente Käfer, Ameisen oder Bienen usw. Die Welt von „Biene Maya“ ist real geworden, allerdings mehr die literarische Vorlage. Die Armee der Chitiins unter der Führung von General Koleptraa will sich damit nicht abfinden. Sie besteht aus Soldaten der umliegenden Kasernen, die von den Fürsten der umliegenden Provinzen finanziert und aufgestellt wurden. Es handelt sich um gewöhnliche Söldner aus dem Rheinland, die sich mit allem an Waffen ausgerüstet haben, was man in der Welt des 26. Jahrhunderts finden kann und zudem die Panzer und Häute getöteter Insekten aus dem Reich Ch‘zzaraks als Uniformen und Schutzwesten tragen. Sie wirken wie ein ziemlich heruntergekommenes Raubritterheer, sind aber gefährlich und halten die Reise von Maddrax und Aruula auf als sie deren Flugpanzer PROTO rauben. Damit bleibt unseren Helden nichts anderes übrig als sich auf die Seite der Insekten zu stellen. So manches in diesem Roman wirkt eher wie eine mit Ironie verfasste und reichlich blutige Satire auf „Asterix“.
Heft 655: „Die Feuerhexen von Berlin“ spielt in der deutschen Hauptstadt und wurde von Lucy Guth verfasst. Das Zentrum der Stadt besteht weiterhin aus der Metropole, die aus einer Parallelwelt kam, in welcher die Inquisition im Mittelalter die Macht an sich riss. Unter Bundeskanzler Ratzinger kam es jedoch zu zahlreichen Reformen und Besserungen. Auch das Volk der Hexen von Berlin und sogar neu in die Stadt hinzugezogene parapsychisch begabte Frauen werden geduldet, allerdings auch nicht mehr. Die Inquisition selbst wurde weitgehend entwaffnet, was diese nur widerwillig hinnahm und ihre neue Führung wartet nur auf eine Gelegenheit den Glaubenskrieg neu zu entfachen. Aruula und Maddrax interessieren sich jedoch auch für das Schicksal von Carry, die sich nach den Ereignissen in Heft 650 nach Berlin begeben hat, weil sie in Deutschland mehr Freiheit und Wohlstand für sich erwartete als ihr das Nordamerika des Jahres 2549 n. Chr. geben kann. Und dann ist da noch das charakterlich bösartige und niederträchtige WonderWoman Marlena, das, wie das Oberhaupt der Inquisition Bert Hölders auch, nach der Macht in der einstigen deutschen Hauptstadt strebt. Unterstützt werden Aruula und Maddrax hingegen von Klaus Meyer, dem deutschen Humphrey Bogart in seiner Rolle des Detektives „Sam Spade“. Letzterer wird schließlich Bürgermeister von Berlin, während Bundeskanzler Ratzinger seinen Zellaktivator im U-Bahn-Schacht verliert und den Roman nicht überlebt. Wie so oft sollte man die Romane der Serie als Mischung aus Fantasy, Abenteuerroman und etwas Science Fiction nicht zu ernst nehmen, auch wenn sie nicht direkt als Satire gedacht sind.
Weiter geht es in Heft 656 zur „Enklave der Männer“ auf der dänischen Insel Bornholm. Der Roman stammt von Christian Schwarz und schildert die Erlebnisse von Aruula und Maddrax während eines kurzen Zwischenaufenthalts auf ihrer Reise in einem Dorf, das nur von Junggesellen bewohnt wird, die aus dem Reich der 13 Inseln geflohen sind, weil sie sich nicht weiter der Tyrannei der Amazonen unterwerfen wollen. Doch auch auf der fernen Ostseeinsel ist das Leben nicht einfach und voller Gefahren. Vor allem Piraten vom nordwestlichen Ende Skandinaviens sorgen für Ärger. Diesmal erhält der Leser einen klassischen Abenteuerroman mit Rückblenden auf das Leben des Snorrje, der als männliches Kind im Reich der Amazonen einen Überfall der Möchtegern-Wikinger dank des Eingreifens Rulfans überlebt hat und später zum Anführer der nach Bornholm geflohenen Jünglinge wird. Das Leben auf der Insel erweist sich jedoch in der Praxis als unerwartet hart.
Mit Heft 657 „Queen Haaley“ von Ian Rolf Hill erreichen Aruula und Maddrax endlich das Ziel ihrer Reise. Das Reich der 13 Inseln, die Heimat von Aruula und der Sitz eines Amazonenreichs, deren Führung zudem über Parafähigkeiten verfügt. Und Haaley, die komplett verrückte einstige Verbündete von Maddrax ebenso verrücktem Lieblingsfeind Dr. Jacob Smythe, die zwischendurch zu seiner eigenen Verbündeten und schließlich zur Königin der 13 Inseln wurde, ist verschwunden. Sie war auf der Suche nach einem legendären magischen Königsschwert. Wir begeben uns also auf die Spuren der Artussage. Dies ist übrigens für längere Zeit der letzte Maddrax-Roman von Ian Rolf Hill, der sich zum fleißigsten Autor des Bastei-Verlags entwickelt hat und auch bei Serien wie „John Sinclair“ und „Prof. Zamorra“ mitschreibt, aber sich nun auf andere Projekte konzentrieren möchte. Darunter die Miniserie „Atlantis Legenden“, die auf der berühmten Insel des Königs Atlan, der Typ mit den blonden Haaren und roten Augen, im Atlantik spielt, die vor etwa 10.000 Jahren unterging. Bei Bastei geht es jedoch mehr um das Schicksal einer Reihe relativ unsterblicher Dämonen in der Provinz, die später einmal als Helden und Schurken für die Heftserie „John Sinclair“ von Belang sein werden.
Allein der Umfang der Schilderungen dürfte bereits Hinweis darauf geben, dass ich gegenwärtig wieder viel Spaß mit der Serie „Maddrax“ habe und sie so gern lese wie lange nicht mehr. Ich selbst empfinde es dabei nicht als Nachteil, dass die Autoren sich zwar viele Freiheiten nehmen, aber nicht direkt mit ihrem Werk darauf hoffen, die Welt zu verändern, sondern das Publikum einfach nur unterhalten wollen. Auf der anderen Seite scheuen sie jedoch auch nicht vor satirischen Kommentaren zurück. Dies alles in ein phantastisches Setting verpackt, ist genau nach meinem Geschmack.
Heftroman-Serie: „Perry Rhodan“
Inzwischen ist mehr als ein Vierteljahr seit dem Erscheinen von WoC 121 Anfang Dezember 2024 vergangen und der erste Zyklus der „Perry Rhodan“-Serie nach dem Exposé von Ben Calvin Hary ist bei Heft 3317 angelangt und manche haben bereits Heft 3318 gelesen, wenn ich diese Zeilen an Tiff alias Alexander sende. Darüber hinaus hoffe ich darauf, dass Marc und Roland ihre Einzelheftbesprechungen der Erstauflage fortsetzen. Daher halte ich mich für meine Verhältnisse kurz.
Mit Heft 3300 „Terra muss fallen“ von Ben Calvin Hary begann der neue „Phoenix-Zyklus“, der lediglich 50 Hefte haben wird und nur als Einleitung in einen Großzyklus dienen soll, der mindestens bis Band 3499 gehen wird, wenn der neue Chefautor seine Pläne umsetzen kann. Handlungsjahr von Heft 3300 ist das Jahr 2250 NGZ, was dem Jahr 5837 n. Chr. entspricht.
Inzwischen ist auch klar, dass der Zyklus-Titel sich in erster Linie auf das Raumschiff PHOENIX bezieht mit dem Perry Rhodan, Atlan sowie Liam Barstow, Meg Ontares und der Ara Zhobotter zur Agolei reisen. Zhobotter ist kein Arzt, wie man es bei einem Ara in der Serie vermuten könnte, sondern ein Ingenieur mit dem Schwerpunkt Programmierung, wie auch Dr. Barstow, welche das Projekt „Phoenix“ leitet. Dabei geht es um die Entwicklung eines kleinen, wendigen, aber an Reichweite starken Kurierraumschiffs für die Organisation San, mit deren Aufbau sich Perry Rhodan inzwischen seit dem Jahr 1514 NGZ beschäftigt, das dem Jahr 5101 n. Chr. entspricht. Die Idee selbst geht noch auf den längst verstorbenen arkonidischen Imperator Bostich zurück. Es sollte eine Art staatliches Nachfolgeprojekt zur Kosmischen Hanse werden, die in Band 1800 oder im Handlungsjahr 1223 NGZ von der Liga Freier Terraner gewaltsam zerschlagen wurde. Angesichts der Dauer der Arbeiten an diesem Projekt fehlt mir als Leser der Glaube daran, dass die Autoren dieses real wirklich umsetzen wollen und die heutigen Autoren in der Kosmischen Hanse der Bände 1000 bis 1800 nicht einen Fehler ihre damaligen Vorgänger sehen. Unter der Exposé von Christian Montillon und Wim Vandemaan war das Projekt San selten mehr als ein Schlagwort, dass immer dann erwähnt wurde, wenn sich zu viele Leser über zu viel terranischen Nationalismus und Kleinklein sowie zu wenig Hintergrundschilderungen in der Serie beschwerten. Auch in Band 3300 ist San kaum mehr als die Begründung für den Bau der PHOENIX. Für die Handlung der „Perry Rhodan“-Serie selbst spielt das Projekt keine Rolle.
Wichtig für die Handlung ist die PHOENIX auch nur, weil es seit der Hyperimpedanz ab Band 2300 keine terranischen Fernraumschiffe mehr gibt, da die terranischen Ingenieure es nicht schafften, binnen 1000 Jahren neue Ferntriebwerke als Ersatz für das Metagrav-Triebwerk zu entwickeln. Man kann dies durchaus als unfreiwilligen Kommentar an die europäische und speziell deutsche Automobilwirtschaft werten. In Wahrheit ist es eher so, dass die aktuellen Autoren Romane mit kleinen Raumschiff mit kleiner Besatzung bevorzugen und die große Galaktische Flotte der Hefte 1000 bis 1800 mit bis zu mondgroßen Raumschiffen wie der BASIS mit entsprechender Besatzung ablehnen. Das Lineartriebewerk als aktuell verwendetes Triebwerk mit immerhin akzeptabler interstellarer Reichweite ist auch keine Entwicklung der Bewohner der Milchstraße, sondern wurde im 21. Jahrhundert Christlicher Zeitrechnung vom Volk der Druuf geraubt, die als zugegeben kriegerische Besucher aus einem anderen Universum auf der Erde erschienen. Zuvor nutzte man die Transitionstriebwerke der Arkoniden. Wie in der Realität gäbe es ohne Hilfe von Außen auf der Erde der fernen Zukunft keine Überlichttriebwerke. Im Gegenteil, ohne die Hilfe der Arkoniden würden die Terraner nicht einmal über Industrie an sich verfügen.
Die eigentliche Handlung beginnt damit, dass eine gewisse Shrell mit ihrem Raumschiff auf der Erde notlandet und dort jahrzehntelang auf dem Raumhafen der Hauptstadt der Erde, Terrania, abwartet. Schließlich zündet sie im Jahre 2250 NGZ drei Bomben jeweils am Rande von Terrania, der Hauptstadt der Menschheit, der Insel Neu-Atlantis im Atlantik, passender Name und dem Mondstützpunkt in dessen Nähe sich die lunare Riesenpositronik Nathan befindet. Mit den Explosionen werden auch drei sog. „Brennende Nichtse“ freigesetzt. Jeweils drei Zonen mit einem Durchmesser mehrerer Kilometer, die aus absolutem Nichts zu bestehen scheinen und die sich auch nicht mit irgendwas füllen lassen. Was mit dem Nichts in Berührung kommt, verschwindet einfach im Nichts.
Shrell fordert von Perry Rhodan, dass er mit der PHOENIX in die Agolei reist und dort seinen uralten Freund Reginald Bull tötet, sonst wird sie das „Brennende Nichts“ nicht stoppen und den Untergang der Menschheit einleiten. Wie schon zu Beginn des Artikel erwähnt, gibt Perry Rhodan der Erpressung nach und reist mit einer kleinen Besatzung in die Agolei. Derweil versucht auf der Erde der Haluter Icho Tolot und ein Team von Wissenschaftlern eine eigene Lösung für die Bedrohung durch das Brennende Nichts zu finden. Zum kleinen Team um Icho Tolot gehören auch zwei Geheimagenten, die Forensikerin Rhea Caburra und Sira Nylling, bei der es sich in Wahrheit um Sahira Saedelaere handelt, die Tochter von Alaska Saedelaere, dem Zellaktivatorträger, der aktuell im Dienst der Kosmokraten unterwegs ist. Die Untersuchung des „Brennenden Nichts“ führt zu nichts, stattdessen lösen die beiden Agentinnen eher nebenher einen alten Kriminalfall und beschließen schließlich, anderswo dringender gebraucht zu werden und verlassen das Team von Icho Tolot auf der Erde.
Der Wyconder Bonnifer gehörte zur Besatzung des Raumschiffs von Shrell und ist auf die Erde geflohen, er will verhindern, dass es den Menschen ergeht, wie seinem Volk. Der wahre Held ist jedoch der Jugendliche Cameron Rioz, der unfreiwillig in die Geschichte hineingezogen wird, dabei besondere Fähigkeiten beweist und schließlich die Flucht zu ergreifen versucht, was ihm auch nicht gelingt, ebenso wenig wie das „Brennende Nichts“ aufzuhalten.
Auf der Riese in die Agolei macht die PHOENIX einen Zwischenstopp im Intergalaktischen Leerraum viele Hundert Millionen Lichtjahre von der Erde entfernt. Dabei stößt man auf das Heimatsystem der Wyconder, deren Heimatwelt verschwunden ist. Sie wurde nach einem Besuch von Shrell von einem „Brennenden Nichts“ verschlungen. Nach Klärung einiger Missverständnisse mit den Wycondern und der Flucht vor einer Invasionsflotte erreicht die kleine Expedition schließlich die Agolei und fliegt zwei abgelegene Welten an, die einmal wichtig gewesen sind. Dabei stößt man auf einen Doppelgänger von Gucky, der den Namen Tin trägt und von den Bewohnern der Agolei ausgesendet wurde, den Freund von Reginald Bull aufzuhalten. Letzterer hatte sich vor Jahrzehnten einmal schlichtend in den Streit zwischen zwei Gruppen von Bewohnern der Agolei eingemischt.
Schrell folgt der Expedition von Perry Rhodan mit ihrem eigenen Raumschiff und einem großen Sicherheitsabstand. Sie traut ihrem unfreiwilligen Agenten nicht. An Bord ihres Raumschiffs befinden sich zunächst auch noch Gucky und Rhodans Ehefrau Sichu Dorksteiger. Gucky gelingt es zu fliehen und nach einer längeren Odyssee an Bord von Rhodans PHOENIX zu gelangen. Sichu wird hingegen zu Schrells persönlicher Geisel und von ihr überall hin mitgeschleppt. So erfährt Sichu, dass Schrell einst die Anführerin einer Gruppe von Rebellen in der Agolei war. Einst gab es in der Agolei die Superintelligenz LEUN, die im Raum hinter dem „Brennenden Nichts“ lebte. Die LEUN existiert jedoch nicht mehr und aus ihr ging die Gemeinschaft der Leun-Völker hervor. Diese ist in zwei Gruppen zerfallen. Die Gruppe um Schrell will unbedingt die alte Superintelligenz wieder auferstehen lassen und in diese wieder aufgehen und das irdische Sein verlassen. Die Mehrheit hat sich jedoch längst mit dem Dasein als normale Lebewesen in der Agolei abgefunden und will gar nicht zurück.
Nun ist der Text doch länger geworden als von mir beabsichtigt. Nach einem schweren Start, der nicht so besonders Rund verlief, auch stilistisch zu wünschen übrig ließ, kommt der Zyklus langsam in Fahrt, allerdings kommt es immer wieder zu überraschenden Wendungen und es ist nicht klar, ob das weitere Szenario damit schon ausgebreitet wurde oder ob noch weitere Überraschungen auf den Leser warten. Ich bin mir lediglich sicher, dass die LEUN nicht das eigentliche Thema des Großzyklus sein werden oder auch nur des ersten Unterzyklus mit dem Titel „PHOENIX“. Dagegen scheint mir das „Brennende Nichts“ als Tor in eine neue Welt immer wichtiger zu werden. Denn die Superintelligenz LEUN und die Gemeinschaft der heutigen Leun-Völker, die aus ihr hervorging, stammen aus der Welt jenseits des „Brennenden Nichts“ und über dieses wissen wir weiterhin fast nichts. Und was genau hat Reginald Bull in der Agolei getan und sind er und der Chaoporter FENERIK noch vor Ort?
Zu den einzelnen Roman lässt sich sagen, dass die einzelnen Autoren ihren persönlichen Stil sehr viel stärker ausgelebt haben als es in der Zeit von Christian Montillon und Wim Vandemaan als Chefautoren üblich war, aber längst noch nicht so stark, wie in der klassischen Ära der Serie. Die beiden alten Expokraten werden auch weiterhin, wie auch ihr Vorgänger Uwe Anton, als einfache Autoren der Serie erhalten bleiben. Christian Montillon hat sogar bereits mit den Heften Nr. 3303 und 3314 zwei Romane beigetragen. Darüber hinaus steht er Ben Calvin Hary als Berater in Sachen Exposé zur Verfügung. Die Romane 3310 und 3311 mit den Abenteurern von Rhea Caburra und Sira Nylling alias Sahira Saedelaere waren Gastromane von Marc A. Herren, der selbst zugab, dass er die Figur Sahira Saedelaere und deren Rückblenden auf ihre Lebensgeschichte aus reiner Eigeninitiative in die Handlung einbrachte. Mir haben diese beiden Romane sehr gefallen, die eigentliche Zyklushandlung wurde jedoch nicht wirklich voran gebracht und bei einer Bearbeitung für die Silberbände in ferner Zukunft werden sie sicher fehlen. Oliver Fröhlich war mit vier Romanen 3301, 3302, 3312 und 3313 der bislang produktivste Autor, gefolgt von Michelle Stern mit drei Romanen 3307, 3308 und 3316. Leo Lukas glänzte mit einem Doppelband über den Zwischenstopp der PHOENIX in der Heimat der Wyconder in den Heften 3305 und 3306. Während die anderen Autoren ihren Stil verstärkt pflegten, hat er jedoch in seinem Doppelband die Handbremse gezogen und z. B. auf seinen typischen Humor verzichtet. Es bleiben noch die beiden Einzelromane 3304 von Hubert Haensel und 3315 von Olaf Brill, der seinen ersten Roman für die Mutterserie überhaupt verfasste. In den Miniserien bewies er stets eine gewisse Sicherheit in den Hintergrunddaten, hier kam er mit den Triebwerksdaten der PHOENIX jedoch etwas ins schwimmen, damit war er jedoch nicht allein und ungeklärt ist weiterhin in der Handlung, wie die Leun Millionen Lichtjahre in kurzer Zeit zurücklegen und dabei nur über Kurzstrecken-Triebewerke verfügen.
Lange Rede kurzer Sinn, die Romane haben mir gefallen, auch wenn sie nicht immer perfekt waren.