Dr. Who. Kampf um die Erde

(OT: Doctor Who and the Dalek Invasion of Earth)

Von Terrance Dicks

Schneider Verlag, München 1977

160 Seiten, TB

Übersetzt von Ulla Neckenauer

ISBN 3-505-07302-4

Durch einen schönen Zufall fiel mir dieses antiquarische Buch vor kurzer Zeit in die Hände. Es handelt sich um die frühe deutsche Übersetzung eines Subzyklus der alten Doctor Who-Serie. Mit solchen Büchern wurde von Seiten des Schneider-Verlages Mitte der 70er Jahre versucht, die seit 1963 im britischen Fernsehen laufende SF-Kultserie „Doctor Who“ auch im deutschen Ausland prominenter zu machen. Wie wir wissen, war diesen Versuchen lange kein Erfolg beschieden, und als die alte Serie 1989 eingestellt wurde, hatten diese Ansätze längst das Zeitliche gesegnet. Erst nach dem Wiederaufleben der Serie im Jahre 2005 kam es bis heute zu einer stärkeren Verbreitung von Doctor Who-Abenteuern in Übersetzungen und Comicform bei uns.

Dieses Buch adaptiert in Romanform die Episoden 4-9 (The Dalek Invasion of Earth) der damaligen zweiten Staffel der Originalserie, die mutmaßlich 1964/65 ausgestrahlt wurde (nach der Gesamtzählung waren es die Episoden 46-51). Für die Zuschauer einigermaßen überraschend tauchten hier die nachmaligen Erzfeinde des Doktors, die Daleks, wieder auf. Erstmals waren sie im zweiten Subzyklus der ersten Staffel, also den Episoden 5-11 (The Daleks) aufgetreten, als es die TARDIS des Doktors zum Dalek-Heimatplaneten Skaro verschlug. Damals schien es so, als seien die von Terry Nation ersonnenen Daleks allesamt vernichtet worden und die Gefahr vorbei … aber ganz so wie weiland bei Arthur Conan Doyle und seinem Meisterdetektiv Sherlock Holmes sehnten sich die Zuschauer wieder nach den seltsam schnarrend sprechenden, mörderischen „Pfefferstreuern“, die bis heute zu dem Hauptbösewichten der alten wie neuen Serie zählen.

Die TARDIS ist auf dem Weg zurück zur Erde und in ihre Heimatzeit, also das Jahr 1963, um dort die Lehrer Barbara Wright und Ian Chesterton wieder abzusetzen. Sie landen zwar auf der Erde, ja, sogar in London, aber man schreibt das Jahr 2080 … und die Metropole ist eine Geisterstadt, bevölkert von monströsen marionettenartigen Robomännern und deren nicht minder Furcht erregenden Gebietern: den Daleks! Sie haben, wie Überlebende alsbald berichten, die Erde überfallen, Millionen Menschen ausgelöscht und den Rest versklavt. Sie betreiben im Norden Englands dem Vernehmen nach ein gigantisches Bergwerk mit menschlichen Sklavenarbeitern, aber der Zweck ist völlig unklar.

Während Ian, Barbara und Susan Foreman, die angebliche Enkelin des Doktors, voneinander getrennt werden und sich verschiedenen Rebellen anschließen, zum Teil auch in Gefangenschaft geraten, gelangen sie schließlich auf verschiedenen Wegen tatsächlich in das unheimliche Bergwerk, in dem die Daleks einen für die Erde in jederlei Weise verheerenden Plan zu realisieren versuchen, der unbedingt vereitelt werden muss …

Mit einem stimmungsvollen und sehr passenden Cover von David A. Hardy, das ein Dalek-Raumschiff und kämpfende Daleks vor Big Ben zeigt, liegt sowohl für die Kenner der alten Episoden – die ich glücklicherweise mit deutschen Untertiteln gesehen habe, als ich mich ab 2015 für die Serie insgesamt zu interessieren begann – wie für moderne Fans, die die klassische Serie noch nicht kennen, ein Buch vor, das ausdrücklich für LeserInnen der Altersstufe 11-14 Jahre übersetzt worden ist. Man spürt das deutlich an der Schlichtheit des Duktus, der sich eng an das gleichfalls schematische Skript der Staffel anlehnt.

Gemessen an den modernen und deutlich anspruchvoller gestalteten Abenteuer der aktuellen Serie ist diese Adaption der kurzen Filmepisoden, die in der Regel 25 Minuten Länge nicht überschritten und stets mit einem dramatischen Cliff-hanger schlossen, durchaus geeignet und locker lesbar. Wer die alten Episoden kennen sollte, kann auf diese Weise noch einmal lesend in das alte Setting eintauchen.

Alles in allem eine nette Nebenbeilektüre, die für die hundertprozentigen Fans vermutlich ein Muss für ihren Bücherschrank darstellt.

© 2025 by Uwe Lammers

Braunschweig, den 7. Mai 2025