Das fantastische Fanzine

Vader&Ich Kapitel 35 bis 38 von Rosalinda Kilian

DIE TODESSCHWADRON, Teil I

„Einen TIE-Jäger pilotieren?“, kiekste ich. „Vader, ich bin in einem Alter, in dem die meisten Sturmtruppler und Piloten den Dienst quittieren und sich ins Privatleben zurückziehen!“
„Der sicherste Platz für Euch ist an MEINER Seite“, sagte Vader. „Nirgendwo sonst.“
Ich fühlte mich von seinem Ansinnen in diesem Augenblick massiv überfordert. Nein. Nein, das war nichts für mich. Rosalinda Kilian hatte nicht das Zeug dazu. Definitiv nicht …
Nach den Begegnungen mit dem Imperator, Mara Jade und zuletzt Ahsoka Tano (von denen jede einzelne zugegebenermaßen meine allerletzte hätte gewesen sein können) vertrat Vader die Ansicht, dass ich mich künftig nur noch in seiner unmittelbaren Gegenwart aufhalten sollte. Als sein persönlicher Adjutant.
Mit anderen Worten: ich musste meinen Job im Logistikzentrum der Imperialen Sternenflotte und meine Wohnung aufgeben. Ein Gedanke, der mir nicht behagte, ich hatte mich dort gut eingefügt, Freunde gefunden.
Andererseits war ich dort ein Ziel. Und Vader ein großer Verführer vor dem Herrn. Er lockte mich mit der Aussicht, die Galaxis zu sehen, Dinge, die jedem Normalsterblichen verborgen bleiben würden. Ich konnte völlig problemlos weiterstudieren. Er konnte mir antike Schriften und Holocrons zugänglich machen, von denen jeder andere Historiker bestenfalls nur träumen konnte. Neues lernen. Sprachen. Diplomatie. Das Pilotieren einer Fähre oder eines TIE-Jägers. Ihm helfen, die Galaxis zu einem besseren Ort zu machen …

Die Indienststellung von Vaders neuem Flaggschiff war ein echter Medienevent. Vader ließ die Executor in nur zwanzig Klicks (= ca. zwanzig Kilometer) Höhe weiträumig um Imperial City kreisen, damit die Bevölkerung sein neues Flagg- und Kommandoschiff auch gebührend bewundern konnte. Wenn man die Kosten berücksichtigte, dann war eine anständige Show das mindeste, was der Steuerzahler erwarten durfte …
Zu Zeiten der Alten Republik hatte es kein galaxisweit agierendes Militär gegeben, lediglich die Justiztruppen und der Jedi-Orden bemühten sich um die Einhaltung von Recht und Gesetz sowie um die Klärung und Schlichtung von Streitfragen.
Mit bestenfalls zweifelhaftem Erfolg. Zwar gelang es immer wieder, die gröbsten Verstöße zu ahnden oder den einen oder anderen Krieg zu verhindern, aber insgesamt war die Galaxis viel zu weitläufig, als dass verhältnismäßig kleine Gruppen wie die Jedi oder die Justiztruppen dauerhaft Erfolge verzeichnen konnten. Das änderte sich erst mit dem Imperium und erreicht wurde dies, indem die neugegründete Sternenflotte Piraterie, Schmuggel und (illegalen) Sklavenhandel unnachgiebig verfolgte und Widerstandsnester mit äußerster Brutalität auslöschte.
Planetare Regierungen, die als unsichere Kantonisten galten, bekamen eine neueingeführte Institution an die Seite gestellt, welche ihnen auf die Finger sah: das Imperiale Verbindungsbüro. Manchmal wurde die planetare Regierung auch gleich ganz durch einen Imperialen Gouverneur ersetzt, der dann die Führung der Regierungsgeschäfte übernahm und die imperialen Gesetze und Erlasse mithilfe des Militärs rigoros durchsetzte.
Gemessen an der räumlichen Ausdehnung des Imperiums war das Imperiale Militär einschließlich der Sternenflotte nicht einmal besonders groß. Unter diesen Umständen machte es Sinn, Welten, die das Imperium enthusiastisch unterstützen oder zumindest opportunistische Kooperationsbereitschaft zeigen, weitgehend autonom agieren zu lassen, nur minimale Präsenz zu zeigen und deren Bevölkerungen keinerlei Drohgebärden wie z.B. Scheinangriffen von TIE-Jägern, einem über der jeweiligen Hauptstadt schwebenden Sternenzerstörer oder gar Strafaktionen wie einem Orbitalbombardement auszusetzen.
Wohlverhalten wurde belohnt. Widersetzlichkeit bestraft. In dieser Hinsicht war das Imperium absolut humorlos …

Vader hatte die Executor nicht nur als sein neues Kommandoschiff, sondern auch als Teil eines neuen Konzeptes entworfen: die Schnelle Eingreiftruppe. Hierfür hatte der dunkle Lord zusätzlich die besten Schiffe und Mannschaften der Imperialen Sternenflotte zusammengezogen: die ISD-II Devastator, Avenger und Stalker unter den Kapitänen Wermis, Needa und Zedd, die ISD-I Conquest und Tyrant unter Captain Alima und Captain Lennox sowie zwei kleinere Victory-II. Und natürlich der SSD Executor unter dem erst kürzlich von der Accuser hierher versetzten Captain Piett.
Vader hatte geplant, diese Einheit selbst zu befehligen und sich auf Coruscant kaum noch blicken zu lassen, doch der Imperator machte ihm einen Strich durch die Rechnung und bestand darauf, dass Admiral Ozzel das Kommando übernahm.
Für Vader war das mehr als nur ein Ärgernis. Nicht nur, dass er Ozzel für nur wenig geeignet hielt, auch die Tatsache, dass er den Admiral vom Imperator vor die Nase gesetzt bekommen hatte, trug zu seinem Verdruss bei. Die Mannschaft registrierte das und schon bald kursierten Wetten, wie lange Ozzel durchhalten würde, bevor Vader einen Grund fand, ihn über Bord zu werfen …

Ich nahm mir die Freiheit, gründlich über Vaders Angebot nachzudenken. Dabei war mir im Grunde klar, dass er Recht hatte: Unsere Ehe machte mich zum Ziel. Vor allem, seit der Imperator mich in einer Vision auf seinem Thron gesehen hatte. Ich auf dem Thron des Galaktischen Imperiums – alberne Vorstellung …
Trotzdem und angesichts der Umstände konnte ich vielleicht froh darüber sein, dass Vader mich nicht kommentarlos in seine Burg auf Vjun sperrte, sondern mich an seiner Seite haben wollte. Sollte ich es als Geschenk betrachten, die Jahre zuvor als ein von der Galaxis unbeachteter Normalo verbracht zu haben?
Und was würde eigentlich aus meiner Freundschaft zu Jen und Silk werden, sollte ich Vaders Wünschen nachkommen? Andererseits: Hatte ich nicht mehr von der Galaxis sehen wollen als nur Coruscant? Schließlich ließ ich mich doch von Vader locken und ging als sein persönlicher Adjutant an Bord der Executor. Dort zeigte sich: Aller Anfang ist schwer.
Es fing damit an, dass ich zunächst nicht wirklich etwas zu tun hatte. Setzte sich damit fort, dass ich keine militärische Ausbildung vorweisen konnte. Eine Frau und noch dazu Vaders persönlicher Adjutant zu sein machte es nicht besser. Die Offiziere erlebten mich offenbar als Fremdkörper und behandelten mich auch so: sie waren mir gegenüber unfreundlich, unhöflich, pampig und patzig. Das hier war eine Männerwelt. Ich musste meinen Platz und meinen Rang selbst finden. Ihn erkämpfen. Vader konnte mir buchstäblich nicht helfen, selbst wenn er es gewollt hätte.
Ich entschied mich für die einzig mir bekannte, erfolgversprechende Strategie: abprallen lassen. Stärke zeigen. Kochen Sie ihren Scheiß-Kaf doch selbst …

Ich hielt regelmäßigen Kontakt zu Jen und Silk. Und trotzdem zeigte sich, dass es nicht möglich war, meine Freundschaft zu beiden in der bisherigen Form aufrecht zu erhalten, so sehr ich es auch wünschte.
Silk bekam meine Stelle im Logistikzentrum und trug jetzt die Verantwortung für die Abteilung. Mitarbeiter kamen und gingen, Vorgesetze wechselten, die Anforderungen wuchsen. Es fehlte einfach an Zeit und Muße, sich regelmäßig auszutauschen.
Auch in dieser Welt galt: Freundschaften, die nicht ausreichend gepflegt wurden, schliefen irgendwann ein.
Jen hingegen erwartete ein Baby und richtete ihr Hauptaugenmerk zunehmend auf ihre baldige Mutterschaft und auch wenn ich mich mit ihr freute, so lag ihr Fokus nun woanders.

Vader zeigte mir die Meditationskammer, die in seinem Quartier verbaut war, ein persönliches Geschenk des Imperators. Die Kammer konnte verschlossen werden und war der einzige Ort an Bord der Executor, an dem Vader sich ohne Atemmaske bzw. ohne zusätzliche Sauerstoffzufuhr aufhalten konnte.
Trotzdem hasste er diese Kammer mit Inbrunst: Zu sehr erinnerte sie ihn an die erste Zeit nach seinem, nun, Unfall auf Mustafar. Als der Imperator ihm heimlich einen Chip hatte implantieren lassen, der ihn fast vollständig gelähmt hatte.
Ohne seinen damaligen Anzug war er nicht einmal in der Lage gewesen, sich selbständig zu bewegen.
Wenn ich später so darüber nachdachte, dann war es diese frühe Zeit, die Vader von Palpatine entfremdete. Der dunkle Lord lernte unter Schmerzen, dass der Imperator nicht der Freund war, für den er ihn gehalten hatte. Ihn geschwächt hatte. Aber Vader besaß eine gnadenlose Geduld. Seine Zeit würde kommen. Und Vader glaubte, dass ich dabei eine wichtige Rolle spielen würde …

Glücksspiel ging immer. So waren nicht nur Wetten auf die Lebenserwartung von Admirälen, Generälen oder Kapitänen beliebt, die unter Darth Vader dienten, sondern auch ein dem Poker ähnliches Spiel, bei dem man neben einer guten Beobachtungs- und Kombinationsgabe vor allem Glück benötigte: Sabacc.
Kadetten waren erstklassige Opfer: jung, unerfahren, ungeduldig. Nicht nur beim Sabacc war das eine ganz schlechte Kombination.
Ich hielt ein erstklassiges Blatt und räumte den Jackpot ab. Statt nun lauthals eine Revanche zu fordern, sahen die jungen Männer plötzlich auf, räumten hastig ihre Sachen zusammen, grüßten und verließen die Offiziersmesse. Vader ging nicht in die Messe, also war jemand anderes für ihren überstürzten Aufbruch verantwortlich. Mehrere Personen bauten sich rechts und links neben mir auf. Ich sah hoch.
„Admiral Ozzel. General Veers.“ Ich wandte den Kopf zur anderen Seite. „Captain Piett. Doktor Vapasi.“
Sie sagten nichts und starrten missbilligend auf mich herab.
„Ich habe gerade ein paar Kadetten ausgenommen und überlege, ob ich mit Ihnen weitermachen soll …“

Vader holte etwas unter seinem Schreibtisch hervor und schob es mir zu, so dass es unmittelbar vor mir zu liegen kam. Eine geladene Glock 17 und zwei Magazine. Die Pistole, die ich von meiner Heimatwelt mitgebracht hatte und die sie mir an Bord der Devastator abgenommen und nicht wieder zurückgegeben hatten.
Ich nahm eines der Magazine und musterte es kritisch.
„Das war befüllt“, sagte ich.
„Wir haben Beschusstests durchgeführt.“
Die Antwort Vaders erklärte die fehlenden Patronen.
„Diese Waffe hat eine enorme Durchschlagskraft“, fuhr er fort. „Darüber hinaus habe ich versucht, eines der Geschosse mit dem Lichtschwert abzufangen.“
Mir wurde flau im Magen. Vader hatte das tatsächlich versucht?
„Die Macht warnte mich und ich trug meine vollständige Panzerung“, sagte er.
Das tat Vader nicht immer, vor allem nicht im Flottenhauptquartier oder an Bord seines jeweiligen Flaggschiffes, wenn er z.B. auf Reisen war.
„Was ist geschehen?“, fragte ich, als er nicht weiterredete.
„Die Geschwindigkeit der Projektile war so hoch, dass die Lichtschwertklinge sie beim Durchtritt nicht vollständig zu vaporisieren vermochte, gleichzeitig war sie aber zu gering, als dass die Geschosse als Ganzes hindurchgehen und von meiner Panzerung abgefangen werden konnten.“
Die Lichtschwertklinge hatte das Projektil beim Durchtritt also geschmolzen. Wenn Vader keine Rüstung getragen hätte und das flüssige Metall ihn getroffen hätte …
Vader lehnte sich zurück.
„Wir haben Euch diese Waffe abgenommen und Ihr habt sie nie zurückgefordert. Warum?“
„Ich war der Meinung, sie hier nicht mehr zu brauchen.“
„Sie hier nicht mehr zu brauchen?“
Vader war erschreckend gut im Wahrnehmen von Zwischentönen. Ihm gegenüber hatte ich mein Heimatland stets als leuchtendes Vorbild dargestellt. Aber das Deutschland von heute war nicht mehr das Land, in dem ich geboren und aufgewachsen war.
„Ein Bekannter hat sie mir besorgt. Dann gingen wir in den Wald und er hat mir beigebracht, wie man sie benutzt.“
„Diese Waffe ist illegal“, stellte er fest.
Manchmal hasste ich es, wenn er Dinge einfach wusste.
„Leute wie ich bekommen keinen Waffenschein, nur weil sie die allgemeine Sicherheitslage für desolat halten“, erklärte ich. „Ich wollte nicht wehrlos sein, wenn wieder einmal ein Irrer die Fahrgäste im Nahverkehrszug mit der Axt attackiert oder die Kunden eines Kaufhauses absticht.“
Vader sagte länger nichts.
„Ich möchte, dass ihr diese Waffe behaltet. Nutzt sie klug.“
Verunsichert sah ich auf die Glock. Manchmal hätte ich viel darum gegeben, seine Visionen teilen zu können …

„Und warum ist das so?“, fragte Praji.
Vader hatte seine Ankündigung wahrgemacht und ein umfangreiches Schulungs- und Trainingsprogramm für mich zusammengestellt.
„Wegen der relativistischen Sensorenunschärfe“, antwortete ich.
„Und das bedeutet?“
„Die Peilung eines beweglichen Objekts, welches beispielsweise eine Lichtstunde entfernt ist, zeigt nicht, wo es sich zum gegenwärtigen Zeitpunkt befindet, sondern wo es sich vor einer Stunde befunden hat.“
Praji runzelte die Stirn.
„Warum vor einer Stunde?“
„Die Peilung selbst erfolgt mit Lichtgeschwindigkeit. Eine Stunde, bis das Signal das Objekt erreicht. Das markiert die Entfernung. Eine weitere Stunde, bis das Signal zurückläuft. In dieser Zeit kann sich das Objekt schon weiträumig fortbewegt haben. Ein Aktionsradius von einer Lichtstunde lässt deshalb kaum Rückschlüsse über den aktuellen Standort zu. Dieser Effekt wird umso größer, je weiter das Ziel entfernt ist.“
Das erklärte im Übrigen völlig zwanglos, warum sie hier ihre Weltraumschlachten praktisch auf Sichtweite und wie Marine- und Luftstreitkräfte während des Zweiten Weltkriegs führten.
„Nicht gerade die Definition aus dem Lehrbuch, aber vom Grundsatz her richtig“, urteilte Praji. „Warum hat jedes weltraumtaugliche Projektil einen Selbstzerstörungsmechanismus, der nach einem Fehlschuss ausgelöst wird?“
„Weil, äh, weil einmal beschleunigt, das Projektil sich gemäß des Energieerhaltungssatzes unendlich weiter fortbewegen und irgendwann für irgendjemanden zum Problem werden würde.“
„Ebenfalls gut mit eigenen Worten erklärt“, sagte Praji. „Wodurch unterscheidet sich ein Imperialer Sternenzerstörer der Klasse II von einem der Klasse I?“
„Die Aufbauten der Traktorstrahl-Zielerfassung haben eine andere Form, die Haupttriebwerke tragen keine Schubablenk-Klappen mehr, die Hüllenpanzerung sowie die Effektivität der Waffensysteme wurde um 20 Prozent verstärkt und die Anzahl der Turbolaser fast verdoppelt, der Klasse-2-Hyperantrieb wurde durch einen Klasse-1-Hyperantrieb ersetzt. Die zusätzlichen Waffensysteme und der leistungsfähigere Antrieb verursachen jedoch einen höheren Energieverbrauch, so dass der ISD-II im Vergleich zu seinem Vorgänger etwas schwächere Schilde besitzt …“
Diesen Unterricht hatte ich jetzt täglich, meist bei Kommandant Praji oder Kommandant Jir. Interessant war es ja schon.
Daneben übten sie mit mir momentan schwerpunktmäßig den Kampf unter Wasser und versuchten dabei regelmäßig, mich zu ersäufen. Ok, ich übertreibe: Es waren immer mindestens so viele Taucher im Becken wie Männer (oder Frauen), die gerade trainierten, damit eben das nicht passieren konnte.
Ungefähr zu dieser Zeit gewöhnte ich mir an, abends in der Offiziersmesse einen oder (an ganz besonders schlimmen Tagen) zwei Corellianische Whiskeys zu kippen, weil der hochprozentige Alkohol den Schmerz linderte und Dr. Vapasi sich weigerte, mir Analgetika für meine Blessuren zu verschreiben. Gewöhnen Sie sich an Widrigkeiten und Schmerz. Werden Sie besser.
Und ich wurde besser. Darüber hinaus nötigte es Vader und den Offizieren Respekt ab, hier wurde niemandem etwas geschenkt. Dieser Respekt war etwas, das man sich verdienen musste und darüber hinaus eine überaus harte Währung …

Vader fand Gefallen daran, mir den Umgang mit Schlagstock und Kampfstab nahezubringen, außerdem übernahm er meine Ausbildung als Shuttle- und TIE-Pilot.
Das Fliegen eines Spurjägers galt als extrem schwierig: ein Steuerhorn zum Manövrieren und Feuern sowie Fußpedale zum negativen und positiven Beschleunigen (= zum Bremsen und Gas geben).
Es war erstaunlich, wie viele hoffnungsvolle Kandidaten an der Koordination dieser Komponenten scheiterten. Für jemanden wie mich, der es gewohnt war, ein Kraftfahrzeug mit einer ganz ähnlichen Steuerung zu bedienen, war das Pilotieren eines TIE-Jägers im Weltraum nicht einmal ein Problem, ich musste nur geringfügig umlernen.
Das Manövrieren in einer Atmosphäre und der Übergang von dieser in den Weltraum oder umgekehrt waren da schon schwieriger.
Zum Kampfpiloten hatte ich hingegen nicht das geringste Talent, aber Vader und seine Flügelmänner scheuchten mich solange um die Executor herum, bis ich es schaffte, sie wenigstens abzuhängen und zu entkommen.
Das war übrigens in etwa die Zeit, in der sich mein künftiges Aufgabengebiet herauszukristallisieren begann, wenn man so will …

„Jetzt habe ich genug!“, wütete Vader. „Werft sie über Bord!“
Vader ging regelmäßig durch sein Schiff und inspizierte dabei immer wieder unangekündigt verschiedene Abteilungen. Diesmal waren es die Frontbatterien der Executor und die Kommandanten zweier benachbarter Geschützstellungen glänzten beide durch Abwesenheit.
Vader suchte und fand sie auf der Krankenstation: Kommandant Lommy hatte sich die die Schulter ausgekugelt und Kommandant Bragg ein gebrochenes Schlüsselbein.
Beide murmelten etwas von „in der Dusche ausgerutscht“.
Vader hob den Kopf und lauschte in die Macht.
„Sie sind ausgerutscht, weil sie sich ihren erotischen Neigungen hingeben haben“, stellte er fest.
Das Ausleben erotischer Neigungen gleich welcher Art an Bord eines Kriegsschiffes war (eigentlich) verboten. Weniger aus moralischen Gründen, sondern weil die Leute sonst Gelegenheiten an ungeeigneten Örtlichkeiten suchten und sich dabei immer wieder verletzen. Was die Einsatzfähigkeit des Schiffes beeinträchtigen konnte, was wiederum die teilweise drastischen Strafen erklärte.
Zusätzlich dazu und zu beider Pech war Vader in den letzten Tagen mehrmals mit Ausfällen dieser Art konfrontiert worden und wollte jetzt ein Exempel statuieren. Der dunkle Lord winkte den Sturmtrupplern, die beide packen und auf die Beine zerrten.
Er hatte doch nicht ernsthaft vor, sie über Bord werfen zu lassen?
„Lord Vader“, sagte ich. „Die Vorschriften sollen doch sicherstellen, dass die Mannschaft diensttauglich bleibt?“
Vader machte eine bestätigende Geste.
„Die beiden werden aber ganz gewiss nicht mehr diensttauglich sein, nachdem Ihr sie über Bord habt werfen lassen …“
Vader hakte die Daumen hinter den Gürtel.
„Wendet mir den Sinn der Vorschriften nicht in ihr Gegenteil!“
Ich verschränkte die Arme.
„Das ist völlig überzogen und wird die anderen nicht davon abhalten, sich weiterhin ihren Leidenschaften hinzugeben.“
Sie würden sich nur mehr Mühe geben, es zu verbergen.
Vaders Körperhaltung verriet, dass er nachdachte.
„Ich werde die Strafe verkürzen auf die Teilnahme an einer Mann-über-Bord-Rettungsübung.“
Ich atmete erleichtert auf. Wenn die Jungs auf Zack waren und die Delinquenten schnell genug wieder hereinholten, konnten sie das ohne Schäden überstehen.
„Wenn“, fügte Vader an und hob den Zeigefinger. „Wenn Ihr Eure TIE-Pilotenausbildung abschließt und ebenfalls springt.“
Vader konnte ein böswilliger Mistkerl sein und ich kann nicht behaupten, das nicht gewusst zu haben …

DIE TODESSCHWADRON, Teil II

Angehenden TIE-Piloten führte man in aller Deutlichkeit vor Augen, warum sie ein Gefecht besser nicht verloren.
Dazu ließ man sie von Bord springen. Ohne Druckanzug und Atemmaske.
Natürlich hingen die angehenden Piloten dabei an Rettungsleinen, mit denen man sie sofort wieder an Bord zog, der Aufenthalt im Vakuum dauerte tatsächlich nur wenige Sekunden.
Das gehörte zur Standardausbildung an der Akademie und war etwas, das Vader mir nie abverlangt hatte. Bisher.
Aber wenn ich dadurch das Leben zweier Männer retten konnte, war das eigentlich keine Frage mehr. Sobald ich mich bereiterklärte zu springen, verkürzte er die Strafe für Lommy und Bragg tatsächlich auf die Teilnahme an einer Mann-über-Bord-Rettungsübung.
Gleichzeitig zog diese Aktion die Grenzen neu: Vader wusste nun, wie weit ich für meine Überzeugungen bereit war zu gehen.
Und doch fragte ich mich im Stillen: Wäre ich auch gesprungen, wenn ich vorher schon gewusst hätte, wie schrecklich ein auch nur wenige Sekunden dauernder Aufenthalt im Vakuum war? Die Kälte, die Schwärze, die Leere, dieses fürchterliche NICHTS …

Ich weiß gar nicht, wo ich anfangen soll zu erzählen, so viele neue Eindrücke stürzten auf mich ein, so dass diese Aufzeichnungen über meine erste Zeit an Bord als der persönliche Adjutant Vaders gar nichts anderes sein können als eine Aneinanderreihung von Momentaufnahmen.
Oft genug war ich nach einem langen Tag mit anstrengenden Lern- und Trainingseinheiten viel zu erschöpft, um mich weiter mit dem Schreiben dieser Aufzeichnungen zu beschäftigen.
Die erste Mission der „Einsatzgruppe Black“, wie Vaders neue schnelle Eingreiftruppe offiziell hieß, sollte uns zu verschiedenen Kernwelten führen und die teilweise neu gebildeten Mannschaften zu einer Einheit formen.
Darüber hinaus war das eine Gelegenheit, Vaders neues Kommandoschiff der Öffentlichkeit wieder ins Gedächtnis zu rufen und auf Welten, die nicht so recht imperiumstreu waren, Angst und Schrecken zu verbreiten.
Aus genau diesem Grund hatten wir auf dieser Reise zwei Gäste an Bord, die uns dabei unterstützen sollten: die bekannte und beliebte Reporterin Nermani von den HoloNetNews und der Kameramann Spence. Die Beziehung beider war langjährig-professionell, darüber hinaus nutzten sie ihre Profession, um Spekulationen über ihre (nichtexistente) Beziehung anzuheizen, weil das Publikum so etwas mochte. Medienfachleute …
Vader kannte den Wert von Propaganda, zeigte aber gleichzeitig nur wenig Interesse, sich Tag für Tag mit der bekannten HoloNet-Reporterin auseinanderzusetzen und überließ deshalb dieses Feld nur zu gerne mir.
Ich führte Spence und Nermani an Bord herum, ließ sie Interviews mit den Offizieren und der Crew führen sowie sie an verschiedenen Trainingseinheiten teilnehmen, darüber hinaus arbeitete Nermani an einer umfangreichen Reportageserie für die Bezahlsparte der HoloNetNews, die das Leben einzelner Mannschaftsmitglieder an Bord beleuchten sollte. Ich selbst entkam ihr nur knapp …

„Nein“, sagte ich. „Nein, das kommt nicht in Frage.“
Nermani saß auf einem der Besuchersessel vor meinem Schreibtisch und wollte mich für ihr Projekt gewinnen: Leben und Arbeiten an Bord eines Sternenzerstörers.
Es gab so viele Fragen, die das Publikum an mich hatte: Wie wurde man Lord Vaders persönlicher Adjutant? Wie war es, für IHN zu arbeiten? Wie sah ein Tag an SEINER Seite aus? Wie ein Tag an Bord des neuesten und mächtigsten Schiffes des Galaktischen Imperiums?
Auch Spence legte einige Ideen für das geplante HoloVid vor: Rosalinda Kilian bei der Arbeit, Rosalinda Kilian beim Kampftraining, Rosalinda Kilian, die zusammen mit Lord Vader durch die Gänge der Executor spazierte oder auf der Brücke heroisch in den Weltraum hinaussah …
Brückenoffiziere, Sturmtruppler, Piloten, Kanoniere, Techniker, Ingenieure, Ärzte oder Köche reichten den beiden offenbar nicht. Ein Adjutant Lord Vaders musste unbedingt Teil ihrer Reportage-Serie sein.
„Kommandant Kilian“, setzte sie an. „Frau Kilian“, unterbrach ich sie. „Ich bin Lord Vaders persönlicher Adjutant und bekleide keinen militärischen Rang.“
Nermani schien kurz irritiert und zog ihr PAD zurate.
„Aber sie haben die Prüfung für Offiziere absolviert?“
„Wir befinden uns auf einem Kriegsschiff. Ich habe mir lediglich das Wissen angeeignet, um Lord Vader besser dienen zu können.“
Das war die offizielle Lesart und ich war fest entschlossen, es Nermani gegenüber so zu belassen. Vader rettete mich vor der übereifrigen Reporterin, als er von draußen hereinkam, durch mein Büro ging (das wiederum das Vorzimmer SEINES Büros war), Nermani und Spence ignorierte und nach mir winkte.
„Kilian, mitkommen. Wir haben einiges zu besprechen.“
Ich glaube, Nermani und Spence verstanden die Botschaft, denn sie packten ihre Sachen, verließen mein Büro und kamen nicht wieder.

Ich stand an den großzügigen Fenstern des Empfangssaals und bewunderte die legendäre Anaxes-Zitadelle, die im goldenen Licht des Sonnenuntergangs vor mir ausgebreitet lag.
Die planetare Regierung hatte für unseren Empfang keinerlei Mühen gescheut – Credits waren auf dieser Welt, die ihr Geld hauptsächlich mit dem Export von Hochtechnologie verdiente, kein Thema.
Anaxes sah auf eine lange militärische Tradition zurück und besaß deshalb und aufgrund seiner strategisch günstigen Lage an der Perlemianischen Handelsstraße sowie der Nähe zur Hydianischen Handelsstraße eine enorme Bedeutung für die imperiale Sternenflotte.
„Lord Vader“, sagte ich, als er neben mich trat.
„Kilian“, sagte er.
Dann betrachteten wir schweigend und in schweigender Übereinkunft weiter die Anaxes-Zitatdelle.
„Was haltet Ihr von Großadmiral Teshik?“, fragte Vader nach einiger Zeit.
Osvald Teshik war als Großadmiral für den Imperial Center Oversector zuständig und verfügte allein schon deshalb über große Macht. Vader wollte diese Macht nun noch vergrößern und Teshik demnächst den neuen Supersternenzerstörer Whelm überlassen.
„Macht einen kompetenten Eindruck“, sagte ich. „Es ist nichts Negatives über ihn bekannt.“
„Ihr würdet ihm das Kommando über den neuen Supersternenzerstörer geben?“
Der Unterricht bei Vader endete nicht, nur weil gerade keine Lern- und Trainingseinheit festgesetzt war.
„Einem Mann, der Visionen hat und glaubt, dass das Leben keinen Sinn hat?“
„Er hatte diese Vision, als er nach einem Unfall hilflos im Raum trieb und glaubte, verloren zu sein. Vermutlich durch Sauerstoffmangel induziert.“
Da konnte man sich schon so einiges zusammenfantasieren …
Vader schwieg auffordernd. Das war auch etwas, das der dunkle Lord perfekt beherrschte: Das auffordernde Schweigen.
„Teshik interessiert sich für Militärhistorie“, erklärte ich.
Wenn Vader jemandem Dossiers zu lesen gab, dann hatte das einen Grund und dieser jemand tat deshalb gut daran, sie gründlich zu studieren.
„Er weiß, dass die Konflikte dieser Galaxis bisher noch nie zu einem Ende gekommen sind. Was immer man sich aufgebaut hat, kann nur wenige Jahre oder Jahrzehnte später wieder vernichtet werden. Da kann man schon zu dem Schluss gelangen, dass das Leben keinen Sinn hat.“
„Gut“, sagte Vader.
Nach dem Krieg ist vor dem Krieg …

„Warum mussten Sie unbedingt den Gerüchten über Revans Rückkehr neue Nahrung geben?“, blaffte mich Admiral Ozzel an. „Jetzt werden sie glauben, dass da was Wahres dran ist.“
Es stimmte, dass ich das Tischgespräch in Richtung Archäologie gedreht und dabei auch das seit einiger Zeit umgehende Gerücht angesprochen hatte, dass der legendäre Jedi zurückgekehrt sei. Was er uns alles berichten könnte …
„Gerüchte, die doch schon die Skregs von den Dächern pfeifen.“
Allerdings glaubten selbst eifrige Verbreiter dieses Gerüchts meist selbst nicht wirklich daran, waren der Meinung, dass es sich dabei um eine geschickte Werbekampagne eines HoloNet-Senders handelte, der auf diese Weise ein neues HoloVid bewarb und reagierten erstaunt, wenn sie erfuhren, dass Revan eine historische Person war.
Ich bezweifelte zwar den Wahrheitsgehalt des Gerüchts, andererseits war es so ein schönes Thema für das allgemeine Geschwätz …

„In der gesamten Einheit dienen fast eine halbe Million Männer und nur zweihundertsiebenundachtzig Frauen. Ich sehe bei diesem Zahlenverhältnis nicht den geringsten Bedarf für den Einsatz eines Frauenarztes.“
Es war offensichtlich, dass ich Ozzel wieder einmal auf die Nerven ging.
„Aber Lieutenant Rania wäre fast gestorben, weil ihre behandelnden Ärzte nicht schnell genug erkannt haben, was ihr fehlt. Ich sehe diesen Bedarf durchaus.“
„Lieutenant Rania? Dieser Pechvogel, der neulich erst Lord Vader über die Füße gefallen ist?!“
„Scheint ihn aber nicht besonders gestört zu haben“, warf ich ein.
Der Admiral wollte sich mit diesem Thema offensichtlich nicht auseinandersetzen.
„Sie brauchen nur ihre Unterschrift auf das PAD zu setzen, ich habe bereits alles in die Wege geleitet“, lockte ich ihn. „Doktor Vapasi hat sich bereiterklärt, die fachliche Auswahl zu treffen.“
In Ozzel keimte die Erkenntnis, dass Nachgeben hier der einfachere, leichtere, der schnellere Weg war.
„Geben Sie schon her und stellen Sie ihre verdammte Frauenärztin ein“, sagte er und ich reichte ihm das PAD.
„Frauenarzt“, sagte ich.
„Was?“, fragte Ozzel und runzelte die Stirn.
„Ich habe die Frauen der Einsatzgruppe angemailt und abstimmen lassen, ob sie lieber einen Mann oder eine Frau für diese Position wollen.“
„Wir sind hier bei der Imperialen Sternenflotte und nicht in einer verdammten Demokratie!“, explodierte Ozzel. „Was fällt Ihnen eigentlich ein?!“
„Ich kümmere mich um die Angelegenheiten, um die sich sonst niemand sonst kümmert“, sagte ich. „Auf die Weise, die ich für richtig halte.“

Auf Corulag inspizierte Vader die sich dort befindliche imperiale Elite-Militärakademie, redete vor den Abschlussjahrgängen, begutachtete die Schulungs- und Trainingsprogramme und genehmigte neue Rekrutierungsoffensiven wie etwa diese:

„Auch du kannst ein Mitglied der Imperialen Familie sein. Warum träumst du nur davon, dich bei der Akademie einzuschreiben? Mach es wahr! Auch du kannst eine Karriere im Weltraum starten als Sturmtruppler, TIE-Pilot oder als Offizier der Sternenflotte. Entscheide dich zwischen Navigation, Kommunikation, Ingenieurswesen und vielem mehr. Wenn du das Zeug dazu hast, es mit dem Universum aufzunehmen und Prüfungsergebnisse vorweisen kannst, die den Anforderungen entsprechen, dann schicke deine Bewerbung an das Aufnahmebüro oder die Akademie zu Händen des Kommandanten und füge dich stolz in unsere Reihen ein!“

„Das ist sexistisch!“
Ich hielt mit spitzen Fingern ein Plakat hoch, das Teil einer Serie war, welche ausschließlich mit sehr jungen, sehr hübschen und sehr leicht bekleideten Frauen in aufreizenden Posen warb. Dazu trugen sie Versatzstücke verschiedener imperialer Rüstungen und Uniformen, posierten mit Waffen oder saßen schon mal auf dem Rohr einer Laserkanone.
„Rekrutierungsplakate wie dieses sprechen das Zielpublikum an.“
Vader sah nicht einmal auf und beschäftigte sich weiter mit seinem PAD.
„Woher wollen wir das so genau wissen?“
Es war ja nicht so, dass ich die Political Correctness vermisste, aber …
Vader unterbrach seine Lektüre und sah jetzt doch hoch.
„Diese Plakate werden häufig entwendet und müssen ständig ersetzt werden.“
„Vielleicht sollten wir einen Sammelband herausgeben?“
Vader sah mich konsterniert an.
„In Hochglanzoptik …“

General Veers sah sich ebenfalls in der Akademie um, rekrutierte vom Fleck weg die besten AT-AT-Piloten des Abschlussjahrganges und gliederte sie umgehend in seine Walkereinheiten ein.
Vader hingegen interessierte sich mehr für die angehenden TIE-Piloten und trat im Alleingang gegen die Klassenbesten des Abschlussjahrgangs an.
Dass der dunkle Lord seinen Ruf als bester Pilot in der Galaxis nicht zu Unrecht trug, bewies er, indem er die hoffnungsvollen Nachwuchspiloten geschickt gegeneinander ausmanövrierte und sie nacheinander vom Himmel holte.
Natürlich waren das keine wirklichen Abschüsse, aber wer von der Zielerfassung des gegnerischen Jägers erfasst und markiert wurde, galt als abgeschossen (und wäre es in einem echten Einsatz wohl auch gewesen).
Den Piloten, die er für gut genug erachtete, bot Vader Positionen bei den TIE-Geschwadern seiner neuen Einsatzgruppe an, ein junger Mann namens Mauler Mithel hatte sich sogar so gut geschlagen, dass der dunkle Lord ihn in sein persönliches Geschwader holte …

Brendol Hux, seines Zeichens Leiter der Akademie, betrat sein Büro und ließ sich erleichtert in seinen Bürostahl fallen.
„Sind sie weg?“, fragte Hux‘ alter Freund, Förderer und Vorgesetzter, der Leiter des Imperialen Ausbildungsprogramms, Allegiant General Enric Pryde.
„Gerade in den Hyperraum gesprungen.“
Hux bediente sich an seinem Geheimfach und holte eine halbvolle Flasche Corellianischen Whiskey und zwei Gläser hervor.
„Gut“, sagte Pryde.
Hux schenkte großzügig ein und reichte eines der Gläser Pryde. Dann tranken sie. Nickten anerkennend. Tranken einen weiteren Schluck und verharrten im Schweigen, während sich die Dunkelheit herabsenkte.
„Was meinen Sie“, fragte Hux plötzlich. “Wer ist diese Frau, mit der Lord Vader sich in letzter Zeit umgibt?“
Ein Thema, das auch Pryde umtrieb. Vor allem deshalb, weil es zwar Gerüchte, aber keine Antworten auf diese Frage gab.
„Rosalinda Kilian.“ Hux gab sich Mühe, den fremdartigen Namen richtig zu artikulieren. „Dem Vernehmen nach hat er sie irgendwo aufgelesen.“
„Sagt wer?“
Hux sah in sein Glas. „Sagt man.“
Sowohl Hux als auch Pryde waren die Gerüchte bekannt, dass Lord Vader vor Zeiten in einen Lavasee gefallen war und seither den Anzug und eine Atemmaske benötigte, um zu überleben.
Sie waren gebildete, intelligente Männer und glaubten nicht, dass das den Tatsachen entsprach. Aber sie vermuteten einen wahren Kern hinter diesen Geschichten.
„Lord Vader ist auch nur ein Mann und hat vermutlich hin und wieder Bedarf an den Diensten einer fähigen Hure.“
Pryde schüttelte missbilligend den Kopf. „Mein lieber Hux, Sie müssen mehr auf Ihre Sprache achten.“
Pryde entstammte einer alteingesessenen Militärfamilie, wohingegen Hux ein Aufsteiger aus einer Gegend war, die man auch mit sehr viel Wohlwollen nur als Elendsquartier beschreiben konnte. Pryde hatte das Potential erkannt, das in Hux schlummerte, und ihn gefördert. Später dann waren sie Freunde geworden.
„Ein Mann vom Stand Lord Vaders wird sich gewiss nicht mit einer gewöhnlichen Prostituierten abgeben. Wenn überhaupt, dann ist sie maximal sein Escort.“
Hux genehmigte sich einen zweiten Drink. Pryde hatte mit seiner Ansicht bestimmt wieder recht, aber wohlgedrechselte Worte waren seine Sache nicht … Leider war das zusammen mit seinem Aufstieg zunehmend wichtig geworden. Neben anderem.
„Sie glauben also auch, dass er sie fickt?“
Pryde schüttelte innerlich den Kopf. Hux war ein grober Klotz. Ein ungeschliffener Diamant. Manches würde er wohl nie lernen … Aber er hatte einen Sohn. Einen Jungen. Armitage. Hochbegabt. Aus ihm konnte werden, was seinem Vater wohl für immer verwehrt bleiben würde …
„Die wahre Natur beider Beziehung entzieht sich meiner Kenntnis“, sagte Pryde. „Ist Ihnen eigentlich das Lichtschwert aufgefallen, das Kilian trägt?“
Hux verschluckte sich fast an seinem Drink. „Was?!“
„Oh ja“, sagte Pryde. „Sie hat ein Lichtschwert.“
„Glauben Sie, dass sie so ist wie er? Sein … nun, sein Lehrling?“ Dabei starrte Hux seinen Drink an, als könnte der ihm seine Fragen beantworten. „Oder glauben Sie, dass sie eine Jedi ist, die die Säuberungen überlebt hat?” Hux kam zu dem Schluss, den Drink jetzt lange genug hypnotisiert zu haben und trank auf ex.
Pryde sagte nichts, aber die Trinkerei würde Hux noch ins Grab bringen …
„Order 66 ist noch in Kraft“, sagte er. „Es  war Lord Vader, der dem Imperator dabei geholfen hat, die Jedi aufzuspüren und zu vernichten.“
Dann schwiegen die Männer lange, hingen ihren Gedanken nach. Schließlich ergriff Pryde erneut das Wort.
„Dieser Vorfall heute Nachmittag am Schießstand … Wer war dieser Narr, der Admiral Ozzel beinahe erschossen hat?“

DIE TODESSCHWADRON, Teil III

„Wo wollen diese Schiffe eigentlich hin?“
Captain Piett verfolgte mit misstrauischen Blicken drei Frachter, die sich mit ungebührlicher Hast an der Executor vorbeibewegten.
„Stellen Sie das fest!“, rief er in Richtung Brückengrube.
Die Imperiale Sternenflotte beschäftigte sich zu dieser Zeit hauptsächlich mit dem verbreiten von Terror über unbotmäßigen Welten und dem Fangen von Schmugglern und Piraten. Piett war beispielsweise schon ein erfolgreicher Piratenjäger gewesen, bevor Vader auf ihn aufmerksam geworden war, darüber hinaus besaß die Imperiale Sternenflotte selbstverständlich Erkenntnisse über Brentaals Nebengewerbe, wenn man es so nennen wollte.
Der Planet selbst war auf dem ersten Blick eine typische Kernwelt mit einer Bevölkerung, die hauptsächlich aus Menschen und einer kleinen Gemeinde fast aller übrigen in der Galaxis verbreiteten Nichtmenschen bestand. Der Planet lebte hauptsächlich von Handel und Bankenwesen und verband beides höchst profitabel, indem die Banken mit den Handelsgütern spekulierten und den Mehrgewinn abschöpften. Und man hatte auch nichts gegen einen kleinen Nebenerwerb in Form von Schmuggel einzuwenden.
ComScan funkte die drei Frachter an, die sich jetzt von der Executor fortzubewegen begannen. Für mein ungeübtes Auge unterschiedenen sie sich nicht von allen anderen Frachtern, die uns bisher begegnet waren, doch Piett hatte in dieser Hinsicht einen fast untrüglichen Riecher.
„Sie antworten nicht“, sagte der Kommunikationsoffizier.
„Befehlen Sie Ihnen beizudrehen. Wir kommen an Bord.“
Piett beobachtete finster, wie die Schiffe ihren Kurs beibehielten und ihre Geschwindigkeit noch beschleunigten. Das wiederum legte Piett ihnen als Schuldeingeständnis und Widerstand gegen die Staatsgewalt aus und er befahl der Avenger, der Conquest und der Tyrant, die Verfolgung aufzunehmen.
Die Schiffe der Kapitäne Needa, Alima und Lennox lösten sich aus der Formation und setzten sich hinter die mutmaßlichen Schmuggler.
Natürlich erwischten die viel größeren und schnelleren Kriegsschiffe die Frachter, lange bevor diese die Sprungpunkte Brentaals erreicht hatten. Wenn die Enterkommandos nach dieser Nummer bei der Durchsuchung etwas finden sollten, dann würden die Besatzungen der Frachter für die nächsten Jahre ins Internierungslager gehen …
„Aktives Feuerleitradar!“, rief plötzlich einer der Männer in der Brückengrube.
Wir wurden angepeilt. Eine tödliche Gefahr, denn auf aktives Feuerleitradar folgte immer … Turbolaser schlugen in die Schilde der Executor.
„Schilde halten!“
Piett reagierte sofort.
„Waffenkontrolle! Zielerfassung auf Herkunft!“
„Bestätigt! Zielerfassung auf Herkunft! Ziellösung in fünf Sekunden!“
„Feuern Sie, sobald Sie bereit sind“, befahl Piett.
Mehrere Geschützbatterien erwiderten das Feuer und verwandelten die beiden Angreifer in Schlacke. Es war wahrlich keine gute Idee, Vaders Flaggschiff anzugreifen, nur um Solidarität mit ein paar Schmugglern zu zeigen …

„Diese Geschichte mit den Schmugglern über Brentaal scheint sich herumgesprochen zu haben“, sagte Piett zufrieden und beobachtete die anderen Schiffe – meist Frachter und Yachten – die alle einen ungewöhnlich großen Abstand zur Einsatzgruppe Black hielten und sich gleichzeitig allergrößte Mühe gaben, möglichst unauffällig zu steuern.
Wir lagen über Rhinnal im Orbit, der Planet war bekannt für seine Medizinakademie sowie der Herstellung und dem Handel mit Pharmazeutika.
Vader war allein (= in Begleitung von ein paar Sturmtrupplern) hinuntergegangen, weil er nur kurz etwas mit Gouverneur Phadreas Kole besprechen wollte, der auf Rhinnal ein strenges Regiment führte, ein längerer Aufenthalt war nicht vorgesehen.
„Es war nicht richtig, diese beiden Schiffe zu vernichten“, sagte ich. „Der Beschuss durch ihre Turbolaser hat unsere Schilde nicht einmal angekratzt, wir hätten sie entern und die Besatzungen festnehmen können“
Nahm man den Blick zum Maßstab, den Piett mir zuwarf, dann glaubte der Captain der Executor, dass ich nicht ganz bei Trost war.
„Das ist nicht der entscheidende Punkt“, sagte er. „Sie haben wissentlich auf das Flaggschiff des Oberkommandierenden der Sternenflotte und des zweiten Mannes nach dem Imperator gefeuert. Während dieser sich an Bord befand.“
Piett schwieg und sah wieder aus den Sichtluken.
„Ob das Schiff in Gefahr war, ist dabei nicht von Belang.“

Die Imperiale Sternenflotte war nichts für Luschen und Weicheier. Prügelstrafen waren hier üblich und wer seinen kommandierenden Offizier verärgerte, durfte sich darauf freuen, die nächsten vier Wochen in seiner spärlichen Freizeit die Bilge zu putzten.
Hierher lief das Kondenswasser der Kühl- und Klimaanlagen, bevor es aufbereitet und automatisch wieder in die Schiffssysteme eingespeist wurde.
Die Konstruktion berücksichtigte allerdings Strafen für unternehmungslustige Jungoffiziere, man konnte also einen Teil dieses Wassers auch völlig problemlos und unter dem Gespött der Kameraden im Eimer vom Auffang- ins Aufbereitungsbecken tragen.
Das lernten die Kadetten, die General Veers in Corulag dienstverpflichtet und gleich mitgenommen hatte, jetzt auf die harte Tour: Die jungen Offiziere wollten Veers ihren Wert beweisen, indem sie mit ihren AT-ATs einmal quer durch den Hangar der Executor spazierten, im laufenden Betrieb, vorbei an startenden und landenden TIE-Jägern und sonstigem Personal.
Der General war von dieser Leistung durchaus beeindruckt und belobigte sie.
Aber natürlich konnte man ihnen das nicht einfach so durchgehen lassen. Weshalb die Rädelsführerin, Lieutenant Freja Covell, eine Tracht Prügel mit dem Rohrstock kassierte und sie anschließend zusammen mit ihrer Einheit vier Wochen lang Wasser schöpfte …

„Ihr macht ihnen zu viel Angst“, sagte ich. „Sobald Ihr Euch auf der Brücke aufhaltet, werden die Techniker und Offiziere nervös. Machen vermeidbare Fehler. Und werden deshalb von Euch gemaßregelt. Was zu noch mehr Angst führt.“
Ein Teufelskreis. Daneben versuchten sie sich natürlich noch gegenseitig mit Horrorgeschichten über den dunklen Lord zu überbieten, die sie irgendwo aufgeschnappt hatten.
„Sith herrschen, indem sie Angst und Schrecken verbreiten. Das solltet Ihr als Historiker eigentlich wissen. Habt Ihr inzwischen schon Eure Graduation erhalten?“
„Noch nicht“, sagte ich. „Und lenkt nicht vom Thema ab.“
Vader hatte eine Analyse gewollt und sie bekommen.
„Sie sollten Euch aus anderen Gründen folgen als Angst. Treue, zum Beispiel. Oder Loyalität.“ Idealerweise, weil das, was wir tun, richtig ist. Vader sah mich lange, sehr lange, an.
„Wir tun alle das, was wir für richtig halten.“

Normalerweise lag die Einsatzgruppe mehrere Tage im Orbit des Planeten, auf dem Vader gerade zu tun hatte.
Das wiederum hieß, dass ein Teil der Mannschaften turnusmäßig Landgang hatte, immerhin warb das Imperiale Militär damit, dass ihre Mitglieder etwas von der Galaxis zu sehen bekamen.
Nach ihren Besuchen auf Ralltiir berichteten einzelne Mannschaftsmitglieder jedoch, dass man sie mit Feindseligkeit empfangen und teilweise auch bedroht hatte. Andere wiederum hatte man aus den Vergnügungscentern geworfen, ohne dass es dafür einen ersichtlichen Grund gab (gäbe es einen Grund, hätten sie darüber geschwiegen, und sei es nur deshalb, weil man ihnen diesen Grund als ungebührliches Betragen auslegen und bestrafen konnte).
Das alles war mehr als ungewöhnlich, aber inzwischen gehörte es zu meinen Aufgaben, solche Dinge zu wissen und Vader davon in Kenntnis zu setzen.
„Gehe ich recht in der Annahme, dass wir uns diese Ablehnung redlich verdient haben?“, fragte ich Vader, als ich ihm berichtet hatte.
„Ralltiir hat sich gegen das Imperium aufgelehnt“, erklärte der dunkle Lord. „Der Imperator ließ ein Exempel statuieren und entsandte eine Streitmacht unter dem Kommando von Lord Tion. Tion wiederum führte eine planetenweite Straf- und Säuberungsaktion durch, zerschlug den planetaren Hohen Rat und ließ alle seine Mitglieder töten.“
Ja nun, das erklärte völlig zwanglos, warum sie uns nicht leiden konnten, planetare Bevölkerungen hatten ein langes Gedächtnis …

Danach entschloss Vader sich zu einem Abstecher nach Kuat. Das Schiff musste nach der offiziellen Inbetriebnahme und den ersten Wochen im Standardbetrieb zur Klassifikation (eine Art TÜV).
Allerdings nicht über die Hyperraumrouten des Hydian Way oder des Commenor Run und auch nicht in einem einzigen, sorgfältig berechneten Sprung, parallel zu diesen, nein, die Kapitäne ließen die Brückencrews viele kleine Sprünge manuell berechnen: rein in den Hyperraum, raus aus dem Hyperraum. Peilung und Ortung. Formation. Gefechtsübung. Rein in den Hyperraum, raus aus dem Hyperraum …
Ein paar Jungoffiziere, die der Meinung waren, dass eine Gefechtsübung nichts ist, das man ernst nehmen muss, wurden von Vader gemaßregelt, indem er sie mit der Macht würgte oder ihnen einen Faustschlag mitten ins Gesicht verpasste.
Bis zum Ende der Reise setzte sich im Offizierscorps die Sichtweise durch, dass ein Offizier der Einsatzgruppe Black, der von Vader noch nicht gewürgt oder mindestens geschlagen worden war, kein richtiger Offizier der Einsatzgruppe Black war …
Eine dermaßen gedrillte Crew wurde schnell besser.
Was nicht besser wurde, war hingegen die Abneigung, die Vader gegenüber Admiral Ozzel empfand. Aber über einen direkten Befehl des Imperators konnte auch Vader sich nicht hinwegsetzen. Und so nahm er die Anwesenheit Admiral Ozzels weiterhin schweigend zur Kenntnis.

Venka stand inmitten der anderen Jungoffiziere in einem der Hauptkorridore der Executor und wartete auf den Beginn der ersten Einweisung. Sie alle waren unter den Besten ihrer Akademien gewesen und man hatte ihnen angeboten, den Dienst auf dem neuen Flaggschiff des Oberkommandierenden der Flotte zu aufzunehmen. Er hatte nicht lange gezögert. Das war eine Auszeichnung. Und eine Riesenchance. Nach außen hin zeigte sich Venka unbeeindruckt. Er würde seine älteren Brüder übertreffen. Seinen Vater stolz machen. Nur vor sich selbst gab Venka zu, dass ihn die Aussicht, hier dem finsteren Oberkommandierenden der Flotte über den Weg zu laufen, doch etwas Sorge bereitete.
Andererseits: wie wahrscheinlich war es, dass ein unbedeutender Junior-Lieutenant wie er die Aufmerksamkeit Lord Vaders auf sich zog? Vermutlich würde er den Oberkommandierenden nicht einmal zu Gesicht bekommen.
Dass das eine zu optimistische Einschätzung war zeigte sich, als plötzlich die schwarze Gestalt Lord Vaders mit raumgreifenden Schritten um die Ecke bog, gefolgt von vier Personen, die sich eilten, um mit ihm Schritt zu halten: zwei Kommandanten, vermutlich Adjutanten, ein älterer Klonsoldat, der seinen Helm abgesetzt mit sich trug und eine große Frau in einer Kommandantenuniform ohne Rangabzeichen. Ohne Rangabzeichen aber mit vier Codezylindern.
Außerdem verstieß sie gegen die Dienstvorschriften und trug keine Kappe, ließ stattdessen ihr langes dunkles Haar offen über die Schultern fallen.
Dann hielt der dunkle Lord unmittelbar vor Venka plötzlich inne und wandte sich zu seinen Begleitern um. Venka schluckte hart. Kriff …

Kommandant Praji, Kommandant Jir, „Captain“ Rex und ich liefen hinter Vader her, der zügig durch die Gänge der Executor marschierte und dabei die Aufgaben des Tages an uns verteilte.
Plötzlich hielt Vader inne.
Genau vor den Jungoffizieren, die erst vor ein paar Stunden an Bord gekommen waren und die jetzt auf ihre erste Einweisung warteten.
„Was soll das heißen – sie erzählen sich Witze über mich?!“
Ich musste dringend lernen, leiser zu denken …
„Es war kein schlimmer Witz, mein Lord. Er betont Eure Großzügigkeit und …“
„Das werde ich selbst beurteilen. Raus mit der Sprache!“
Vader hatte die Hand erhoben und deutete mit ausgestrecktem Zeigefinger auf mich. Wenn er unbedingt wollte …
„Ihr stürzt mit Euren TIE ins Wasser und drei Jungs retten Euch. Und weil Ihr sehr großzügig seid, gewährt ihr jedem von ihnen einen Wunsch.“
Vader blieb abwartend stehen, die Daumen hinter den Gürtel gehakt.
„Der eine wünscht sich Karten für das Boonta-Eve, der andere einen modifizierten Speeder und der dritte ein imperiales Staatsbegräbnis erster Klasse und mit allen Ehren.“
„Warum das?“, fragte der dunkle Lord. „Ist er krank?“
„Das nicht“, antwortete ich, „aber der Junge lebt in dem Glauben, dass sein Vater ihn erschlagen wird, sollte er je davon erfahren, wem er das Leben gerettet hat …“
Vader hielt sich nicht mit langen Diskussionen oder Fragen auf.
„Wo habt Ihr das gehört?“, fragte er streng.
„Ich habe es von den Jungs von Station 42“, entgegnete ich.
Wortlos drehte sich Vader um und eilte mit wehendem Umhang davon.
Die jungen Offiziere sahen einander leicht panisch an, der eine oder andere überdachte wohl auch gerade seine Berufswahl.
„W-was“, kiekste einer der jungen Männer, räusperte sich und sprach mit fast normaler Stimme weiter. „Was geschieht jetzt mit diesen Männern?“
„Oh“, entgegnete ich, „Vader ist heute gut drauf und wir brauchen immer Leute, die die Bilge putzten …“

„Und?“, fragte Vader, als wir wieder zurück in seinem Büro waren. „Hat es funktioniert?“
Ich zuckte mit den Schultern. Schwer zu sagen …
„Ins Hemd haben sie sich gemacht“, urteilte Praji und Jir nickte zustimmend.
„Rex?“
„Sehe ich auch so. Nur einer hat es gewagt, Fragen zu stellen.“
„Wer war der Kerl?“, fragte Praji und Jir bemühte sein PAD.
„Junior-Lieutenant Venka. Ist mit dem letzten Transport an Bord gekommen.“
Ich musterte ebenfalls mein PAD.
„Zeigt Eigeninitiative und stellt Fragen. Ich glaube, den müssen wir uns merken …“

Kurz vor Kuat crashte einer der Piloten mit seinem Jäger im Hangar, tötete dabei einen Teil der diensthabenden Crew und zerstörte seinen TIE, er selbst entkam diesem Horrorcrash fast unversehrt.
Das änderte sich, als Vader feststellte, dass der Mann unter dem Einfluss von Glitzerstim geflogen war und ihn aus der nächsten Luftschleuse warf.
Das mag grausam scheinen, aber auch ein Gerichtsverfahren gegen den Piloten hätte unvermeidlich zu einem Schuldspruch und ebenso unvermeidlich zu einem unverzüglich vollstreckbaren Todesurteil geführt.
Danach stellte sich die Frage, ob der unselige Pilot die Droge zum Eigenkonsum auf die Executor geschmuggelt hatte oder ob er ein Dealer war, andere Piloten oder Mannschaftsmitglieder versorgte.
Die Anforderungen, die an die Piloten der TIE-Jäger gestellt wurden, waren extrem hoch. Der Konsum von Glitzerstim wirkte sich in einer gesteigerten Wahrnehmung bis hin zu kurzzeitigen telepathischen Fähigkeiten aus, diese Droge war wie gemacht für Menschen, die unter Druck schnelle Entscheidungen treffen mussten.
Aber das Suchtpotential von Glitzerstim war enorm und langfristig wirkte es zerstörerisch auf den Konsumenten.
Wir durchsuchten das Quartier des Piloten, fanden aber nichts. Vader ließ deshalb die Quartiere der übrigen Piloten, die der Hangarcrew und die ihrer Offiziere durchsuchen, schließlich entdeckten sie in der Unterkunft eines Unteroffiziers weiteres Glitzerstim, bereits portioniert und vorbereitet zum Verkauf.
Vader packte den Mann am Hals, hob ihn hoch, brach ihn das Genick und warf ihn anschließend gegen die Wand, wo er zu Boden sackte und wie eine zerbrochene Puppe liegenblieb.

„Frau Nermani“, sagte ich. „Lord Vader möchte, dass Sie das hier erhalten.“
Ich hielt einen Datenchip hoch und reichte ihn Nermani.
„Was ist das?“, fragte sie und musterte den Datenträger misstrauisch.
„Das sind die Aufzeichnungen von Überwachungskameras, die verschiedene Disziplinierungsmaßnahmen durch Lord Vader zeigen.“
Die Reporterin runzelte die Stirn.
„Ich habe gehört, dass Lord Vader zwei Offiziere hingerichtet haben soll. Sind diese Aufzeichnungen …?“
Sie sprach nicht weiter.
„Diese Aufzeichnungen sind ebenfalls auf dem Datenchip. Lord Vader möchte, dass Sie die enthaltenen Informationen galaxisweit verbreiten. Tun Sie sich dabei keinen Zwang an.“
Nermani schien sich damit nicht wohl zu fühlen.
„Aber …“
„Diese Aufzeichnungen senden eine Botschaft. Lord Vader hofft, dass die Adressaten sie verstehen werden.“
Bestrafe einen, erziehe Tausend …

Nermani leistete ganze Arbeit und es war ihr zu verdanken, dass die „Einsatzgruppe Black“ nach dieser Reise in der Öffentlichkeit nur noch unter einem einzigen Namen bekannt war: die Todesschwadron …

DIE TODESSCHWADRON:
Banana Republic

„Das ist eine Aufständische“, sagte Vader und deutete auf mich.
Die Blicke der neuen Sturmtruppler wanderten ausnahmslos zu mir.
„Bringt sie mir“, fuhr Vader fort. „Lebend.“
Es war Vaders eigenartiger Sinn für Humor, der neuen Sturmtruppen-Einheiten immer wieder diese ganz besondere Erlebnisse bescherte … Ich warf mich herum, tauchte unter Vaders Arm hindurch, mit dem er sich an der Wand abstützte und suchte fluchtartig das Weite. Erfahrungsgemäß würde es ein Weilchen dauern, ehe die Neuen es ebenfalls wagen würden, sich an Vader vorbei zu drängeln …
„Lady, wo ist der nächste Zugang zu den Wartungsschächten?“
Die Schiffs-KI antwortete unverzüglich.
„Direkt hinter dem nächsten Feuerschott.“
„Das Schott schließen und geschlossen halten, sobald ich es passiert habe“, befahl ich und öffnete, als ich ihn erreicht hatte, den Zugang zum Wartungsschacht, kletterte hinein und verschloss ihn sofort wieder.
Selbstverständlich würde die KI das Feuerschott wieder öffnen, sobald die Sturmtruppler es verlangten, aber das würde sie aufhalten. Kaum waren sie an meinem Versteck vorüber, öffnete ich den Ausstieg, kletterte wieder heraus und lief zurück zu Vader und Kommandant Praji.
„Sie fallen doch immer wieder darauf herein“, polterte Praji, sobald er mich sah.
Das war wahr. Bislang hatte noch keine der Einheiten Männer zurückgelassen, um mich auf dem Rückweg abzufangen – sie rechneten einfach nicht damit, dass ich mich irgendwo versteckte. Die neuen Sturmtruppen-Einheiten kamen meist direkt von den Akademien und verfügten deshalb über keinerlei praktische Gefechtserfahrung, dabei konnte ein Fehler wie dieser im Ernstfall tödlich sein. Die Übungs- und Trainingsprogramme bereiteten zwar so gut als möglich vor, das ersetzte aber nicht die Sorte Bauchgefühl, das sich erst mit zunehmender Erfahrung einstellte.
Meine Beteiligung an dieser speziellen Übung war einem Zufall geschuldet: an einem meiner ersten Tage an Bord rief Vader mich während einer Pause zu sich und ich nahm gedankenlos meine noch halbvolle Kaffeetasse mit. Als ich die kritischen Blicke sah, erkannte ich meinen Fehler (ich bin nach wie vor davon überzeugt, dass Vader eigentlich etwas ganz anderes von mir wollte, als er mich zu sich rief).
Doch dann deklarierte er mich zur Aufständischen, sowohl ich als auch die Sturmtruppler sahen uns verdutzt an, schließlich reagierte ich den entscheidenden Augenblick eher, schüttete dem erstbesten Sturmtruppler den restlichen Kaffee übers Visier und warf die Tasse seinem Nebenmann an den Kopf.
Weit kam ich bei diesem ersten Versuch allerdings nicht und sie rächten sich, indem sie mir bei meiner Festnahme den Arm aus dem Gelenk drehten …

Unser erster Einsatz hatte uns zu verschiedenen Kernwelten und anschließend nach Kuat geführt, wo die Executor bei KDY noch einmal klassifiziert worden war. Im laufenden Betrieb aufgetretene Fehler wurden sofort ausgemerzt, Fragen der Crew beantwortet und die KI gründlich gecheckt. Viel zu beanstanden gab es allerdings nicht, die Kuati verstanden sich auf das Bauen von Schiffen und das bereits seit mehreren Jahrtausenden.
Anschließend brachen wir zu einem weiteren, wesentlich längeren Einsatz auf. Vader war wie üblich gut vorbereitet und plante, die Unruheherde der Reihe nach aufzusuchen und die anstehenden Probleme auf die eine oder andere Weise einer stabilen Lösung zuzuführen.
Unser erstes Ziel war Kiros, das in der Expansionsregion lag und bereits vor längerer Zeit von den Togruta besiedelt und urbar gemacht worden war, die von dem in der Nähe liegenden Planeten Shili stammten.
Togruta lebten in Familienverbänden und Clans und bevorzugten kleine, traditionelle Siedlungen, die versteckt im Wald lagen. Daneben gab es einige größere, moderne Städte als auch einen Raumhafen. Aus mir unerfindlichen Gründen galten Togruta als giftig (das hatte vielleicht mit ihrer auffallenden Färbung und ihren Eckzähnen zu tun, die die Form und Funktion von Reißzähnen hatten).
Togruta machten mir seit der Entführung durch Ahsoka Tano ein ungutes Gefühl, aber man kann ja nicht vom Verhalten einer Einzelperson, die sich noch dazu auf einem persönlichen Rachefeldzug befunden hatte, auf eine Spezies als Ganzes schließen.
Dazu kam, dass die Togruta auf Kiros sich von denen auf Shili unterschieden: sie waren gekommen, weil sie den Traum einer friedlichen Welt ohne Waffen leben wollten. Eine Künstlerkolonie. Das rächte sich während der Klonkriege, in denen Kiros weitgehend zerstört und viele Togruta von den Zygerrianern verschleppt und versklavt worden waren.
Die Togruta lernten daraus und ließen sich von den Klontruppen im Gebrauch von Blastern unterrichten.
Trotzdem hatten diese Ereignisse Folgen für Kiros: die bisher selbständigen und nun verarmten Kleinbauern verkauften ihr Land nur zu gerne an verschiedene Agrarkonzerne, für die sie dann wiederum als Pächter arbeiteten. Doch das Geld brauchte sich auf, und die Konzerne führten erst einmal einen regelrechten Krieg um die Land- und Wasserrechte, bis die United Fruit & Vegetables Company (UFVC) als Sieger aus dem Kämpfen hervorging.
UFVC war bekannt für seine ausbeuterischen Methoden auf den Produktions- und Ernteplaneten, weitreichende politische Einflussnahme (UFVC hat einen Sitz im Imperialen Senat) und die Unterstützung korrupter Regime sowie einflussreicher Familienclans zur Sicherung des eigenen Profits; darüber hinaus geriet das Unternehmen immer wieder wegen seines unverantwortlichen Umgangs mit Mitarbeitern und planetaren Ressourcen in die Kritik.
Die Erfahrungen in den Klonkriegen, ihre Instinkte als Jäger und die Ausbildung durch die Klontruppen befähigten hingegen nun die Togruta, sich dagegen zur Wehr zu setzen: die bisherige konzernfreundliche Regierung wurde gestürzt und Zann Kishii als neuer Regierungschef gewählt.
Daraufhin protestierte die UFVC beim Imperator und reichte eine Petition ein, die neue Regierung von Kiros aus dem Amt zu entfernen und die alte Regierung wieder einzusetzen.
An diesem Punkt kam nun Vader, die 501. Legion und die Todesschwadron ins Spiel, um genau das sicherzustellen …

Vader stellte der planetaren Regierung von Kiros zunächst ein Ultimatum und ließ als Drohgebärde die Devastator und die Avenger demonstrativ über der Hauptstadt stehen sowie verschiedene TIE-Jäger-Staffeln stundenlang Scheinangriffe fliegen.
Als Zann Kishii sich immer noch weigerte, zurückzutreten, ging Vader mit einem Teil der 501. auf den Planeten hinunter, um Kishii persönlich aus dem Amt zu entfernen.
Die 501. arbeitete sich bis zum Regierungssitz vor, fand dort aber nur noch ein paar nachgeordnete Verwaltungsbeamte sowie deren Angestellte, Zann Kishii und seine Regierung waren geflohen.
Vader ließ die Stadt und den Regierungssitz durch die Sturmtruppen abriegeln und setzte die Vorgängerregierung wieder in die Regierungsverantwortung ein. Ende gut, alles gut? Mitnichten. Denn jetzt brachen überall Aufstände aus …

Vader zog mit seinen Männern ins Gefecht und genau das war einer der Gründe, warum die 501. Legion Vader gegenüber geradezu fanatisch treu war. Diese Männer wussten, dass Vader Einsatz und Leistung honorierte und sich nicht im sicheren Kommandostand versteckte, während sie durch den Dreck robbten, kämpften und starben.
Der dunkle Lord ließ mich, ein paar Offiziere und ein Kontingent Sturmtruppen zurück, um uns, den Regierungspalast und Kiros-City zu bewachen und Widerstand schon im Keim zu ersticken.
Für mich und Kommandant Jir als Vaders persönliche Adjutanten gab es im Augenblick eigentlich nichts weiter zu tun, weshalb wir uns am späten Vormittag auf die Terrasse eines Frühstücks- und Snackrestaurants setzten, Kaf tranken und uns die Sonne auf den Bauch scheinen ließen.
Jir haderte damit, dass er im Gegensatz zu Praji nicht mit auf den Einsatz durfte, aber es war nun mal so, dass Praji eher der Mann fürs Grobe und Jir der Mann fürs Diplomatische war.
Dafür, dass das Imperium einen Machtwechsel erzwungen hatte, gerade einen Aufstand niederschlug und wir durch unsere Uniformen eindeutig als Angehörige der Imperialen Sternenflotte zu erkennen waren, wurden wir mit ausgesuchter Höflichkeit behandelt. Die Angestellten legten Wert auf die Feststellung, nicht zwingend mit den Aufständischen zu sympathisieren, es schien ihnen gleich, welche Regierung gerade an der Macht war.
Das erregte mein Interesse und Jirs Misstrauen, denn eigentlich gab es für so ein Verhalten nur zwei Deutungen: sie erwarteten ein üppiges Trinkgeld oder sie erhofften sich von ihrer Regierung, gleich wer sie stellte, keine Verbesserung ihrer Lage …

Weil außer uns nur zwei weitere Gäste anwesend waren, die sich hinter ihren PADs verschanzten, flirtete Jir eine der Kellnerinnen an und lud sie an unseren Tisch ein.
Nach kurzem Zögern und einem Nicken ihrer Chefin setzte sie sich zu uns und wir fragten sie unauffällig aus. Nemi, wie sie hieß, war Studentin der Wirtschafts- und Politikwissenschaften an der hiesigen Universität (= wollte später also in die Politik oder in die Geschäftsleitung eines Konzerns, würde aber vermutlich nie über die lokale Ebene hinauskommen).
Togruta kamen generell gut mit anderen Spezies zurecht und zeigten vor allem in jungen Jahren durchaus weitergehendes Interesse an diesen, besonders aber an Menschen.
Während Jir also mit ihr flirtete, fragte ich sie aus.
Ich äußerte Bedauern über den notwendig gewordenen Einsatz und die damit verbundenen Opfer ausdrücklich auch auf Seiten der Togruta, dann gab ich vor, nicht zu wissen, was der Grund für den Sturz der vorangegangenen Regierung war.
Nemi ließ sich ausführlich über die Methoden der UFVC aus und auch darüber, dass die neue alte Regierung dafür Sorge trug, dass sich an diesen Zuständen nichts änderte. United Fruit & Vegetables Company hatte sich also eine Regierung gekauft …
Das war jetzt noch nichts wirklich spektakulär Neues oder Schockierendes.
Die einheimische Bevölkerung unauffällig befragen brachte jedoch immer wieder Details ans Tageslicht, die in keinem offiziellen Bericht standen, und so war es auch hier: Die Regierung unter Zann Kishii enteignete Land von der UFVC (nur um einen Vergleich zu haben: schätzungsweise von der Fläche Russlands) und verteilte es an die ehemaligen Pächter, die es wieder als Kleinbauern bewirtschaften sollten. Dem Unternehmen offerierte Kishii eine Entschädigung von exakt 6.275.720,00 Credits – ein geradezu lächerlich geringer Betrag für bestes Ackerland, das dauerhaft Profit generierte.
Aber dieser Betrag entsprach genau der Summe, die der Konzern für die steuerliche Bewertung seiner Ländereien auf Kiros deklariert hatte, darüber hinaus verlangte Kishii bessere Arbeitsbedingungen, Mindestlöhne und Sozialleistungen für die Arbeiter auf den der UFVC verbliebenen Plantagen. Bei dieser Sachlage und dem allgemein üblichen Geschäftsgebaren galaxisweit operierender Konzerne war es verwunderlich, dass der Werksschutz der UFVC Kishii nicht schon längst erschossen hatte …

Am Nachmittag langweilten wir uns wieder im Regierungspalast, Jir machte ein Nickerchen und ich beobachtete, wie Minister, Staatssekretäre und Vertreter der UFVC beim neuen und alten Regierungschef, Ki Shanti, ein und aus gingen. Da wäre ich gerne Mäuschen gewesen …
Die Erkenntnis sickerte nur langsam in mein Bewusstsein: Warum eigentlich nicht? Ich war Vaders, LORD Vaders, persönlicher Adjutant. Und dieser Rang gab mir nunmehr das Recht, JEDES Recht, in seinem Namen überall dorthin zu gehen, wo immer es mir beliebte und Fragen zu stellen.
Die schwarze Uniform ohne Rangplakette, dafür aber mit vier Codezylindern, erwies sich als Türöffner allerersten Ranges. Ki Shanti ließ mich bereitwillig an seinen ersten Amtshandlungen teilhaben: die Rücknahme sämtlicher Arbeitsnehmerschutzgesetze und die Rückgabe enteigneten Landes an die UFVC.
Ich sagte dazu nichts. Die Todesschwadron war hier, um genau das zu ermöglichen …

In den frühen Abendstunden suchte ich das Gespräch mit Ki Shanti. Wenn er davon überrascht war, ließ er es sich nicht anmerken. Warum er einen ausbeuterischen Konzern unterstützte und seine eigenen Leute zur Leibeigenschaft verdammte?
Ki Shanti erwies sich nicht als der naive, vom großen bösen Konzern gekaufte Politiker, ganz im Gegenteil: seiner Familie gehörte viel Land, welches sie mit Hilfe von Festangestellten und Saisonarbeitern bewirtschaftete. Shanti kannte sich also mit der Materie aus und war der Meinung, dass Kleinbauern ihre Plantagen nicht wirtschaftlich betreiben konnten (von Genossenschaften hatten sie hier wohl noch nichts gehört). So gesehen, tat er seinen Leuten etwas Gutes …
Keine auskömmlichen Löhne, keine Absicherung im Alter und bei Krankheit, keine Schulen für die Kinder – würde er das immer noch so sehen, müsste er selbst unter vergleichbaren Bedingungen leben?
Das ließ ihn zwar innehalten, doch dann zog er sich auf das Argument zurück, dass die Togruta auf Kiros eben den Preis für diejenigen Bewohner der Kernwelten zu zahlen hatten, die billig Obst und Gemüse kaufen wollten …

Später saß ich mit Jir noch in einer Bar und wir tranken irgendetwas einheimisch-alkoholisch Hochprozentiges, außer uns und ein paar anderen imperialen Offizieren war niemand da – abends und nachts herrschte Ausgangssperre für die Bewohner Kiros-Citys.
Ob ich Lord Vader darüber informieren sollte, dass UFVC dem Imperator wohl ein paar Details vorenthalten hatte?
Jir riet ab. Dass die Regierung unter Zann Kishii UFVC enteignet hatte, war nicht der Grund für unsere Intervention.
Dass Kishii UFVC entschädigt hatte, tat nichts zur Sache.
Ausschlaggebend war, dass Kishii die Regierung von Shanti gestürzt und sich selbst zum neuen Regierungschef hatte wählen lassen …

Wir hatten Zimmer in einem Hotel in der Nähe des Regierungssitzes gebucht und später am Abend, in meiner Suite, rief ich Vader an. Natürlich erst, als die Operationszentrale mir mitteilte, dass die Gefechte zurzeit zum Erliegen gekommen waren und Vader Zeit für ein Gespräch hatte.
Er freute sich über meinen Anruf, dann berichtete ich ihm von unseren Erkenntnissen.
Vader sagte das gleiche wie Jir: die Enteignung war nicht der Grund für die Intervention.
Die Entschädigung tat nichts zur Sache.
Kishii hatte Shanti gestürzt und Shanti bzw. UFVC eine Petition beim Imperator eingereicht, die Regierung unter Kishii aus dem Amt zu entfernen.
Nun.
Dann brachte ich ein neues Argument ins Spiel: Kiros stand nicht unter imperialer Verwaltung, weder die Regierung von Kishii noch die von Shanti standen dem Imperium feindlich gegenüber.
Warum dieser Regierungswechsel das Imperium überhaupt interessierte, wenn doch die Enteignung nicht der Grund für die Intervention war?
Vader schwieg.
„Es war ein persönlicher Wunsch des Imperators“, sagte er dann. „Selbst ich kann mich dem nicht widersetzen.“
Ende der Diskussion.

Vader brauchte zehn Tage, dann hatten die aufständischen Togruta genug und streckten die Waffen.
Ich wartete in Vaders Quartier auf seine Rückkehr und arbeitete währenddessen an einem Exzerpt basierend auf den antiken Büchern, die Vader mir in der letzten Zeit zu lesen gegeben hatte.
Endlich kam er. Vader war genauso erschöpft und seine Rüstung ebenso verdreckt wie die jedes anderen Soldaten nach einem Einsatz mit zu viel Blut und viel zu wenig Schlaf.
Er ließ sich auf den nächstbesten Sessel fallen.
„Kilian, helft mir, diese Rüstung abzulegen.“
Ich half nur zu gerne.
„Und?“, fragte ich, während ich die ersten Teile seiner Rüstung löste, sie ihm vom Leib zog und anschließend zu Boden warf. „Haben wir Kiros wieder sicher gemacht für die United Fruit & Vegetables Company?“
Vader nahm Helm und Gesichtsmaske ab und ließ beides achtlos neben seinen Sessel fallen, anschließend sah er mich verwundert an.
„Ihr wolltet Sicherheit“, fuhr ich fort, „Sicherheit für das Imperium und seine Bürger. War DAS die Sicherheit, wie Ihr sie Euch vorgestellt habt?“
Vader öffnete den Mund, um etwas zu sagen, doch ich ließ ihn erst gar nicht zu Wort kommen.
„Das ist ungerecht. UFVC hat Kiros ausgebeutet und gleichzeitig das Imperium durch die viel zu niedrige steuerliche Bewertung seiner Plantagen betrogen. Ich …“
Der dunkle Lord stoppte meinen Redefluss, indem er mich zu sich auf den Schoß zog, seine Hand in meinem Haar vergrub und mich küsste. Ein starker Machtnutzer wie Vader wusste, was in jemandem vorging. Widerwillen. Unmut. Zorn. Und Leidenschaft. Aber so leicht ließ ich ihn dann doch nicht davon kommen.
„Das wäre alles nicht nötig gewesen.“
Ich löste weitere Teile seiner Rüstung und ließ sie zu Boden fallen.
„WIR sind es, die jetzt vor der Öffentlichkeit als aggressiv-autoritäres, repressives System dastehen.“
„Wir SIND ein aggressiv-autoritäres, repressives System“, sagte Vader.
Er hielt inne, schien über irgendetwas nachzusinnen.
„Ich werde mich dessen annehmen“, sagte er und begann an den Verschlüssen meiner Uniform zu nesteln. „Später.“

Ist das Galaktische Imperium böse?
Diese Frage ist nicht leicht zu beantworten. Die Bürger eines jeden Staates sollten sich eines überaus wichtigen Umstandes bewusst sein: Staaten sind nicht wohlwollend.
Neben Staatsgebiet und Staatsvolk benötigen Staaten gehorsame Beamte als auch Machtmenschen, denen vor allem daran liegt, Macht auszuüben, egal zu welchem Zweck.
Weder die Alte Republik noch das Galaktische Imperium bildeten Strukturen, die der Mehrheit ihrer Bürger zugutekamen.
Das Wohlwollen wurde nur simuliert und durch Propaganda verbreitet, da die Bürger die Vorstellung wohlmeinender Staatslenker benötigen, um sowohl Machtlosigkeit als auch Untertänigkeit ertragen zu können.
Staatliche Strukturen dienen in erster Linie dem Schutz des Eigentums. Dem können die meisten Bürger zwar zustimmen, merken dabei aber nur selten, dass ihr kleinbürgerliches Eigentum gar nicht gemeint ist.
Nein, geschützt werden das Großkapital, die Eigner von Produktionsmitteln oder der militärisch-industrielle Komplex. Was die Bürger wollen oder gewählt zu haben glauben, tut für den Staat als solchen nichts zur Sache …

„Nias Lal“, sagte Vader, „in Ihre Zuständigkeit fällt die steuerliche Veranlagung der United Fruit & Vegetable Company.“
Lal brach der kalte Schweiß aus, während er krampfhaft darüber nachsann, womit ausgerechnet er den dunklen Lord verärgert haben könnte. Dass Lord Vader sich tausende von Lichtjahren entfernt von Coruscant befand, trug nicht zu seiner Beruhigung bei.
„J-ja, m-mein L-lord“, stammelte er.
„Gut“, sagte Vader. „Ich möchte, dass sie sich die steuerliche Bewertung der Ländereien der UFVC genauer ansehen. Ganz besonders die auf Kiros.“
Lal nickte schwach.
„Haben Sie das verstanden?“, fragte Vader.
„Ja, mein Lord“, antwortete Lal und verfluchte den Tag, an dem er sich für eine Karriere bei der Steuerprüfung entschieden hatte. „Wie Ihr wünscht.“

„Frau Nermani“, sagte ich und schenkte ihr mein schönstes Lächeln, „ich habe da etwas, das für Sie von Interesse sein könnte.“
Nermani war immer auf der Jagd nach neuen, spektakulären Ereignissen, die sie in Nachrichten für die HoloNetNews verwandeln konnte und wechselte zu gespannter Aufmerksamkeit. Eine Information von einem der persönlichen Adjutanten Lord Vaders konnte Aurodium wert sein …
„Tatsächlich?“
„Oh ja“, bestätigte ich, „ich schicke Ihnen gleich eine Datei, die Sie sich einmal ansehen sollten. Ganz objektiv und unbefangen.“
Nermani nickte artig.
„Und“, fuhr ich fort, „ich würde es als persönlichen Gefallen betrachten, sollten diese Informationen galaxisweit Verbreitung finden …“

Anschließend bekamen wir einen richtig schönen Skandal, der die Nachrichtensparten der HoloNetNews monatelang beschäftigte, die Börsenwerte der UFVC abstürzen ließ und den Konzern darüber hinaus dazu zwang, die Lebens- und Arbeitsbedingungen seiner Arbeiter auf den Produktions- und Erntewelten deutlich zu verbessern.
Und der Vader und mich ganz hervorragend unterhielt …

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