Das fantastische Fanzine

Planetentausch

Perry-Rhodan-Star-Trek-Crossover-Story von Roland Triankowski – die Story erschien zuvor im Conbuch der 4. Perry-Rhodan-Tage in Braunschweig.

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Neulich auf dem interdimensionalen Kongress der anstrengenden Überwesen

»ES, alter Knabe! Schön, dich zu sehen!«

Der Angesprochene verschluckte sich beinahe an seinem pangalaktischen Donnergurgler. Tatsächlich hatte ES die Gestalt eines älteren Mannes gewählt. Etwas verlegen prüfte er, ob er seinen langen weißen Bart bekleckert hatte, räusperte sich und sprach:

»Ganz meinerseits, Q. Was macht der Nachwuchs?«

Q deutete eine Verneigung an. »Wächst und gedeiht, danke der Nachfrage.«

Er nahm ebenfalls eines der Cocktailgläser vom Buffet, prostete ES zu und nahm einen Schluck.

»Mon Dieu!«, rief er aus. Mit rollenden Augen und wedelnder Hand kommentierte er seinen Drink und stellte das Glas wieder beiseite.

»Was muss ich da hören, alter Knabe«, sagte er dann. »Du hast dich von Teilen deines Selbst getrennt? Dich ihrer sogar vollkommen entledigt?«

»Das ist richtig«, sagte ES mit fester Stimme. Er hatte seine Fassung längst wiedererlangt. »Die negativen Teile meines Bewusstseins drohten überhand zu nehmen, also habe ich sie abspalten und verbannen lassen. Ein sehr heilsamer und wohltuender Vorgang, den ich nur empfehlen kann.«

»Nun, wenn du das sagst«, versetzte Q und griff mit einem vielsagenden Blick wieder nach dem Glas.

Es folgte ein Moment des Schweigens, den ES schließlich mit einem donnernden »Was?« beendete.

Q tat erschrocken, machte eine abwehrende Geste und sagte: »Nichts, nichts.«

Nach einer winzigen Pause lehnte er sich zu ES, hielt die freie Hand neben den Mund und flüsterte: »Es ist nur so: es geht die Rede, dass du deinen legendären Humor verloren hättest.«

»Was? Wer sagt das?«

»Loki sagt das.«

»Welcher Loki?«

»Alle Lokis. Sogar das Krokodil.«

ES begann schallend zu lachen, so laut, dass es die gesamte elfdimensionale Kongresshalle erfüllte und sich etliche Wesenheiten zu ihnen umdrehten. Q trat ob des Getöses einen Schritt zurück und setzte ein joviales Lächeln auf.

»Hach ja«, sagte er und ließ es wie ein melancholisches Seufzen klingen. »Dein gutes altes Gelächter hast du wenigstens noch drauf.«

»Was heißt hier wenigstens?«, rief ES, ohne seine Lautstärke wesentlich zu reduzieren.

Die ersten Kongressteilnehmer versammelten sich um die beiden. Ein so vielversprechendes Streitgespräch hatte es hier seit etlichen Äonen nicht mehr gegeben.

»Sei ehrlich, alter Knabe«, sagte Q. »Dein letzter guter Scherz war doch die Nummer mit der Gehirnodyssee. Das Gehirn deines Favoriten in eine weit entfernte Galaxie entführen – auf den Gag war ich ziemlich neidisch. Zu gerne hätte ich so etwas mit Jean-Luc veranstaltet.«

»Na hör mal!«, kam prompt der Protest. »Letztens erst habe ich eine Raumjägerpilotin dreitausend Jahre in die Zukunft versetzt, um einen … ach egal! Ich habe mich als Doppelagent der Kosmokraten in ein THOREGON eingeschleust, um …«

Das Kichern der umstehenden Überwesen irritierte ES und ließ ihn schließlich innehalten. Q hatte die ganze Zeit Grimassen geschnitten, die Augen verdreht oder ein Gähnen nachgemacht.

»Entschuldige, alter Knabe«, sagte Q. »Spätestens bei ›Doppelagent der Kosmopoliten‹ habe ich nicht mehr zugehört. Gib doch einfach zu, dass du deinen Biss verloren hast. Ist auch nicht schlimm. Nach so vielen Äonen wird man einfach älter und weiser.«

ES konnte nicht verhindern, dass ihm die Zornesröte ins Gesicht schoss. Seine Stimme wurde gefährlich leise, als er sprach: »In meinem kleinen Finger steckt mehr Humor als in eurem gesamten Kontinuum.«

Ein Raunen ging durch die zuschauenden Überwesen. Nun versprach es richtig spannend zu werden. So etwas hatte man nicht mehr erlebt, seit die Inkarnationen zweier Superheldenuniversen aufeinander losgegangen waren.

Q lächelte.

»Das käme auf einen Versuch an.«

»Du willst ein Duell? Kannst du haben!«

»Ich hätte da auch schon eine Idee. Weißt du, ich wollte mir schon immer mal deinen Favoriten vornehmen. Wie wäre es, wenn wir unsere Erden tauschen?«

Q erläuterte seine Idee wie folgt. Demnach sollten die Erden des jeweiligen Universums – oder genauer gesagt die jeweilige Menschheit – ungefähr im 20. Jahrhundert ausgetauscht werden, um zu sehen, wie sich die von ES favorisierte Menschheit in Qs Universum schlug – und im Gegenzug die andere Menschheit in dem von ES. Man vereinbarte, dafür die Parallelwelt-Enklaven auf ES’ Kunstwelt Wanderer zu nutzen und versah die Wette mit einem recht detaillierten Regelwerk.

»Der Kongress möge entscheiden, wer von uns dabei geistreicher vorgegangen ist«, schloss Q die Verhandlungen, was die Anwesenden mit Applaus belohnten.

»Du wirst dir an Rhodan die Zähne ausbeißen«, knurrte ES.

»Ich freue mich schon drauf – und bin sehr gespannt, wie du dich mit Picard und Sisko schlägst, alter Knabe.«

»Du meinst DEN Sisko? Den Abgesandten der Propheten? Der zuletzt selbst zum Propheten wurde?«, fragte ES. »Den habe ich vorhin irgendwo hier gesehen.«

»Was? Sisko ist hier?«, schrie Q mit etwas zu hoher Stimme auf und tat einen Satz hinter ES’ Rücken.

Der Alte lächelte mild. Diesmal hatte er die Lacher auf seiner Seite.

Schlaglichter: Der Sternenwanderer

1. Unternehmen Phoenix

[…] Perry Rhodan und Reginald Bull sprangen in weiten Sätzen auf den Kraterrand zu. Den Mondrover hatten die beiden Astronauten stehenlassen. Die leichte Steigung zur Kuppe des Kraterwalls würde dieser zwar mühelos bewältigen, auf dem mutmaßlich steilen Weg hinab ins Kraterinnere wäre es aber ziemlich sicher zu Beschädigungen gekommen. Und dann hätte ihnen ein gefährlich langer Fußmarsch zurück zur Landefähre geblüht.

Dabei – schoss es Bull durch den Kopf – war es ohnehin alles andere als sicher, dass sie die PHOENIX jemals wieder zu Gesicht bekamen. Von der heimatlichen Erde ganz zu schweigen. Er hatte keine Ahnung, was Rhodan hier zu finden hoffte.

Ein derber Fluch entglitt seinen Lippen. Er war jedoch der Einzige, der ihn hören konnte. Rhodan hatte Funkstille befohlen. Eben jener Rhodan, der just in diesem Moment zu Boden ging. Für Bull sah es zunächst so aus, als wäre der Kommandant der Mondmission gestolpert. Dann wurde ihm klar, dass er sich getäuscht hatte. Bei einem Sechstel Schwerkraft und in diesen klobigen Raumanzügen sah es einfach unbeholfen aus, wenn man sich in Deckung warf.

Endlich folge Bull dem Beispiel des Freundes und robbte auf allen vieren zu ihm heran.

»Wieso gehst du nicht in Deckung?«

Rhodan hielt seinen Helm an den von Bull, sodass sich die Schallwellen übertragen konnten.

Er erwartete offensichtlich keine Antwort und fuhr mit sanfter Stimme fort: »Reg, versprich mir, dass du, egal, was wir jetzt zu sehen bekommen, die Fassung behältst. Uns steht ein sehr wichtiger Moment bevor und wir müssen absolut klaren Kopf bewahren.«

Bull hatte eine flapsige Bemerkung auf der Zunge, hielt sie aber zurück. Es war seinem Freund und Kommandanten ernst, merkte er. Und er wusste, dass er in einem solchen Fall immer am besten damit fuhr, auf ihn zu hören.

»Okay, Perry«, sagte er.

*

Die beiden Astronauten lagen eine ganze Weile schweigend auf dem Kraterwall. Zumindest Bull bekam kein Wort heraus. Er war vollauf damit beschäftigt, Perrys Bitte zu entsprechen und die Fassung zu wahren.

Da es in dem diffus beleuchteten Mondkrater keinerlei Vergleichsmöglichkeiten gab, war es nahezu unmöglich, die Länge des Objekts abzuschätzen. Es mochten einhundert oder eintausend Meter sein. Die schlanke Form des Hauptkörpers erinnerte an eine Rakete oder ein U-Boot. Der Eindruck wurde jedoch von der großen Ringkonstruktion gestört, die den Hauptkörper etwa in der Mitte umgab.

Womit man das Objekt auch immer vergleichen wollte, es konnte keinen Zweifel daran geben, dass es sich um ein außerirdisches Raumschiff handelte. Ein Raumschiff, das hier auf dem Mond abgestürzt war. […]

*

[…] Ihr Name war T’Mir. Sie und die anderen Besatzungsmitglieder waren erschreckend menschenähnlich, lediglich die Form ihrer Ohren und die Ausdruckslosigkeit ihrer Gesichter ließ sie unirdisch fremd erscheinen.

Sie nannten sich Vulkanier und hatten keine Schwierigkeiten, sich den beiden amerikanischen Astronauten mitzuteilen. Offenbar lag ihr Schiff schon eine ganze Weile flugunfähig auf dem Mond, funktionierte aber noch gut genug, um den Vulkaniern das Überleben zu ermöglichen – und damit intensiv die Erde beobachten zu können. Sie hatten ihre Computersysteme längst mit allen irdischen Sprachen gefüttert und konnten sich so mühelos in Englisch unterhalten. […]

*

[…] »Ich bitte Sie nochmals, T’Mir«, sagte Rhodan. »Schalten Sie ihren Subraum-Notruf ab! Sie gefährden damit die Sicherheit der Erde. Sie sagten doch selbst gerade, dass er von allen möglichen Raumfahrern empfangen werden kann, von denen nicht alle friedlich sind.«

»Und ich weise Ihre Bitte nochmals zurück«, erwiderte T’Mir. »Es ist der einzig logische Weg für unsere Rettung. Selbst wenn unsere Anlage durch den Absturz nur noch schwach senden kann, steigt mit jedem Augenblick die Wahrscheinlichkeit, dass ein vulkanisches Schiff den Notruf auffängt.«

»Genauso steigt die Wahrscheinlichkeit, dass es jemand anderes tut, der eine Bedrohung für die Erde darstellt«, sagte Rhodan. »Wägen Sie in Ihrer Kultur denn nicht das Wohl vieler gegen das Wohl weniger ab?«

T’Mir hob eine Augenbraue, der erste Gefühlsausbruch, seit die beiden Menschen an Bord gekommen waren.

»Hören Sie«, sagte Rhodan versöhnlich. »Wenn ich es richtig verstehe, ist Ihr Kommandant …«

»Solkar«

»Genau, Solkar, zwar stabil in seinem …«

»Stasisfeld«

»Richtig, aber je länger seine Verletzungen nicht behandelt werden, desto schlechter für ihn. Meinen Sie nicht, dass eine irdische Klinik in der Lage wäre, ihm zu helfen?«

»Möglich«, sagte T’Mir. »Aber unser Schiff kann nicht starten.«

»Unseres schon«, sagte Rhodan. […]

2. Invasion aus dem All

[…] »Erinnerst du dich daran, wie ich dich vor einem Jahr gebeten habe, den Subraum-Notruf abzuschalten, T’Mir?«

Rhodans Worte klangen beiläufig, zu sehr war er von dem Anblick gefesselt, der sich ihm darbot.

Die junge Mutantin Betty Toufrey hielt das Wesen etwa einen Meter über dem Boden in ihrem telekinetischen Griff. Es sah entfernt menschlich aus, war jedoch fast komplett mit technischen Elementen bedeckt – genauer gesagt bestand es zu großen Teilen aus Technik.

So sehr es sich auch wand und mit seinen mechanischen Gliedmaßen zappelte, es konnte sich nicht befreien. Betty war viel zu stark.

»Wer sind diese … Borg?«, fragte Rhodan. Er wandte sich zu T’Mir um, denn diesmal erhoffte er sich eine Antwort.

»Diese Wesen sind uns nicht bekannt. Wir sind ihnen noch nie begegnet.«

Rhodan hatte inzwischen gelernt, die Nuancen ihrer scheinbar emotionslosen Rede zu lesen. Er erkannte, dass die Vulkanierin tief erschüttert war.

»Widerstand ist zwecklos«, wiederholte das Wesen die Botschaft, mit der sich die Borg vorgestellt hatten.

»Da bin ich anderer Meinung«, sagte Rhodan. […]

3. Die Unsterblichen

[…] Mithilfe der erbeuteten Borgtechnologie hatte man das vulkanische Schiff in nur drei Jahren wieder flottbekommen. Die besten Ingenieurinnen und Ingenieure aus allen Teilen der Erde hatten das Schiff quasi auseinandergenommen und neu zusammengesetzt. Der Rückkehr von T’Mir, Solkar und den anderen in ihre 16 Lichtjahre entfernte Heimat stand somit nichts mehr im Wege. Die Vulkanier waren dermaßen dankbar, dass sie sogar einer Umbenennung des Schiffs zustimmten. T’Mir selbst taufte es auf den Namen PHOENIX II.

Parallel dazu waren Rhodans Bemühungen zur Einigung der Menschheit entscheidend vorangekommen. Die UN-Vollversammlung arbeitete auf Hochtouren an einer Verfassung für den geplanten Weltstaat.

Rhodan wurde mit allen Vollmachten zum Vertreter der Menschheit ernannt, er sollte die Mission der PHOENIX II anführen und als Botschafter der Erde offiziell Kontakt zu den Vulkaniern herstellen. […]

*

[…] »Howdy partner!«, rief der Mann, der mit einem Mal in einer Leuchterscheinung auf der Brücke der PHOENIX II materialisiert war. Er war wie ein Cowboy aus einem 50er-Jahre-Western gekleidet und kam mit klirrenden Sporen direkt auf Rhodan zu gestapft.

»Hast du einen neuen Teleporter in deinem Korps, Perry?«, fragte T’Mir und bewies damit, dass sie das Konzept des Humors langsam begriff.

Rhodan schüttelte stumm den Kopf. Weder Ras Tschubai noch Tako Kakuta vollzogen ihre Sprünge mit einem Lichtblitz als Begleiterscheinung. Das hier war etwas anderes – und es war gefährlich, schließlich befanden sie sich mitten im interstellaren Leerraum zwischen der Erde und Vulkan und rasten mit Warp fünf durchs All. Wer sich unter diesen Bedingungen an Bord schmuggeln konnte, durfte nicht unterschätzt werden.

Mit einem Gedankenimpuls alarmierte er Betty Toufry, die mit einigen anderen Korpsmitgliedern an Bord war. Dann erhob er sich aus dem Captainsessel und baute sich vor dem Eindringling auf.

»Wer sind Sie und was machen Sie auf meinem Schiff?«, fragte er ruhig.

»O Captain! My Captain!«, intonierte der Fremde. »Genauso könnte ich fragen: Was machen Sie in meinem Universum?«

Er knuffte Rhodan kumpelhaft gegen die Schulter. Im selben Moment teleportierten Tako und Betty in die Zentrale. Die junge Toufrey strauchelte und fasste sich an die Schläfen. »Er«, stammelte sie. »Er hat einen unfassbar starken Geist.«

»Wow!«, machte der Fremde und trat mit einer übertrieben erschrockenen Geste einen Schritt zurück. »Toller Trick. Aber das kann ich besser.«

Er schnipste mit den Fingern und die beiden Mutanten verschwanden in einer Leuchterscheinung.

T’Mir und Bull sowie die restlichen Mitglieder der Brückencrew griffen nach den Handphasern. Nach einem erneuten Schnipsen verschwanden auch sie, so dass Rhodan und der Fremde allein auf der Brücke waren.

Perry Rhodan hatte die ganze Zeit die Ruhe bewahrt.

»Genug damit!«, sagte er fest. »Was wollen Sie?«

Seine Gedanken rasten. War der Fremde ein besonders mächtiger Mutant, der sich auf der Erde an Bord geschmuggelt hatte und sich nun erstmals offenbarte? Oder war er etwas Anderes, noch Gefährlicheres?

»Ich teste Sie, Partner!«, sagte der Fremde. »Sie und ihre tapfere Menschheit, die der Meinung zu sein scheint, von einem Tag auf den anderen im kosmischen Konzert mitspielen zu können. Ich hatte gehofft, mit den Borg ein schnelles und endgültiges Ergebnis erzwingen zu können. Ich muss zugeben, dass Sie mich überrascht haben.«

»Was ist Ihre Legitimation?«, fragte Rhodan.

»Was?«

»Wer oder was ermächtigt Sie dazu, solche Tests durchzuführen? Wie lauten die Regeln dieses Tests, wie sind sie zustande gekommen und mit welchem verdammten Recht dringen Sie in mein Schiff ein und greifen meine Mannschaft an?«

Rhodans Stimme wurde zunehmend lauter und er trat einen Schritt auf den Anderen zu.

Ob gespielt oder nicht, dieser machte Anstalten zurückzuweichen, richtete sich dann jedoch auf und rief:

»Ich bin Q! Ich habe die Macht und somit jedes Recht zu tun und zu lassen, was mir beliebt. Oder glaubt ihr etwa, hier in den Tiefen des Alls nur auf euresgleichen zu treffen, mit mal schnelleren und mal langsameren Raumschiffen? Zurzeit beliebt es mir jedenfalls, euch arrogante Primaten in eure Schranken zu weisen. Huschhusch zurück auf euren Planeten! Und bringt dort erst einmal euren Kram in Ordnung, ehe ihr euch mit all eurer primitiven Aggressivität zwischen den Sternen breitmacht!«

»Was ist der Preis?«

»Wie?«

»Gut, dann testen Sie uns, Q! Wenn Sie uns wirklich die Borg auf den Hals gehetzt haben, haben wir diesen Test bereits bestanden. Wir haben sie vom Hof gejagt. Was ist der Preis dafür? Was gewinnen wir, wenn wir uns auf weitere Tests einlassen?«

Q kam ins Grübeln.

»Nun gut«, sagte er. »Bei den Borg ging es ums nackte Überleben, das ist Preis genug. Der Erfolg war beeindruckend – aber keinerlei Beweis dafür, dass ihr würdig seid. Machen wir es also etwas interessanter.«

Erneut schnipste er mit den Fingern. Die gesamte Brücke wurde von einem kurzen Lichtblitz erfüllt. Danach war die Brückencrew inklusive der beiden Mutanten wieder da – Q hingegen war verschwunden.

Einen Lidschlag später ging ein Ruck durch das Schiff und mehrere Alarmsignale ertönten.

»Bericht!«, rief Rhodan.

»Wir sind unter Warp gegangen«, sagte Reginald Bull. »Offenbar sind wir weit vom Kurs abgekommen, wir driften gerade in einen dichten Gasnebel.«

»Auf den Schirm!«, befahl Rhodan. »Wo sind wir, T’Mir?«

»Moment!«, sagte die Vulkanierin. Sie arbeitete fieberhaft an ihrer Station, überprüfte die Sternenkonstellationen und verglich sie mit den Datenbanken.

»Ich glaube, ich habe es gefunden«, sagte sie schließlich. »Wir befinden uns im klingonischen Einflussgebiet. Die Wolke, die wir da sehen, wird von ihnen Klach D’kel Brakt genannt. Es ist eine gefährliche Raumregion. Wir dürfen hier keinesfalls auf Warp gehen, selbst der Impulsantrieb ist gefährlich, da …«

»Voller Stopp!«, befahl Rhodan sofort und nickte T’Mir dann zu, ihren Bericht fortzusetzen.

»Es gibt hier Blasen aus Metreongas, das sich leicht entzünden und uns dabei enorm schaden kann. Wir müssen hier mit äußerster Vorsicht navigieren.«

»Ich werde so vorsichtig fliegen, wie in einem Dornendickicht«, sagte Bull. Natürlich benutzte er das englische Wort Briar Patch. […]

*

[…] Der Aufenthalt auf dem Planeten Ba’ku hatte nicht nur der gesamten Mannschaft der PHOENIX II eine Verjüngungskur verpasst, man hatte im gleichnamigen Volk der Ba’ku auch neue Freunde gefunden.

Ihre Anführerin Anij hatte ein weitreichendes Abkommen mit Rhodan geschlossen. Darin sicherte er den Ba’ku zu, ihre Isolation und ihren neutralen Status zu verteidigen. Im Gegenzug erhielt er umfangreiche wissenschaftliche und technische Daten, sowie die Erlaubnis, alle 60 Jahre mit einem einzelnen Raumschiff beliebiger Größe und Besatzungsstärke zu Besuch kommen zu dürfen.

Nun galt es, die Rückkehr nach Vulkan und zur Erde durch den klingonischen Raum zu bewältigen. […]

4. Die Spezialisten der Sektion 31

[…] Die Gründungszeremonie der Galaktischen Union zwischen Menschen, Vulkaniern, Andorianern und Tellariten war der letzte öffentliche Auftritt von Perry Rhodan und seinem innersten Zirkel bestehend aus Reginald Bull, den Vulkaniern um T’Mir und Solkar, den Andorianern um General Shran, den Tellariten um Botschafter Gral und dem irdischen Mutantenkorps. Vor allem die Menschen unter ihnen mussten bereits in Maske auftreten, um noch altersgemäß erscheinen zu können. Die absolvierten Besuche auf Ba’ku ließen keinen von ihnen älter als Mitte 30 erscheinen, was inzwischen nicht mehr zu erklären war.

An diesem Tag wurde ›Sektion 31‹ gegründet. In einer geheimen Vereinbarung, die nirgendwo protokolliert wurde und an der nur Rhodan und die vier Staatsoberhäupter der Gründungsmitglieder teilnahmen, wurden Rhodan wesentliche Ressourcen und Vollmachten übertragen. Damit sollte er – beziehungsweise Sektion 31 unter seiner Leitung als Lordadmiral – künftig aus dem Geheimen für die Sicherheit und den Fortbestand der Galaktischen Union und ihrer Heimatwelten sorgen.

Sektion 31 existierte offiziell nicht. Und doch ging in den folgenden Jahrzehnten und Jahrhunderten ein Flüstern zwischen den Sternen umher, dass jemand über die Galaxis wachte.

Was alles Rhodans Spezialisten zu verdanken war, wussten nicht einmal der romulanische Tal Shiar oder der Obsidianische Orden der Cardassianer. Man ahnte höchstens in den berühmten gut informierten Kreisen, dass bei dem friedlichen ersten Kontakt mit den Xindi und der Befriedung der Borg irgendjemand seine Finger im Spiel hatte.

Es war ein Segen für die Völker der Galaxis, dass sie nie vom Temporalen Kalten Krieg oder den Übergängen zum Spiegeluniversum erfahren mussten. […]

5. Romulus’ Ende

[…] Dieses Mal waren sie auf sich allein gestellt. Nach dem Feldzug gegen das Dominion hatte die Galaktische Union endgültig mit Sektion 31 gebrochen. Auch wenn der Krieg siegreich verlaufen war, hatte er den Alliierten des Alpha-Quadranten große Verluste gebracht – vor allem was Vertrauen, Hoffnung und Toleranz betraf.

So lehnte es jeder Sternenstaat ab, den Romulanern in ihrer schwersten Krise beizustehen. Weder gab es nennenswerte wissenschaftliche Hilfe bei der Abwendung der Supernova, noch unterstützte man die einstigen Verbündeten im Dominionkrieg bei der Evakuierung.

Lordadmiral Rhodan und seine Leute taten ihr bestes. Lediglich die Son’a – eine Gruppe Ba’ku, die vor Jahrhunderten den isolationistischen Weg verlassen hatte, um Rhodan zu helfen – standen noch an ihrer Seite. Da war es wenig hilfreich, dass sich ihnen nun ausgerechnet ein Romulaner in den Weg stellte.

»Hören Sie, Nero«, sagte Rhodan und versuchte dabei, ruhig zu bleiben. »Ihre Sonne in ein schwarzes Loch zu verwandeln ist die letzte Chance für Ihre Leute. Natürlich wird es das System nicht retten, aber es erkauft uns genug Zeit, um alle zu evakuieren. Ansonsten explodiert die Sonne spätestens in zwei Tagen und löscht auf einen Schlag alles Leben auf Romulus, Remus und den anderen Welten aus.«

Begriff der Mann überhaupt, was er sagte? Wenn Rhodan es richtig verstanden hatte, war Nero Kapitän eines Bergbauschiffs. Andererseits war es ihm gelungen, sein Raumschiff NERADA mit Borgtechnologie zu einem veritablen Schlachtschiff umzubauen.

Rhodan unterbrach kurz die Audioverbindung. »Sprich du mit ihm, Solkar, vielleicht dringst du zu ihm durch. Ich werde deine Enkel in einem Jäger begleiten, Ru’afo soll uns außerdem mit seinem Flaggschiff eskortieren. Wir haben schlicht keine Zeit, uns von diesem Irren aufhalten zu lassen.«

»Sie sind meine Urenkel.«

Rhodan, der die Brücke schon fast verlassen hatte, drehte sich noch einmal zu dem alten Freund um.

»Wie bitte?«

»Sybok und Spock sind meine Urenkel.«

Mit einem Grinsen betrat Rhodan den Turbolift. In all den Jahrhunderten hatte der alte Vulkanier einiges an Humor entwickelt. […]

*

[…] »150 Jahre? Seid ihr sicher?«

Die Brüder – oder genaugenommen Halbbrüder – schauten sich mit je einer hochgezogenen Augenbraue an. Dann sagte der Ältere: »Ja, wir sind sicher, mit einer Ungenauigkeit von plusminus zehn Jahren. Wir befinden uns 140 bis 160 Jahre in der Vergangenheit.«

Rhodan rechnete kurz im Kopf nach und sagte dann: »Guinan steckt noch mindestens zwanzig Jahre im Nexus. Auf ihren Rat können wir nicht hoffen. Wobei ich schon weiß, was sie sagen würde.«

»Das einzig logische«, sagte Spock. »Die Zeitlinie darf nicht verändert werden.«

Rhodan nickte stumm und dachte noch einmal an das Opfer, das Ru’afo und seine Mannschaft dafür gebracht hatten. Das Flaggschiff der Son’a hatte den Sprung durch das Schwarze Loch mitgemacht und anschließend das Feuer von Neros Schiff komplett auf sich gezogen. Die Schiffe waren sich nahezu ebenbürtig, da sich das Son’a-Schiff aber zusätzlich darum bemühte, das Forschungsschiff der beiden Vulkanier zu schützen, das nach dem Sprung antriebslos durchs All trieb, zog es letztlich den Kürzeren. Rhodan hatte Neros Schiff mit seinem Jäger nur Nadelstiche versetzen können. Erst als Ru’afo sein Schiff in einer letzten Verzweiflungstat auf Kollisionskurs brachte, brachen alle Schirme des einstigen Bergbauschiffes zusammen. Rhodan schoss einen Quantentorpedo direkt in den Warpkern der NERADA und beendete das Drama damit endgültig.

Sie waren nicht nur in der Zeit, sondern auch räumlich versetzt worden. Nachdem die beiden Vulkanier ihr Schiff wieder flottbekommen hatten, waren sie auf einem nahegelegenen unbewohnten Klasse-M-Planeten gelandet. Hier erst hatten sie festgestellt, wie weit es sie in die Vergangenheit verschlagen hatte – und dass sie sich am Rande des klingonischen Einflussgebiets befanden.

»Nero kann diesbezüglich keinen Ärger mehr machen«, nahm Rhodan den Gesprächsfaden wieder auf. »Und wir sollten es ebenfalls nicht tun, da habt ihr recht. So ehren wir Ru’afos Opfer am besten. Ich hätte auch schon eine Idee, wo wir unterkommen können.« […]

*

[…] »Hallo Anij.«

»Perry Rhodan, was machst du hier? Es sind noch lange keine 60 Jahre seit deinem letzten Besuch vergangen. Du brichst unsere Vereinbarung.«

»Ich weiß, Anij, und es tut mir leid. Es ist ein Notfall. Meine beiden Begleiter und ich müssten uns ungefähr 150 Jahre lang bei euch verstecken.« […]

Schlaglichter: Die Erben des Universums

1. Erster Kontakt

[…] »Hier, werfen Sie einen Blick hinein!«

Zefram Cochrane zögerte. Diese Leute hatten definitiv einen Sprung in der Schüssel. Aus der Zukunft wollten sie kommen, um irgendwelche parasitenbesetzten Roboter zu bekämpfen. Totaler Unfug! Vielleicht war es das Beste, ihnen erst einmal ihren Willen zu lassen. Also setzte er sich an sein Teleskop, das der eine mit den komischen Kontaktlinsen auf irgendetwas ausgerichtet hatte.

Was sollte da schon zu sehen sein.

Cochrane blickte durch das Okular, zog den Kopf wieder zurück und schaute noch einmal. Ganz klar und deutlich war da eine schwarzblau schimmernde Kugel mit einem Ringwulst um den Äquator zu sehen.

»Was habt ihr …?«

Er stand auf, ging um das Teleskop herum und untersuchte das Objektiv.

»Es ist ihr Teleskop«, sagte der Mann. Wie hieß er noch gleich? La Forge?

»Das«, Cochrane suchte nach Worten, »Ding steht offenbar in einem geostationären Orbit, sonst hätte es sich aus dem Fokus bewegt. Das bedeutet … Wie groß ist ihr Raumschiff eigentlich?«

Der glatzköpfige Mann lächelte freundlich. »Die Crest E hat einen Durchmesser von zweieinhalb Kilometern«, sagte er.

»Zweieinhalb Kilometer«, murmelte Cochrane. Wenn er nur nicht solche Kopfschmerzen hätte.

»Seid ihr die Erben des Universums, oder was?«

Er erwartete keine Antwort auf diesen müden Scherz und bekam auch keine.

»Und wieso ›Crest‹?«

»Das erfahren Sie in etwa zwei Tagen, wenn sie die Stardust reparieren und ihren Transitionsflug machen.«

»Vergessen Sie’s!«, rief Cochrane und winkte ab. »Ihre komischen Halbroboter aus der Zukunft haben mit ihrem Bombardement ganze Arbeit geleistet. Hier startet gar nichts mehr – und schon gar nicht in zwei Tagen.«

»Wir werden Ihnen natürlich etwas zur Hand gehen.« […]

*

[…] Picard und seine Crew hatten es sich nicht nehmen lassen, den historischen Moment heimlich zu beobachten. Als das 60-Meter-Beiboot der Aetron sanft an der überlieferten Stelle in Montana aufsetzte, wussten sie, dass der Ablauf der Geschichte wiederhergestellt war. Es war der unseligen Allianz aus Posbis und Vecorat nicht gelungen, die Menschheit bereits in der Vergangenheit zu besiegen.

Als die Gestalten von Thora und Crest in der Schleuse zu erkennen waren, befahl Picard den Aufbruch. […]

2. Aufbruch ins Unbekannte

[…] Jonathan Archer ergriff die dargereichte Hand nach kurzem Zögern. Er wusste genau, dass sein Zorn auf die Arkoniden völlig irrational war. Trotzdem tat er sich immer noch schwer damit, ihn zu überwinden.

Schluss damit!, schalt er sich und sagte: »Vielen Dank, Mr. Gonozal. Es ist mir eine große Ehre, dieses Kommando antreten zu dürfen.«

»Sagen Sie bitte Atlan«, sagte der andere und fügte dann die Worte hinzu, die Archers Zorn wieder anregten: »Ihr Vater wäre stolz auf Sie.«

Es zerriss Archer noch immer das Herz, dass sein Vater den ersten Linearflug der Menschheit nicht mehr erleben durfte. Es hatte seinen Dad immer sehr geschmerzt, dass er zu jung war, um Crest und Thora gekannt zu haben – und zu alt, um die Rückkehr Atlans ausreichend genießen zu können.

*

Als die Arkoniden damals auf der Erde gelandet waren, hatte dies der Menschheit endgültig das Tor zu den Sternen aufgestoßen. Sicher, Cochrane hatte das Transitionstriebwerk aus eigener Kraft erfunden, die wenigen Jahre ihrer Anwesenheit auf der Erde, hatten der Menschheit aber einen enormen Technologiesprung verschafft – und nebenher auch Frieden und Wohlstand.

Dann waren die Arkoniden eines Tages gemeinsam mit Cochrane aufgebrochen und für immer verschwunden. Ob sie die Welt des Ewigen Lebens jemals gefunden haben, hat nie jemand erfahren.

Die Menschheit schloss Freundschaft mit den Ferronen aus dem Wegasystem. Aber weiter als ein paar hundert Lichtjahre sprang für lange Zeit kein Raumschiff von der Erde.

Daran änderte auch das bizarre Auftauchen Atlans nichts. Offenbar lebte dieser unsterbliche Arkonide seit tausenden Jahren auf der Erde und wartete darauf, dass die Menschen endlich die überlichtschnelle Raumfahrt entwickelten, damit er in die Heimat fliegen konnte. Die Ankunft der Aetron hatte er schlicht verschlafen, da er sich zu Beginn des dritten Weltkriegs in einen Tiefseebunker zurückgezogen hatte.

Jedenfalls tauchte er auf, forderte ein Raumschiff mit Transitionstriebwerk, bekam es und verschwand für etliche Jahrzehnte.

Erst kürzlich kehrte er überraschend zurück, erzählte eine wilde Geschichte vom Niedergang des arkonidischen Imperiums, das nun von Robotern beherrscht werde, dem er dennoch im Kampf gegen Wesen aus einem anderen Universum geholfen habe. Von diesen habe er die Pläne für das Lineartriebwerk erbeutet, die er nun mit seiner Wahlheimat der Erde teilen wolle.

*

Archer schüttelte den Kopf, als wolle er sich nach einem Wasserballmatch das Wasser aus den Haaren schütteln. Die Gedanken waren müßig und höchstens etwas für die Geschichtsbücher. Ja, er hatte das Glück, zur rechten Zeit geboren zu sein, um diesen neuen Aufbruch der Menschheit erleben zu dürfen. Und ja, sein Vater wäre stolz auf ihn. […]

3. Metamorphose

[…] »Ist es nicht ironisch, dass wir in einem Kriegsschiff zu einer diplomatischen Mission fliegen?«

Nancy Hedford ließ sich auf dem Weg in die Zentrale von Christine Chapel stützen. Das Sakuro-Syndrom machte der Diplomatin zusehends zu schaffen.

»Da haben Sie Recht, Miss Hedford. Wobei die Crest seit dem Ende des Topsiderkrieges als Forschungsschiff im Einsatz ist.«

»Darüber, ob dieser Krieg wirklich zu Ende ist, gibt es unterschiedliche Auffassungen.«

»Da sind Sie sicherlich besser informiert als ich, Miss Hedford. Mag sein, dass die Echsen und wir auf absehbare Zeit keine Freunde werden. Aber im Großen und Ganzen schweigen seit einigen Jahren doch die Waffen.«

»Das ist sicher richtig, Miss Chapel. Es erfordert aber ununterbrochene Bemühungen auf beiden Seiten.« […]

*

[…] Von einem Moment auf den anderen fiel die Crest aus dem Linearraum. Captain James T. Kirk reagierte sofort und gab Vollalarm.

»Mister Sulu? Meldung!«, verlangte er.

»Keine Ahnung. Das Halbraumfeld ist schlagartig zusammengebrochen. Wir sind in den Normalraum zurückgefallen und treiben mit halber Lichtgeschwindigkeit auf dem angelegten Kurs.«

Kirk stellte eine Verbindung zum Maschinenraum her.

»Scotty, was ist mit den Konvertern los?«

»Haben auf einmal keinen Saft mehr«, drang die Antwort aus dem Akustikfeld. »Analyse läuft, aber mit den Maschinen scheint soweit alles in Ordnung zu sein. Muss ein äußerer Einfluss sein.«

»Krieg die Konverter wieder zum Laufen, Scotty!«

»Aye!«

Kirk wandte sich an den halbferronischen Wissenschaftsoffizier: »Mister Chaktor?«

»Mister Scott scheint mit seiner Vermutung recht zu haben, Captain. Die Sensoren messen ein 5D-Störfeld an, das den Aufbau eines Halbraumfeldes unterbindet.«

»Quelle?«

»Moment, ich bekomme neue Daten. In zwölftausend Kilometern Entfernung offenbart sich soeben ein Objekt, von der Masse her ein großer Asteroid oder Kleinplanet. Die Werte sind uneinheitlich.«

»Auf den Schirm!«

Kirk erhob sich langsam von seinem Kommandosessel, als sich das Bild auf dem Hauptschirm aufbaute.

Vor ihnen im Raum schwebte eine scheibenförmige Welt, wie sie sich die Menschen im Mittelalter vorgestellt haben mochten. Eine winzige Kunstsonne beschien eine ausgesprochen irdisch anmutende Landschaft aus Meeren, Wäldern und Bergen. […]

*

[…] »Sie sind Zefram Cochrane«, sprach Kirk das Offensichtliche aus. »Wie ist das möglich? Sie sind seit über 150 Jahren verschollen. Sie müssten längst …«

»Tot sein?«, beendete der Mann den unvollendeten Satz. »Nicht hier. Wissen Sie denn nicht, wo wir uns befinden?«

»Die Welt des Ewigen Lebens«, sagte Kirk. Er musste nicht lange in seinem Gedächtnis graben. Auch heute noch kannte jedes Kind die Geschichte von Thora, Crest und Zefram Cochrane, die auf der Suche nach diesem alten Arkonidenmythos verschwunden waren.

»Dann sind Thora und Crest ebenfalls hier?«, fragte er.

Cochranes Gesicht verlor zum ersten Mal seine zur Schau gestellte Fröhlichkeit. »Nein, sie sind vor langer Zeit gestorben. Er hat ihnen die Behandlung verweigert.«

»Wer?«, fragte Kirk.

Wie zur Antwort ertönte ein homerisches Gelächter, das von überall und nirgends zu kommen schien. […]

*

[…] »Persönliches Logbuch des Captains: Wir haben die bizarre Welt namens Wanderer verlassen und befinden uns auf dem Rückflug zur Erde. Ich habe das unmoralische Angebot der selbsternannten Superintelligenz ausgeschlagen. Mit welchem Recht hätte ich für die Unsterblichkeit weniger Menschen entscheiden dürfen? Entweder ES gewährt sie allen Wesen in der Galaxis oder niemandem.

Ich habe es der Besatzung freigestellt zu bleiben, nach einer 24-stündigen Bedenkzeit. Ich war selbst überrascht, dass sich nicht einmal zehn Prozent dafür entschieden, darunter auch die Diplomatin Nancy Hedford. Alle anderen wollten lieber ein endliches Leben mit ihren Freunden und Familien auf der Erde oder auf Ferrol führen, als die Ewigkeit in diesem falschen Paradies zu verbringen.« […]

4. In den Händen der Vecorat

[…] »Berichten Sie, Lieutenant Commander Shelby!«

Die junge Frau erhob sich und trat an den Holoschirm.

»Danke, Admiral Hanson. Captain Picard.« Die restlichen Kommandooffiziere in dem Besprechungsraum bedachte sie mit einem Nicken.

»Aktuelle Geheimdienstberichte deuten auf verstärkte Aktivitäten der Vecorat hin. Es verdichten sich die Hinweise, dass sie das Kerngebiet des einstigen arkonidischen Imperiums, den Kugelsternhaufen M13, endgültig erobert haben und nun nach der Milchstraße greifen.«

Commander Riker meldete sich zu Wort:

»Die Individualverformer? Was wollen die denn mit alten arkonidischen Robotschiffen anfangen?«

Shelby lächelte süffisant und sagte: »Wir haben keine Zeit für eine Geschichtsstunde, aber werfen Sie im Anschluss gern einen Blick in die alten Atlan-Berichte. Die Posbis haben sich bereits vor zweihundert Jahren mit dem Robotregenten verbündet und das arkonidische Reich im Grunde übernommen. In der Folge des anschließenden Bürgerkriegs mit den Zalitern und Ekhoniden und wie sie alle heißen haben die Vecorat offenbar gelernt, das Bioplasma der Posbis zu übernehmen.«

»Danke«, sagte Picard, um weiteren Zwischenfragen seines ersten Offiziers zuvorzukommen. »Fahren Sie fort!«

»Gern. Etliche Mehandorsippen in der Milchstraße sind bereits von Vecorat übernommen worden und liefern sich schwere Gefechte mit den Akonen und Blues. Darüber hinaus häufen sich die Sichtungen von Posbi-Boxen, die bis weit in unser Territorium agieren.« […]

*

[…] »Seid ihr wahres Leben?«

Die Posbi-Box sendete die Botschaft auf Dauerschleife auf allen Frequenzen.

Picard gab mit einer Geste den Befehl, die Sendung stummzuschalten. Dann wandte er sich zu Shelby, die links neben ihm in der Zentrale der Crest D saß.

»Was für eine Bedeutung hat diese Frage noch?«, fragte er. »Wenn die Vecorat als rein biologische Wesen die Kontrolle haben, ist sie doch längst obsolet.«

»Wir wissen es nicht genau«, sagte Shelby. »Unsere Vermutung ist, dass die Kontrolle nicht vollkommen ist. Die positronische Hälfte der Posbis können sie nur indirekt kontrollieren, die dort verankerten Basisprogramme vermutlich gar nicht. Es ist wohl eher eine gegenseitige Beeinflussung und Symbiose als eine einseitige Kontrolle.«

»Wir werden gescannt!«, meldete der topsidische Sicherheitschef Hroch-Tar.

»Durch unsere Schilde?«, fragte Riker.

»Es handelt sich um sehr hochfrequente Hyperstrahlung. Sie durchdringt unsere Schilde mühelos.«

»Ausweichmanöver!«, befahl Riker.

Data reagierte sofort und beschleunigte die Crest in eine beliebige Richtung. Der erwartete Angriff blieb zwar aus, die Posbi-Box vollzog jedoch jedes Manöver der Crest nach, sodass sich der relative Abstand der beiden Schiffe kaum veränderte.

Auf einmal materialisierte mitten in der Zentrale eine Gestalt.

Picard gab sofort Vollalarm, die gesamte Zentralebesatzung griff nach ihren Handstrahlern, Hroch-Tar sprang der Gestalt entgegen und holte zu einem Hieb mit seinem Schweif aus.

Mit einem solchen Hieb konnte ein Topsider sogar einem Ferronen alle Knochen im Leib brechen. Dieser prallte jedoch gegen einen individuellen Schutzschirm, der die Gestalt umgab. Die Entladung warf das Echsenwesen mehrere Meter zurück, wo es reglos liegenblieb.

Auch die Desintegratorschüsse von Riker, Shelby und Data konnten den Schirm nicht durchdringen. Die Gestalt – ein etwa zwei Meter großes wespenartiges Wesen in einem Exoskelett – blieb unbeeindruckt und ging mit langsamen Schritten auf Picard zu.

Dann erschlaffte das Wesen und wurde nur noch von dem Exoskelett gehalten. Durch Picard ging ein Ruck und er lief auf die fremde Gestalt zu. Er durchschritt den Schutzschirm ohne Widerstand, einen Lidschlag später waren beide verschwunden.

Der ganze Vorgang hatte höchstens fünf Sekunden gedauert.

»Was war das denn?«, rief Riker. »Wann wollten Sie uns eigentlich sagen, dass die einen verdammten Fiktivtransmitter haben, Lieutenant Commander Shelby? Oder ist Ihnen das entfallen?«

»Die Posbi-Box beschleunigt«, meldete Data.

»Verfolgung aufnehmen!«, befahl Riker, ohne den Blick von Shelby abzuwenden. »Versuchen Sie alles, um sie von einer Linearetappe abzuhalten. Sperrfeuer, Traktorstrahlen, zur Not vor die Nase fliegen!«

»Alles negativ, Sir«, sagte Data. »Der Relativschirm der Posbis fängt alle unsere Waffensysteme ab, Traktorstrahlen dringen nicht durch. Die Beschleunigung der Box ist zu hoch, wir schaffen es nicht rechtzeitig, uns vor sie zu setzen. Voraussichtlicher Eintritt in den Linearraum in drei, zwei, eins.«

Für alle sichtbar verschwand die Posbi-Box von allen Anzeigen.

»Data, extrapolieren Sie den ungefähren Kurs«, befahl Riker. »Und Sie Shelby schulden mir noch eine Antwort.«

Die junge Offizierin blickte verlegen zu Boden.

»Darüber gab es nur Gerüchte«, sagte sie schließlich. »Es heißt, dass Atlan damals einen Fiktivtransmitter an den Robotregenten übergeben hat, um die Druuf zu bekämpfen. Atlan selbst ist immer davon ausgegangen, dass das Gerät zerstört worden war. Offensichtlich hat er sich geirrt und nun ist es den Vecorat in die Hände gefallen.«

»Commander Riker«, meldete Data. »Ich habe ein Ergebnis.«

»Und? Wohin fliegen sie?«

»Es besteht eine sechsundachtzig Komma sieben prozentige Wahrscheinlichkeit, dass die Posbi-Box direkten Kurs auf die Erde genommen hat.« […]

5. Der Tamanium-Krieg

[…] »Ich bin Lokutos, General des Großen Vecorat-Imperiums. Machen Sie ihre Schiffe zum Entern bereit – oder erwarten Sie Ihre Vernichtung.«

Mehr hatte der Vecorat in Picards Körper nicht gesagt, ehe das Gemetzel bei Wolf 359 begann. Das Schiff, auf dem Benjamin Sisko Dienst tat, hielt dem Sperrfeuer der Transformkanonen ganze fünf Minuten stand.

Es war kaum mehr ein Wrack, als Sisko mit seinem Sohn auf dem Arm zu den Rettungskapseln rannte. […]

*

[…] »Wegtreten!«

Picard hielt dem hasserfüllten Blick des frischgebackenen Garnisonskommandanten von Kahalo stand. Er konnte Sisko nicht böse sein. Es gelang ihm selbst kaum, sich zu vergeben.

Erst als Sisko den Besprechungsraum verlassen hatte, gönnte sich Picard einen Seufzer. Er warf sich auf einen der Sessel und vergrub seine Stirn in den Händen. […]

*

[…] »Du willst uns wirklich verlassen, Dad?«

Jake Sisko standen die Tränen in den Augen.

Sein Vater umarmte ihn erneut und flüsterte dabei: »Ich muss.«

»Aber«, versuchte Jake es ein letztes Mal, »die Transmitterstrecken nach Andromeda sind allesamt unterbrochen. Die Meister der Insel können uns nicht mehr gefährlich werden.«

Benjamin Sisko hielt seinen Sohn noch eine ganze Weile, ehe er sich von ihm löste.

»Das ist richtig«, sagte er. »Die Milchstraße mag für lange Zeit sicher sein. Aber was ist mit Andromeda? Dort leiden noch immer unzählige bewohnte Welten unter ihrem Joch. Die Maahks mögen sich ihre Freiheit aus eigener Kraft erkämpfen, doch die Tefroder haben ebenfalls Frieden und Freiheit verdient. Es gibt so viel zu tun.«

»Es ist Zeit«, sagte Tengri Lethos schließlich. Atlan und er hatten sich bislang im Hintergrund gehalten.

Sisko nickte und fasste sich instinktiv an den eiförmigen Anhänger, den er von Atlan erhalten hatte.

Dann gingen die drei Ritter der Tiefe zu ihren Lichtzellen und verließen die Milchstraße. […]

Neulich im Tiefenpark zwischen den Universen

Q war dermaßen in Gedanken versunken, dass er beinahe mit dem anderen zusammengestoßen wäre. Er blickte auf und bekam einen Schreck, als er erkannte, um wen es sich handelte.

»Oh«, sagte er gespielt freundlich. »ES, alter Knabe! Du hier? Habe dich gar nicht bemerkt.«

ES war ähnlich überrascht. Seine Aufmerksamkeit hatte bis zu diesem Moment dem kartoffelförmigen schwebenden Wesen gegolten, das er an einer Leine mit sich führte.

Hier zwischen den Universen galten die üblichen Größenverhältnisse nicht. Q aber stammte nicht umsonst aus einem höheren Kontinuum, er erkannte sofort, dass dieses Wesen die Größe eines Planeten hatte.

»Hübsches Tier«, sagte Q. Bis auf ein Nicken und einen gegrummelten Gruß hatte ES sich bislang nicht geäußert.

Nun griff die Superintelligenz das unverfängliche Gesprächsthema dankbar auf. Mit leicht übertriebener Begeisterung bedankte er sich für das Kompliment und sagte: »Das ist ein Moby. Faszinierende Geschöpfe. Im Grunde sind es ehemalige Planeten, die durch ein besonderes Verfahren in kristalline Lebewesen umgewandelt wurden.«

»Spannend.«

»Nicht wahr?«

»M-hm.«

»Oh, und dein Tier scheint auch sehr interessant zu ein. Offenbar ebenfalls kristallin, oder? Sieht aus wie eine riesige Schneeflocke.«

Q blickte die Leine in seiner Hand entlang, als würde er sie zum ersten Mal bemerken. An ihrem Ende befand sich eine große weiße Kristallstruktur, die sich offenbar gerade an einem Planeten zu schaffen machte, der am Wegesrand lag.

»Oh ja«, sagte Q. »Der Name ist allerdings nicht so einfallsreich. ›Kristallwesen‹ oder ›Kristalleinheit‹ werden sie genannt. Sind ganz schön gefräßig aber hübsch anzusehen.«

»Hübsch«, bestätigte ES.

Beide Überwesen starrten eine Weile auf ihre Tiere und schwiegen.

»Und?«, fragte ES und bemühte sich um einen möglichst beiläufigen Tonfall. »Hast du in letzter Zeit mal wieder in deiner Parallelwelt-Enklave vorbeigeschaut.«

Q mied den Blick des anderen und sagte: »Länger nicht, und du?«

»Nein, ich auch nicht.«

Es war, als seufzten beide erleichtert. Q und ES sahen auf und hoben beide an, etwas zu sagen.

»Oh, du zuerst.«

»Nein, bitte, fang du an. Ich bestehe darauf.«

ES räusperte sich.

»Weißt du, ich hatte mir das spaßiger vorgestellt.«

»Ja, ich auch. Dein Rhodan war zu Anfang ja ganz lustig – aber er schien mir immer mehr Spaß an meinen Tests und Aufgaben zu haben, als ich selbst. Ich hatte bald das Gefühl, dass er nach mir suchte, um neue Herausforderungen zu bekommen. Das war etwas ermüdend.«

ES musste kurz schmunzeln, wurde dann aber gleich wieder ernst.

»Und deine Menschheit ist dermaßen misstrauisch und vorsichtig, dass ich sie fast gar nicht zu Gesicht bekommen habe. Dieser Kirk hat sogar die Unsterblichkeit abgelehnt.«

»Tja«

»Tja«

»Und wie geht es weiter?«

»Also, na ja, ich dachte, dass ich die nächsten ein, zwei Kongresse erst einmal aussetze. Wichtige transdimensionale Aufgaben, die keinen Aufschub dulden, oder so.«

»Ja, hatte ich auch überlegt.«

»Abgemacht?«

»Abgemacht!«

Und so gingen sie beide ihrer unergründlichen Wege.

ENDE

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