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The Right Stuff oder Der Stoff, aus dem die Helden sind.
Von Senex
Dieser Film ist eine Zeitreise. Nicht nur wegen der Handlung, welche in den 40er, 50er und 60er-Jahren des 20. Jahrhunderts spielt, sondern auch wegen des Films selber. Er kam 1983 erstmals in die Kinos.
Zuerst einmal, das Epos ist nur ein Spielfilm und keine Dokumentation. Es haben sich einige Fehler und Ungenauigkeiten eingeschlichen, aber ich möchte aus zwei Gründen nicht näher darauf eingehen.
1. Es wäre langweilig
2. Ich bin mir sicher, nicht alle zu finden.
Außerdem ist Tom Wolfe, der die Romanvorlage geschrieben hat, zwar bekannt für gute Recherche, aber es gibt sicher auch in der NASA Leute, die einen neugierigen Typen, der überall herumschnüffelt, gerne einmal auf die Schaufel nehmen wollen. Also werde ich hier nur beim Film bleiben.
Dieser beginnt mit einem Flugzeugabsturz in der Wüste nahe der Edwards Air Base, die damals allerdings noch nicht so geheissen hatte. Ein Testpilot versucht versucht, zum ersten Mal die Schallmauer zu durchbrechen und stirbt dabei. Sein Bild kommt zu vielen anderen an der Wand von Florence ‘Pancho’ Barnes ‘Happy Bottom Riding Club’, wo die Testpiloten in ihrer Freizeit abhängen. Die Besitzerin verspricht demjenigen, der die Mach 1 schafft, ein Steak mit allem drum und dran.
Zwei Tage später, am 14. Oktober 1947, wird eine Bell X-1 mit einem Bomber in die Höhe getragen, Captain Chuck Yeager (gespielt von Sam Shepard) steigt mit zwei gebrochenen Rippen ein und rast über die Wüste Kaliforniens. Da er die Luke nicht schließen kann und er den Flug unbedingt übernehmen will, besorgt ihm sein Freund einen abgesägten Besenstiel als Hebel. Man sieht die Offiziere, Reporter, Chucks Ehefrau und Pancho Barnes in den Himmel starren, Yeager meldet regelmäßig seine Fortschritte, und alle hören mit. Die Glasscheiben der Instrumente splittern, und das Flugzeug nähert sich der Marke von Mach 1. Ein Knall lässt alle erschrecken, schweigen, Resignation macht sich auf allen Gesichtern breit.
Ich hoffe, ich verderbe jetzt niemandem die Spannung, aber natürlich meldet sich Chuck Yeager bald wieder, und zwar mit der Meldung, Mach 1.06 erreicht zu haben. Das steht schließlich in den Geschichtsbüchern. So wie auch die meisten anderen großen Erignisse. Es ist schon eine großartige Leistung, dass der Film fesselnd bleibt, obwohl bereits so viel vorher bekannt ist.
So wie der Start des Sputnik am 4. Oktober 1957. Die Meldung an Dwight D. Eisenhower überbringt ein noch sehr junger Jeff Goldblum, der nicht nur, aber auch in diesem Film durchaus komödiantisches Talent zeigt. Wie auch immer, Eisenhower läßt nach dieser Meldung die NASA gründen und fordert Piloten für die bemannten Raummissionen. Angehörige von Army, Air Force und Navy.
Die beiden Anwerber (Jeff Goldblum und Harry Shearer) reisen nun herum und suchen nach Kandidaten. Nicht ohne einige Slapstick-Einlagen. Schließlich sind aber einige Leute angeworben und der Film beschäftigt sich mit dem Auswahlverfahren. Tests für alles Mögliche und Unmögliche, denn immerhin haben die Ärzte noch keine Ahnung, worauf es eigentlich ankommt. Und – es muss ja alles schnell, schnell, noch schneller gehen. Immerhin ist man im Rennen um die Herrschaft im Weltraum mit großem Abstand zweiter.
Zeitgleich arbeitet Wernher von Braun (Scott Beach) an der Atlas und der Mercury-Kapsel, bietet dem amerikanischen Steuerzahler vorerst nur spektakuläre Feuerwerke und beweist, dass Sergej Koroljow der bessere Techniker ist. (Frage des Präsidenten im Film: “Haben das die von den Russen entführten Nazis geschafft?” Antwort: “Nein, Sir, das haben wir überprüft. Unsere Nazis sind die besseren!”) Nun ja, das stimmt vielleicht sogar. Immerhin war Koroljow kein Deutscher, sondern Ukrainer. Die Astronauten setzen die Konstrukteure zusätzlich unter Druck, weil sie in der Kanzel Fenster und eine Handsteuerung fordern.
Am 12. April 1961 stellt Koroljow erneut seine Fähigkeiten unter Beweis, indem er einen Menschen in den Weltraum und lebendig wieder zurück bringt. Juri Gagarin.
Es ist leicht, mit was wäre wenn … zu spekulieren. Aber es gibt durchaus ernsthafte Überlegungen, dass nur der Tod des Ukrainers den Amerikanern den Sieg im Rennen um den Mond geschenkt hat.
(Vielleicht hatte der CIA ja bei Koroljows Tod seine Hände im Spiel. Eine einfache Hämorrhoiden-Operation, die derart schiefgeht?
Vielleicht saßen auch winzige Sowjets in den Lunochods und sie wurden gar nicht per Funk gesteuert. Traut den Sowjets jemand das technische Know-how zu?
Da gäbe es so viele schöne Theorien, und was passiert? Die Verschwörungs-Theoretiker versteifen sich darauf, dass Stanley Kubrick die Mondlandung gefälscht hat.)
Zurück zum Thema.
Wieder bringt Jeff Goldblum dem Präsidenten (J. F. Kennedy) die Nachricht vom geglückten Raketenstart, während sich die Astronauten äußerlich fair zeigen und innerlich schäumen. Die berühmte Rede von J.F.K. (Wir werden noch in diesem Jahrzehnt einen Mann auf den Mond schicken. Nicht weil es einfach ist, sondern weil es schwierig ist) wird im Original gezeigt.
Zwischenzeitlich werden immer wieder die Testpiloten auf der Edwards Base und ihre Arbeit kurz gezeigt, der Focus liegt aber klar bei den Vorbereitungen des ersten Starts einer Mercury.
Dann geht es weiter mit Al Shepards (Scott Glenn) ballistischem Hopser in der Freedom 7, Gus Grissoms (Fred Ward) Landung mit den vorzeitig explodierenden Sprengbolzen der Luke mit Liberty Bell 7 und gipfelt schließlich im ersten Orbitalflug von Jonn Glenn (Ed Harris) in der Friendship 7.
Dann folgt noch der Absturz von Chuck Yeager mit einer F-104 Starfighter, den er überlebt und der Umzug der NASA nach Texas.
Scott Carpenter (Charles Frank) mit der Aurora 7 und Wally Schirra (Lance Henriksen) mit der Sigma 7 werden ausgelassen, und der Film endet mit dem Start von Gordo Cooper (Dennis Quaid) in der Faith 7. Die Entscheidung, Deke Slayton (Scott Paulin) wegen eines Herzproblems nicht einzusetzen, kam im Film nicht vor.
Ein Wort zu Gus Grissom. Ich weiß, ich wollte kein Wort über Fehler verlieren, aber hier mache ich eine Ausnahme. Es wird im Film zwar nicht deziert ausgesprochen, aber stark angedeutet, dass Virgil Ivan ‘Gus’ Grissom die Nerven verloren hat und die Luke zu früh aufsprengte. Die NASA sah das offenbar anders. Shepard, Grissom und Glenn waren für einen zweiten Flug mit der Mercury-Kapsel vorgesehen, alle drei wurden abgesagt. Dafür flog Grissom als Kommandant gemeinsam mit John Young mit der ersten bemannten Gemini-Mission ins All und wurde auch ins Apollo-Programm übernommen. Hätte die NASA einen nervenschwachen Mann, der in Panik sich und die Mission gefährdet, noch einmal ins All geschickt, oder wäre er ganz schnell neben Deke Slayton an einem Schreibtisch gelandet? So starb er beim Test der Apollo mit der Seriennummer 0012, welche die erste Mission fliegen sollte. Er verbrannte mit seinen Kameraden Ed White und Roger Chaffee, weil er – Ironie des Schicksals – die Luke nicht aufsprengen konnte.
Zurück zum Film.
Mein Fazit:
Der Stoff, aus dem die Helden sind’ erzählt Anekdoten. Manche sind witzig, manche spannend und manche auch din wenig traurig. Im Mittelpunkt stehen Chuck Yeager, Al Shepard, John Glenn und Gordo Cooper als große amerikanische Helden, ihre Abenteuerlust und ihr Mut. Daneben wird kurz noch das Leiden der Ehefrauen thematisiert, welche ständig auf die Nachricht vom Tod ihrer Männer warten und mit stiller Opferbereitschaft dem Fortschritt und der Größe ihrer Nation dienen. Kaum zu glauben, aber der letzte Satz stand wirklich einmal in einer Werbung für den Film. Nun, er ist vielleicht nicht ganz falsch, aber fürchterlich pathetisch. Und, wie Florence ‘Pancho’ Barnes, Amelia Earhart, Louise Thaden, Opal Kunz oder die Damen des WASP – des ‘Women Airforce Service Pilots’ – bewiesen, auch nicht ganz falsch. Denn alle diese Damen waren ebenfalls ganz vorne mit dabei. Egal. Für jemand wie mich, der solche Anekdoten gerne hören möchte, ohne sie als DIE historische Wahrheit anzusehen, ist der Film wirklich empfehlenswert. Und die Hintergründe sind ja nicht wirklich falsch. Yeager durchbrach als erster die Schallmauer, Shepard legte als erster Amerikaner einen suborbitalen Hopser hin, Glenn war der erste Amerikaner in einem Orbitalflug und Gordo Cooper der erste, der es länger als einen Tag schaffte. Etwas über 34 Stunden. Schon eine reife Leistung. Daneben ist auch eine gute Besetzung am Start – für Bones-Fans der Hinweis, dass Mama Deschanel Anni, die Ehefrau von John Glenn spielt.
Insgesamt möchte ich dem Film trotz einiger Schwächen ein Daumen hoch geben. Er ist auf jeden Fall sehenswert.