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Vader & Ich | Teil 5
Eine Star-Wars-Fortsetzungsgeschichte von Rosalinda Kilian
IN A GALAXY FAR FAR AWAY:
Kuat Drive Yards
„Sie behauptet, für das ISB zu arbeiten?“, fragte Colonel Yularen und in seiner Stimme zeigte sich ein Hauch Verärgerung.
Wie konnte sie es wagen, diese Behauptung aufzustellen?
„Nein“, widersprach der Agent, „Sie selbst hat gar nichts gesagt, das sind lediglich Vermutungen ihres Umfelds.“
Yularen drehte sich wieder um und sah hinaus auf Imperial City, welches im warmen Licht des Spätnachmittags vor ihm ausgebreitet lag.
„In welcher Beziehung steht sie zu Lord Vader?“
„Es gibt keine belastbaren Quellen“, antwortete der Agent, „Sollen wir unsere Bemühungen intensivieren?“
Es existierten also keine Akten und auch keine Informationen im HoloNet. Das ISB verfügte selbstverständlich über die Mittel, weitergehende Nachforschungen anzustellen, doch sollte sie tatsächlich in einer wie auch immer gearteten Beziehung zu Lord Vader stehen, würde es nur dessen Zorn erregen, sollte er, Yularen, diese anordnen und der dunkle Lord es herausfinden. Nein, Yularen wollte definitiv nicht wissen, was dann geschehen würde.
„Lassen Sie sie in Ruhe“, befahl er deshalb, „Vorläufig.“
Eines Morgens fand ich Vader grübelnd an seiner Arbeitsstation, auf den Bildschirmen vor sich Spezifikationen und Preiskalkulationen KDYs. Ich sah ihm über die Schulter.
„Probleme?“
Wenn ich ihn störte oder er an etwas arbeitete, das so geheim war, dass ich es nicht sehen sollte, dann wies er mir die Tür, was hier aber nicht der Fall war.
„Ich weiß es nicht“, gab er zu. „Irgendetwas stimmt nicht. Ich kann nicht nachvollziehen, warum der Bau dieses Schiffes auf einmal so viele Credits verschlingt.“
Das Projekte länger dauerten und mehr kosteten als veranschlagt, kam hier eher selten vor – wer keinen Ärger mit dem Imperium wollte, lieferte besser pünktlich, in guter Qualität und zum vereinbarten Preis, ansonsten wurde das Imperium schnell ungemütlich (ich bin davon überzeugt, dass man hier noch nie von Stuttgart 21 oder dem BER gehört hat). Vielleicht sollte sich jemand mal die Bilanzen KDYs ansehen, der sich damit auskannte? Jemand mit Erfahrung in kreativer Buchführung und innovativer Rechnungslegung? Es durfte keine interne Prüfung sein und keine Kanzlei, die enge Beziehungen zum Imperium, zum militärisch-industriellen Komplex oder KDY selbst pflegte …
Womit sich in meiner Heimatwelt Steuerberater, Wirtschaftsprüfer oder Notare befassten, war hier in einem Beruf zusammengefasst, eine passende Übersetzung wäre vielleicht „Wirtschaftsberater“.
Diese Leute kannten sich nicht nur mit den Steuergesetzen oder der Prüfung von Bilanzen aus, sondern beurkundeten auch Verträge, Verfügungen und Urkunden aller Art, berieten bei Firmengründungen, bei Kauf und Verkauf sowie Nachfolgefragen, außerdem bei Geldgeschäften, Patentrecht, Haftungsfragen und vielen anderen mehr.
Ein einzelner, erstklassiger Wirtschaftsberater auf Coruscant konnte seine Dienste tatsächlich in dieser Breite anbieten, weil die Steuergesetzgebung und alles weitere Artverwandte hier weit weniger ausufernd und komplex war, als ich das kannte. Außerdem gab es hier keine echte Rechtstaatlichkeit, so konnte beispielsweise die Regierung anordnen, dass Gesetze partiell, aus gegebenen Anlass oder auch einfach so nicht angewandt wurden oder eine andere Vorgehensweise als die allgemein übliche gefunden wurde. Darüber hinaus war die Anzahl der Kanzleien, die ihre Dienstleistungen anboten, deutlich geringer als ich zunächst vermutet hatte – von Führungskräften wurde hier Führung erwartet und nicht, dass sie für ihre Entscheidungen die Leistungen außenstehender Dritter teuer einkauften, die darüber hinaus im Verdacht standen, so zu beraten, dass weiterer Beratungsbedarf entstand.
Weil Vader wollte, dass ich ihm das für eine Bilanzprüfung notwendige Personal besorgte, verbrachte ich ein paar Nachmittage damit, nach einem passenden Wirtschaftsberater zu suchen, was nicht so einfach war.
Große und bekannte Kanzleien, die bereits für Konzerne oder das Imperium arbeiteten, fielen von vorneherein durchs Raster. Darüber hinaus fand sich viel marktschreierische Werbung im HoloNet, gute Kanzleien wurden hingegen fast ausschließlich persönlich empfohlen.
Ich löste das Problem, indem ich verschiedene mittelgroße, auf Coruscant angesiedelte Firmen kontaktierte und nach ihrem Wirtschaftsberater fragte. Auf diese Weise bekam ich eine umfangreiche Liste, die Namen, die mehrfach auftauchten, jagte ich durchs HoloNet, was wiederum die Liste auf drei Kanzleien zusammenschrumpfen ließ.
Ich entschied mich für die, welche im Zuge meiner Recherchen als „ehrliche Wirtschaftsberater-Kanzlei“ aufgefallen war (wer immer Sie sind, der diese Zeilen liest: lachen Sie nicht. Das war so): die Coruscant Treuhand …
„Ihr habt eine geeignete Kanzlei gefunden?“, fragte Vader.
„Ich denke schon“, erwiderte ich und reichte ihm mein PAD.
Vader sichtete die Zusammenfassung.
„Eine ehrliche Wirtschaftsberater-Kanzlei?“
„Der Ausdruck wird im Zusammenhang mit der Coruscant Treuhand immer wieder genannt“, sagte ich.
„Sucht die Kanzlei noch heute auf und schließt einen Beratervertrag. Keine Einzelheiten, keine Details. Abflug nach Kuat morgen 0700.“
Diese Entschlussfreudigkeit war typisch Vader.
„Ob die Coruscant Treuhand bei dieser Informationslage den Auftrag so kurzfristig oder überhaupt annehmen wird, ist fraglich“, wandte ich ein.
Vor allem, da ich weder über Vaders beeindruckende Präsenz verfügte noch in der Lage war, meine Umgebung mit Machtvorschlägen zu manipulieren …
„Herr Witt“, rief der junge Sekretär, „ich habe das Oberkommando der Imperialen Sternenflotte am ComLink.“
Vitus Witt hielt inne.
„Was?“
„Eine Frau Kilian von der Imperialen Sternenflotte.“
Witt war irritiert von den konfusen Angaben seines Sekretärs. War das einer dieser lästigen Scherzanrufe eines HoloNet-Senders? Beim imperialen Militär gab es kaum Frauen, und dann noch eine ohne Rang? Andererseits: Scherzanrufe bemühten sich um Glaubwürdigkeit, und das hier war nicht glaubwürdig. Eigenartig …
Dem Sekretär begann die Denkpause seines Chefs zu lange zu dauern.
„Sie trägt eine Uniform ohne Rangabzeichen und man kann im Hintergrund die Skyline Imperial Citys sehen.“
Eine Uniform ohne Rangabzeichen und ein Büro in den oberen Stockwerken … Witts Interesse war geweckt.
„Geben Sie her …“
Vader gab mir einen Codezylinder, der mich als seinen persönlichen Adjutanten auswies und überließ mir anschließend sein Büro für ein Vorab-Gespräch mit der Coruscant-Treuhand.
Es gelang mir, das Interesse eines der Partner der Coruscant-Treuhand zu wecken und suchte deshalb die Kanzlei persönlich auf, der erste Eindruck war positiv: mir wurde zügig aufgetan, man verschwendete keine Ressourcen auf modischen Schnickschnack oder überteuertes (= besonders gut aussehendes, aufgetakeltes) Empfangspersonal, der Besprechungsraum war sauber, ordentlich und funktional, alles machte den Eindruck, als ob hier richtig gearbeitet wurde.
Schließlich erschienen die Geschäftsführer: Tristan Redus und Vitus Witt. Wir begrüßten uns, ich zeigte meine Legitimation, der einleitende Smalltalk brachte ans Licht, dass der ältere, Witt, ein Klonkriegsveteran und der jüngere, Redus, einst die Offizierslaufbahn bei der Sternenflotte angestrebt hatte, was ihm allerdings nach einem schweren Unfall mit dem Speeder verwehrt geblieben war.
Ich stellte den Auftrag dar und die Notwendigkeit der Geheimhaltung, nein, über Einzelheiten und Details können wir jetzt nicht sprechen …
Als wir zum Auftragsvolumen kamen, sah ich dann aber doch die Credits-Zeichen in beider Augen aufleuchten, aber dann kam der Argwohn:
„Frau Kilian“, sagte Witt, „Die Erfahrung lehrt, dass Auftragsvolumina in dieser Höhe nicht mit der Umschreibung ‚leicht verdientes Honorar‘ zusammengehen. Die Notwendigkeit, keine Einzelheiten und Details preisgeben zu können, spricht ebenfalls gegen ein mit Leichtigkeit verdientes Honorar. Frau Kilian: Wo. Ist. Das. Problem?“
Wenn bei KDY wirklich Gelder in dieser Höhe verschoben wurden, dann konnte es für diejenigen, die die Nachforschungen anstellten, tatsächlich gefährlich werden.
Was wäre der Kuat von Kuat bereit zu tun, um zu verschleiern, dass Credits im Wert von mehr als einer halben Billion in seinem Unternehmen verschwunden waren?
„Das werden Sie erfahren, wenn Sie diesen Auftrag annehmen“, sagte ich.
Die Männer, der jüngere und der ältere, sahen sich zweifelnd an. Sie sprangen nicht darauf an. Vader macht gerne Angebote, die man nicht ausschlagen konnte. Ich dachte an die Informationen, die ich über die Coruscant-Treuhand zusammengetragen hatte. Sie übernahmen jedes Jahr zwei, drei Fälle pro bono (die sie meist auch erfolgreich abschließen konnten), da hakte ich jetzt ein.
„Denken Sie daran, wie viele Fälle Sie pro bono übernehmen könnten, wenn Sie nur bereit wären, diesen Auftrag anzunehmen …“
Haben Sie die Uniform gesehen?“, fragte Witt seinen jüngeren Kollegen. „Keine Rangabzeichen, aber ein Codezylinder, der direkten Zugang zum Oberkommando der Sternenflotte gewährt.“
Redus runzelte die Stirn. „Sie meinen, das kommt von GANZ oben? Von IHM?“
„Würde in dieser Kombination Sinn machen“, bemerkte Witt. „Dann die Geheimhaltung, das Auftragsvolumen … Darüber hinaus hat jemand äußerst gründliche Recherchen über unsere Kanzlei angestellt, sie wusste sogar, dass wir Fälle pro bono annehmen.“
Dann hingen die Männer, der ältere und der jüngere, wieder ihren Gedanken nach.
„Interessiert es Sie denn nicht, was das Oberkommando dazu veranlasst, auf eine Wirtschaftsberater-Kanzlei wie die unsere zurückzugreifen?“, fragte Redus. „Wissen Sie noch, dieses Mandat auf Corellia? Das hier könnte ebenso spannend werden, aber das Honorar wäre geradezu astronomisch.“
Diese Jugend, dachte Witt, immer waren ihre Gedanken gerichtet auf den Horizont, auf Abenteuer – pah …
„Haben Sie noch Ihren Blaster?“, fragte Witt, „Ich glaube, dass wir unsere Waffen brauchen werden, falls wir diesen Auftrag annehmen sollten …“
Witt und Redus trafen am nächsten Morgen pünktlich auf der Devastator ein und brachten ihren jungen Kollegen Fredi Glos mit, der noch ein wenig Erfahrung im Außeneinsatz benötigte. Ich brachte sie umgehend in einen der Besprechungsräume, wo wir dann auf Vader warteten. Dass Witt und Redus den Ernst der Lage erkannt hatten zeigte sich daran, dass sie ihre Blaster mitgebracht hatten, schaden würde das bestimmt nicht …
Fredi hingegen war ein Problem.
Ich hatte „Fredi“ dem Namen nach und ohne weiter nachzufragen, für die Kurzform von „Fredus“ gehalten.
Fredi war aber eine junge Frau, weshalb wir sie nicht zusammen mit Witt und Redus unterbringen konnten.
So groß so ein Sternenzerstörer auch war, bei den Quartieren herrschte stets ein gewisser Mangel, ich hatte nach Rücksprache mit Captain Wermis und dem Quartiermeister der Devastator unseren Gästen eine Vierbettkammer organisiert. Der Quartiermeister würde mich töten, wenn ich jetzt ankam und eine zusätzliche Einzelkammer wollte …
Ich ging den Weg des geringsten Widerstandes und überließ Fredi der Einfachheit halber meine Kammer, am nächsten Morgen machte sie sich tatsächlich Sorgen, wo ich die Nacht verbracht hatte – ach, war sie nicht süß?
Kuat war ein Planet, der in sich die größtmöglichen Gegensätze vereinte: seine Oberfläche war ein einziges Paradies mit gepflegten Gärten und Parks, Wiesen, Wäldern und weit verstreuten Inseln in den Ozeanen, wohingegen in seinem Orbit der Werftenring Kuat Drive Yards das Bild prägte.
Die Geschicke des Unternehmens lagen seit seiner Gründung in den frühen Jahren der Alten Republik bisher ausschließlich in den Händen der zehn Familien von Kuat.
Diese Gruppe menschlicher Aristokratenfamilien aus den galaktischen Kernwelten waren es auch gewesen, die den ursprünglich unfruchtbaren Planeten terraformen und in den Garten Eden umwandeln ließen, der er jetzt war.
Die Bevölkerung Kuats bestand überwiegend aus Menschen, den Kuati, der Rest rekrutierte sich aus verschiedenen anderen Spezies.
Die Arbeiter, Angestellten und Ingenieure des Unternehmens galten als absolut loyal und arbeiteten mit fast schon religiöser Hingabe für „ihre“ Firma.
Die Firmenpolitik von KDY definierte sich hauptsächlich durch Nepotismus, Bestechung und Korruption, Kuat war eine Korpokratie, wie sie im Buche stand und in deren planetaren Regierung eine Unterscheidung zwischen Aristokratie, Geschäftsleuten und Politikern nicht wirklich zu erkennen war.
Das Unternehmen gehörte neben den Sienar-Flottensystemen und der Corellianischen Ingenieursgesellschaft zu den größten Raumschiffswerften der Galaxis, was wiederum Kuat nicht nur zu einem reichen, sondern auch zu einem überaus wichtigen Planeten machte.
KDYs bester Kunde war das Galaktische Imperium, hier wurden die Sternenzerstörer und anderes Gerät für das Imperiale Militär entwickelt und gebaut.
Aufgrund seiner enormen Bedeutung stand Kuat unter ständiger Kontrolle durch die Imperiale Zollbehörde sowie das Büro für Schiffsangelegenheiten, außerdem war immer ein Verband aus mehreren Sternenzerstörern im System, die gerne mal an allen möglichen und unmöglichen Stellen auf der Lauer lagen und denen man sich erklären musste, wenn man von rechten Weg abkam. Das galt natürlich nicht, wenn man mit Lord Vader reiste …
„Lord Vaders Sternenzerstörer ist soeben eingetroffen.“
„Was sollen wir denn jetzt machen?“
„Halten Sie sie hin.“
„Das wird nicht funktionieren …“
„Warum haben Sie das nicht gesagt?“
„Ich HABE es gesagt …“
Seit ihre Spione davon berichtet hatten, dass Darth Vader zu einer seiner gefürchteten Inspektionsreisen aufgebrochen war, regierte im Vorstand KDYs die blanke Panik.
Sollte der dunkle Lord jemals dahinterkommen, was sie getan hatten …
Der Kuat von Kuat sah leicht angewidert auf seine Vorstandskollegen. Sie hatten gespielt, sie hatten verloren.
„Seien sie still, verlassen Sie mich. Ich werde mich Lord Vader stellen. Allein.“
KDY war sein Leben. Er war nichts ohne die Werft. Kuat war nichts ohne die Werft. Und wenn es sein musste, würde er sein Leben jetzt für die Werft geben.
Wie es seine Pflicht war …
Der Kuat von Kuat erwartete uns in seiner privaten Suite auf einer der Raumstationen im Orbit seines Planeten.
Mit Ausnahme dieser Raumstationen war Kuat für Besucher nicht frei zugänglich, selbst nach Kuat-City gelangte man nur unter Schwierigkeiten. Wäre das nicht so, würde es hier vor Spionen und Saboteuren vermutlich nur so wimmeln …
Vader suchte den Kuat persönlich auf, neben mir und den Wirtschaftsberatern begleitete ihn noch eine Einheit der 501. Legion, niemand hielt uns auf, niemand stellte sich uns in den Weg.
Vader kam gleich zur Sache, packte den Kuat von Kuat am Hals und hob ihn dabei hoch, sodass dessen Füße in der Luft hingen – warum liegen die Kosten für mein neues Flaggschiff weit jenseits aller Kalkulationen?
Die Räume des Kuat erinnerten eher an ein Büro als an eine Wohnung, er selbst kleidete sich in einen gewöhnlichen Overall, wie ihn auch seine Arbeiter trugen.
Der Mann, den Vader im Würgegriff hielt, versuchte vergeblich, sich davon zu befreien und ebenso vergeblich, irgendetwas zu sagen.
Vader senkte den Arm und ließ los.
„Es gab Schwierigkeiten“, krächzte der Kuat, unwillkürlich vor Vader zurückweichend, „unvorhergesehene Schwierigkeiten.“
Vader hielt den Kopf auf diese charakteristische Weise leicht schräg, lauschte in die Macht.
„Lügen Sie mich nicht an“, sagte er und ging langsam auf den Kuat zu.
Der wiederum wich vor Vader zurück, bis er gegen die nächste Wand prallte und Vader vor ihm aufragte.
Man musste kein Machtnutzer sein um zu erkennen, dass der Kuat von Kuat auf gar keinen Fall preisgeben wollte, was hier nicht stimmte.
„Gut“, sagte Vader und hob die Hand. Der Kuat schreckte zurück. „Ich habe Personal mitgebracht, das Ihre Bilanzen prüfen und alle anderen Unterlagen sichten wird, die mit dem Bau dieses Schiffes im Zusammenhang stehen. Sie werden uneingeschränkt kooperieren. Haben Sie das verstanden?“
Der Kuat nickte schwach.
„Kann … kann ich sonst noch etwas für Sie tun?“
„Wir wollen das Schiff besichtigen“, sagte ich vorlaut.
Vader und der Kuat wandten sich mir zu und starrten mich an.
„Ja“, sagte Vader, „das auch …“
Die Besichtigung des Schiffs, das später als „Executor“ bekannt werden sollte, war ein Erlebnis. Das gigantische Schiff im Licht der hinter Kuat aufgehenden Sonne zum ersten Mal tatsächlich zu sehen und nicht nur als Risszeichnung oder als Animation – das war einfach großartig.
Die Executor schwebte in einem Dock nahe der Werftanlagen, umgeben von mehreren Endfertigungsringen und lebhaftem Shuttleverkehr.
Sah man das Schiff vor sich, bewunderte man die schlanken und eleganten Formen, erging sich in Vermutungen über seine Schnelligkeit und vergaß darüber den Zweck: ein Schiff dieser Klasse konnte alleine die Oberfläche eines ganzen Planeten in Schutt und Asche legen, Teile davon zu Glas verschmelzen oder seine Kontinentalplatten aufbrechen.
Die Kuati versicherten Vader, dass das Schiff inzwischen fast vollständig fertiggestellt sei, auch im Inneren gingen die Bauarbeiten zügig voran.
Ganz besonders stolz war Vader auf die KI des Schiffes (an der er maßgeblich mitprogrammiert hatte), er ging mit mir in den Computerraum, wo wir den Technikern und Programmierern zusahen, die den Computer testeten und trainierten.
Ich bin kein Nerd. Aber die Droidentechnik und die künstlichen Intelligenzen dieser Welt waren faszinierend. Das muss man sich erst einmal geben – Droiden und KI-Systeme, die über eine Art Bewusstsein verfügten und die in der Lage waren, selbständig zu denken und zu handeln (innerhalb gewisser vernünftiger Parameter, versteht sich).
Ich sah einem der Techniker über die Schulter, während Vader sich mit den verantwortlichen Programmierern und Ingenieuren unterhielt.
Ob ich mit der KI ein paar Worte wechseln durfte?
Der Techniker sah erstaunt auf, erlaubte es aber – der Computer sollte in dieser Phase seines „Lebens“ lernen und brauchte Input, auch ungewöhnlichen …
„Hallo Lady“, sagte ich und kraulte das Pult, als ob ich ein Haustier vor mir hatte. „Wie geht es dir?“
Die Antwort war Schweigen, doch die Anzeigen auf den Monitoren verrieten, dass die KI gerade sämtliche nicht anderweitig benötigten Kapazitäten abzog, um über diese Frage nachzusinnen.
Gespannt beobachteten wir das Terminal, welches schließlich mit einem verneinenden Beep-Beep-Beep antwortete, dann lachte der Techniker mich aus – solche Fragen kann die KI nicht beantworten …
Nach der Führung durch das Schiff und die Werftanlagen ließ Vader es sich nicht nehmen, noch nach den Wirtschaftsberatern zu sehen (obwohl ich bezweifelte, dass so schnell schon greifbare Ergebnisse vorliegen konnten, und so war es dann auch).
„Die reguläre Prüfung eines so großen Unternehmens wie KDY dauert normalerweise Wochen“, sagte Witt. „Darüber hinaus sind wir für eine Betrugs- und Unterschlagungsprüfung dieses Umfanges zu Wenige und die Geschäftsleitung von KDY wurde durch unser Vorsprechen vorgewarnt. Dabei kann eine Unterschlagung in der vermuteten Größenordnung fast nur durch die Geschäftsleitung selbst initiiert oder zumindest mit deren Billigung durchgeführt werden.“
„Wir haben zunächst mit der Analyse der Kennzahlen begonnen“, übernahm Redus die Gesprächsführung. „Anschließend werden wir uns mit der Einzelfallprüfung bei verdachtsgründenden Buchungen beschäftigen.“
„Für das Führen von Interviews mit potentiellen Zeugen, Mitwissern und Verdächtigen hat eine kleine Kanzlei wie die unsere ebenfalls keine Kapazitäten“, warf Witt ein, „Und selbst dann haben wir noch lange keinen Zugang zur Geschäftsleitung oder gar dem Kuat von Kuat selbst.“
Man merkte Witt und Redus die Vergangenheit im republikanischen Militär bzw. einer Militärakademie an, sie schienen auch keine besondere Angst vor Vader zu haben (im Gegensatz zu Fredi, die vergeblich versuchte, sich unsichtbar zu machen).
„Suchen Sie nach etwas Belastbarem“, verlangte Vader, „Um den Kuat von Kuat kümmere ich mich selbst.“
„Für was haltet Ihr die Devastator?“, schimpfte Vader. „Für ein Kreuzfahrtschiff?“
Aus meinem Vorhaben, den Nachmittag in Kuat-City zu verbringen, würde wohl nichts werden, aber so schnell gab ich nicht auf.
„Praji und Jir würden mitkommen“, versuchte ich Vader umzustimmen. „Ich könnte ein Protokoll oder ein Lagebild über die Stimmung in der Bevölkerung Kuats anfertigen.“
Vader blieb abrupt stehen, packte mich an der Schulter und schob mich gegen die Wand.
„Kilian“, sagte er, „das hier ist kein Spiel. Ich habe das Gefühl, dass Ihr das nicht ganz begreift. Was wir hier tun, weist enorme Gefahrenmomente auf, ich kann Euch nicht beschützen, wenn Ihr irgendwo unterwegs seid.“
Er sorgte sich um mich? In zynischen Momenten ging ich davon aus, dass ich für Vader nicht mehr war als eine Gespielin, von der er sich ebenso schnell wie unkompliziert trennen konnte und wohl auch würde, falls er meiner überdrüssig werden sollte.
Und dass die Dinge, die er mir ermöglichte, nichts weiter waren als eine etwas andere Art der Bezahlung.
„Ja, ich sorge mich um Euch“, erwiderte er überraschender Weise, „Ihr seid so viel mehr für mich. Und deshalb werdet Ihr den Nachmittag nicht in Kuat-City verbringen.“
Ende der Diskussion.
Ich blieb also auf Vaders Geheiß bei den Wirtschaftsberatern, während dessen traf er sich mit Ingenieuren, Technikern und Programmierern zu verschiedenen Besprechungen.
Witt, Redus und Glos gingen ihrer Arbeit nach und prüften das Zahlenmaterial, welches ihnen von KDY nur sehr unwillig zur Verfügung gestellt wurde, ich las währenddessen auf meinem PAD irgendein antikes Buch.
Außerdem wurden wir von einem Squad Sturmtruppler aus Vaders Elitelegion, der 501., bewacht (die gingen sogar mit auf Klo, und das ist im Wortsinn zu verstehen).
Manchmal sah ich den Wirtschaftsberatern auch nur bei der Arbeit zu und stellte Fragen, wir gingen gemeinsam Mittagessen und berichteten Vader abends von unseren Erkenntnissen.
Eine Bilanzprüfung lief hier nicht wesentlich anders ab, als ich das von meiner Heimatwelt kannte: sie holten Saldenbestätigungen von Kreditoren und Debitoren ein und zählten Lagerbestände.
Dabei fanden sie die ersten Unregelmäßigkeiten, entdeckten, verteilt auf mehrere Lager, Material, dass für den Bau von zehn Sternenzerstörern reichte, für die aber keine Aufträge vorhanden waren.
Material, dass weder in den Bilanzen KDYs auftauchte noch für das Unterlagen oder Fakturen existierten.
Dann stießen sie auf Rechnungen über Beraterhonorare in geradezu astronomischer Höhe und schließlich auf ein regelrechtes Geflecht von Scheinfirmen, die diese ausstellten und die gezahlten Gelder irgendwohin verschoben, Firmen, die regelmäßig bereits nach kurzer Zeit wieder aufgelöst und durch neue ersetzt wurden.
KDY war dafür bekannt, für jedermann Kriegsgerät zu bauen, der dieses bezahlen konnte, gleichwohl würde es das Imperium nicht gut aufnehmen, wenn über Kuat heimlich Sternenzerstörer für jemand anderen gebaut wurden und das mit Mitteln, um die man das Imperium betrog …
Als die Wirtschaftsberater genug belastendes Material zusammengetragen hatten, speicherten sie ihre Erkenntnisse auf einem Datenchip und ließen sich von den Sturmtrupplern zurück in den Hangar geleiten.
Während wir unterwegs waren, machte ich mir Gedanken, für wen KDY diese Schiffe eigentlich bauen wollte.
Gab es bereits einen Käufer oder sollten sie heimlich auf dem Schwarzmarkt angeboten werden? Wer verfügte über ausreichende Mittel, einen oder mehrere Sternenzerstörer zu kaufen? Was war Ziel und Zweck eines solchen Kaufes?
Dann dachte ich in eine andere Richtung, welche die Unterschlagung von Geldern berücksichtigte: wurde KDY erpresst?
Das würde die Unterschlagung zumindest erklären.
Vielleicht dachte der Vorstand KDYs aber auch, dass eine Unterschlagung in Kombination mit einem Verkauf auf dem Schwarzmarkt den maximalen Profit generierte …
Ich war so in Gedanken, dass ich fast mit Sergeant Hask zusammenstieß, als dieser plötzlich die Hand hob und halten ließ – wir wurden verfolgt (es ist selbst bei den lautersten Absichten keine gute Idee, Sturmtruppen zu verfolgen) …
Hask besprach sich leise mit Corporal Trell, dann versuchten sie Verstärkung anzufordern, nur um festzustellen, dass man ihnen die Frequenzen blockierte.
Sie analysierten die Lage und kamen zu dem Schluss, dass man uns hier festhalten, vielleicht auch als Geiseln nehmen wollte. Versuchten die Kuati, ein Druckmittel gegen Vader in die Hand zu bekommen?
Aus genau diesem Grund hielt Vader mich bzw. unsere Beziehung vor der Öffentlichkeit geheim: Fiele ich seinen Feinden in die Hände, wäre ich verloren, Vader konnte es sich in seiner Position nicht leisten, sich erpressen zu lassen.
Wussten die Kuati von unserer Beziehung und falls ja, woher wussten sie das?
Wie auch immer, die Ergebnisse unserer Nachforschungen mussten Vader erreichen, weshalb wir uns aufteilten: Hask, vier seiner Männer sowie Redus und Witt würden sich den Kuati stellen und sie ablenken, wohingegen Corporal Trell mit dem restlichen Squad sowie Fredi, dem Datenchip und mir den Werftenring schnellstmöglich zu verlassen suchte.
Vader stand auf der Brücke der Devastator und sah wie so oft in den Weltraum hinaus.
Irgendetwas begann, seine meditativen Betrachtungen zu stören. Irgendetwas stimmte nicht. Kilian. Sie schien in Gefahr …
„Captain Wermis“, sagte Vader.
„Mein Lord?“
„Ist Kilian schon zurück?,“ fragte er.
„Nein, mein Lord“, antwortete Wermis.
„Die Wirtschaftsberater? Die Sturmtruppen?“
„Nein, mein Lord.“
Der Zorn brodelte in Vader hoch und er unterdrückte das Verlangen, Wermis die Faust ins Gesicht zu schlagen.
„Beordern Sie ein Bataillon Sturmtruppen in den Hangar. Ich werde hinüberfliegen und unsere Leute dort herausholen.“
Wermis stutzte.
„Mein Lord, es gibt keine Hinweise auf …“
Vader schnitt ihm das Wort ab.
„Überlassen Sie die Beurteilung von Gefahrensituationen mir“, sagte er und zog die Macht um sich herum zusammen.
Wermis fühlte unterschwellig das Grollen der Macht, die darin mitschwingende Drohung und wich vor dem dunklen Lord zurück.
„Ja, mein Lord“, sagte er, verneigte sich und gab die entsprechenden Befehle.
Kriff, war der Alte heute wieder drauf …
Wir flohen durch halbdunkle Nebengänge, nutzten Fluchtwege und Nottreppen, hofften, in einem der Containerterminals ein Shuttle oder einen Leichter stehlen zu können.
Die Sturmtruppen besaßen übrigens ganz hervorragendes Kartenmaterial des Werftenrings, sonst hätten wir uns vermutlich rettungslos verlaufen.
Das Ablenkungsmanöver, welches Hask durchführte, schien zu funktionieren, jedenfalls wurden wir von den Kuati nicht weiter behelligt. Schließlich erreichten wir das Terminal, Trell und ein weiterer Sturmtruppler versuchten, die Sicherheitsschotts kurzzuschließen, was aber an den hohen Sicherheitsstandards KDYs scheiterte.
Nicht nur das: Plötzlich hörten wir Gefechtslärm, Geschrei und Blasterschüsse, Hask und seine Männer führen offenbar ein Rückzugsgefecht und waren ebenfalls auf dem Weg hierher.
Kriff. Jetzt saßen wir in der Falle …
Wir verteilten uns im Korridor, hielten uns eng an die Wände, die Sturmtruppler schoben mich und Fredi nach hinten, gaben sich gegenseitig Deckung, warteten auf Sergeant Hask und seine Männer.
Und auf den ersten Feindkontakt.
„Lord Vader ist soeben zum Werftenring aufgebrochen“, meldete einer seiner Assistenten. „Unsere Schätzungen gehen davon aus, dass er von einem Bataillon Sturmtruppen begleitet wird.“
Der Kuat von Kuat ließ sich in seinen Sessel zurücksinken. Er war erledigt. Sowas von erledigt …
Vader galt als der Mann fürs Grobe. Wer hätte damit rechnen können, dass ihm die Unstimmigkeiten beim Bau seines neuen Kommandoschiffes nicht nur auffallen, sondern er sie auch zu deuten wusste?
Auf die Idee, eine von diesen engagiert arbeitenden kleinen Kanzleien für eine Bilanzprüfung hinzuzuziehen, musste man erst einmal kommen …
Mit zitternden Händen schenkte er sich einen Corellianischen Whiskey ein.
Einen doppelten.
Und harrte der Dinge, die nur zu bald über ihn kommen würden …
Sturmtruppen sind eine Eliteeinheit.
Dass sie aus dieser Situation mit nur einem ernsthaft Verwundeten herauskamen, will etwas heißen, vor allem, da sie hier gegen den Werksschutz von KDY antraten, der, ausgerüstet wie eine paramilitärische Einheit, in der Sollstärke einer Sektorenarmee antreten konnte.
Schon bevor Hask uns erreichte, schossen Blasterbolzen durch den Flur und wir wichen weiter an die Wände zurück, um weniger Angriffsfläche zu bieten.
Hasks Sturmtruppler zogen sich rückwärtsgehend zurück, auch Redus und Witt beteiligten sich professionell am Gefecht, hatten sich aber, da sie keine Rüstungen trugen, einen Streifschuss am Oberarm (Redus) bzw. eine Verletzung an der Schulter zugezogen (Witt), vermutlich von einem Querschläger, außerdem schleppten die Sturmtruppler einen ihrer schwer getroffenen Kameraden mit sich.
Dann waren sie heran, die Sturmtruppler schirmten Fredi und mich vor den Bolzen ab, doch unsere Chancen auf ein Entkommen standen gegen Null und sei es nur deshalb, weil die Energiezellen unserer Blaster irgendwann erschöpft sein würden …
Dann fiel mir das Lichtschwert ein, welches Vader für mich konstruiert und das ich auf sein Geheiß bei mir trug.
Ich zog mich zum Sicherheitsschott zurück, löste es vom Gürtel, zündete es und stieß die weiße Klinge durch das Bedienfeld.
Fredi war mir gefolgt und sah mich nun groß an:
„Sie … Ihr seid ein Jedi?“
Fredi war eigentlich zu jung, um sich noch bewusst an die Alte Republik und die Jedi erinnern zu können.
Witt hingegen hatte in den Klonkriegen gekämpft und seiner Assistentin vermutlich von den machtbegabten Zauberern erzählt …
Im inneren des Türmechanismus tat sich etwas, ich stieß die Klinge tiefer hinein und beließ sie dort, trotz der sich schnell entwickelnden enormen Hitze, solange, bis der Durastahl grellweiß glühte.
Endlich glitten die Schotts auseinander, so dass wir den Attacken der Kuatis nicht langer standhalten mussten, sondern uns weiter zurückziehen konnten.
Das war aber nicht ganz ungefährlich, da das Frachtterminal vollautomatisch arbeitete und die Konstrukteure davon ausgegangen waren, dass Menschen normalerweise nicht zwischen den Containern, den Schienen, auf denen sie bewegt wurden, sowie den Containerbrücken herumlaufen würden …
„Lord Vaders Männer haben das Containerterminal A-37 erreicht und konnten das Sicherheitsschott öffnen“, meldete der Werksschutz, „Lord Vader selbst wird A-37 ebenfalls in Kürze erreichen.“
Sie hatten das Sicherheitsschott öffnen können? Entweder gab es einen Verräter oder das ISB hatte inzwischen gelernt, die Sicherheitsmaßnahmen KDYs zu umgehen. Auf jeden Fall bedurften die Sicherheitsstandards einer Anpassung.
Der Kuat von Kuat schenkte sich ein weiteres Glas Corellianischen Whiskey ein.
Das würde dann wohl eine der ersten Aufgaben seines Nachfolgers werden.
Zufrieden registrierte der Kuat, dass der Alkohol bereits seine Wirkung entfaltete, seine Hände zitterten kaum noch …
Dann endlich nahte die Rettung, weitere Sturmtruppen erschienen zwischen den Containern, gefolgt von Vaders hoch aufragender Gestalt.
Hask salutierte ansatzweise und machte Meldung.
„Sir, wir wurden von den Kuati angegriffen. Ein verwundeter Sturmtruppler. Ich würde den Verwundeten gerne an Bord der Devastator und auf die Krankenstation bringen.“
„Gehen Sie“, sagte Vader, bevor er sich an die Wirtschaftsberater wandte. „Sie haben herausgefunden, was hier vor sich geht?“
„Ja, Sir“, sagte Witt und reichte Vader den Datenchip.
„Es ist keine Unterschlagung im gewöhnlichen Sinne oder um sich zu bereichern“, fuhr Witt fort, „KDY hat von den Geldern, die sie aus der Firma gezogen haben, auf dem Schwarzmarkt so viel Material gekauft, dass sie davon zehn Sternenzerstörer bauen können. Aufträge dazu existieren nicht.“
Vader sah den Datenchip nachdenklich, sehr nachdenklich an, dann wandte er sich an mich.
„Bleibt an Bord der Devastator und wartet auf mich.“
„Ja, Herr“, sagte ich und verneigte mich, froh, nicht dabei sein zu müssen, wenn Vader den Kuati nachdrücklich klarmachen würde, dass das Imperium Widersetzlichkeit und Angriffe auf seine Beauftragten nicht duldete …
Vader nahm die Unterschlagung von Geldern, den Kauf von Materialien auf dem Schwarzmarkt für den heimlich betriebenen Bau weiterer Sternenzerstörer am Imperium vorbei sowie den Angriff auf uns nicht wirklich gut auf.
Nach der Strafaktion im Werftenring flog er mit den Sturmtruppen gleich weiter nach Kuat-City, wohin sich der Kuat von Kuat in sein privates Domizil zurückgezogen hatte.
Während Vader auf dem Planeten weilte, traf ich mich mit Kommandant Jir in der Offiziersmesse, trank heißen, stark gesüßten Kaf und besprach mit ihm die Ereignisse im Werftenring.
Jir war ein guter Zuhörer und ließ mich reden, insgesamt erwies sich das aber trotzdem als keine gute Idee, denn plötzlich tauchten Sturmtruppen in roten Panzerungen auf und nahmen mich fest.
Der Effekt, den die Neuankömmlinge auf die Offiziere hatte, war bemerkenswert:
Sie verstummten und nahmen es widerspruchslos hin, dass man mich festnahm und abführte, nur Jir wagte einen halbherzigen Einwand.
Kommandiert wurde diese Truppe von einer jungen, rothaarigen Frau Mitte zwanzig, vielleicht auch Anfang dreißig, die einen enganliegenden Kampfanzug unter schwarzen Roben trug und keine erkennbaren Waffen mit sich führte.
Kaum waren wir aus der Offiziersmesse heraus, stülpten sie mir einen blickdichten Sack über den Kopf und bugsierten mich, kaum dass wir den Hangar erreicht hatten, in eine Fähre.
Zu diesem Zeitpunkt war mir weder klar, wer diese Männer oder ihre Kommandantin waren, noch worauf eine Verhaftung durch sie hindeutete …
„Ich will wissen, warum KDY diese Summen unterschlagen und davon so viel Material erworben hat, dass man davon zehn weitere Sternenzerstörer bauen könnte“, verlangte Vader und drückte dem Kuat den Hals noch ein wenig fester zu.
Der Kuat von Kuat bekam keine Luft mehr und begann zu röcheln, als er vergeblich versuchte, Luft in seine Lungen zu bekommen. Vader spürte die Todesangst des Mannes, den er im Würgegriff hielt.
Aber da war noch etwas … eine Angst, die größer war als die Angst vor dem dunklen Lord selbst oder dem Tod. Was mehr als nur eigenartig war.
„Ich werde kein weiteres Mal fragen“, drohte Vader. „Wer ist der Auftraggeber? Und wagen Sie es nicht noch einmal, mich anzulügen!“
Vader lockerte seinen Griff um die Kehle des Kuat, damit dieser antworten konnte.
„Der Imperator“, keuchte dieser.
„Der Imperator“, echote Vader und ließ den Kuat los.
Der Imperator, flüsterte es durch die Macht.
Der Imperator ist hier …
Wir erreichten unser Ziel nach nur kurzem Flug – einen riesigen Hangar (den Sack über den Kopf hatten sie mir dankenswerter Weise vor dem Aussteigen abgenommen).
Zuerst war ich stark desorientiert, dann erkannte ich den Ort wieder: wir befanden uns im Haupthangar der Executor.
Die junge Frau nahm mir die Handschellen ab und befahl den Wachen, zurückzubleiben, anschließend führte sie mich durch die Gänge des Schiffes.
Was immer das hier werden sollte: es war keine Entführung. Hätte man mich töten wollen, wäre ich bereits tot.
Ich hatte bei Vader die Pläne der Executor studiert, mich in einer virtuellen Umgebung im Schiff bewegt und erst vor kurzem die Führung durch die Kuati mitgemacht – ich kannte mich also verhältnismäßig gut aus und nutzte deshalb die erstbeste Gelegenheit zur Flucht.
Ich rempelte die Rothaarige an und trat ihr gleichzeitig die Beine weg, so dass sie zu Boden ging, zum Abschied trat ich ihr dann noch mehrmals ordentlich in die Rippen.
Anschließend lief ich weg, suchte die hier stationierten Sturmtruppen zu erreichen, die das Schiff bewachten (damit es nicht gestohlen oder noch im Bau sabotiert werden konnte).
Die Sturmtruppen waren Vader gegenüber absolut loyal.
Wer immer mich ausgerechnet an Bord von Vaders künftigem persönlichen Flaggschiff verschleppt hatte – es gab fast nichts, mit dem diese Männer nicht fertig werden würden, das war der einzige Schutz, auf den ich hoffen konnte.
Leider befand ich mich im Irrtum, und zwar über sehr viele Dinge …
Die Executor war nicht nur als Schlacht-, sondern auch als Kommandoschiff konzipiert worden, darüber hinaus gab es größere Bereiche, die für diplomatische Zwecke reserviert waren oder für die kein spezieller Zweck ausgewiesen worden war (vielleicht für Evakuierungen).
Eigentlich hatte ich ja geglaubt, mich in dem Schiff gut auszukennen, das System, nach dem die Executor aufgebaut war, durchschaut zu haben, aber augenblicklich lief ich durch Teile des Schiffs, die mir völlig unbekannt waren.
Waren diese überhaupt auf den Plänen ausgewiesen gewesen?
Ich lief durch einen großen Saal und erreichte sein Ende, das Schott öffnete sich und ich stand der jungen rothaarigen Frau gegenüber, von der ich geglaubt hatte, sie inzwischen abgehängt zu haben.
Ihre Augen glommen in einem unheilvollen Gelb, sie stieß die Arme nach vorne und ein Machtstoß warf mich nach hinten.
Obwohl der Stoß überraschend kam, gelang es mir, ihn abzufangen wie einen ganz gewöhnlichen Schlag und auf den Beinen zu bleiben.
Damit verriet ich ihr, dass ich über Kenntnisse in der einen oder anderen Kampftechnik verfügte UND dass ich vertraut war im Umgang mit Machtnutzern.
Sie selbst verriet mir damit, DASS sie ein Machtnutzer war. Und gleichzeitig, dass ihre Fähigkeiten in der Macht weitaus schwächer waren als die von Vader, denn sonst wäre ich gegen die nächste Wand gekracht …
Die Gemütslage der Unbekannten war äußerst schlecht.
Ich versuchte, ihr das Heft des Handels aus der Hand zu nehmen, indem ich einen Dialog begann und dabei meiner Stimme einen möglichst tiefen, dominanten Klang gab.
„Wer sind Sie und was wollen Sie?“
„Im Augenblick“, fauchte sie wütend, „will ich Sie nur heulend am Boden sehen!“
Es war offensichtlich, dass die junge Frau ihre Gefühle nicht im Griff hatte.
Vader konnte seine Aggressionen so bündeln und kanalisieren, dass man ihm das unmittelbar nicht ansah und auch nicht an seiner Stimme hörte.
Vader.
War sie eine Schülerin von ihm?
Eine Sith-Schülerin?
Eine eifersüchtige Sith-Schülerin?
Das würde ihre Aggression mir gegenüber zumindest erklären, obwohl ich sie nicht kannte.
Oder hatte Vader ihr den Auftrag gegeben, mich zu entführen, wohlwissend, dass ein Normalmensch mit starkem Willen auch jemandem wie ihr enorme Probleme bereiten konnte? Nicht nur, dass ich ihr entkommen, sondern – Gipfel der Demütigung – ich sie auch noch getreten hatte. Mehrmals.
Ich bekam keine Gelegenheit, weiter darüber nachzudenken, die junge Frau griff mich an und es gelang mir nur mit Mühe, ihren Attacken mit dem Lichtschwert zu entgehen.
In meiner Not griff ich nach einer Werkzeugkiste, die wohl von einem Techniker oder Handwerker hier stehengelassen worden war und warf sie nach ihr.
Die Rothaarige hingegen war so wütend, dass sie sich nicht damit aufhielt, der Werkzeugkiste auszuweichen, sondern sie mit dem Lichtschwert in zwei Hälften teilte.
Diese Furie würde mich töten, wenn jetzt nicht bald jemand auftauchte, der mich vor ihr rettete … War Vader meiner überdrüssig geworden und wollte meinen Tod?!
Dann ertönte aus dem Dunkel ein hämisches Kichern. Ich erstarrte, wohingegen die Reaktion meiner Opponentin völlig anders ausfiel – sie ignorierte mich plötzlich vollständig und sank auf die Knie.
„Meister“, flüsterte sie.
Als das Licht im Raum heller wurde, erkannte ich einen erhöhten Thron, zu dem eine metallene Treppe hinaufführte.
Und auf diesem Thron saß Imperator Palpatine, außerdem standen mehrere rotgewandete Imperiale Wachen strategisch günstig verteilt in seiner Nähe.
Ich fiel ebenfalls auf die Knie.
„Mein Imperator.“
Palpatine schritt langsam die Stufen hinab.
„Erhebt Euch“, sagte er und wir leisteten dem Folge.
„Entfernt Euch“, befahl er den Wachen und an die rothaarige Frau gewandt.
Die Wachen gingen, die junge Frau blieb.
„Mara Jade“, sagte Palpatine streng. „Ich habe Euch die Erlaubnis erteilt, meine Gegenwart zu verlassen.“
Einen Augenblick lang meinte ich Widerspruch in Mara Jade aufflackern zu sehen, dann gab sie nach und verließ den noch unfertigen Thronsaal.
Palpatine sah ihr nach. Jetzt war ich alleine mit dem Imperator. Mit dem wohl mächtigsten und gefährlichsten Mann der gesamten bekannten Galaxis …
Warum er wohl hier war?
Und was wollte er von mir?
„Meine Schülerin muss noch viel lernen“, sagte er im Plauderton, „Ich würde es gerne sehen, wenn Lord Vader sie gelegentlich im Lichtschwertkampf unterweisen würde.“
Mara Jade war also Palpatines Schülerin und nicht Vaders.
„Ich dachte, es gibt immer nur zwei von euch?“, fragte ich, „Einen Meister und einen Schüler?“
„Ah. Lord Vader hat Euch von der Regel der Zwei erzählt?“
„Ja, Herr“, sagte ich.
„Aber er hat Euch nie von seinem Schüler erzählt?“, fragte Palpatine.
„Nein, Herr.“
Vader war nicht mehr Palpatines Schüler?
Dann fiel mir Vaders Gewohnheit ein, auch Obi-wan Kenobi noch mit „Meister“ anzureden, als er selbst schon zum Jedi-Ritter geschlagen worden war.
„Vader fand Galen Marek und bildete ihn aus“, berichtete der Imperator, „Heimlich. Ohne mein Wissen.“
Palpatine war inzwischen die Stufen seines Thrones hinabgestiegen und langsam um mich herumgegangen.
„Bis er ihn eines Tages getötet hat.“
Warum erzählte der Imperator mir das eigentlich?
„Er würde auch Mara Jade töten, sollte er ihrer jemals habhaft werden“, fuhr Palpatine fort.
„Warum sollte er?“, wandte ich ein, „Sie ist nicht stark in der Macht.“
„Nein“, kicherte der Imperator, „Mara Jade ist gerade stark genug, dass die Jedi sie von ihrer Familie weggeholt hätten. Wäre dann aber zu schwach gewesen, um von einem Jedi zum Schüler gewählt zu werden.“
Vader hatte mir erzählt, dass er zunächst ALLE Machtnutzer aufgespürt und getötet hatte …
„Ja“, sagte der Imperator, „Mara hat nur überlebt, weil ich sie vor ihm gefunden habe.“
Ein Gedanke nahm in meiner Vorstellung Gestalt an. Palpatine war ein schrecklicher alter Mann.
Trotzdem: War Mara Jade für den Imperator mehr als nur eine Schülerin? War sie seine Geliebte? Oder empfand er für sie wie für eine Tochter? Wollte er mein Leben gegen das von Mara tauschen?
Palpatine kicherte.
„Unter normalen Umständen würden Vader und ich uns ignorieren“, bemerkte der Imperator. „Er meine Schülerin und ich seine Lieblingshure.“
Ich sagte nichts.
„Irgendwann wird er Eurer überdrüssig werden“, fuhr er fort. „Und dann wird er Euch zu den anderen in den Jungfrauenturm sperren.“
Jungfrauenturm?
Palpatine kicherte erneut.
„Davon hat er Euch natürlich auch nichts erzählt, oder?“
Er las meine Gedanken, erkannte ich und er wusste, wie er mich treffen konnte …
Ich war doch bestimmt nicht hier, nur weil er mit mir über Mara Jade oder Galen Marek reden wollte?
„Nein, deswegen seid Ihr nicht hier“, sagte der Imperator und diesmal klang seine Stimme ganz wie die des boshaften alten Mannes, der er nun einmal war. „Ihr seid hier, um zu sterben.“
Ich war viel zu überrascht von seinen Worten, als dass ich den Ernst der Lage überhaupt vollständig begriff.
Palpatine lachte hämisch.
„Ich hatte eine Vision, dass Ihr – IHR! – auf meinem Thron sitzen werdet“, sagte er und hob die Hände.
Machtblitze.
Vader hatte mir davon erzählt.
Und diese Machtfähigkeit demonstriert.
Ich wich zurück.
Doch das war sinnlos.
Es gab kein Entkommen …
Vader bewegte sich zielstrebig durch die Korridore der Executor.
Der Imperator.
Sein Meister.
Ehemaliger Meister, um genau zu sein.
Das erklärte vieles … Unter anderem, wohin die vielen Credits verschwunden waren, wer den Kuat damit beauftragt hatte, außer Plan heimlich einen weiteren Supersternenzerstörer zu bauen und warum der Kuat von Kuat nicht bereit gewesen war, zu reden.
Vader hielt inne.
Da war es wieder.
Eine Präsenz in der Macht.
Jemand Junges.
Jemand, der gerade sehr, sehr wütend war.
Vader ließ sich tiefer in die Macht sinken.
Mara Jade, erkannte er.
Die Schülerin des Imperators, die Palpatine wie eine Tochter war.
Da konnte ein Umweg lohnend sein …
Palpatine wollte mich allen Ernstes töten, nur weil er in einer Vision gesehen hatte, dass ich auf seinem Thron saß?
„Ihr habt mir gerade prophezeit, dass Vader mich in den Jungfrauenturm sperren würde, sollte er je meiner überdrüssig werden“, rief ich, vor Palpatine zurückweichend. „Wie kann er das, wenn Ihr mich jetzt tötet?“
Er hielt inne.
Erwischt.
Was mochte Palpatine davon abhalten, mich zu töten?
„Einst war ein König, der wünschte sich nichts sehnlicher als einen Sohn. Doch als ihm schließlich einer geboren wurde, prophezeite das Orakel, dass dieser Sohn seinen Vater töten und seine eigene Mutter heiraten würde.“
Palpatine schien irritiert.
Zögerte.
Weitererzählen, weitererzählen, ich brachte ihn aus dem Konzept …
„Man beschloss, das Kind in der Wildnis auszusetzen und dort sterben zu lassen. Doch stattdessen wurde es von einem Hirten gefunden und von diesem aufgezogen wie ein eigener Sohn.“
Ich bemerkte, dass Palpatine seine Hände leicht sinken ließ.
Zweifelte er?
„Das Kind wuchs heran zu einem jungen Mann. Schließlich geriet der junge Mann in Unkenntnis der Tatsache, dass es sich um seinen Vater handelte, in Streit mit dem König, tötete ihn und heiratete die Königin, seine eigene Mutter.“
„Interessante Geschichte“, sagte Palpatine und hob die Hände. „Doch nicht von Belang.“
Zorn brodelte in mir hoch, Zorn auf diesen widerlichen alten Mann.
„Es ist doch geradezu lächerlich einfach, Eure alberne Vision wahr werden zu lassen!“
„Tatsächlich?“, fragte er mit dünner Stimme.
Mein Leben hing jetzt buchstäblich an einem seidenen Faden.
„Tatsächlich“, sagte ich und näherte mich dem Thron.
Setzte den Fuß auf die erste Stufe, die zu ihn hinaufführte.
Auf die zweite.
Erklomm die Konstruktion.
Erwartete jeden Augenblick, dass Palpatine Machtblitze nach mir schleudern würde.
Und setzte mich, oben angekommen, auf SEINEN Thron.
Mara Jade lief durch die Korridore dieses … ja, dieses Monsterschiffes.
Eine Bezeichnung, die in jeder Hinsicht zutreffend war.
Zu sagen, dass Mara Jade gerade eine Scheißwut im Leib hatte, wäre eine Untertreibung.
Wenn es jemanden gab, den Mara Jade fürchtete, dann war das Darth Vader.
Der Mann, der schon zweimal versucht hatte, sie zu töten.
Und jedes Mal hatte es der Intervention des Imperators bedurft, um sie aus den Händen dieses Ungeheuers zu befreien.
Sie verstand nicht, warum Vader sie hatte laufen lassen, als er ein weiteres, drittes Mal die Gelegenheit hatte, gerade, als der Imperator nicht auf Coruscant weilte …
Mara Jade überließ sich dem Zorn und missachtete damit eine der wichtigsten Regeln, die Palpatine sie gelehrt hatte.
Und wurde deshalb von Darth Vader überrascht, als er aus einer Nische trat, sie am Hals packte und ihr gleichzeitig das Lichtschwert vom Gürtel stahl.
„Hallo, hübsches Kind“, sagte er.
Palpatine sah mit einem nur schwer deutbaren Gesichtsausdruck zu mir hoch.
Später schreckte ich manchmal aus Alpträumen hoch und fragte mich, was geschehen wäre, wenn Vader in diesem Augenblick nicht den Thronsaal betreten und Mara Jade mit gezücktem Lichtschwert hinter sich her geschleift hätte.
„Lord Vader“, sagte Palpatine mit schneidender Stimme, „Was soll dieser Auftritt?“
Vader löschte das Lichtschwert und stieß Mara von sich, so dass sie dem Imperator zu Füssen lag, dann kniete auch Vader vor seinem Herrn nieder.
„Sie lief mir über den Weg und erschien mir etwas … konfus“, erklärte Vader mit demütig gesenktem Kopf.
„Lügner“, schrie Mara, erfüllt von loderndem Zorn.
Vader sagte nichts.
Palpatines Blick wanderte von Vader und Mara langsam zu mir.
Wog unsere Leben gegeneinander ab.
Traf eine Entscheidung.
Setzte die Maske des Politprofis auf.
„Ihr sitzt ja immer noch auf meinem Thron“, sagte er dann milde, „Ihr dürft Euch entfernen.“
Ano Shi
„So“, sagte ich. „Wie ist das jetzt mit dem Jungfrauenturm?“
Der Jungfrauenturm, in den Vader mich sperren lassen würde, sollte er meiner jemals überdrüssig werden … Der Imperator hatte mir ein schleichendes Gift ins Ohr geträufelt, den Zweifel gesät.
Soweit es mich anging, verblasste angesichts dessen sogar, dass Palpatine sich heimlich einen weiteren Supersternenzerstörer bauen ließ …
Vader sah auf und gab ein undefinierbares Geräusch von sich.
„Der Imperator ist ein boshafter alter Mann. Er herrscht, indem er seine Umgebung spaltet und teilt. Der Einsatz der Macht ist dazu nicht vonnöten.“
Vader war ein großartiger Schweiger. Entgegen seiner üblichen Gewohnheiten entschloss er sich dann aber doch noch zum Reden.
„In den ersten Jahren nach Gründung des Imperiums besuchte ich oft die Welten des Mittleren und des Äußeren Randes“, sagte er, „Viele dieser Planeten waren sehr rückständig, und sie sind es oft heute noch. Ich erinnerte sie an ihre Pflichten dem Imperium gegenüber, und die planetaren Herrscher drängten mir zum Zeichen ihrer Unterwerfung ihre Töchter als Ehefrauen, Gespielinnen oder Geiseln auf.“
„Euch und nicht Palpatine?“, fragte ich.
Vader lachte leise, aber es war ein völlig humorloses Lachen, das seine Augen nicht erreichte.
Palpatine galt ja noch heute Vielen als der weise, um sein Volk besorgte Herrscher, eine Art guter Vater, der gar nicht wusste, was sein zweiter Mann in seinem Namen so alles anordnete.
Davon abgesehen – selbst wenn er Interesse daran gehabt hätte, wäre er damals nur schwerlich in der Lage gewesen, ihnen beizuwohnen. Der Chip, den ihm der Imperator heimlich implantieren ließ und der ihn gelähmt hatte. Ohne seinen Anzug war er damals nicht in der Lage gewesen, irgendetwas zu tun. Geschweige denn Sex zu haben.
Aber er konnte diese Frauen auch nicht zurückweisen. Also nahm er sie mit nach Coruscant und ließ sie in einem der Gebäude unterbringen, die der Imperator ihm so großzügig überlassen hatte. Ein Gebäude, das bei Hofe nur zu schnell den Namen „Jungfrauenturm“ trug. Vader klang bitter. Ein Mann, dem bewusst war, dass man ihn subtil verhöhnte, und großzügig war der Imperator schon gleich gar nicht.
Palpatine hatte nicht gelogen. Aber auch nicht die Wahrheit gesagt. Mir bewusst einen falschen Eindruck vermittelt.
Trotzdem beschloss ich, ein paar Nachforschungen anzustellen. Zum Beispiel über Galen Marek. Und über Mara Jade …
Letztendlich glaubte ich Vader.
Wollte ich das Gift dieses boshaften alten Mannes immer weiter in mich einsickern lassen? Es unsere Beziehung zerstören lassen?
Glücklicherweise ließ der Imperator uns in Ruhe. Ebenso Mara Jade. Alles wieder gut?
Mitnichten.
Auf Arbeit bekam ich gerade zu diesem Zeitpunkt richtig Druck: Pili-i verließ uns, ihre Zeit als Kontingentarbeiter war vorüber und sie wollte wieder auf ihren Heimatplaneten zurückkehren.
Also brauchten wir Ersatz. Wo wir doch noch nicht einmal einen Ersatz für Jyn bzw. Delenna gefunden hatten.
Es war ja nicht so, dass man im Imperium aus reiner Bosheit Kontrakt- oder Kontingentarbeiter einsetzte, sondern dass sich zu wenige freiwillige Arbeitskräfte fanden.
Was mich dazu veranlasste, dass System zu hinterfragen, das jedem Bürger Coruscants und der Kernwelten eine Art bedingungsloses Grundeinkommen sicherte. Vielen genügte das, die Credits für ihre Drogen verdienten sie sich durch kleinere Dienste für eine der kriminellen Banden, durch Prostitution oder indem sie andere Bürger um „Spenden“ angingen.
Ich sah die Listen der zur Verfügung stehenden Kontingentarbeiter durch, fand aber nichts Passendes.
Ich schrieb die Stelle intern aus, doch niemand bewarb sich, Darth Vader schlich hier einfach zu oft herum.
Deshalb inserierte ich die Stelle auf eigene Kosten im HoloNet (die Personalabteilung zierte sich, Personal von außerhalb einzustellen, warum auch immer).
Tatsächlich bewarb sich jemand: eine humanoide Frau, vielleicht Mitte/Ende dreißig, mit drei kurzen Lekku und kleinen Hörnern (?) auf dem Kopf, keine Ahnung, was das für eine Spezies war, ich fragte auch nicht weiter nach.
Ich legte die Aufgabenstellung dar, wir sprachen über den Lohn und die Vergünstigungen, die sie bekommen konnte – schon mal gemacht? Interesse?
Ano Shi, wie sie sich nannte, zeigte Referenzen (die ich selbstverständlich nachprüfte, da sie keine weiteren Papiere vorlegen konnte, was wiederum bedeutete, dass sie eine Illegale war) und war mit den gebotenen Arbeitsbedingungen einverstanden, weshalb ich sie einstellte.
Unsere Neue kam mit der Arbeit gut zurecht, befolgte Anweisungen, kam und ging pünktlich, machte Überstunden, wenn sie anfielen, hatte kaum Fehlzeiten und verstand sich gut mit mir und ihren neuen Kolleginnen.
Darum wollte ich ihren Aufenthaltsstatus legalisieren zu lassen, sollte sie weiterhin gut arbeiten …
Zu diesem Zeitpunkt war Vader viel unterwegs (er schlug irgendwo in der Galaxis einen Aufstand nieder und wollte mich deshalb nicht dabeihaben), weshalb ich mich wieder mehr auf meine akademischen Interessen konzentrierte und in diesem Zusammenhang gerne in verschiedene Museen ging.
Hier bekam ich eines Tages Gesellschaft, mit der ich nicht wirklich gerechnet hatte:
Großadmiral Thrawn.
Der Chiss war erst vor kurzem in den illustren Zirkel der Großadmirale aufgenommen worden und mir erschloss sich zunächst nicht, was er von mir wollen könnte.
Mitth’raw’nuruodo, wie er eigentlich hieß, war ein gutaussehender Mann mit blauer Haut, schwarzen Haaren und rotglühenden Augen (= Biolumineszenz).
Und ja, Cheunh ist für den menschlichen Kehlkopf eine schreckliche Sprache, ich musste lange üben, um Thrawns vollständigen Namen richtig aussprechen zu können.
Eine beeindruckende Erscheinung, die vielen (Menschen-)Frauen gefiel, seine intellektuelle, zurückhaltende Art war da kein Hindernis.
Jedenfalls versuchte er, mich in Gespräche über Kunst und Kunstwerke zu verwickeln, dem ich mich entzog, indem ich Termine vorschob und ging.
Zum einen lag mir die Interpretation von Kunstwerken nicht wirklich (= das Geschwafel von Galeristen, die diese Kunst verkaufen wollten) und zum anderen machte mich Thrawns Interesse an meiner Person stutzig.
Als ich Vader davon berichtete, war er nicht angetan und verlangte, dass ich mich von Thrawn fernhielt. Hauptsächlich deswegen, weil der Chiss seine Freunde und Feinde und deren Umfeld über Kunstinterpretationen regelrecht las …
Colonel Yularen legte den Bericht zur Seite, den er gerade gelesen hatte. Großadmiral Thrawn interessierte sich für Rosalinda Kilian? Da taten sich ja völlig neue Interpretationsmöglichkeiten auf …
Yularen sah auf die Skyline Imperial Citys und dachte nach. Alle Nachforschungen bezüglich Rosalinda Kilian verliefen bisher entweder im Sande oder sie endeten an einer Mauer des Schweigens.
Sicher war nur, dass sie in Beziehung zu Lord Vader stand.
Wenn es jemanden gab, der genaueres wusste, fürchtete er Darth Vader ganz offensichtlich mehr als das ISB.
Und jetzt interessierte sich Großadmiral Thrawn für diese Frau.
Der Großadmiral tat nichts ohne Grund. Er war bekannt für seine kühl-rationalen Entscheidungen, ein ernsthaftes erotisches Interesse an Kilian schloss Yularen hingegen aus.
Offenbar war diese Frau SEHR mächtigen Männern wichtig.
Yularen war sich sicher, dass ihm in dieser Stelle irgendetwas entging.
Möglicherweise nur eine Kleinigkeit …
Im Laufe der nun fast schon zwei Jahre, die ich im Logistikzentrum der Imperialen Sternenflotte arbeitete, war es mir zur Gewohnheit geworden, mit meinen Mädchen in die CoCo-Town zu gehen, wenn es etwas zu feiern gab.
Diesmal war es das Dienstende Pili-is und mein Fast-Jubiläum, da passte es gut, dass unsere Abteilung gerade eine Prämie für fortgesetzt gute Leistungen erhalten hatte, die wir jetzt in einem teuren Restaurant und in verschiedenen Bars auf den Kopf hauten.
Viele Abteilungsleiter strichen solche Prämien ja gerne selbst ein, aber ich brauchte die Credits nicht wirklich und fand darüber hinaus, dass man hart arbeitenden Menschen Aliens Frauen ruhig mal ein paar Extras zukommen lassen konnte. Wir feierten ausgelassen, schwätzten, tanzten, tranken und flirteten, genossen den Abend und ließen es uns gutgehen.
Bis wir in eine Razzia gerieten.
Razzien waren auf Coruscant nichts Ungewöhnliches.
Die Sicherheitsbehörden sahen dem kriminellen Treiben eine Zeitlang zu, wenn es ihnen zu bunt wurde und der Schaden für die Allgemeinheit zu groß, dann schlugen sie zu.
Die richtig schweren Jungs wie Bandenchefs oder Auftragsmörder wurden bereits vorab ausfindig gemacht, als Ziele markiert und beim eigentlichen Zugriff in aller Regel erschossen.
Nach einem solchen Zugriff waren dann die dahinter liegenden kriminellen Strukturen wie z.B. Drogenlabore oder die Transportlogistik dran, wobei es ein offenes Geheimnis war, dass die Schwarze Sonne eine gewisse Protektion genoss und man Xizor nur seine legalen Unternehmen wegnehmen müsste, um einen Großteil der Drogenkriminalität, der Prostitution und des illegalen Glücksspiels einzudämmen.
Drogendealer wurden festgenommen und man steckte sie ins nächste Internierungslager, wo sie sich bei der Urbarmachung eines Planeten oder der Gewinnung von Rohstoffen einbringen konnten, Prostituierte wies man entweder der Truppenunterhaltung zu oder ließ sie die nächsten zehn, fünfzehn Jahre einen Kontrakt abarbeiten.
Unbescholtene Bürger, die man bei einer solchen Razzia aufgriff, durften nach Feststellung ihrer Identität gehen.
Natürlich fanden sich auch bei den letzteren immer wieder welche, die man wegen kleinerer Delikte suchte, entweder kassierten die Sicherheitsbehörden dann gleich ab oder man bekam eine Vorladung mit auf den Weg.
Dass ich mit meinen Mädchen feiern ging, war übrigens nicht verboten, sie waren keine Gefangenen, es lag nichts gegen sie vor und ich bezahlte die Rechnungen.
Bis auf Ano Shi, die keine Papiere vorweisen konnte.
„Sie können mir doch nicht eine meiner Arbeitskräfte wegnehmen“, wandte ich mich an den Polizisten.
„Sie hat keine Papiere“, sagte er ungnädig. „Sie ist eine Illegale und das wissen Sie.“
Natürlich wusste ich das. Und jetzt würde man sie abschieben …
„Ich habe die Anträge, ihren Aufenthaltsstatus zu legalisieren, bereits eingereicht“, erwiderte ich. „Das muss man doch nicht so eng sehen.“
Der Polizeibeamte musterte mich kritisch und ich beglückwünschte mich dazu, noch fast nüchtern zu sein.
„Hm. Ich muss nachfragen“, sagte er.
Das ließ sich doch ganz gut an. Ich sah aufmunternd zu Ano Shi, die mit ein paar anderen Festgenommenen auf dem Boden hockte. Das wird schon …
„Sie ist eine Illegale“, wies der ältere Polizist den jüngeren zurecht. „Das können wir nicht durchgehen lassen.“
Der jüngere Beamte warf einen kurzen Blick auf die Delinquentin. Die Frau, die sich als Ano Shis Vorgesetzte vorgestellt hatte, lächelte dieser gerade aufmunternd zu.
„Ihre Vorgesetzte meinte, dass sie die Anträge zur Legalisierung ihres Aufenthaltsstatus‘ bereits eingereicht habe“, meinte der Jüngere. „Das ist doch nur eine Formsache. Sie hat noch nicht einmal versucht, mich zu bestechen.“
„So, so“, grinste der Ältere.
Sein junger Kollege hatte noch so viel zu lernen …
„Und woher wollen Sie wissen, ob die Angaben dieser angeblichen Vorgesetzten überhaupt den Tatsachen entsprechen? Dass sie im Logistikzentrum der Imperialen Sternenflotte arbeitet und Ano Shi eine ihrer Mitarbeiterinnen ist?“
Der junge Polizist sah betreten zu Boden. Das hatte er noch gar nicht bedacht. Er musste einfach misstrauischer werden …
Der ältere Polizist wandte sich dem Bildschirm zu und rief Rosalinda Kilians Akte auf. Name, Alter, Ausweisnummer, Arbeitgeber, alles da. Sie hatte nicht gelogen. Dann stutzte er. Eine bereinigte Akte. Nur Regierungsmitglieder, hohe Staatsbeamte und Militärs hatten bereinigte Akten. Manchmal auch Kriminelle. Und Geheimdienstler, selbstverständlich.
Dann sah er, WER sofort informiert werden wollte, sollte Rosalinda Kilian in einen Unfall verwickelt oder festgenommen werden, und wünschte sich, diese Akte niemals geöffnet zu haben. Aber dafür war es jetzt zu spät, jeder Zugriff wurde protokolliert …
Ich sah die beiden Polizisten wieder zu uns zurückkehren.
Vermutlich hatten sie meine Aussagen geprüft und in meiner Akte den Hinweis gefunden, dass Darth Vader sofort informiert werden wollte, sollte mir irgendetwas zustoßen oder ich verhaftet werden.
Um Schwierigkeiten aus dem Weg zu gehen, würden sie mich gehen lassen. Und Ano Shi gleichfalls. Alle meine Angaben waren wahr. Sie konnten sogar nachprüfen, ob ich tatsächlich einen Antrag zur Legalisierung von Ano Shis Aufenthaltsstatus‘ eingereicht hatte.
Alles würde gut werden.
Aber ich unterlag einem folgenschweren Irrtum.
Und wurde deshalb von den Ereignissen regelrecht überrollt.
Ano Shi zauberte plötzlich aus den Tiefen ihrer Roben ein Lichtschwert, zündete es, stach es dem älteren Polizisten durch die Brust und warf den jüngeren mit einen Machtstoß gegen die Wand.
Dann packte sie mich, riss mich mit sich fort und sprang in einen der Speeder, der vor dem Club parkte, schloss ihn mithilfe der Macht kurz und flog mit mir auf und davon.
Captain Wermis näherte sich Vader, der wie so oft aus den Brückenfenstern sah und den Planeten unter der Devastator betrachtete.
Wermis war sich nicht sicher, was Vader eigentlich beobachtete, die Aktivitäten der Sturmtruppen auf der Oberfläche konnte man von hier aus nicht erkennen.
„Lord Vader“, sagte er.
Vader sah auf.
Spürte die Besorgnis und die Furcht des Offiziers.
„Captain“, entgegnete Vader, „Was haben Sie?“
Wermis wünschte sich weit, weit weg, nur um Vader nicht Rede und Antwort stehen zu müssen.
„Kilian ist entführt worden. Die Polizei sagt, von einem Jedi. Er ist ihnen entkommen.“
„Ano Shi“, sagte ich, „was haben Sie getan?“
Die Jedi (?) hatte die Polizei mit Bravour abgehängt und mich hierher verschleppt.
„Hierher“ waren die technischen Wartungsräume für die Antennen- und Sendeanlagen auf der Spitze eines Wolkenkratzers.
Für einen Jedi war es kein Problem, den Peilsender eines Behördenfahrzeugs mithilfe der Macht auszuschalten oder sich hier oben Zugang zu verschaffen.
Wohingegen die Chancen für mich, ihr zu entkommen, gegen Null gingen. Aus einem Speeder, der in ein paar Kilometern Höhe schwebt, kann man sich nicht fallen lassen, wenn das Fahrzeug an einer Kreuzung langsamer fährt oder vor einer Ampel hält …
„Mein Name ist Ahsoka Tano“, sagte sie. „Ich war die Schülerin Anakin Skywalkers. Und ich werde den Tod meines Meisters rächen.“
Vader überließ es den Generälen, die Operation zu beenden, ließ sein Shuttle bereit machen und sich nach Coruscant fliegen.
Dieser Tag hatte irgendwann kommen müssen. Es gab noch ein paar wenige Jedi, verstreut in der gesamten Galaxis. Sie waren ihm entkommen, versteckten sich auf irgendwelchen Randwelten, auf denen man nicht nach ihnen suchte …
Wer es wohl war? Quinlan Vos? Obi-wan Kenobi? Diese Männer sollten eigentlich wissen, dass er sich einem Duell nicht verweigert hätte …
Ich war mir unschlüssig, warum Ahsoka Tano mich überhaupt entführt hatte.
Wollte sie Vader zu sich locken?
Glaubte sie, ihn hier oben töten und dann entkommen zu können, was bei einem Angriff in aller Öffentlichkeit von den Sturmtruppen unterbunden worden wäre?
Machtnutzer waren nicht unbesiegbar.
Vader wusste das und Order 66 bewies das.
Die Tage, die ich hier oben mit Ahsoka Tano verbrachte, waren eigenartig.
Tano verbrachte viel Zeit damit, mir von ihrem Meister zu erzählen, den Abenteuern, die sie erlebt, der Freundschaft, die sie verbunden, den Krieg, in dem sie gemeinsam gekämpft hatten.
Eigenartig.
Ihre Erzählungen deckten sich zwar mit dem, was ich selbst schon herausgefunden und/oder Vader mir berichtet hatte.
Und doch: von einer Schülerin an seiner Seite hatte Vader nie, kein einziges Mal, gesprochen …
Als man sie fälschlich eines Verbrechens beschuldigte (eines Attentats auf den Kanzler), hatte sie den Orden der Jedi verlassen (Anakin Skywalker war der einzige gewesen, der an ihre Unschuld geglaubt und der sich für die eingesetzt hatte), was sich im Rückblick als eine gute Entscheidung erwies, denn auch sie wäre im Rahmen der Order 66 nur getötet worden.
Wie auch ihr Meister, Anakin Skywalker. Und so viele mit ihm …
Vader, dieses Monster, hatte sie alle getötet (das war sachlich falsch. Die meisten Jedi waren durch die Klonsoldaten gefallen. Ich hielt es allerdings für unklug, sie darauf hinzuweisen und gegen mich aufzubringen).
Und Sie, Ahsoka Tano, würde die Galaxis jetzt von diesem Ungeheuer befreien!
Wenn sie diese Gedanken vor mir ausbreitete, schien sie voller Hass zu sein.
Hass auf Vader …
Obwohl mir diese Zeit länger vorkam, verbrachte ich nur ein paar Tage hier oben mit Ahsoka Tano.
Immer wieder verließ mich die ehemalige Jedi, betrieb Nachforschungen, brachte Getränke und Lebensmittel, wenn sie wiederkam.
Natürlich hatte ich ihr nicht gesagt, dass Vader gar nicht auf Coruscant weilte.
Und schon gar nicht, dass Darth Vader identisch war mit Anakin Skywalker.
Vielleicht gab sie ja irgendwann auf, wenn sich nichts tat?
Doch schließlich kam der Tag, den Ahsoka Tano so herbeisehnte: Vader war wieder da.
Und er kam hierher.
Tano nötigte mich, auf der Plattform niederzuknien, die über einen bodenlosen Schacht schwebte, in dem wiederum die Leitungen der Kommunikationsanlagen in das Innere des Gebäudes verschwanden, und die nur durch schmale Stege mit den Wartungsräumen verbunden war.
Ich fürchtete hier oben in mehr als nur einer Hinsicht um mein Leben, Tano bedrohte mich mit ihrem Lichtschwert, wohl um sich gegenüber Vader besser zu positionieren.
Aber sie ergab sich ihrem Hass auf den dunklen Lord, ließ sich von mir ablenken, verlor ihren Fokus.
Noch während Tano sich mit mir beschäftigte, mir in den leuchtendsten Farben ausmalte, was sie mit mir anstellen wollte, um Vader aus der Reserve zu locken, betrat der dunkle Lord einen der Stege im Rücken von Tano und näherte sich ihr.
Im letzten Moment bemerkte Tano Vader, richtete sich auf in der Absicht, sich seiner Attacke zu erwehren.
Ihre Reaktion kam jedoch zu spät und ich sah die grenzenlose Überraschung in ihrem Blick, als Vader sein Lichtschwert durch ihren Leib stieß.
„Snips.“
Die ehemalige Jedi ging zu Boden, stürzte schwer.
„Ihr hättet nicht kommen sollen.“
Bevor Tanos Augen brachen, sah ich in ihnen im schnellen Wechsel das Erkennen, die Bestürzung und das Entsetzen.
Was für eine Tragödie.
Vader hatte sie nicht gesucht.
Das Imperium hatte sie nicht gesucht.
Sie hätte fernbleiben sollen.
Einfach nur fernbleiben …
Ich erwachte in der Nacht und vermisste Vader.
Ich stand auf und durchstreifte seine Wohnung im Republica 500, schließlich fand ich ihn vor dem Panoramafenster, wie er auf das nächtliche Coruscant sah, all das Leben, die glitzernde Verheißung.
Ich blieb neben ihm stehen, leistete ihm still Gesellschaft.
„Sie war so voller Hass“, sagte er schließlich, „Ich habe sie fast nicht wieder erkannt.“
Dann schwiegen wir, betrachteten die Lichter, die Imperial City erleuchteten.
Vader tat die Dinge, von denen er überzeugt war, sie tun zu müssen, der Ausdruck von Bedauern war ihm fremd, Schuld und Sühne keine verbreiteten Konzepte in dieser Welt.
Mir gegenüber hatte er Ahsoka Tano nie erwähnt.
Und doch schien ihm ihr Tod nahezugehen.
„Vader“, sagte ich. „Erzählt mir von Ahsoka Tano.“
PER ANHALTER DURCH DAS IMPERIUM: “Würde es was nützen, wenn ich aussteige und schiebe?”
„Was soll das heißen – wir sitzen hier fest?!“
Nach dieser Geschichte mit Ahsoka Tano hatte Vader mir angeboten, ihn nach Mimban zu begleiten, wo er einige imperiale Mienenkolonien inspizieren wollte.
Während er das tat, besichtigte ich einen uralten Tempel aus schwarzem Vulkangestein, der sich inmitten eines feuchtwarmen Dschungels erhob.
Mimban bestand fast ausschließlich aus diesen Dschungeln, nur zu den Polen hin wurde dieser von ebenso feuchten Sümpfen abgelöst. Stechmücken aller Art gab es jedoch überall.
Ich hatte mir aus der Kleiderkammer eine leichte, dem Klima angemessene Uniform besorgt, kam aber trotzdem in Schwitzen, als ich die Stufenpyramide hochstieg. Wer wohl ihre Erbauer gewesen waren? Meine Begleiter (= Aufpasser) war diesmal ein jüngerer Offizier, der hier stationiert war und der ein paar Sturmtruppler kommandierte.
Er wusste eine Menge über Mimban und teilte dieses Wissen bereitwillig.
Menschen waren hier eindeutig in der Unterzahl (die Bewohner der Minenkolonien und ihre imperialen Aufpasser), sie bauten hier ein Mineral namens Dolovit ab, das für irgendein supergeheimes Projekt Verwendung fand.
An einheimischen intelligenten Spezies fanden sich die Coway und die Mimbaniten.
Mein Führer wusste zwar nicht zu sagen, welche von diesen den Tempel erbaut hatte, möglicherweise eine weitere, inzwischen ausgestorbene, einst hier beheimatete Spezies. Aber, so meinte er, nach übereinstimmender Meinung sowohl der einheimischen Spezies als auch einiger auswärtiger Koryphäen handelte es sich bei dem Tempel lediglich um ein Monument für einen drittklassigen Gott (also wenn das der Tempel eines drittklassigen Gottes war, wie sah dann erst der eines in der Hierarchie höherstehenden Gottes aus?) …
Vader beendete nach ein paar Tagen seine Inspektion und wir reisten wieder zurück nach Coruscant.
Zumindest war es so geplant gewesen.
Dann kam irgendein technischer Defekt dazwischen, es gab ein wenig hektisches Geschrei und eiliges Herumgerenne auf der Brücke, dann fiel die Devastator aus dem Hyperraum und da waren wir nun: irgendwo zwischen Mimban und Gyndine.
Was die eingangs gestellte Frage erklärt.
Captain Wermis maß mich mit ungnädigen Blicken.
„Das heißt, dass wir auf das Reparaturteam von KDY warten“, stellte er fest.
„Ja, aber wie lange wird es dauern, bis wir wieder in Coruscant sein werden?“
Meine Ungeduld hatte einen Grund: Ich war mit Wermis‘ Ehefrau Jen eng befreundet und wir hatten uns Karten für das Konzert eines galaxisweit bekannten, äußerst begabten Musikers im Galaktischen Opernhaus besorgt. Das war ein Event und die Karten waren schwierig zu bekommen gewesen.
„Es dauert solange, wie es eben dauert. Sollte diese Komponente ein weiteres Mal ausfallen und schaffen wir es nicht rechtzeitig aus dem Hyperraum, dann werden wir dort bleiben bis in alle Ewigkeit.“
Amen. Wermis hatte natürlich Recht und ich wusste das ganz genau. Trotzdem konnte ich den Mund nicht halten.
„Würde es was nützen, wenn ich aussteige und schiebe?“
Damit überspannte ich den Bogen und Wermis reagierte verärgert.
Äußerst verärgert.
Vermutlich entging ich nur knapp einer Disziplinarstrafe, die in dieser Welt durchaus aus einem gekonnt geschwungenen Rohrstock bestehen konnte.
„Ja. Vielleicht ja.“
Dann winkte er zwei Wachen.
„Sorgen Sie dafür, dass sie die Brücke verlässt und irgendwo hingeht, wo sie nicht stört!“
Vader hatte die kleine Szene eben beobachtet und sich entwickeln lassen. Jetzt trat er näher heran und wandte sich an Captain Wermis.
„Was war hier gerade los?“
„Kilian hält die Mannschaft von der Erfüllung ihrer Aufgaben ab.“
Wieder einmal. An sich störte sich Wermis nicht weiter an Kilian. Immerhin hatte er erst durch sie seine geliebte Ehefrau kennengelernt.
Aber Kilian konnte anstrengend sein. Sehr anstrengend.
Was sie mit dem dunklen Lord verband, war Wermis und seiner Umgebung ein Rätsel. Allgemein einig war man sich nur darin, dass er in ihrer Gegenwart weniger mäkelig war, über Dinge hinwegsah, die sonst seine harsche Kritik gefunden hätten.
„Sie ist eine Herausforderung“, sagte Vader und sah Kilian versonnen nach. Wermis wollte schon antworten und hielt inne, als ein geradezu ungeheuerlicher Verdacht in ihm aufstieg. War Kilian etwa …? Nein. Nein, das konnte nicht sein. Das war unmöglich …
Vader erkannte, dass er sich gerade eben verplappert hatte.
„Wann erwarten Sie die Techniker von KDY?“, fragte der dunkle Lord machte eine nachdrückliche Bewegung mit der Hand.
Wermis‘ Gedanken begannen abzuirren und beschäftigten sich wieder mit den unmittelbar vor ihm liegenden Problemen. Seinen Verdacht in Bezug auf die persönliche Beziehung seines Herrn zu Kilian vergaß er unterdessen …
Ein Sternenflotten-Captain war ein absoluter Herrscher. An Bord seines Schiffes war sein Wort Gesetz. Wermis konnte mich also sehr wohl der Brücke verweisen und es war mehr als unwahrscheinlich, dass Vader sich einer lässlichen Sache wegen gegen seinen Captain stellen würde, und schon gar nicht vor Publikum.
Ehefrau hin, Geliebte her – bei Vader gab es keine Sonderrechte.
Aber vielleicht hätte Wermis sich gegenüber der Wache präziser ausdrücken sollen, denn die beiden begleiteten mich lediglich zur nächsten Messe, wo sie mich mir selbst überließen.
Zunächst fiel mir nichts Besonderes auf. Diese Messe wurde hauptsächlich von jüngeren Offizieren am Beginn ihrer Karriere frequentiert, entsprechend hoch ging es her. Ich ließ mir einen Kaf bringen und las ein wenig auf meinem PAD.
Dann fiel mir eine Unterströmung auf, die ich nicht so recht einordnen konnte und wandte mich deshalb an einen der jungen Männer.
„Sagen Sie Lieutenant, was ist heute hier los?“
Ich vermutete eine schiffsinterne Veranstaltung oder einen lange erwarteten sportlichen Wettstreit zweier konkurrierender Abteilungen wie z.B. Kanoniere vs. TIE-Piloten.
„Die Brücke hat einem fahrenden Händler erlaubt, anzulegen.“
Ich stöhnte innerlich auf. Wenn die Brücke einem fahrenden Händler erlaubte anzulegen, dann erwarteten sie einen längeren Aufenthalt.
Fahrende Händler waren nichts Ungewöhnliches. Sie verkauften im Allgemeinen legale Drogen (die an Bord eines Militärraumschiffes trotzdem nur schwer zu beschaffen waren), Süßwaren (die dank engagierter Ärzte ebenfalls nur unter Schwierigkeiten zu bekommen waren) oder Hefte erotischen Inhalts (die auch nicht erlaubt waren, aber die Offiziere sahen darüber meist hinweg. Man konnte den Männern nicht alles verbieten).
Da ich an der Gesamtsituation nichts ändern konnte, beschloss ich, mir diesen Händler einmal anzusehen und fasste gleichzeitig den Entschluss, dort so viele Süßwaren als möglich zu erwerben, um damit meinen Frust zu behandeln. Darüber hinaus war es mir vollkommen egal, was Dr. Vapasi dazu sagen würde …
Das Raumschiff des Händlers war lebhaft frequentiert und sein Warenangebot bereits beträchtlich zusammengeschrumpft.
Der Eigentümer des kleinen Frachters war ein freundlicher Sullustaner, der gerne lachte und Witze erzählte. Er erinnerte mich an Tiemi, wie sie harmonierte er gut mit Menschen.
„Viel Auswahl haben Sie ja nicht mehr“, nörgelte ich.
„Ja, wenn ich gewusst hätte, dass die Imperiale Sternenflotte hier mit einer Panne herumhängt, dann hätte ich die Laderäume meines Schiffes bis zum Bersten gefüllt“, kicherte er.
Ja nun …
Weil ich fast nichts über fahrende Händler wusste, fragte ich ihn aus und er beantwortete bereitwillig meine Fragen. So erfuhr ich, dass er normalerweise kleine, unabhängige Siedlungen oder Bergbauunternehmen anflog. Dabei handelte er nicht nur mit Waren, die den Männern das Leben in ihren abgelegenen Außenposten leichter machten, sondern auch mit Informationen. Hin und wieder nahm er Passagiere mit. Oder Anhalter …
„Ach ja?“, fragte ich. „Sie nehmen Anhalter mit?“
„Gelegentlich mache ich das“, sagte er. „Eigentlich ist es nur ein kleines Zubrot. Manchmal verlange ich auch gar nichts, wenn diese Leute gute Geschichten zu erzählen haben.“
Das war ja interessant. Ein Gedanke begann Form anzunehmen.
„Wohin fliegen Sie denn?“, fragte ich.
„Gyndine“, antwortete der Sullustaner. „Ich war auf dem Weg nach Gyndine, als sich diese Gelegenheit hier ergab.“
Die Abmachung mit den Sullustaner war schnell getroffen, anschließend ging ich in mein Quartier, schrieb auf dem Weg dorthin eine Nachricht an Vader, dass ich auf dem Weg nach Coruscant war, packte einen kleinen Trolley und eilte wieder zurück zum Hangar, wo der Frachter des Sullustaners parkte.
Auf dem Weg dorthin kamen mir plötzlich Zweifel. Würde er wirklich auf mich warten und mitnehmen oder hatte er mich nur auf den Arm genommen? Man darf eines nicht vergessen: auch Nichtmenschen machten gerne Scherze auf Kosten anderer …
Aber ich hatte mir umsonst Sorgen gemacht, der Sullustaner erwartete mich schon, ich stieg in seinen Frachter und dann war ich tatsächlich unterwegs – per Anhalter durch das Imperium …
„Bin auf dem Weg nach Coruscant. Vielleicht schaffe ich es noch zum Konzert. Freue mich auf unser Wiedersehen. Hoffentlich bald.“
Vader sah konsterniert auf die Nachricht, die Kilian ihm geschrieben hatte.
Ja, er hatte natürlich gewusst, dass sie Karten für dieses Konzert hatte, auf das sie mit ihrer Freundin, der Ehefrau von Captain Wermis, gehen wollte. Sie hatte ja seit Wochen von fast nichts anderem geredet und welche Anstrengungen sie und Jen unternommen hatten, um an Karten zu gelangen.
Aber dass es ihr dermaßen wichtig war, dass sie versuchte, PER ANHALTER nach Coruscant zu gelangen?! Ganz ungefährlich war das nicht …
Vader machte sich eine geistige Notiz, dass Kilian unbedingt lernen musste, eine Fähre zu fliegen. Vielleicht auch einen TIE-Jäger. Schaden würde das bestimmt nicht. Dann hätte er ihr seine private Fähre geben können, damit sie sicher nach Coruscant gelangen konnte.
Am liebsten wäre er ihr ja nachgereist, aber das ging nicht, aus verschiedenen Gründen. Es war schon eine ganz besondere Ironie – er, Vader, einer der mächtigsten und reichsten Männer der Galaxis, war nicht einmal in der Lage, seiner Frau hinterher zu reisen, weil Verpflichtungen ihn hier hielten. Weil er an Bord keine unauffällige Kleidung und keinen ebenso unauffälligen mobilen Sauerstoffkonzentrator dabei hatte. Aber es gab Möglichkeiten. Vader griff zum ComLink. „Kommandant Praji, Kommandant Jir. Ich erwarte Sie in meinem Büro.“
PER ANHALTER DURCH DAS IMPERIUM: “Keine Credits, keine ID-Card und keine Ahnung, wie es weitergehen soll …”
Die Reise nach Gyndine verlief weitgehend ereignislos. Der kleine Sullustaner und ich erzählten uns Geschichten aus unserem Leben und wenn es ihn wunderte, dass jemand, der scheinbar dem imperialen Militär angehörte, per Anhalter reiste, dann sagte er nichts. Vielleicht hatte er bei seinen Reisen kreuz und quer durch die Galaxis schon so viel komisches Zeug gesehen, dass ihn dieses Detail keiner Erwähnung wert war. Ich hatte selbstverständlich nicht vor, die ganze Reise nach Coruscant auf diese Weise zu bewältigen: Gyndine lag an der Hydianischen Handelsstraße und besaß einen Raumhafen mit regelmäßigen Flügen nach Coruscant …
Es mag eigenartig erscheinen, aber ich hatte bisher noch nie einen Raumhafen betreten.
Entweder hatte mich Vader in seiner Fähre mit in den Orbit genommen oder ich war in einem Frachter oder Transporter mitgeflogen, der direkt von der Oberfläche startete.
Dazu kam, dass zivile Flüge zu anderen Planeten für den Normalverdiener in aller Regel unerschwinglich waren. Personen, die Linienflüge buchten, waren wohlhabend genug, um diese zu bezahlen, aber nicht wohlhabend genug, um sich ein eigenes Raumfahrzeug wie z.B. eine Yacht leisten zu können.
Ich spazierte herum, beobachtete die startenden und landenden Fähren und verglich den Raumhafen mit den Flughäfen, die ich von meiner Heimatwelt kannte.
Abgesehen davon, dass hier alles größer, eleganter und weiträumiger war und ein paar Nichtmenschen herumliefen, unterschied sich so ein Raumhafen kaum von einem Flughafen: es gab Terminals, Duty-Free-Läden, Check-in-Schalter, Restaurants und Sicherheitskontrollen …
Eine faszinierende Sache sollte ich vielleicht noch erwähnen: den Skyhook.
Passagierschiffe und die großen Reedereifrachter blieben grundsätzlich in der Nähe der Sprungpunkte, so dass man die Reisenden und die zu transportierenden Güter mit Shuttles an Bord bringen musste (manche Planeten benutzten zusätzlich noch einen Weltraumaufzug).
Für die Shuttles wiederum brauchte man Treibstoff, und der war knapp bemessen.
Das hatte einen Grund: diese Welt war, trotz all ihrer Wunder, erstaunlich energie- und rohstoffarm. Ich konnte mich noch gut an die Zeiten erinnern, als ich an Licht, Wasser und Wärme sparen musste, weil diese doch sehr grundlegenden Güter knapp und deshalb teuer waren.
Man sparte also, wo es nur ging, so auch beim Transport von Passagieren und Frachtgütern ins All. Ingenieure hatten schon vor Jahrzehntausenden nach einer Lösung für dieses Problem gesucht und im so genannten „Skyhook“ („Himmelshaken“ – es ist nicht immer leicht Basic in Deutsch zu übersetzen, aber das trifft es ziemlich genau) gefunden.
Das Konzept ist erstaunlich simpel: Ein Gegengewicht hält ein langes „Kabel“, während es sich im Kreis dreht. Die Rotation verlangsamt, relativ zur Geschwindigkeit der Planetenoberfläche, das untere Ende des „Kabels“ und beschleunigt es nach oben hin, wie bei einem Katapult.
Das wiederum bedeutet, dass man auf diese Weise Energie übertragen kann und einen enormen Schub beim Loslassen bekommt. Weil der niedrigste Punkt des „Kabels“ mit Mach 10 durch die Atmosphäre rast, befindet sich der Skyhook – abhängig von den jeweiligen planetaren Parametern – meist in einer Höhe von ca. 80 bis 150 Klicks im Orbit.
Kurz gesagt: Man setzt die Passagiere also in ein Shuttle, welches am unteren Ende des Kabels andockt, während der Drehbewegung hochgezogen und am höchsten Punkt ins All geschleudert wird. Dieser Vorgang vermindert den Treibstoffverbrauch um neunzig Prozent und verkürzt gleichzeitig die Reisezeit zu den Passagier- und Frachtschiffen.
Während ich also fasziniert den Ausführungen des Sprechers auf einem der Informationsbildschirme folgte, achtete ich nicht auf mein Gepäck und so war mein Trolley schneller weg als ich schauen konnte …
„Kilian wird vermutlich vom nächsten erreichbaren Raumhafen aus eine Passage nach Coruscant buchen“, vermutete Jir. „Sobald wir wissen, welchen Frachthafen der Sullustaner angesteuert hat, dann haben wir sie.“
Frachthäfen lagen immer in unmittelbarer Nähe zu Passagierhäfen, es gab keinerlei Grund zu der Annahme, Kilian dort nicht zu finden. Darüber hinaus gingen sowohl Praji als auch Jir zurecht davon aus, dass die gyndinischen Sicherheitsbehörden sie bei ihrem Anliegen unterstützen würden.
„Ich verstehe nur nicht, warum der Alte uns überhaupt hinterher geschickt hat? Passagierschiffe sind sicher und der Sullustaner ist sauber, ich habe ihn selbst gecheckt.“
Jir zuckte mit den Schultern. Wer konnte schon wissen, was im Kopf von Darth Vader vor sich ging?
„Vielleicht ist sie seine Geliebte?“, schlug Praji vor. „Eine Braut wie Kilian würde ich nur ungern unbeaufsichtigt lassen.“
Jir drehte den Kopf und starrte Praji an.
„Du spinnst doch …“
Im ersten Augenblick, als ich realisierte, dass der Trolley weg war, reagierte ich panisch. Der Verlust der Kleidung war zu verschmerzen, aber der Trolley enthielt nicht nur meine Credits, sondern auch meine ID-Card. Selbst wenn ich die Passage bereits gebucht und bezahlt hätte, würden sie mich ohne ID-Card nicht an Bord lassen.
Hektisch sah ich mich um. Keine Spur von meinem Trolley weit und breit. Der Dieb hatte bestimmt bemerkt, dass ich meine Aufmerksamkeit auf das HoloVid richtete und dass es ein Leichtes war, hier zuzugreifen. Wie kann man nur so blöd sein! Einatmen. Ausatmen. Keine Panik! Wer panisch ist, kann nicht klar denken.
Langsam ging ich zu einem Wartebereich und setzte mich. Wenn ich zu den Sicherheitskräften ging, kämen Fragen auf. Nach meiner ID-Card. Warum ich eine Uniform ohne Rangabzeichen, aber mit vier Codezylindern trug. Natürlich würde sich alles klären, aber das hielt auf, da hätte ich gleich an Bord der Devastator bleiben können. Ohne ID-Card konnte ich auch kein Geld von meinem Konto bei der Galaktischen Bank abheben.
In jeder Offiziersuniform befanden sich in einer versteckten Tasche zwei Aurodiummünzen, die in etwa Größe und Gewicht einer 1-Unzen-Krügerrand-Münze hatten. Das würde die Passage und neue, zusätzliche Kleidung kaufen (Gold war hier viel mehr wert als auf meiner Heimatwelt).
Aber ich besaß keine ID-Card mehr und ohne kam man, wie bereits gesagt, nicht an Bord. Um Schwierigkeiten aus dem Weg zu gehen, sollte ich den Verlust vielleicht den Sicherheitskräften melden. Was wiederum zu Fragen führen würde, deren Klärung mich nur aufhalten würde. Ich drehte mich im Kreis. Nein. Nein, das ging nicht.
Ich besaß noch immer meinen ComLink. Ich könnte sowohl Vader als auch Wermis anrufen, meine Notlage schildern und um Hilfe bitten. Würde es was nützen, wenn ich aussteige und schiebe? So ein stolzer Sternenflotten-Captain konnte nachtragend sein, wenn man ein loses Mundwerk hatte …
Vader hingegen schätzte Mut, Stärke und Kompetenz. Feigheit, Schwäche und Unfähigkeit konnte er gar nicht leiden. Nein, das ging auch nicht.
Anrufen wäre das Eingeständnis meines Scheiterns.
Keine Credits, keine ID-Card und keine Ahnung, wie es weitergehen soll. Kriff …
„Bin auf dem Weg nach Coruscant. Vielleicht schaffe ich es noch zum Konzert. Freue mich auf unser Wiedersehen. Hoffentlich bald.“
Vader starrte ein weiteres Mal auf die Nachricht, die Kilian ihm geschickt hatte, um ihn über ihren Verbleib zu informieren.
Trotzdem blieb es ihm ein Rätsel, was sie dazu bewogen haben könnte, auf eigene Faust nach Coruscant zu reisen und nicht einmal zu fragen, ob er den Transport arrangieren konnte. Für sie hätte er das gerne getan. Glaubte sie, dass sie ihm lästig fiel? Das war absurd. Sie schenkte ihm so viel Freude …
Oder dachte sie, dass er Aufgeben als Schwäche sah? Sicher, er schätzte Mut und Stärke. Und Kompetenz. Das vor allem. Er hatte Offiziere an Ort und Stelle exekutiert, die durch Unfähigkeit, Schlamperei und Feigheit Kameraden oder Missionen in Gefahr gebracht hatten. Sie vertraute ihm nicht. Verließ sich nur auf sich selbst. Hatte noch nicht begriffen, was er ihr eigentlich angeboten hatte, als er zu ihr sagte: „Komm‘ mit mir“…
Ich tauschte die beiden Aurodiummünzen aus meiner Uniform gegen Credits und die wiederum gegen Unterwäsche, Unterkleidung, einen qualitativ hochwertigen, auberginefarbenen Business-Anzug, ein paar Utensilien zur Körperpflege und eine kleine Reisetasche.
Außerdem gönnte ich mir ein Mittagessen in einem der Raumhafen-Restaurants und eine Fahrt mit der Bahn hinaus zum Frachthafen.
Da würde sich doch bestimmt eine Mitfluggelegenheit ergeben? Frachterpiloten waren im Allgemeinen raue Burschen, die nicht lange fragten, wenn sich eine Gelegenheit ergab …
Praji und Jir trafen am frühen Nachmittag auf der militärischen Sektion des gyndinischen Raumhafens ein, auf dem sie Kilian vermuteten. Im Zivilteil des Raumhafens sprachen sie bei den Sicherheitskräften vor und baten um Amtshilfe.
Praji nannte Kilians Daten und Jir zeigte eine Holografie ihres Gesichts, danach gingen die gyndinischen Sicherheitskräfte die Bordinglisten durch, konnten aber nur sagen, dass die Gesuchte weder ein Ticket gebucht noch an Bord eines Linienschiffes gegangen war. Anschließend überprüften sie die Sicherheitsaufzeichnungen.
So konnten sie verfolgen, wie Kilian am Vormittag den Raumhafen betrat, sich umsah, einem HoloVid ihre Aufmerksamkeit schenkte, sich im Wartebereich aufhielt, einen Geldwechsler aufsuchte, zu Mittag aß, in einer Boutique einkaufte und anschließend den Raumhafen wieder verließ.
Ratlosigkeit machte sich breit. Praji und Jir sahen sich die Sicherheitsaufzeichnungen noch einmal an.
„Zuerst hat sie einen Trolley“, stelle Jir schließlich fest. „Später eine kleine Reisetasche.“
Beide überdachten ihre Beobachtungen.
„Man hat ihr den Trolley gestohlen“, sagte Praji. „Dort hat sie ihre ID-Card und ihre Credits aufbewahrt. Die waren dann weg. Deshalb hat sie kein Ticket gekauft und auch nicht um Hilfe nachgefragt. Sie tauscht das in ihrer Uniform versteckte Aurodium gegen Credits und die gegen zusätzliche neue Kleidung und eine Reisetasche. Sie hat aber immer noch keine ID-Card, weshalb sie nicht auf ein Passagierschiff gehen kann.“
Praji und Jir dachten noch einmal nach.
„Der Frachthafen“, sagte Jir.
Praji und Jir sahen einander an. Frachterpiloten nehmen manchmal Passagiere und Anhalter mit und fragten nicht lange nach Details wie ID-Cards, solange die Credits stimmten …
PER ANHALTER DURCH DAS IMPERIUM: “Ja-haa, so macht’s erst richtig Spaß …”
„Sind Sie desertiert?“
Der junge Frachterpilot musterte mich zweifelnd. Ich hätte mich vielleicht doch noch schnell umziehen sollen …
„Nein“, sagte ich. „Sie etwa?“
Er warf mir einen konsternierten Blick zu.
„Mein Name ist Kilian“, stellte ich mich vor. „Ich suche eine Passage nach Coruscant.“
„Han Solo“, sagte er. „Ich bin Kapitän des Millenium Falcon.“
Solo wies auf den Wookiee neben sich.
„Das ist Chewbacca.“
Der Wookiee gab einige brummende Laute von sich.
„Nein, ich habe die Uniform NICHT gestohlen“, sagte ich an den Wookiee gewandt.
Han Solo merkte auf.
„Sie sprechen Shyriiwook?“
„Ein wenig“, sagte ich.
Delenna. Was wohl aus meiner ehemaligen Mitarbeiterin geworden war? Sie hatte die urbane Umwelt Coruscants nicht vertragen und vor sich hingekränkelt, bis ich dafür gesorgt hatte, dass ihr Kontrakt aufgelöst und sie nach Kashyyyk heimkehren konnte.
„Ich habe Fracht für Antar IV“, sagte Solo. „Wenn Ihnen das weiterhilft, nehme ich Sie mit. Weiter kernwärts fliege ich allerdings nicht.“
„Ah“, sagte ich und musterte die beiden kritisch. „Ihr habt dort also was ausgefressen und wollt nun Schwierigkeiten mit den Sicherheitskräften aus dem Weg gehen …“
„Ja, Lord Vader“, sagte Praji. „Kilian ist per Anhalter nach Antar IV weitergereist.“
Dann übernahm Jir die weitere Gesprächsführung.
„Der Pilot des Frachters wird verdächtigt, für die Hutts zu schmuggeln. Ich habe ihn auf die Liste von Schiffen setzen lassen, die sofort aufgebracht und durchsucht werden sollen, sobald sie irgendwo auftauchen.“
Vader nickte.
„Begeben Sie sich nach Antar IV und warten Sie dort. Ich werde dafür Sorge tragen, dass man Ihnen Kilian überstellt, sobald der Frachter festgesetzt wurde. Anschließend bringen Sie sie nach Coruscant, unverzüglich.“
An Bord des „Millenium Falcon“ ließ ich mir noch einmal den Dialog durch den Kopf gehen, den ich mit Han Solo und seinem Copiloten geführt hatte. Warum er mich trotzdem mitgenommen hatte, obwohl er mich anscheinend für einen Deserteur hielt? Entweder mochte dieser disziplinlose Bursche einfach kein Militär oder aber er hatte sich von mir ein wenig Zuwendung erwartet, denn er flirtete offensiv mit mir und gab auch so schnell nicht auf.
Weshalb ich seine Gesellschaft mied und mich nur dann im Cockpit blicken ließ, wenn Chewbacca die Kontrollen überwachte und Solo irgendetwas auf seiner Schrottmühle, die er Frachter nannte, reparierte.
Ich saß also in Solos Pilotensessel und hing im Angesicht des Hyperraumwirbels meditativen Betrachtungen nach, bis ich schließlich eindöste.
„Captain Molast“, sagte Vader. „Wir erwarten, dass demnächst ein Frachter Antar IV erreicht, dessen Pilot des Schmuggels verdächtigt wird. Bringen Sie das Schiff auf und nehmen Sie die Crew gefangen. Ich will sie lebend. Ganz besonders die Frau. Meine Männer warten bereits auf Antar IV. Übergeben Sie sie dort, ich übertrage jetzt die Daten.“
Captain Molast verneigte sich.
„Ja, Herr. Wie sollen wir mit der übrigen Crew verfahren?“
„Sollte es sich tatsächlich um Schmuggler handeln, dann folgen Sie dem üblichen Protokoll.“
„Ja, Herr.“
Molast wartete, bis das Hologramm des Oberkommandierenden erlosch. Molast schauderte. Er wollte jetzt nicht an Stelle dieser Frau sein. Wessen sie sich wohl schuldig gemacht hatte?
Ich wurde unsanft geweckt, als Chewie plötzlich laut aufbrüllte und Han Solo kurze Zeit später ins Cockpit stürzte.
Ich machte ihm Platz und wechselte auf einen der hinteren Sessel. Anschließend sah ich mich verwirrt um und versuchte, aus dem Verhalten von Pilot und Copilot Rückschlüsse zu ziehen.
Sollte der Hyperantrieb ausfallen, dann würden wir im Hyperraum bleiben bis in alle Ewigkeit …
Nein, halt, wir waren gar nicht mehr im Hyperraum. Überlegungen, vielleicht doch besser auf eine andere Mitfluggelegenheit gewartet zu haben, waren jetzt allerdings müßig.
Chewie grummelte etwas.
„Ja, ja, ich hab ihn gesehen“, entgegnete Han Solo genervt.
„Wen gesehen?“, fragte ich.
„Imperialer Sternenzerstörer“, sagte Solo.
Der war plötzlich hinter dem Millenium Falcon aufgetaucht und versuchte nach Kräften, den viel kleineren Frachter mit dem Traktorstrahl zu erfassen.
Jetzt wurde mir natürlich einiges klar: Han Solo war ein Schmuggler und er hatte mich mitgenommen weil er glaubte, dass ich ebenfalls krumme Dinger drehte.
Gleichzeitig erwies er sich jedoch als erstklassiger Pilot, der es souverän schaffte, sich immer wieder dem Traktorstrahl zu entziehen.
Was wiederum bedeutete, dass der Captain des Sternenzerstörers bald den Befehl geben würde, uns abzuschießen, bevor wir in den Hyperraum springen konnten.
Oder er würde eine Rotte Jäger rausschicken, damit die Jockeys was zum Spielen hatten. Kriff …
„Geben Sie auf“, sagte ich zu Han Solo. „Wenn sie uns nicht bald kriegen und dem üblichen Prozedere folgen, dann werden sie uns abschießen oder ihre Jäger rausschicken.“
Chewie grunzte etwas, das ich nicht ganz verstand und Solos Selbstsicherheit war auf einmal wie weggeblasen.
„Ja. Ja, sie haben recht.“
Ein Mann der wusste, wann er verloren hatte.
Doch dann sprang er plötzlich auf und rannte aus dem Cockpit.
„Kommen Sie!“, rief er mir über die Schulter zu.
Ich zögerte einen Moment, dann rannte ich ihm nach. Falls sie das Schiff nicht der Einfachheit halber abschossen, sondern enterten, dann würde auch für mich gelten: mitgegangen, mitgefangen …
Was würde Vader dazu sagen? Ich glaube, er wäre … enttäuscht.
Nein, nein, das ging nicht.
Als ich Solo erreichte, war er bereits damit beschäftigt, Bodenplatten aufzustemmen und die in den darunter liegenden Verschlägen verborgene Fracht auf Repulsorlift-Paletten zu stapeln.
„Schnell“, sagte er, während er eine weitere Bodenplatte aufstemmte, „Helfen Sie mir!“
Was immer Han Solo da schmuggelte war mit Sicherheit nicht legal. Trotzdem half ich ihm, die Verschläge unter den Bodenplatten auszuräumen und auf Paletten zu setzen. Anschließend zerrte Solo die Paletten zur Luftschleuse, gab Chewie über ComLink ein paar Anweisungen und ließ, als der Wookiee seine Befehle bestätigte, die Paletten über Bord gehen.
„Was war das jetzt?“ fragte ich. „Die wissen doch, dass diese Kisten von Ihnen sind.“
„Chewie hat den Millenium Falcon so positioniert, dass die Kisten direkt auf die Brückensektion des Sternenzerstörers zutreiben“, sagte Solo. „Das wird uns jetzt möglicherweise die Haut retten.“
Ich sah Han Solo nach, als er wieder in Richtung Cockpit rannte.
Han Solo, der Schmuggler, der seine Fracht einem Imperialen Sternenzerstörer vor den Bug warf, um schneller entkommen zu können …
„Ausweichmanöver!“, befahl Captain Molast.
Es handelte sich um eine reine Sicherheitsmaßnahme, wenn Objekte unbekannter Beschaffenheit auf die Brückensektion zutrieben.
Molast glaubte zwar nicht, dass es sich um Mienen oder ähnliches handelte, aber man konnte nie wissen.
„Schicken Sie ein paar Bergungsdroiden raus und stellen Sie fest, um was es sich handelt!“
Während ich Han Solo langsamer zurück zum Cockpit folgte, wurde der Millenium Falcon von einer Serie von Einschlägen erschüttert.
Ich rannte los. Wurden wir beschossen?
Im Cockpit angekommen stellte ich fest, dass Han Solo seinen Frachter in ein Asteroidenfeld gesteuert hatte.
„Warum fliegen Sie in dieses Asteroidenfeld? Sie werden uns pulverisieren!“
„Weil ich den verdammten Sternenzerstörer nicht loswerde!“
Ein Blick auf den rückwärtigen Bildschirm zeigte, dass die trudelnden Asteroiden (vermutlich die Überreste eines Mondes) an den Schilden des Sternenzerstörers zerstoben oder von seinen Turbolasern pulverisiert wurden. Solo würde uns alle umbringen …
„Lassen Sie mich mit ihnen reden!“
„Captain!“, rief der der junge Funker. „Das Zielobjekt ruft uns.“
Captain Molast war einen Augenblick lang geneigt, den Anruf zu ignorieren.
Dann fiel ihm wieder das besondere Interesse ein, welches Lord Vader an dem Frachter gezeigt hatte. Besonders an einer ganz bestimmten Person, die sich an Bord befand.
„Was wollen sie?“
„Sie wollen den Captain sprechen.“
Molast zögerte.
„Legen Sie das Gespräch in meinen Raum.“
„Das klappt nie“, sagte Han Solo und Chewie stimmte ihm brummend zu.
Warum nur waren die Leute immer so ungläubig?
„Hier spricht Captain Molast vom Imperialen Sternenzerstörer Fireheart. Mit wem spreche ich?“
„Mein Name ist Rosalinda Kilian“, stellte ich mich vor. „Ich bin persönlicher Adjutant von Lord Vader und unterwegs in geheimer Mission.“
Schweigen.
„Sie bringen die Mission in Gefahr, wenn Sie mich weiter aufhalten.“
Immer noch Schweigen.
„Captain Molast?“
Sie fielen nicht drauf rein …
„Die lügt uns doch was vor“, urteilte der Erste Offizier.
„Vielleicht“, entgegnete Molast.
„Lord Vader wollte ganz besonders diese Frau in seinen Gewahrsam haben.“
Die beiden Offiziere überdachten die Situation.
„Und wenn es sich um ein Missverständnis handelt?“
Sie dachten noch einmal gründlich nach.
„Ich werde mich mit Lord Vader in Verbindung setzen.“
Vader beugte sich vor.
„Sie hat WAS gesagt?“
Molast schluckte. Dabei war der Oberkommandierende tausende von Lichtjahren entfernt und konnte ihm über das HoloNet keinen unmittelbaren Schaden zufügen. Zumindest glaubte er das.
„Sie sagte, dass sie in geheimer Mission unterwegs sei. In Eurem Auftrag.“
Vader lehnte sich wieder zurück. Die Sache fing an, aus dem Ruder zu laufen. Der Schmuggler war auf der Flucht vor der Fireheart in ein Asteroidenfeld geflogen, was ohne weiteres zur Vernichtung des Frachters und Kilians Tod hätte führen können …
Kilian war eine freie Frau, sie hatte ihn über ihre Pläne informiert und anschließend die Devastator verlassen. Nichts davon rechtfertigte, sie gefangen nehmen zu lassen. Auch nicht aus Sorge um ihr Wohlergehen. Sie hatte sich als Findig erwiesen und gab nicht auf, nur weil es erste Anzeichen von Schwierigkeiten gab. Das gefiel ihm.
„Lassen Sie sie ziehen.“
Molast zögerte kurz.
„Und der Schmuggler?“
„Den nehmen Sie fest, sollte er sich noch einmal in ihrem Sektor einfinden.“
„Ich fasse es nicht“, sagte Han Solo, während Chewie leise vor sich hin brummte.
„Sie lassen uns tatsächlich gehen.“
„Dann würde ich aber zusehen, dass ich von hier wegkomme“, sagte ich an den Captain des Millenium Falcon gewandt.
Solo sah mich an und sein Blick bekam etwas Misstrauisches.
„Sie sind der persönliche Adjutant von Darth Vader?!“
„Natürlich nicht, wo denken Sie hin?“
Und das war, zum damaligen Zeitpunkt, nicht einmal gelogen …
PER ANHALTER DURCH DAS IMPERIUM: “Es gibt Schlimmeres als einen Spaziergang bei Sonnenschein …”
„Wissen Sie was?“, fragte ich und musterte Han Solo und seinen haarigen Kumpel Chewbacca. „Mit Ihnen beiden fliege ich nie wieder!“
Ich war froh, von diesem Schiff wieder herunterzukommen und noch am Leben zu sein. Dank Solo hätte nicht viel gefehlt, und wir wären abgeschossen oder in einem Asteroidenfeld pulverisiert worden. Eigentlich wollte ich ja nur rechtzeitig zu einem Konzert nach Coruscant, aber ich hatte mir ja unbedingt einen Schmuggler als Mitfluggelegenheit aussuchen müssen …
Solo zeigte jenes unverschämte Grinsen, dass er wohl für unwiderstehlich hielt und Chewie brüllte protestierend.
Ich sah mich um. Natürlich hatte Han Solo den Millenium Falcon nicht auf einem Raumhafen, sondern irgendwo in der Pampa gelandet.
„Wie komme ich nach Antar-City?“, fragte ich.
„Da vorne ist eine Straße“, sagte Solo und deutete irgendwo vor sich. „Wenn Sie sie erreicht haben, dann nach rechts. Antar-City ist nur noch ungefähr fünfzig Klicks entfernt.“
Ich warf Solo einen finsteren Blick zu. Nur noch fünfzig Klicks …
„Sie passen auf Kilian auf und sorgen dafür, dass niemand sie oder ihre Mitfluggelegenheit noch einmal in ein Asteroidenfeld jagt, verstanden?“
Kommandant Praji und Kommandant Jir standen vor dem lebensgroßen Hologramm Darth Vaders stramm.
„Ja, Sir“, antworteten beide nahezu synchron.
„Gut“, sagte Vader. „Folgen Sie Kilian und beobachten Sie sie. Falls sie in ernsthafte Schwierigkeiten geraten sollte, dann, und nur dann, greifen Sie ein.“
„Ja, Sir“, bestätigten beide fast zeitgleich den Befehl. Vaders Hologramm erlosch.
Fünfzig Klicks. Das konnte man schaffen. Es sei denn, die Straße folgte einer interessanten Topographie.
Die hier ansässigen Ureinwohner, die Gotal, trieben erfolgreich Handel mit dem Rest der Galaxis und verkauften darüber hinaus die Überschüsse ihres Planeten aus landwirtschaftlicher Produktion an das Imperium. Das wiederum war der Grund, weshalb Antar-City einen großen Raumhafen besaß, wo sich wiederum eine Mitfluggelegenheit ergeben sollte.
Ich schritt wohlgemut aus und während ich das tat, vertrieb ein frischer Wind die Wolken und es wurde zunehmend sonnig und angenehm warm. Es gab Schlimmeres als einen Spaziergang bei Sonnenschein …
Nahdonnis Praji und Daine Jir verstanden die Besorgnis ihres Oberkommandierenden nicht wirklich.
„Warum müssen ausgerechnet wir auf dieses Weib aufpassen“, beschwerte sich Jir. „Ich weiß gar nicht, warum er sie immer wieder anschleppt.“
Beide lümmelten lässig in den Pilotensitzen ihrer Fähre und warteten darauf, dass dieses zweifelhafte Subjekt namens Han Solo Kilian hier absetzten würde.
„Wir müssen auf sie aufpassen, weil sie seine Geliebte ist“, behauptete Praji.
„Jetzt hör‘ aber auf“, entgegnete Jir verärgert. „Immer kommst du mit diesem romantischen Quatsch. Kannst du dir eigentlich vorstellen, was der Alte mit uns macht, sollte ihr nur ein einziges Haar gekrümmt werden?“
Ich kam gut voran und genoss nach der Zeit an Bord der Devastator das milde, frühlingshafte Wetter. Die Uniformstiefel erwiesen sich auch auf längeren Wanderungen als erstaunlich bequem und als jemand, der es gewohnt war, weite Strecken zu Fuß zurückzulegen, fiel mir der Weg nicht schwer.
Am Raumhafen würde ich allerdings aufpassen müssen.
Die Gotal lebten in Anarchie und besaßen keine feste Regierung. Das bedeutete, dass es hier ein Imperiales Verbindungsbüro als auch eine starke militärische Präsenz geben würde, um die Handelsgeschäfte als auch die Lebensmittellieferungen abzusichern.
Ohne ID-Card kam ich diesen Leuten besser nicht unter die Augen …
Nahdonnis Praji sichtete die Werbeprospekte einiger Vergnügungscenter, die sein ComLink vor ihn projizierte und wog das Preis-/Leistungsverhältnis sorgfältig ab. So ein Urlaub war knapp bemessen und die Zeit entsprechend wertvoll, weshalb es sich empfahl, den Aufenthalt gut zu planen.
Während er dem nachging, verfolgte er mit einem Ohr das Gespräch, welches Jir am ComLink mit einer seiner Freundinnen führte.
„Aber natürlich liebe ich dich, Schatz“, säuselte Jir gerade.
Praji grinste nur.
Ihm war zwar nicht ganz klar, wie Jir das anstellte, aber die Weiber lagen ihm reihenweise zu Füßen …
Vermutlich würde er das solange machen, bis er sich irgendwann einmal die falsche Frau aussuchte und ein Messer dahin bekam, wo es ganz besonders wehtat.
Apropos … Wurde es nicht langsam mal Zeit, dass dieser Schmuggler hier auftauchte und Kilian ablieferte?
Jir hatte inzwischen das Gespräch mit seiner Freundin beendet und sah kurz ins Cockpit.
„Ich gehe mal kurz raus und hole mir was zu essen, willst du auch was?“
Lange Spaziergänge oder auch Wanderungen laden zu meditativen Betrachtungen ein.
Ich begann nach der zweiten kurzen Rast darüber nachzudenken, warum Vader sich nicht bei mir meldete.
Es gab Phasen in der Beziehung zu Vader, in denen wir uns regelmäßig sahen.
Dann wieder verschwand er manchmal tage- oder auch wochenlang irgendwo in der Galaxis (vermutlich erledigte er dann wieder irgendetwas, das ich nicht gutheißen würde).
Aber immer gab er Bescheid, wenn er ging und bevor er wieder kam.
Bin auf dem Weg nach Coruscant. Vielleicht schaffe ich es noch zum Konzert. Freue mich auf unser Wiedersehen. Hoffentlich bald.
Aufgrund dieser Nachricht war nicht damit zu rechnen, dass er sich rührte. Aber als ich Captain Molast vorgelogen hatte, Vaders persönlicher Adjutant in geheimer Mission zu sein – hatte das nicht zu Fragen geführt? Bei Molast? Bei Vader? War ihm etwas passiert?
Ich war kurz davor, ihn anzuschreiben, unterließ es dann aber doch. Wäre dem so, wäre das bestimmt DIE Topmeldung in den HoloNetNews.
Wahrscheinlicher erschien mir zu diesen Zeitpunkt, dass Captain Molast es nicht gewagt hatte, Vader zu kontaktierten und mich (und Solo) auf eigene Verantwortung hatte laufen lassen …
Praji hörte, wie die Einstiegsrampe des Shuttles sich öffnete und wieder schloss.
„Was für ein Dreckswetter“, fluchte Jir und zerrte sich den durchnässten Mantel vom Leib.
Bei strahlendem Sonnenschein hatte er die Fähre verlassen, um ihnen beiden etwas zu essen zu besorgen und eine halbe Stunde später kam er bei Starkregen und Sturm wieder zurück.
Praji grinste schadenfroh – sowohl Wetter als auch der Tag-Nacht-Zyklus konnte auf Antar IV eine sehr unzuverlässige Sache sein. Ach ja …
„Eine Sami oder Chami oder so ähnlich hat für dich angerufen“, teilte er Jir mit.
Dieser teilte gerade das Essen aus, irgendein Fastfood einer galaxisweiten Kette.
„Ja, wer war es denn nun“, fragte Jir, „Sami oder Chami?“
„Was weiß ich“; knurrte Praji. „Ich kann mir nicht alle deine Weiber merken …“
Antar IV war der vierte, planetengroße Mond des Gasriesen Antar und er war in vielerlei Hinsicht ein interessanter Himmelskörper. Die Astronomen waren sich bis auf den heutigen Tage nicht ganz einig, wie sein ungewöhnliches Rotationsverhalten zustande kam, was aber auf jeden Fall immer wieder zu einem sehr sprunghaftem Wechsel sowohl von Jahreszeiten, Wetter als auch Tag-Nacht-Rhythmus führte. Die Flora und Fauna Antar IVs war daran angepasst und hatte Strategien entwickelt, damit umzugehen.
Wie gesagt: die Flora und Fauna Antar IVs konnte damit umgehen.
Ich nicht. Sondern ich wurde nass bis auf die Haut, als plötzlich das Wetter von „sonnig und warm“ umschlug auf „Starkregen mit Sturm“ …
„Ich frage mich, wo dieser Schmuggler so lange bleibt?“, fragte Praji. „Er müsste doch schon längst hier sein.“
„Vielleicht hat Captain Molast Solo doch arrestiert und nimmt gerade sein Schiff auseinander?“
Wenn man so ein Schmugglerschiff systematisch durchsuchte, kamen für dessen Crew erfahrungsgemäß schnell mal fünfundzwanzig Jahre Internierungslager zusammen …
„Ich weiß nicht“, widersprach Praji. „Lord Vader schien die baldige Ankunft von Solo und Kilian zu erwarten.“
Beide Männer dachten nach.
„Entweder das“, sagte Jir. „Oder Solo hat sein Schiff außerhalb Antar-Citys gelandet und Kilian dort abgesetzt.“
Inzwischen war die Nacht hereingebrochen und ich fror in meiner durchnässten Uniform erbärmlich.
Auf dem Weg waren mir immer wieder Schreine am Wegesrand und Pagoden an markanten Punkten in der Landschaft aufgefallen und ich fragte mich inzwischen, warum mir niemand begegnete.
Aber glücklicherweise hörten sowohl Regen als auch Sturm bald wieder auf und die Sterne glitzerten am Firmament.
Fast zeitgleich entdeckte ich eine weitere Pagode und wechselte in ihrem Schutz die Kleidung.
Leider war der schicke Business-Anzug für die Kälte, die mit der Nacht gekommen war, nicht wirklich geeignet, so dass ich mich nicht lange aufhielt.
Bewegung würde mich warmhalten und die Lichter Antar-Citys waren schon nahe.
Andererseits war ich inzwischen sehr, sehr müde …
Praji und Jir sahen sich ratlos an. Sie hatten die Fireheart kontaktiert und Captain Molast hatte ihnen vollumfänglich Auskunft gegeben – der Schmuggler hatte das Weite gesucht und war Richtung Antar IV verschwunden, nein, mehr könne er nicht sagen.
„Wir sitzen hier rum und dieser Kerl ist inzwischen vielleicht schon längst auf der anderen Seite der Galaxis“, sagte Praji.
Der Alte würde sie umbringen, wenn sie Kilian verloren hatten …
Nach ein paar Kilometern entdeckte ich eine Treppe, die abwärts führte. Eine Abkürzung! Sie zu nehmen erwies sich jedoch als Fehler: zwar war der obere Teil mit Steinplatten ausgelegt, dann aber endete die Treppe abrupt und mündete in einen schlammigen Hohlweg, der steil bergab führte. Außerdem war es stockfinster …
Der langen Rede kurzer Sinn: ich stürzte und schlitterte nach unten, wobei ich mich mindestens einmal überschlug und schließlich unsanft auf einem Gehweg aus modernem Duracrete landete. Die Zivilisation hatte mich wieder und ich hätte fast vor Erleichterung und Dankbarkeit den Boden geküsst.
Ächzend stand ich auf, nummerierte meine Blessuren durch und sammelte meine Reisetasche ein.
Der Business-Anzug hatte die Strapazen zwar gut überstanden, war aber durchnässt und voller Schlamm. Auch das noch …
Dann sah ich mich um.
Eine Bahnstation!
Kann es vollkommeneres Glück geben?
„Ja, aber warum haben Sie denn nicht gleich bei uns nachgefragt?“, sagte der Sicherheitsbeamte.
„Dieser Schmuggler hat sein Schiff fünfzig Klicks außerhalb Antar-Citys gelandet, hat jemanden aussteigen lassen und ist dann wieder auf und davon.“
Praji und Jir sahen konsterniert auf die gestochen scharfen Satellitenholos, die Kilian zeigten, wie sie sich im Laufe des Tages entlang des alten Prozessionsweges, wie der Sicherheitsbeamte diese Straße genannt hatte, fortbewegte.
„Warum hat sie nicht die andere Straße genommen?“, fragte Praji. „Da hätte sie ein Taxi oder die Bahn nehmen können.“
Der Sicherheitsbeamte zuckte mit den Schultern. Man sah die moderne Straße vom alten Prozessionsweg aus nicht …
PER ANHALTER DURCH DAS IMPERIUM: “Ich dachte bisher, alle Freunde Zaphods zu kennen …”
„Wir haben sie“, frohlockte Kommandant Jir. „Kilian bewegt sich auf den Raumhafen von Antar-City zu, dort können wir sie abfangen.“
„Gut“, sagte Vader. „Wenn Sie sie haben, dann setzten Sie sie in ihre Fähre und fliegen sie nach Coruscant.“
„Ja, Sir“, sagte Jir und verneigte sich, bevor sein Holo verblasste und dann erlosch.
Vader griff nach dem ComLink und rief Kilians Nummer auf. Ein kurzer Anruf, um sie darüber zu informieren, dass man sie abholen würde. Sein Daumen schwebte einen Augenblick über den „anwählen“-Button.
Dann schaltete er den ComLink wieder aus und sah nachdenklich aus dem Panoramafenster. Irgendwie hatte er gerade das Gefühl, dass die Macht nicht wollte, dass Praji und Jir Kilian schnell und sicher nach Coruscant brachten …
Es war schon weit nach Mitternacht, als ich endlich den Raumhafen erreichte. Abgesehen von ein paar Sicherheits- und Reinigungskräften war fast niemand da, auch die meisten Läden hatten geschlossen.
Raumhäfen und planetare Verkehrsknotenpunkte besaßen öffentliche sanitäre Einrichtungen mit Duschen, Waschmaschinen und Wäschetrocknern.
Ich duschte lange, heiß und mit Genuss, anschließend steckte ich meine durchnässte und verschmutzte Kleidung in eine Maschine und sah, nur in ein Handtuch gewickelt, dabei zu, wie die Maschine ihre Arbeit tat.
Dabei döste ich ein und ich erwachte erst, als mich frühmorgens eine einheimische Reinigungskraft wachrüttelte.
Die Gotal schimpfte mit mir und ich besänftigte sie mit einhundert Credits, dann bat ich sie, mir ein Bacta-Gel für meine abgeschürften Hände und einen heißen Kaf zu besorgen (was sie erstaunlicherweise auch tat, was bedeutete, dass ich ihr zu viel gegeben hatte).
Ich putzte Zähne, trug das Bacta-Gel auf, kleidete mich an, packte meine Sachen und ging frühstücken.
Danach zog ich los, um mich nach einer Mitfluggelegenheit umzutun.
Und entdeckte gerade noch rechtzeitig Kommandant Praji und Kommandant Jir in der Gesellschaft zweier Sicherheitsbeamter, die sich zielstrebig auf die Räume mit den sanitären Einrichtungen zubewegten, die ich eben erst verlassen hatte.
Irritiert sah ich den beiden nach. Sie suchten mich? Warum?
Dumme Frage: Vermutlich handelten sie im Auftrag Vaders und sollten mich wieder einsammeln.
Vermisste der dunkle Lord meine Gesellschaft? Andererseits: ich hatte mich abgemeldet und ihn über mein Reiseziel informiert. Blieb diese Sache, dass ich Captain Molast vorgelogen hatte, sein, Vaders, persönlicher Adjutant zu sein.
Neben Vader auf der Devastator herzulaufen und die Mannschaft im Glauben zu lassen, für ihn zu arbeiten, war eine Sache.
Gegenüber Dritten behaupten, Vaders persönlicher Adjutant zu sein, war eine andere.
Es mochte gut sein, dass ich mir damit seinen, sagen wir, Unmut zugezogen hatte. Da würde ich dann wohl durchmüssen …
Streng genommen hatte ich keine Chance, an der an allen neuralgischen Punkten vorhandenen Sicherheitstechnik unentdeckt vorbeizukommen.
Doch dann tauchten kurz hinter Praji und Jir ein paar Techniker auf, die Leitern und einen Werkstatt-Trolley mit Werkzeug und Ersatzteilen mit sich führten und damit begannen, eben diese Sicherheitstechnik zu kontrollieren, zu warten und gegebenenfalls zu reparieren.
Sicherheitstechnik, die gewartet werden musste, wurde normalerweise abgeschaltet und zu Überprüfungszwecken sukzessive wieder angeschaltet. Die Kameras in der Abflughalle würden im Augenblick also nichts aufzeichnen …
„Sie wollen mir also mitteilen, dass Kilian sich Ihnen schon wieder erfolgreich entzogen hat?“, fragte Vader und konnte dabei den Sarkasmus nicht ganz aus seiner Stimme fernhalten.
Praji zögerte kurz: Seinen bisherigen Erfahrungen mit Vader nach half hier nur Standhaftigkeit. Bloß keine Ausflüchte, Entschuldigungen und vor allem kein Gewinsel.
„Ja, Sir“, sagte er und nahm noch mehr Haltung an, falls das überhaupt möglich war.
Vader hatte die Daumen hinter den Gürtel gehakt und schien nachzudenken.
„Sie und Kommandant Jir“, sagte Vader dann. „Brechen Sie die Aktion ab und kehren Sie zurück zur Devastator.“
Kontrolle hin, Wartung her, sie würden die Sicherheitstechnik nicht gleichzeitig auf dem gesamten Raumhafen ausschalten.
Während ich noch überlegte, wie ich ungesehen zum Frachthafen gelangen konnte, ergab sich eine glückliche Fügung: eine größere Gruppe junger bis mittelalter Personen lief an mir vorüber.
Sie unterhielten sich angeregt, lachten und scherzten und zeigten ganz allgemein eine lockere, entspannt-erwartungsfrohe Haltung.
Ich entschied spontan, mich unter sie zu mischen, obwohl ich nicht ernsthaft glaubte, die Kameras täuschen zu können. Andererseits machte selbst die entwickeltste KI Fehler.
Zumindest gelegentlich …
Vader lehnte sich zurück und dachte nach.
Praji und Jir waren seine kompetentesten Adjutanten. Aber der Eindruck, der immer noch durch die Macht lief, ließ keinen Interpretationsspielraum:
Kilian sollte diese Reise – Per Anhalter! – alleine machen. Aus irgendeinem Grund wollte die Macht, dass sie hier Erfahrungen sammelte oder Personen traf, die später noch essentiell werden würden.
Die Macht war launisch. Entzog sich gerne ihren Nutzern. War immer in Bewegung, selbst Machtvisionen, die von vielen geteilt worden waren, konnten sich ändern.
Vader konnte seine Besorgnis um Kilian nicht verhehlen. Die Erfahrungen, die die Macht Kilian zukommen lassen wollte oder die Personen, die sie treffen sollte – das schloss sehr unangenehme Erfahrungen mit ein oder dass diese Personen ihr gefährlich werden konnten.
So wie der Schmuggler, der sein Schiff lieber in ein Asteroidenfeld gelenkt hatte, als beizudrehen.
Aber manchmal musste man Entwicklungen einfach geschehen lassen und wer versuchte, die Macht zu betrügen, scheiterte meist spektakulär.
„Ich dachte bisher, alle Freunde Zaphods zu kennen“, sagte jemand zu mir.
„Ich bin ein neuer Geschäftspartner“, schwindelte ich.
Bisher hatte mich niemand als Fremdkörper erkannt, weswegen ich der Gruppe, in die ich zufällig hineingeraten war, weiterhin aufs Flugfeld folgte, wo eine schnittige, silberglänzende Yacht auf sie wartete.
„Ah, das habe ich mir fast schon gedacht“, meinte mein Gesprächspartner.
„Tatsächlich?“, fragte ich.
„Es ist aber nicht unbedingt notwendig, bei Zaphis Partys Businesskleidung zu tragen.“
„Ich war sehr in Eile“, baute ich meine Geschichte weiter aus. „Wohin fliegen wir gleich nochmal?“
„Nach Quellor“, verriet mir mein Gegenüber. „Hin und wieder zurück. Und dazwischen eine Woche Sommer, Sonne, Strand …“
Als ich das Ziel der Reisegruppe erfuhr, änderten sich meine Pläne schlagartig.
Falls ich mich hier als blinder Passagier einschleusen konnte, hieß das.
Fast wider Erwarten gelang das problemlos, da Zaphod dem Anschein nach die ganze Yacht gechartert und nicht einzeln überprüfen ließ, ob man auf der Liste stand, eine Einladung oder eine ID-Card hatte, es genügte, wenn man mit einem Rudel Zaphod bekannter Menschen (oder Nichtmenschen) kam.
Ich machte, was alle anderen machten und stellte meine Reisetasche zu den übrigen, dann bekam ich einen Kelch mit Blütenwein in die Hand gedrückt und musste mitfeiern, ob ich wollte oder nicht …
Der Sicherheitschef näherte sich Zaphod unauffällig und verbeugte sich leicht.
„Sir, wir haben da etwas, das Sie sich ansehen sollten.“
Zaphod runzelte die Stirn. Das Sicherheitspersonal war hervorragend geschult, hatte bei Militär- oder Polizeieinheiten gedient.
Wenn diese Männer etwas entdeckten, von dem sie meinten, es zunächst ihm vorlegen zu müssen, deutete dies auf ein größeres Problem hin. Mit Schaudern erinnerte sich Zaphod an den Versuch von Piraten, die Yacht zu kapern. Oder diese Geschichte mit der Leiche in der Gefrierkammer …
Zaphod begleitete den Sicherheitschef zu seinen Diensträumen. Hier stand weiteres Sicherheits- und Servicepersonal um kleine Reisetasche herum.
Zephod stöhnte innerlich auf. Nicht schon wieder …
„Was ist es diesmal?“, fragte er. „Sprengstoff? Drogen? Waffen?“
Manche seiner Freunde besaßen einen eigenartigen Sinn für Humor …
„Nichts dergleichen“, sagte der Sicherheitschef. „Diese Reisetasche ist überzählig und niemandem zuzuordnen. Wir haben einen blinden Passagier.“
Oh. Das war neu. Und erregte das Interesse des chronisch gelangweilten Zaphod …
Ich war in eine äußerst feierwütige Gesellschaft geraten: Sie begannen mit einem ausgelassenen Sektfrühstück und das war erst der Anfang.
Ich fiel weder dem Gastgeber selbst noch seinen vielen Freunden auf – Zaphod dachte offenbar, dass mich jemand mitgebracht hatte und alle anderen, dass ich einer von Zaphis neuen Geschäftspartnern war.
Ich kam schnell mit allen möglichen Leuten ins Gespräch und beteiligte mich eifrig am allgemeinen Geschwätz. Auf diese Weise erfuhr ich, was Zaphod (oder „Big Z“, wie er auch genannt wurde) so machte (Großhandel mit „Utensilien“, was immer damit gemeint war), seine Familienverhältnisse (das vierte Mal glücklich geschieden) und aus welchem Anlass sie hier feierten (seine vierte Scheidung).
Nach einiger Zeit begannen sich jedoch der Schlafmangel und die lange, anstrengende Wanderung nach Antar-City bemerkbar zu machen, außerdem registrierte ich, dass die Feier sich in Richtung von etwas zu entwickeln begann, das man im Allgemeinen als wilde Party bezeichnete.
Deshalb fing ich an, nach einem ruhigen Plätzchen zu suchen, an dem man mich nicht weiter beachten und ich den verlorenen Schlaf nachholen konnte.
Schließlich fand ich eine beengte Abstellkammer mit Notbett und zog mich dorthin zurück. Mit ein wenig Glück blieb ich weiterhin unentdeckt …
Sie hatten die Reisetasche des Blinden Passagiers geöffnet und fanden Unterwäsche und Unterkleidung. Utensilien zur Körperpflege. Einen ComLink. Die Uniform eines Imperialen Kommandanten bzw. Adjutanten. Vier Codezylinder. Und einen Metallzylinder, der von einem der älteren Sicherheitsmänner als Lichtschwert identifiziert wurde.
„Ein Jedi? Wir müssen sofort das ISB informieren.“
„Sind Sie des Wahnsinns?“, fragte Zaphod, der gerade bereute, wieder einmal zu neugierig gewesen zu sein. „Bei den vielen illegalen Substanzen, die meine Freunde für gewöhnlich konsumieren, wandern wir alle für Jahre in das nächste Internierungslager!“
„Aber wer einen Jedi versteckt oder ihm hilft, wird ebenfalls bestraft, kann sogar hingerichtet werden“, wandte der jüngere Sicherheitsmann ein.
„Jedi und Imperiale Uniform passt nicht zusammen“, widersprach sein älterer, erfahrenerer Kollege. „Vielleicht handelt es sich um einen dieser … Inquisitoren?“
Jedi … Inquisitoren … Zaphod schauderte. Eines schlimmer als das andere, nur für Ärger gut.
„Lassen Sie die Tasche bei der Gepäckausgabe stehen. Es ist anzunehmen, dass der Eigentümer morgen die Yacht mit den anderen verlassen wird. Wir haben nichts gesehen und deshalb gibt es auch nichts, was wir dem ISB mitteilen müssten.“
PER ANHALTER DURCH DAS IMPERIUM: “Da lasse ich mich lieber von einem Wookiee küssen …”
Ich ging mit Zaphod und seinen feierwütigen Freunden von Bord der Yacht und trennte mich in der Abfertigungshalle des Raumhafens von ihnen.
Sie schienen tatsächlich nichts bemerkt zu haben.
Konnte Sicherheitspersonal so nachlässig sein? War es ihnen gleichgültig? Interessierten sie sich nicht dafür? Konnte mir eigentlich egal sein …
Vom Äußeren Rand bis hierher hatte ich inzwischen ein ordentliches Stück Weg zurückgelegt: Quellor lag bereits in den Kolonien und war eine hauptsächlich von Menschen besiedelte Welt. Innerhalb eines Raumhafens wurde man für gewöhnlich nicht mehr nach seiner ID-Card gefragt, so dass ich nur den Hinweisschildern zu folgen brauchte, um zum Frachthafen zu gelangen.
Und hier fand ich einen tollen Piloten, der mich nach Exodeen mitnahm …
Es galt als unhöflich, danach zu fragen, deshalb kann ich bis heute nicht sagen, welcher Spezies Sami eigentlich angehörte.
Er hieß auch nicht Sami, sondern hatte einen langen, für Menschen nur schwer verständlichen und noch viel schwerer auszusprechenden Namen, weshalb er sich von meinesgleichen mit dieser Kurzform anreden ließ.
Eigentlich war er eine einschüchternde Erscheinung: er war groß, geradezu riesig, dabei kräftig und muskulös, hatte eine völlig glatte, dunkle Haut und trug einen Overall sowie Handschuhe und grobe Halbstiefel.
Bei seinem äußeren Erscheinungsbild und der betont einfachen Basic-Variante, derer er sich bediente, konnte man schnell auf den Gedanken kommen, dass Sami eine eher schlichte Natur war.
Das stimmte aber nicht, Sami mochte beispielsweise komplexe Geschichten und konnte ihnen auch folgen, außerdem war er in allem sehr geschickt, was er in seine großen Hände nahm.
Aus irgendwelchen, mir völlig unerfindlichen Gründen schien er in mir jemanden zu sehen, den man umsorgen musste: während ich duschte, reinigte er meine Kleidung, er kochte für uns beide (eine gut gewürzte, wohlschmeckende Fleisch-Gemüse-Pilz-Pfanne) und wachte über meinen Schlaf …
Während ich noch schlief landeten wir auf Exodeen und Sami organisierte mir eine Mitfluggelegenheit nach Loronar.
Kit war ein älterer (Menschen-)Mann, ein guter Freund von Sami und nahm mich nur auf dessen Fürsprache hin in seinem Frachter mit.
Er wies allerdings darauf hin, dass er ein alter Mann sei und Hilfe beim Auf- und Umräumen seiner Vorräte und Ersatzteile benötigte.
Gesagt, getan, und so dauerte es nicht lange, bis ich das Gewicht einer Kiste unterschätze und gerade noch verhindern konnte, dass sie mir auf die Füße fiel.
Kit lachte nur und zeigte mir seinen Oberarm.
„Stark wie Nerf“, prahlte er. „Junges Nerf muss auch stark werden!“
Soviel zu dem Thema „alter Mann braucht Hilfe“ …
Dafür teilte er beim Abendessen ein paar Energieriegel und ein paar Flaschen Alderaanisches Ale mit mir.
War Sami eher still gewesen, redete Kit praktisch den ganzen Tag lang vor sich hin. Bis wir Loronar erreicht hatten, kannte ich deshalb seinen kompletten Lebenslauf, seine Kindheit und Jugend, seine Familie und seine drei Ex-Frauen, seine Erlebnisse in den Klonkriegen und als Frachterpilot …
Kit lieferte mich wohlbehalten auf Loronar ab, ich befand mich also fast schon im Bereich der Kernwelten und ab hier konnte man, von Mimban kommend, auf die Corellianische Schnellstraße wechseln.
Ich verabschiedete mich von Kit, nahm mein Zeug und verließ ihn frohgemut und in der Hoffnung, hier ebenso leicht und unkompliziert eine Mitfluggelegenheit zu finden wie auf Exodeen und Loronar.
Doch das war ein Irrtum …
Üblicherweise fragte man einfach direkt am Frachter, ob der Captain bereit war, jemanden mitzunehmen und verhandelte anschließend die Modalitäten – also ob man bei irgendetwas helfen, eine geringe Summe bezahlen oder aber gar nichts davon musste.
Der Sullustaner, den ich angesprochen hatte, arbeitete an einer geöffneten Seitenklappe seines Frachters und versuchte, mithilfe eines Hydro-Schraubenschlüssels irgendetwas im Inneren festzuzurren.
Sullustaner verstanden sich im Allgemeinen gut mit Menschen, weshalb ich mir hier ziemlich gute Chancen ausrechnete.
„Ich bin auf der Suche nach einer Mitfluggelegenheit nach Coruscant“, sagte ich.
Er unterbrach seine Arbeit kurz und hob den Blick.
„Nein“, sagte er. „Nein, das geht nicht.“
Eh? Mit einer so harschen Absage hatte ich nicht gerechnet …
„Das geht nicht?“, echote ich. „Warum?“
Der Sullustaner hatte inzwischen seine Arbeit beendet und schloss die Seitenklappe sorgfältig.
„Weil ich Fracht nur bis zu einer der Raffinerien auf einem der Monde bringe und anschließend wieder hierher zurückkehre.“
Oh. Ja, nun, wenn er das System gar nicht verließ, konnte er mich natürlich nicht nach Coruscant mitnehmen …
Als nächstes sprach ich zwei Pilotinnen an, dem äußeren Erscheinungsbild nach wohl Mutter und Tochter.
Während die jüngere dabei war, vollgepackte Paletten in den Frachter zu laden, beschäftigte sich die ältere mit ihrem PAD und wickelte wohl gerade Formalitäten wie Zoll und Transportversicherung ab.
„Ich suche eine Mitfluggelegenheit in Richtung Coruscant“, sagte ich.
„Da sind Sie bei uns falsch“, entgegnete die ältere und sah dabei nicht einmal von ihrem PAD auf.
Es mochte ja sein, dass ich bei den beiden in Bezug auf eine Mitfluggelegenheit falsch war, aber musste sie deshalb so unfreundlich sein?
„Befördern auch Sie nur Fracht bis zu einer der Raffinerien auf einem der Monde?“
Jetzt sah sie doch auf.
„Nein“, sagte sie. „Aber wir liefern nur innerhalb des Systems und werden deshalb abends wieder daheim bei unseren Familien sein.“
Ich ging weiter und traf in der Parkbucht nebenan einen Duros, der mir mit miesepetrigen Gesichtsausdruck entgegensah.
Das hatte nichts weiter zu bedeuten, da die meisten Duros diesen Gesichtsausdruck zeigten, der bei ihnen als neutral galt und der von den meisten Menschen als „miesepetrig“ interpretiert wurde.
Ich sagte also mein Sprüchlein auf und ich hatte noch nicht fertig geredet, als er schon den Kopf in einer Geste des Bedauerns schüttelte.
„Da muss ich Sie leider enttäuschen“, sagte er höflich und mit einer außergewöhnlich tiefen, kultivierten Stimme. „Ich fliege Linie und weiche nur davon ab, wenn ich frei habe und meine Verwandten auf Duro besuche. Auf Coruscant war ich schon seit Jahrzehnten nicht mehr.“
Enttäuschung machte sich in mir breit – schon wieder nichts …
„Es tut mir wirklich leid“, sagte er. „Die meisten Frachterpiloten hier arbeiten für eine der großen Reedereien. Sie werden Schwierigkeiten haben, eine Mitfluggelegenheit zu bekommen und auf den Kernwelten wird es noch problematischer werden.“
Ich starrte entweder zu deprimiert ins Leere oder er hatte Mitleid mit mir, denn dann sagte er noch: „Tut mir leid.“
Das war ein Problem, von dem ich bisher weder gewusst noch mit dem ich gerechnet hätte. Andererseits: warum sollten Frachterpiloten, die ein Schiff ihr Eigen nannten, nicht die für Reedereien weniger lukrativen, systeminternen Linienflüge übernehmen? Die großen Reedereifrachter steuerten ja nun wirklich nicht jeden Gesteinsbrocken innerhalb eines Systems an …
Verdammt!
Ich beschloss, noch ein weiteres Mal mein Glück zu versuchen. Wenn das nicht funktionierte, dann hatte ich ein Problem …
„Hallo hübsches Kind“, hörte ich plötzlich eine Stimme hinter mir. „Auf der Suche nach einer Mitfluggelegenheit?“
Waren plötzlich all meine Gebete erhört worden? Ich war inzwischen so verzweifelt, dass mir, zumindest zunächst, weder die unangemessene Ansprache noch der anzügliche Tonfall auffielen.
„Ja nun, ich muss dringend nach Coruscant“, sagte ich.
„Ich bin Taras Bal“, stellte sich der Sprecher vor. „Captain der „Herz aus Gold“.“
Taras Bal war ein Mann in mittleren Jahren mit schwarzen, etwas zu langem Haar und dunklen Augen.
„Mein Name ist Kilian“, stellte ich mich vor. „Rosalinda Kilian.“
„Schöner Name“, sagte er, deutete eine Verbeugung an und wies auf seinen Frachter.
„Aber wenn Sie jetzt einfach an Bord kommen wollen?“ Hm? Sollte es so einfach sein? Ich folgte ihm völlig arglos.
„Da entlang“, sagte er und deutete auf eine einladend geöffnete Tür.
Im Glauben, dass er mir meine Kabine anweisen wollte, betrat ich sie, hielt aber überrascht inne, kaum dass ich sie betreten hatte. Denn es handelte sich keinesfalls um ein neutrales Gästequartier, sondern, wie herumliegende Kleidung und Einrichtungsgegenstände verrieten, um das Schlafzimmer eines Mannes, vermutlich also Taras Bals’.
Er trat hinter mich und gab mir dabei einen leichten Schubs, so dass ich ein, zwei Schritte nach vorne in die Kabine stolperte.
Ich wandte mich zu ihm um.
„Willst du nicht langsam mal dein Handwerkszeug auspacken?“, fuhr er fort und deutete auf meine Reisetasche.
„WAS?!“
„Komm‘ schon“, sagte er. „Jetzt sei ein liebes Mädchen und stell‘ dich nicht so an.“
Langsam und etwas verspätet begann ich zu begreifen, trat vor und scheuerte ihm eine.
„Da lasse ich mich lieber von einem Wookiee küssen“, fauchte ich, schob mich an ihm vorbei und machte, dass ich von Bord kam. Also sowas …
Ich marschierte entschlossenen Schrittes über das Flugfeld in Richtung der Raumhafengebäude.
Dabei kam mir eine junge Frau entgegen, die auf den ersten Blick wie ein Spiegelbild meiner selbst wirkte: schwarze Haare, helle Haut, schwarze Uniform ohne Rangplakette und Codezylinder.
Als ich näher kam, erkannte ich, dass sie nicht nur jünger, sondern auch etwas kleiner und schmaler war als ich.
Als hätten wir uns abgesprochen, verlangsamten wir unser Tempo, musterten einander, gingen einmal umeinander herum und anschließend kopfschüttelnd wieder unserer Wege, ich in Richtung Raumhafen und sie in Richtung Landebuchten.
Erst jetzt begriff ich, was sich an Bord der „Herz aus Gold“ wirklich abgespielt hatte: Taras Bal hatte mich nicht gegen erotische Gefälligkeiten mitnehmen wollen, sondern sich eine Sexdienstleisterin mit klar definiertem Äußeren und in Uniform bestellt, entweder mochte er Rollenspiele oder er hatte einen Fetisch.
Und als er mich so vor seinem Frachter stehen gesehen hatte, exakt seinen Wünschen und Vorgaben entsprechend, da hatte er eben angenommen, dass ich die Frau war, die er sich auf’s Schiff bestellt hatte.
War das peinlich.
Das würde ich Vader ganz bestimmt nicht erzählen …
Fortsetzung folgt …