Star-Wars-Fortsetzungsgeschichte von Rosalinda Kilian
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Menschen verschwinden. Meist gibt es dafür einfache Erklärungen, viele dieser Fälle können rasch geklärt werden oder die Vermissten tauchen nach kurzer Zeit von selbst wieder auf. Manche jedoch bleiben verschwunden. Für immer. Inzwischen weiß ich aus eigener Erfahrung, dass der Liste der Ursachen eine weitere hinzugefügt werden muss: das Versetzt werden in eine andere Welt. Das hört sich verrückt an, trotzdem – dies sind die Aufzeichnungen meiner Erlebnisse aus der Welt, in die mich das Schicksal, der Wille der Götter oder das Wirken der Macht versetzt hat und ich bezeuge, dass alles, was ich hier niederschreibe, der Wahrheit entspricht, so unglaublich es auch scheinen mag …
Die folgende Komplett-AU ist das Ergebnis einer Schnapsidee. Und einer verlorenen Wette. Mehr möchte ich dazu jetzt nicht sagen …
Nach dem Ende von Episode VI bin ich aus dem Kino gegangen und habe gedacht: Happy End. Der Schmuggler kriegt seine Prinzessin und die Prinzessin ihren Schmuggler, Luke wird ein Jedi, der böse schwarze Ritter kriegt seine Erlösung und Palpatine fährt zur Hölle. Und das Imperium wird durch eine Demokratie ersetzt. Ende gut, alles gut? Denkste …
Kanon? Legends? Erweitertes Universum? Legal, illegal, ganz egal, einen Eigentümerwechsel später ist alles wieder Makulatur. Dies ist, wie weiter oben bereits geschrieben, eine Komplett-AU. Meine Geschichten lehnen sich nur lose an das Evangelium nach George Lucas an und führen es weit darüber hinaus fort, all die Bücher, Comics, Games usw. ignoriere ich jetzt einfach mal, abgesehen von der einen oder anderen Figur, die mir gerade gut ins Konzept passt.
Darüber hinaus habe ich mir die Freiheit genommen, an einigen Stellschrauben zu drehen, so ist bei mir z.B. Prinzessin Leia Organa die leibliche Tochter Bail Organas, der Bauernbursche Luke tatsächlich der Neffe der Feuchtfarmer Owen und Beru Lars, Padme Amidala lebt vielleicht noch, Obi-Wan Kenobi ist Teil der Rebellion, die Macht wirkt bei mir ausschließlich subtil und auch Vaders Geschichte wird sich bei mir anders gestalten: Die Darstellung, dass ein zehnjähriger Junge einem vierzehnjährigen Mädchen praktisch einen Antrag macht und sich über Jahre nach ihr verzehrt, fand ich immer schon eigenartig. Auch die Darstellung von Anakins endgültigem Fall in Episode III ist unglaubwürdig – Gerede über Demokratie und Wege, auf denen Padme ihrem geliebten Ehemann nicht folgen kann, was seinen Zorn erregt – Banthapodo …
Leute, versteht mich nicht falsch: ich habe absolut nichts gegen die Original-Trilogie. Nicht einmal gegen die Prequels. Aber die kennen wir schon …
Ich will eine andere Geschichte im Star-Wars-Universum mit den Personen aus dem Star-Wars-Universum. Ich will mehr Realismus und mehr Grautöne. Die Rebellen sind keine aufrechten Demokraten und die Imperialen keine rassistischen Faschisten. Wie könnten sie das auch sein, in einer Galaxis weit, weit weg? Trotzdem, Vader ist und bleibt in dieser Geschichte ein Mistkerl, der tut, was er tun muss und auf dessen Schiffen sein Wort Gesetz ist. Hin und wieder wird er für Dinge verantwortlich sein, die in der Realität für jedes Kriegsverbrechertribunal genügen würden, das ist eine ernste Warnung: Wer das nicht verträgt, bleibt dieser Geschichte und einer Welt, die weder Rechtstaatlichkeit noch Menschenrechte, keinen Humanismus und keine christliche Nächstenliebe kennt, besser fern.
Meine Geschichten sollten eigentlich selbsterklärend sein. Du hast trotzdem Fragen? Dann frag, ich werde in aller Regel zeitnah antworten.
Vielen Dank an meine Real-Life-Betaleserin, lebe lange und in Frieden.
Und nun – lasset die Spiele beginnen …
Strange New World
Ich öffne die Augen und sehe das Licht. Es ist zu hell. Ich schließe meine Augen. Ich höre aufgeregte Stimmen. In der Ferne röhrt ein Alarm. Irgendetwas stimmt hier nicht. Warum liege ich am Boden? War da nicht eine Art Explosion gewesen? Keiner kümmert sich um mich – bin ich tot? Das ist natürlich Unsinn: ich kann denken. Atmen. Hören. Die Augen öffnen. Sehen. Und fühlen. Die Härte des Bodens. Die Kälte. Den Schmerz. Zeit, sich der Realität zu stellen. Mühsam richte ich mich auf und mustere meine Umgebung. Ich befinde mich in einer großen, vollkommen verwüsteten Halle: Elektroschrott, abgerissene Kabel, auf dem Boden liegende Felsbrocken. Es gibt nur Notlicht. Was ist hier gerade geschehen? Panik steigt in mir auf – was ist das eigentlich für ein Ort? Das ist definitiv NICHT der Würzburger Bahnhof! Ganz ruhig, das alles ist nur ein Traum. Allerdings: ein sehr intensiver … Ich will mich erheben und blicke plötzlich in die Mündungen zweier Gewehre, die mir von maskenverhüllten, gepanzerten Soldanten vor das Gesicht gehalten werden. Weshalb ich beschließe, doch lieber unten zu bleiben. Bei den beiden Soldaten handelt es sich natürlich um Sturmtruppler und bei den Gewehren um L-11 Blaster, heute bin ich diesbezüglich Experte, aber damals war mir das alles völlig fremd. In meiner Nähe stehen ein halbes Dutzend Männer, die in weiße und in graue Uniformen gekleidet sind und die in eine erregte Diskussion vertieft scheinen. Verstohlen mustere ich die Anwesenden. Ich erkenne keines der Logos und Hoheitszeichen, und was sind das eigentlich für Uniformen, Panzerungen und Waffen? Als die Uniformierten mich bemerken, unterbrechen sie ihre Diskussion und zwei von Ihnen kommen auf mich zu, der eine in Weiß (zu dieser Uniform scheint ein fast wadenlanger Umhang zu gehören), der andere in Grau. Einer ist mir beim Aufstehen behilflich, dann sprechen sie mich an, vermutlich wollen sie wissen, wer ich bin und wie zum Teufel ich hierher komme, ich versuche einen freundlichen Gruß in erst in Deutsch und dann in Englisch, schließlich bemühe ich mein halbvergessenes Latein, aber es gelingt nicht, eine Kommunikation in Gang zu bringen, wir verstehen einander einfach nicht. Das ist dann etwa der Punkt an dem ich erkenne, dass ich mich in ernsten Schwierigkeiten befinde …
Darth Vader stand auf der Aussichtsplattform seines Sternenzerstörers über der Brückengrube und beobachtete den Vorgang des Andockens an einen der Asteroiden, aus denen das Schlund-Forschungszentrum bestand. Wissenschaft und Militärtechnik war ja gut und schön, aber nach Lord Vaders Ansicht taten hier in erster Linie Wahnsinnige und Verrückte Dienst, die er von Zeit zu Zeit daran erinnern musste, WER genau es war, der die Rechnungen bezahlte und die Befehle gab, da ging er, was in der letzten Zeit eher selten vorkam, ganz mit dem Imperator konform. Und jetzt hatten seine Spione berichtet, dass sie entgegen den ausdrücklichen Wünschen des Imperators tatsächlich an den ersten Experimenten eines Dimensionstors arbeiteten, welches dem Imperium bis in alle Ewigkeit den Zugang zu weiteren Planeten und Ressourcen sichern sollte. Man stelle sich vor: Zugang zu einem Paralleluniversum, zu einer anderen Welt! Das war … Vader spürte eine starke Erschütterung der Macht, und während er die sich ergebenden Muster betrachtete, empfand er zu ersten Mal seit langem ein Gefühl großer Furcht. Beobachtete er gerade den Beginn der Vernichtung dieses (und vermutlich auch eines anderen) Universums? Der dunkle Lord betrachtete weiter die Wogen, Wirbel und Wellen in der Macht, die sich so besorgniserregend ineinander verschlangen, sich dann aber, bevor sie sich verwoben, voneinander lösten und zurückzogen. In Vader loderte plötzlich glühender Zorn, den er sorgfältig fokussierte und dann kanalisierte. Sie HATTEN also schon mit ihren Experimenten begonnen … Vader verließ die Brücke und marschierte zum Hangar, wo sein Jäger und zwei Flügelmänner der Black Squadron wie immer auf ihn warteten. Entgegen der Medienberichte und der umlaufenden Gerüchte war es keinesfalls so, dass er ständig Leute tötete, aber heute … heute stand auf jeden Fall eine Entfernung aus dem aktiven Dienst an …
„Er kommt hierher?“, fragte Bek Taurendil, der Administrator des Schlund-Forschungszentrums, der plötzlich sehr, sehr blass geworden war, „Lord Vader kommt hierher?“ „Ja, Sir“, bekräftigte der Fähnrich, der die Nachricht überbracht hatte, „Er ist bereits auf dem Weg.“ „Aber wie kann er so schnell da sein?“, klagte Tol Sivron, einer der Assistenten Bek Taurendils, „Vom Imperialen Zentrum bis hierher braucht doch auch ein Sternenzerstörer fast zwei Wochen?“ „Er wird bereits hierher unterwegs gewesen sein“, wies Jagen Varga, der militärische Leiter der Station, auf das Offensichtliche hin, „Der Imperator hat Ihnen dieses Experiment ausdrücklich verboten. Und Sie haben sich darüber hinweg gesetzt. Also wissen Sie was – in Ihrer Haut möchte ich jetzt nicht stecken …“ Bek Taurendil begann stark zu schwitzen. Um die Beweise verschwinden zu lassen, war es zu spät, außerdem gehörte die Flotte Lord Vader, sowohl die Sturmtruppler als auch die Offiziere würden ihm umgehend und wahrheitsgemäß berichten, was sie hier versucht hatten. Was geschehen war. Obwohl: versucht? Das Experiment schien doch von einem gewissen Erfolg gekrönt zu sein? Bek Taurendils Blick wanderte zu der Frau, die immer noch inmitten der Verwüstungen stand, bewacht von zwei Sturmtrupplern. Vielleicht genügte das, um den dunklen Lord und den Imperator zu besänftigen, sie von der Sinnhaftigkeit des Experiments zu überzeugen?
Plötzlich kam Bewegung in die Sache: Ein junger Mann in grauer Uniform hatte eine Nachricht überbracht, und seither machten die Männer sich offensichtlich ins Hemd. Sie hatten hier also was angestellt und warteten jetzt darauf, dass der Ärger sie überrollte. Sollte ich mir jetzt Sorgen machen? Nachdem sie die Nachricht gelesen und kurz diskutiert hatten, verließen sie die Halle, die im Raum verteilten Soldaten blieben zurück, wogegen sie mich und meine beiden Wachen mitnahmen. Wir stiegen eine Metalltreppe hinauf und betraten einen achteckigen Kontrollraum. Mehrere Gänge führten von ihm weg, ein großes Fenster gewährte Sicht auf das darunter liegende, zerstörte Labor. Zumindest war es hier hell und wärmer als draußen – eine Bluse und ein leichter Blazer schützten nur unzureichend vor Temperaturen um den Gefrierpunkt. Kurz danach betraten weitere Soldaten in weißer Rüstung den Kontrollraum, gefolgt von einer hohen Gestalt in Schwarz: Helm. Gesichtsmaske. Panzerung. Eine geschlitzte lange Tunika aus weich fließendem Material, die von einem Gürtel zusammengehalten wurde. Ein Umhang aus demselben Material. Atemgeräusche. Was atmete er und … war das überhaupt ein Mensch? Die Männer in den weißen und grauen Uniformen (Wissenschaftler? Militärs?) neigten das Haupt zu einem knappen, militärischen Gruß, wohingegen die Soldaten, auch die beiden, die sich jetzt rechts und links neben mich gestellt hatten und mich an den Armen festhielten, keinerlei weitere Reaktion zeigten außer der, dass sie plötzlich stramm standen. Ich hatte da ein ganz mieses Gefühl und irgendetwas sagte mir, dass man hier Probleme nicht unbedingt mit Anhörungen, Untersuchungsausschüssen und Diskussionsrunden löste …
Während er den Kontrollraum betrat, warf der dunkle Lord einen Blick auf die versammelten Offiziere und leitenden Wissenschaftler, dann hob er die Hand, Daumen und Zeigefinger halbkreisförmig gekrümmt, und zog gleichzeitig die Macht um sich zusammen. Ohne jedes weitere Wort griff er mit der Macht nach Bek Taurendil, dem Administrator der Station und drückte ihm die Kehle zu. Langsam. Es war doch immer wieder interessant zu beobachten, wie der Mann versuchte, sich aus dem Würgegriff zu befreien, was natürlich völlig sinnlos war. Mehr und mehr vergeblich nach Luft ringend, ging der Administrator zu Boden. Ebenso interessant war die Reaktion des Publikums, welches wieder einmal entweder krampfhaft darum bemüht war, wegzusehen, die Vorgänge zu ignorieren oder aber das Sterben zunehmend entsetzt zu beobachten. Während er dem Administrator immer noch die Kehle zudrückte, wandte Vader sich an einen der anderen Wissenschaftler. „Tol Sivron“, sagte er, „Sie sind ab sofort der neue Administrator dieses Forschungszentrums“. Und dann brach er Bek Taurendil das Genick.
Ich hörte das hässliche Knacken von Knochen und sah, wie der Mann in der weißen Uniform zusammensacke und leblos liegen blieb. War das … eine Hinrichtung? Niemand hatte Einwände erhoben, aber ich bemerkte das hohe Maß an Furcht, welches sich auf den Gesichtern der Männer zeigte. Aber wie hatte der Mann in Schwarz das überhaupt gemacht? Den Uniformierten getötet, ohne ihn zu berühren? Arbeiteten sie hier mit … Kraftfeldern? Der Mann in Schwarz wandte sich an einen der Männer in Weiß und sagte etwas in harschem Ton, anschließend wandte er sich ein einen der Männer in Grau und es entspann sich ein längerer Dialog, währenddessen der Mann in Grau mehrmals in meine Richtung wies. Auch dieser fühlte sich dem Augenschein nach nicht wirklich wohl in Gegenwart des Mannes in Schwarz … Entschieden sie gerade über mein Schicksal oder war mein Schicksal schon längst besiegelt? Dann setzte sich der Mann in Schwarz in Bewegung und kam auf mich zu. Langsam. Zielstrebig. Und absolut tödlich. Weglaufen ging nicht, die Soldaten hielten mich weiterhin fest, und alle anderen Handlungsoptionen waren bestenfalls würdelos, deshalb fasste ich mich und sah stur geradeaus, bis er unmittelbar vor mir stehen blieb. Zu nah. Einschüchterung? Jedenfalls spielte er seine körperliche Präsenz voll aus …
Vader packe ihren Kopf und zog ihn zu sich heran, fiel mit ihr in Rapport, um ihre Gedanken zu lesen. Schon eine flüchtige erste Überprüfung ergab, dass in ihr ein hohes Maß an Verwirrung herrschte, sie wusste weder, warum sie hier war, noch wo sie war. Sie wusste nicht einmal, wer ER war. Was wiederum das verhältnismäßig geringe Angstniveau erklärte. Außerdem verstand sie kein einziges Wort von dem, was bisher gesprochen worden war. Und sie war völlig machtblind, also definitiv keine Bedrohung. Nicht für ihn, und auch nicht für das Imperium. Der dunkle Lord war allerdings für seine Gründlichkeit bekannt. Um ganz sicher zu gehen, überprüfte er ihre Erinnerungen: das erste Wort, der erste Schritt. Frühmorgens. Sie hat noch geschlafen. Panik. Mama und Papa sind nicht da, sie sind fortgegangen zu ihrem Geschäft und haben sie zurückgelassen, ALLEINE … die Schule, Neid und Missgunst, die ihr entgegenschlug – du bist das einzige Kind deiner Eltern, du hast alles … drei ältere Jungs, die hart auf sie einschlugen, obwohl sie schon am Boden lag – denen helfen wir nicht, sie reich zu machen … Ein Wettbewerb, bei dem man sie und andere überging, obwohl sie eigentlich einen der vorderen Plätze errungen hatten – was ist sie doch für ein Querulant, immer will sie Recht haben, sogar dann, wenn sie Recht hat … Ein Beruf, den sie erlernte, Transportgewerbe. Erstaunlich gut organisiert, gemessen an der Primitivität der Fahrzeuge, nein, schon rein technologisch war diese Welt keine Gefahr. Ein Mann, den sie liebte und der tödlich verunglückte. Warum erwischt es immer die, die keine Schuld tragen? Trauer. Schmerz. Rückzug. Diese kleine Hure will ihren Job und vögelt deshalb den Chef … Arbeitslos. Papas Tod. Zeitarbeit. Befristete Jobs. Eine neue Arbeit, eine neue Hoffnung. Wir brauchen jemanden, der sich auch mal traut, was zu sagen (also DAS war jetzt wirklich interessant) … Ein anderer Mann – warum glaubt dieser Mistkerl eigentlich, dass sie SEINE Altlasten bezahlen würde, früher hatte er sie nicht haben wollen, früher, als sie noch jung genug gewesen war, eine eigene Familie zu gründen … Dann bemerkte Vader in ihr dieses besondere, strahlende Licht, welches man sonst nur im Geist eines Jedis fand – erleuchtete Wesen wir sind … Wie konnte das sein? Er sah es sich genauer an. Nein, nicht genau wie bei einem Jedi, es war … anders. Der dunkle Lord war abgelenkt und ließ deshalb in seiner Konzentration nach. Weshalb ihr Versuch, ihn aus ihren Gedanken zu werfen, auch fast von Erfolg gekrönt war, als es ihr gelang, einen einzigen klaren Gedanken zu fassen und zu fokussieren: „LASS … DAS … SEIN!“
Er war zu nah. Er hielt meinen Kopf, den Daumen unter dem Kinn und die übrigen Finger irgendwo verteilt zwischen Schläfe und Hinterkopf, während wir einander gegenüber standen. Fast wie ein Liebespaar. Es war nur schwer erträglich. Ich verstand nicht, was er da tat, während ich gleichzeitig die prägnantesten Punkte meines Lebens an mir vorüberziehen sah. Warum konnte ich nicht damit aufhören? Las er meine Gedanken? Wühlte in meinen Erinnerungen? Normalerweise hätte ich das verneint, aber ich hatte gerade eben gesehen, wie er einen Mann tötete, ohne eine Waffe zu benutzen oder ihn zu berühren … einen Augenblick lang gelang es mir, einen klaren Gedanken zu fassen und an ihn zu richten: LASS … DAS … SEIN! Er schien kurz überrascht und ließ tatsächlich los. Dann registrierte ich, dass auch die Soldaten mich nicht mehr festhielten. Das folgende war dann eine Überreaktion, getragen von einem Restbestand Panik – ich ballte die Hand zur Faust und schlug ihm mitten ins Gesicht, dann warf ich mich herum und suchte mein Heil in der Flucht. Weit kam ich allerdings nicht (nicht einmal zur Tür hinaus), dann erwischte er mich und riss mich zu sich herum. Ich nutze den Schwung zu einem Kopfstoß, der auf ihn allerdings kaum eine Wirkung zeigte. Und nun lief die Sache aus dem Ruder, eskalierte vollständig: er warf mich gegen die Wand (ich bin mir ziemlich sicher, dass er mich dabei nicht anfasste), so dass mir die Luft aus den Lungen getrieben wurde, mein Arm und meine Rippen brachen, dann kassierte ich einen Faustschlag mitten ins Gesicht, so dass ich zu Boden ging. Der Mann in Schwarz ließ sich mit seinem vollen Kampfgewicht von schätzungsweise hundertzwanzig Kilo auf meine gebrochenen Rippen fallen – ich spürte, wie sie ein weiteres Mal brachen und in meine Lunge getrieben wurden. Der Schmerz war geradezu abenteuerlich und ich hätte geschrien wie am Spieß, wenn ich es denn noch gekonnt hätte. Dann war er plötzlich über mir, hielt mich mit der einen Hand zu Boden und strich mit der anderen über Bauch und Busen, nun, das war jetzt eine sehr spezifische Drohung (Ankündigung, Versprechen), allerdings im Augenblick mein geringstes Problem … Die Verletzungen, die er mir zugefügt hatte, begannen sich auszuwirken, ich konnte nicht mehr richtig atmen, Blut lief mir aus Mund und Nase, also versuchte ich von ihm wegzukommen, irgendwie, und er belohnte diese Bemühungen – Vorhand, Rückhand – mit zwei heftigen Ohrfeigen. Die spontane Attacke war definitiv ein Fehler gewesen: Offene Widersetzlichkeit vor Publikum? Unwahrscheinlich, dass er mir das durchgehen ließ … Er beugte sich zu mir hinab. „ES GIBT KEIN ENTKOMMEN“, hörte ich seine Stimme in meinem Kopf, „ZWING MICH NICHT, DICH ZU TÖTEN.“ Ja bitte, dachte ich und spürte irrationales Gelächter in mir aufsteigen – Wer hat Angst vorm schwarzen Mann, wer hat Angst vorm schwarzen Mann, wer hat Angst vorm schwarzen … und dann endlich fiel ich in eine gnädige Bewusstlosigkeit.
Eine Kämpfernatur. Sie unterwarf sich nicht, ergab sich lediglich der unmittelbaren Gewalt. In Ihrem Herzen eine Kriegerin, auch wenn sie sich selbst nicht so sah. Dann begannen ihre Gedanken aufzufasern und sanken ins Dunkel. Bewusstlos. Der dunkle Lord sah, wie sich am Rande ihres Geistes eine Dunkelheit in ihr aufstieg, die drohte, das Licht in ihr zu löschen. Die Verletzungen, die er ihr zugefügt hatte. Ersticken dürfte sie an den Blutungen eigentlich nicht, da nur ein Lungenflügel betroffen war. Aber ihr Blut war sehr dünnflüssig. Ein Vorteil in vielerlei Hinsicht, doch verlor sie im Augenblick zu viel davon. Viel zu viel.
An Bord der Devastator
Es war angenehm warm und ich schwebte. Dann kamen die Erinnerungen: das verwüstete Labor. Soldaten in maskenverhüllten Gesichtern und weißen Panzern. Die Männer in den grauen und weißen Uniformen. DAS SCHWARZE UNGEHEUER. Es hatte mich und einen anderen Mann getötet. Moment. War ich denn tot? Ich atmete, und zwar völlig schmerzfrei. Als ich die Augen öffnete erkannte ich, dass ich mich in einen halb durchsichtigen Tank befand und eine Atemmaske einen Teil meines Gesichtes bedeckte. Die Flüssigkeit, die mich umgab, fühlte sich anders an und hatte auch eine andere Konsistenz als Wasser – was war das? Ich hörte Stimmen von draußen, dann sank der Pegel und daran anschließend wurde der Zylinder, in dem ich mich immer noch befand, in den Boden versenkt. Schließlich stand ich einem älteren Mann in einer weißen und einem jüngeren Mann in einer schwarzen Uniform gegenüber – mit nichts weiter an als der Atemmaske und einer Art Schurz um die Hüften. Und selbst diese wenige Bedeckung wurde jetzt von zwei Robotern (= Droiden) entfernt, so dass ich mich dazu zwingen musste, bewusst auf irgendwelche Verrenkungen zu verzichten, um das nötigste zu verbergen. Das wäre nämlich ziemlich lächerlich gewesen: sie hatten mich in diesen Tank gesteckt, was also hatten sie noch nicht gesehen? Darüber hinaus sah der ältere Mann so sehr nach Arzt aus, dass ich kaum Bedenken hatte, wohingegen der jüngere äußerst diszipliniert an mir vorbei sah und seien wir doch mal ehrlich: welcher junge Mann interessiert sich schon für eine mittelalte Frau? Dann gaben sie mir einen Satz Kleidung (eine schwarze Uniform ohne irgendwelche Rangabzeichen), bugsierten mich in einen Ruheraum und gaben mir zu verstehen, dass ich mich hinlegen sollte. Wenn sie unbedingt wollten, dann bitte – und angesichts der zwei Soldaten, die vor der Tür Wache standen, brauchte ich mir um die Monster unter dem Bett ganz bestimmt keine Sorgen machen …
Die nächsten Wochen waren anstrengend. Und zwar hauptsächlich deshalb, weil ich mich darum bemühte, in dieser Zeit all das über diese Welt in Erfahrung zu bringen und zu lernen, für das man sonst für gewöhnlich Jahre des Heranwachsens und Erwachsenwerdens Zeit hatte. Es gab eine gewisse Routine: Morgens traf ich mich mit Doktor Vapasi zum Frühstück in der Offiziersmesse, dann begleitete ich ihn entweder zur Krankenstation und lauschte den Gesprächen im Wartezimmer oder aber ich wurde von Kommandant Jir abgeholt, der mir sowohl die Sprache (Basic) als auch die Schrift (das Aurebesch) nahebrachte. Jir erklärte mir auch die an Bord üblichen Notfallprozeduren und militärischen Protokolle, z.B. wer grüßt wen wann, wer darf wann wohin, Rangabzeichen … Mittags durfte ich entweder mit Doktor Vapasi oder Kommandant Jir zu Mittag essen (erstaunlich gutes Essen, übrigens), danach brachten sie mich wieder in mein Quartier (eine Unteroffiziersunterkunft), am späten Nachmittag oder frühen Abend ergab sich dann immer wieder die Gelegenheit, mit Doktor Vapasi oder Kommandant Jir durch ein paar Gänge zu wandern und anschließend in der Offiziersmesse zu Abend zu essen. Auf diese Weise lernte ich innerhalb von wenigen Wochen tatsächlich, mich in der hiesigen Sprache und Schrift zu artikulieren, allerdings verschwanden weder die Wachen von meiner Seite noch die vor meiner Tür, auch bestand von Seiten anderer Offiziere kaum Interesse an einer wie auch immer gearteten Kommunikation. Warum das so war? Anordnung von Lord Vader (= der Oberkommandierende der Flotte). Nach dem Abendessen hatte ich dann noch Zeit, mich ein wenig mit dem HoloNet (ein Medium, das Telekommunikation, Internet und Fernsehen in sich vereinte) zu befassen, ich schien aber nur einen Teil der Funktionen nutzen zu können, da mehrere Icons ausgegraut waren. Die Nachrichtenkanäle, auf die ich Zugriff hatte, waren mehr oder minder offene Propaganda und die übrigen Kanäle seichte und anspruchslose Unterhaltung (= die hiesigen Varianten von „Germanys next Topmodel“, „Deutschland sucht den Superstar“ oder „Dschungelcamp“ sowie weitere Sinnlosigkeiten dieser Art, außerdem Sport und triviale Filme), also fragte ich den Kommandanten, ob er mir auch was Anspruchsvolleres freischalten lassen könne, Jir schien überrascht, doch zwei Tage später hatte ich Zugriff auf Nachrichten, die weniger und wenn, dann subtilere Propaganda enthielten, wohingegen sich die Unterhaltungsprogramme mehr mit Diskussionsrunden sowie völker- und naturkundlichen Dokumentationen beschäftigten; außerdem anspruchsvolle Filme und die Mitschnitte von Theater-, Opern- und sonstigen Kulturaufführungen (deren Inhalte ich dann aber nur zum Teil oder auch gar nicht verstand – wer jemals als Tourist in Japan war und ein Kabuki-Theater besucht hat, weiß, was ich meine). Ich bekam innerhalb weniger Tage meine gereinigte Kleidung sowie meine Handtasche wieder, darüber hinaus zusätzliche Anziehsachen, drei Overalls sowie eine weitere schwarze Uniform, außerdem Unterwäsche und diverse Utensilien zur Körperpflege. Ein paar weitere Tage später erhielt ich mein Handy zurück, es war anzunehmen, dass sie das Mobiltelefon untersucht hatten – nicht, das ich hier was damit anfangen könnte, das Gerät zeigte hartnäckig „kein Netz“. Kommandant Jir war übrigens einer von Lord Vaders persönlichen Adjutanten, aber auch er wusste nicht, was weiter mit mir geschehen sollte. Meine Vermutung, mich irgendwo anders zu befinden, war zutreffend, Jir sprach von einem illegalen Experiment entgegen den direkten Befehlen des Imperators, und ja, ich hatte im Schlund-Forschungszentrum eine Hinrichtung beobachtet – war eine Sache wichtig genug, dann kümmerte sich Lord Vader gerne persönlich (oh-oh, das schwarze Ungeheuer war der Oberkommandierende der Flotte?!). Jir selbst gehörte zu den Offizieren, die wenig bis gar keine Angst vor Vader hatten, ja er schien ihn geradezu zu bewundern: Vader verlangte viel, andererseits führte er von vorne, immer mitten drin statt nur dabei, und forderte nichts, was er nicht selbst auch zu tun bereit war. Mit anderen Worten: erledigte man seine Arbeit gut und mit der nötigen Sorgfalt, hatte man nichts zu befürchten. Vor allem anderen aber sollte man ihn nicht anlügen, angeblich kann er Gedanken lesen … Jir spricht auch über die Galaxis, die korrupte und verräterische Republik, die vor eineinhalb Dekaden durch das Imperium ersetzt wurde, den Imperator … Dass wir uns auf einem Sternenzerstörer (= einem militärischen Raumschiff, die Kurzbezeichnung „Sternenzerstörer“ meint eigentlich „Zerstörer in den Sternen“) befinden, habe ich zu diesem Zeitpunkt bereits herausgefunden; wir sind unterwegs nach Coruscant, der Hauptwelt des Imperiums, auf dem Weg dorthin schwenken wir immer wieder in den Orbit des einen oder anderen Planeten ein, das HoloNet zeigt dann meist Staatsbesuche und Truppenparaden, einmal auch, dass Lord Vader den Gouverneur mit seinem berüchtigten Würgegriff (sein Markenzeichen, so Jir) tötet. Ein anderes Mal gab es hingegen offenbar Gefechte mit vielen verletzten Sturmtrupplern, doch das HoloNet berichtete darüber nichts (ich verbringe immer noch einen Teil meiner Zeit im Wartezimmer der Krankenstation, deshalb weiß ich das mit Sicherheit), Jir gab sich bedeckt und sagte, dass die entsprechenden Informationen klassifiziert seien, dann meinte er, dass es Dinge gab, die man nicht einfach so an die Öffentlichkeit geben könne, auch dann nicht, nachdem Lord Vader sich ihrer angenommen hatte … Das war das Stichwort und ich begann, Doktor Vapasi über Lord Vader auszufragen: Wenn er eine Atemmaske braucht, was atmet er eigentlich und ist er überhaupt ein Mensch? Diese Hinrichtung im Schlund-Forschungszentrum – wie hat er das gemacht, nutzt er Kraftfelder? Und warum habe ich ihn in meinen Gedanken in meiner Muttersprache gehört, wenn er doch Basic gesprochen hat, eine Sprache, die mir damals noch völlig unbekannt war? Interessanter Weise konnte Doktor Vapasi diese Fragen nicht beantworten, die Öffentlichkeit wusste über Lord Vader eigentlich nichts, außer, dass er nach dem Ende der Republik plötzlich an der Seite des Imperators als dessen Vollstrecker aufgetaucht war. Es gab Gerüchte, aber nichts konkretes, hier eine kleine Auswahl: Vader war ein besonders hochentwickelter Droide, ein Cyborg, ein Ungeheuer, eine Monstrosität, eine nichtmenschliche Spezies, ein Zauberer (?) und ganz im Allgemeinen nicht von dieser Welt … Schließlich kam der Abend, an dem sich Doktor Vapasi von mir verabschiedete und mir mitteilte, dass wir morgen Coruscant erreichen würden, Jir brachte eine Reisetasche und verabschiedete sich ebenfalls, ich packte also meine Sachen und harrte der Dinge, die da kommen sollten. Was würde jetzt mit mir geschehen? Jir sprach zwar davon, dass man einen Veteranen gefunden hatte, der bereit war, mich solange in seine Familie aufzunehmen, bis sich für mich etwas ergab, auch Doktor Vapasi machte einen recht optimistischen Eindruck, andererseits hieß das, schon wieder zwei Menschen zu verlassen, die mir inzwischen doch ein wenig ans Herz gewachsen waren …
Frühmorgens kam ein Fähnrich, um meine Sachen zum Verladen zu bringen (also Beamen gab’s hier definitiv nicht), ein anderer brachte ein karges Frühstück (die gewöhnliche Mannschaftsration) und noch etwas später holten mich zwei Sturmtruppler ab, um mich zur Fähre zu geleiten. Die Fähre stand in einen geräumigen Hangar, neben mir hatten sich noch weitere Personen (Militärs und Zivilisten) eingefunden, die ebenfalls nach Imperial City wollten. Worauf warteten wir eigentlich? Oh, auf Lord Vader natürlich … Schließlich betrat Vader den Hangar, die Militärs verbeugten sich knapp und wir Zivilisten fielen ohne jede Ausnahme auf die Knie, während Vader an uns vorbeistolzierte und die Fähre betrat. Wir folgten ihm und suchten unsere Plätze, während Vader sich im Pilotensitz niederließ. Er steuerte selbst? Dann winkte er mich zu sich heran. „Setzt Euch“, befahl er und wies auf den Copilotensitz. „Euch ist aber schon klar, dass ich die Fähre nicht fliegen kann?“, fragte ich, während ich Vader gleichzeitig dabei beobachtete, wie er sich anschnallte, dann machte ich es ebenso. Er drehte kurz den Kopf und fixierte meinen Blick, bevor er sich wieder den Startvorbereitungen widmete. Nach diesem Blick verhielt ich mich dann doch lieber still, aber so richtig Angst hatte ich vor ihm eigentlich nicht, obwohl er bei unserer ersten Begegnung regelrecht den Boden mit mir aufgewischt hatte … Aber es war ja auch eine selten dämliche Idee gewesen, den zweiten Mann nach dem Imperator ANZUGREIFEN, eigentlich hatte ich geglaubt, solche Impulse inzwischen vollständig unter Kontrolle zu haben und konnte insgesamt von Glück reden, nicht von einem übereifrigen Sturmtruppler erschossen worden zu sein. Ich beobachtete, wie er die Fähre aus dem Hangar in den Weltraum steuerte und Kurs auf einen Planeten nahm. Fasziniert betrachtete ich die verschiedenen Raumfahrzeuge und Andockstationen in unserer Nähe sowie den Planeten, dessen Tagseite wir uns näherten (dem Aussehen der Nachtseite nach musste der Planet fast vollständig von einer einzigen Stadt bedeckt sein). Nie hätte ich gedacht, dass ich so etwas jemals mit eigenen Augen zu sehen bekam! „Erzählt mir von Eurer Welt“, verlangte Vader und wandte mir wieder den Kopf zu, „Regierung, Militär, Wirtschaft, Bevölkerung, Geschichte, Technologie, alles von Interesse …“ Das Experiment, welches mich hierher gebracht hatte, war zwar gescheitert und es existierte keine Verbindung mehr zwischen den Universen, trotzdem widerstrebte es mir, ihm Details über meine Welt preiszugeben. Ich sagte nichts. „Ich frage ungern ein weiteres Mal“, sagte er und gab einen Code ein, der uns den Weiterflug erlaubte (andere mussten vor Coruscant tage- und manchmal auch wochenlang warten). Andererseits: was machte es, wenn ich ihm Details verriet, die auf Regierungswebseiten oder der Wikipedia zu finden waren oder die sowieso jeder kannte? „Zurzeit existieren 197 Staaten und fast ebenso viele Regierungsformen: die Herrschaft eines einzelnen, vorbei an Recht und Gesetz, die repräsentative oder nicht repräsentative Herrschaft eines traditionellen Herrschers, die Herrscher weniger Wohlhabender über viele weniger Wohlhabende, die Herrschaft des Volkes durch gewählte Repräsentanten, die turnusmäßige Wahl eines traditionellen Herrschers und viele andere mehr“, antwortete ich. Gott, mir fehlten noch so viele Ausdrücke, aber Umschreiben funktionierte zum Glück ja ganz gut … „Gut“, sagte er, „Weiter.“ „Schwierig“, entgegnete ich, „das meiste Militärische ist geheim. Früher, ich war noch ein Kind, gab es zwei rivalisierende Machtblöcke, von denen heute nur noch einer existiert und der jederzeit in der Lage ist, entweder von seinen um die Welt verteilten Stützpunkten oder Trägerschiffen aus eine Rotte Jäger hochzuschicken und innerhalb weniger Stunden den Regierungspalast eines jeden missliebigen Staatschefs in Schutt und Asche zu legen.“ „Ich dachte, ihr seid auf den Planeten beschränkt?“, fragte er barsch. „Sind wir auch“, beeilte ich mich zu sagen, „Es handelt sich um Schiffe zur, ähm … auf Wasser?“ „Ozean“, schlug Vader vor. Vermutlich glich dieses Konzept dem der Sternenzerstörer, nur in kleinerem Maßstab. „Waffensysteme“, fragte er weiter. „Kenn‘ ich mich nicht aus mit“, antwortete ich und er ließ es mir durchgehen. „Es gibt eine Gesamtbevölkerung von acht Milliarden“, fuhr ich fort, „die Menschen verteilen sich auf verschiedene Kulturen und Religionen, es gibt keine wirkliche Einheit, allenfalls die Vorläuferorganisation einer Weltregierung.“ „Das ist sehr viel Bevölkerung für einen Planeten, der auf keinerlei Ressourcen von außen zugreifen kann“, bemerkte er. Wohl wahr. „Eure Regierung?“ forschte er weiter. „Narren und Verrückte“, antwortete ich. „Eure Worte zeugen von mangelndem Respekt Eurer Regierung gegenüber“, entgegnete Vader streng. „Diese Regierung verdient keinen Respekt mehr“, widersprach ich. „Mein halbes Leben habe ich gehört, für was alles keine Credits mehr da sind – für unsere Schulen und Hochschulen. Für den Ausbau und Erhalt unserer Infrastruktur. Für unsere Theater und Museen. Für unsere Armen. Alten. Kranken. Und den Leuten, für die es keine Arbeit mehr gibt.“ Der dunkle Lord wandte mir überrascht den Kopf zu. Habe ich schon erwähnt, dass Vader eine überaus ausdrucksvolle Körpersprache besaß? Hör auf, in diese Richtung zu denken, ermahnte ich mich selbst … „Stattdessen werden Banken gerettet, die sich verspekuliert haben, der Wohlstand eines Volkes an die ganze Welt verschenkt und das Land durch unsinnige Maßnahmen ruiniert“, redete ich mich in Rage, „während gleichzeitig Lügen und Propaganda überhand nehmen, die Meinungsfreiheit mehr und mehr eingeschränkt wird und unsere politische Klasse sich zu einer einzigen korrupten Bande entwickelt hat!“
Vader war beeindruckt. Ihren Empfindungen nach plapperte sie hier keine Propaganda nach, die man ihr in den Medien präsentiert hatte. Das war eine Analyse. Und zwar ihre eigene. Solche Leute brauchte er. Außerdem gefiel es ihm, wenn sie so in Wallung … Vader verbannte diesen Gedanken sofort, noch bevor er richtig ausformuliert war. Das kam überhaupt nicht in Frage …
„So ähnlich war es auch am Ende der Republik“, sagte Vader, „vor dem Imperium.“ „Und jetzt ist es besser?“, fragte ich. Er sagte nichts und bediente ein paar Kontrollen, offenbar traten wir soeben in die untere Atmosphäre des Planeten ein. „Anders“, sagte er schließlich und schwieg danach beharrlich. „Also nicht“, urteilte ich. Ich testete mein Glück heute wirklich intensiv aus … kurze Zeit später landeten wir. Die Passagiere verließen die Fähre, das Bodenpersonal entlud das Gepäck und dann verliefen sich die Leute. „Wir steigen nicht aus?“, fragte ich, als er keine Anstalten machte, die Sicherheitsgurte zu lösen. „Nein“, sagte er, „wir gehen in den Palast, der Imperator möchte Euch sehen.“
Im Herzen des Imperiums
„Man hat Euch gesagt, wie Ihr dem Imperator gegenüber zu treten habt?“, fragte Vader. Ein kurzer Flug hatte die Fähre zum Palast gebracht, Vader und ich waren ausgestiegen und gingen nun zu Fuß über einen weiten Platz auf den ausgedehnten Gebäudekomplex zu. „Kommandant Jir erklärte es mir“, entgegnete ich. Niederknien, den Blick senken und auf gar keinen Fall zum Imperator aufsehen oder sich erheben, bevor man nicht dazu aufgefordert worden war. „Gut“, sagte Vader, „denn der Imperator verzeiht nicht so leicht, wie ich das tue.“ Machte er Witze? „Lasst Euch nicht von Äußerlichkeiten täuschen“, sagte er, blieb stehen und sah mich an, „der Imperator ist ein weitaus gefährlicherer Mann als ich das bin.“ Das war schwer zu glauben. „Können wir uns nicht einfach drücken?“, frage ich. „Nein“, sagte er und ging weiter. Noch jemand, der diesen Termin nicht gerne wahrnahm. Wir stiegen die Treppen zum Palast hoch, vorbei ein rotgewandeten, maskierten Wachen, durch endlos scheinende Flure, die durch hohe, bunte Glasfenster wie Kathedralen wirkten … Schließlich erreichten wir den Thronsaal, Vader und ich gingen vorbei an viel Publikum, den allgegenwärtigen roten Wachen und fielen schließlich am Fuße einer niedrigen Treppe, die zum Thron hinaufführte, auf die Knie, den Blick gesenkt. „Erhebt Euch, Lord Vader“, sagte der Imperator mit jovialer Stimme, „Berichtet Uns von der Arbeit des Schlund-Forschungszentrums.“ Vader stand auf und schilderte die Experimente mit dem Dimensionstor und auch, wie er den Administrator der Anlage, Bek Taurendil, getötet und dessen Assistenten Tol Sivron zum neuen Administrator bestimmt hatte. „Das Experiment zeigte gewisse … Ergebnisse?“, fragte der Imperator, erhob sich vom Thron und kam die Treppe herab. Er umkreiste mich langsam und blieb dann vor mir stehen. Ich hatte von Imperator bisher nicht viel mehr gesehen als einen vagen Umriss (im Thronsaal herrschte effektvolles Dämmerlicht, der Thron selbst lag im Schatten und das, obwohl draußen helllichter Tag war), jetzt konnte ich wenigstens einen Blick auf seine schwarz-roten Roben sowie seine Schuhe erhaschen. Er umfasste mein Kinn und hob es an, so dass ich ihm ins Gesicht sehen musste. Der Imperator war ein auf den ersten Blick freundlich wirkender älterer Herr mit gewelltem grauem Haar und – wie bereits gesagt – in schwarz-rote Gewänder gekleidet. Und trotzdem war an ihm irgendetwas nur schwer Fassbares, das in mir den Wunsch weckte, lieber von Vader erschlagen als von ihm gestreichelt zu werden. Eine namenlose Furcht stieg in mir hoch, gefolgt von Grauen und dem intensiven Drang, überall, nur nicht hier zu sein. Und doch musste ich diesen Schrecken aushalten, und weil nichts anderes möglich war, warf ich mich in diese Empfindungen hinein, umarmte sie und suhlte mich darin – solange, bis er plötzlich losließ und sich abwandte. Und der Schrecken nachließ. Zitternd, schwitzend und schwer atmend blieb ich zurück. Was hatte er mit mir gemacht? Zumindest konnte ich nicht behaupten, nicht gewarnt worden zu sein … Der Imperator stieg drei oder vier Stufen die Treppe zum Thron hinauf, bevor er sich mir wieder zuwandte. „Was habt Ihr früher gemacht?“, fragte er. „Ich war im Transportgewerbe tätig“, antwortete ich. Nicht zu viel preisgeben, wenn nicht ausdrücklich danach gefragt wird. „Ihr müsst eine eigenartige Gesellschaft sein“, urteilte er, „das ist doch keine Arbeit für eine Frau.“ „Also bei uns schon“, entgegnete ich und verkniff mir jeden weiteren Kommentar. Am besten gar nichts sagen. „Euer Urteil, Lord Vader?“, fragte der Imperator. „Sie ist machtblind und hat keinerlei Vorstellung von der Macht“, antwortete Vader, „Weder sie noch ihre Welt stellen für uns eine Bedrohung dar.“ „Ist das so?“, fragte der Imperator. Meinte er mich? „Ich habe Euch eine Frage gestellt“, keifte er. Er meinte mich. „Wie könnten wir?“, beeilte ich mich zu antworten, „Wir haben ja nicht einmal interstellare Raumfahrt …“ Der Imperator lachte gackernd. „Jetzt, Lord Vader, jetzt glaube ich Euch, dass diese Welt für uns keine Bedrohung darstellt“, sagte er und wurde übergangslos wieder ernst. „Erhebt Euch und nehmt Lord Vaders Lichtschwert“, befahl er. Ich stand mühsam auf (ich war definitiv nicht daran gewöhnt, so lange zu knien) und griff nach dem Metallzylinder, den mir Lord Vader reichte. „Zündet es“, befahl der Imperator. Zünden? Vielleicht da, dachte ich, drückte einen Knopf und hätte es vor Schreck beinahe wieder fallen gelassen, als eine rote „Klinge“ aus dem Zylinder herausschoss. Etwas ratlos hielt ich es in der Hand und bewegte die eigenartig vibrierend-summende Klinge hin und her. Vader machte eine schnelle Geste, das Lichtschwert erlosch und wurde mir gleichzeitig aus der Hand gerissen, flog geradezu in seine ausgestreckte Hand. Verblüfft sah ich ihm nach. „Das“, erklärte der Imperator, „ist eine von vielen Wirkungsweisen der Macht. Die Macht ist es, die uns unsere Stärke gibt. Sie ist ein Energiefeld, das alle Lebewesen erzeugen. Es umgibt uns, es durchdringt uns, es hält die Welt in ihrem Innersten zusammen.“ Dann wandte der Imperator sich ab, stieg die Treppen empor und ließ sich wieder auf seinen Thron nieder, anschließend wurde ich mit einer ungeduldigen Geste entlassen. „Entfernt Euch. Genießt, was mein Hof zu bieten hat!“, sagte er. Dann lachte er gackernd (schon wieder), während ich mich zurückzog und mich umzusehen begann.
Die Leute, die sich hier aufhielten, waren durchaus gemischt – in aufwändige Roben gekleidete Höflinge und Senatoren, bescheiden gekleidete Bittsteller, würdevoll gekleidete Amtsträger und (etwas bescheidener gekleidete) Beamte, an den Rändern die allgegenwärtigen, rotgewandeten Wachen sowie Künstler in schriller, auffälliger Kleidung, junge Leute beiderlei definierbaren sowie undefinierbaren Geschlechts in Kleidung, die mehr von ihren Körpern enthüllte als verbarg, und dazwischen der eine oder andere Geschäftsmann in schlichter, funktionaler Kleidung. Oh. Das war interessant. Keine Militärs, jedenfalls keine in Uniform. Mein Gott, dachte ich, während ich umherging, die sehen mich an wie ein ganz besonders interessantes Exponat. Weil ich mit Vader gekommen war? Der Imperator mit mir gesprochen hatte? Beides? Was anderes? Dann fielen mir zwei junge Männer in Geschäftskleidung auf, die beieinander standen und sich angeregt unterhielten. Sollte ich es wagen? „Hi“, sagte ich im Vorbeigehen. Sie blickten auf. Ich stellte mich vor. Sie sahen mich an und ich bemerkte eine gewisse Verunsicherung an beiden. „Oh“, sagte schließlich der eine, „Wir sind unhöflich. Mein Name ist Gidean Kuat. Von Kuat Drive Yards.“ „Und ich bin Orlanth Sienar“, bemerkte der andere, „Von Sienar Systems.“ „Ihr beide wollt hier also was verkaufen?“, vermutete ich und sie lachten los. „Das ist nicht verkehrt“, erklärte schließlich Gidean, „Der Konzern meines Vaters baut für die Flotte neben anderem die Sternenzerstörer, die Familie meines Freundes hier liefert Fähren, TIE-Jäger und weiteres.“ „Hm“, meinte ich, „ich sehe hier aber keine Militärs. Außer vielleicht Lord Vader.“ Sie warfen sich Blicke zu, als hätte ich sie gerade bei irgendetwas Verbotenem ertappt. Ach, was seid ihr beide süß … „Ich bin neu hier und suche noch eine Arbeit“, fuhr ich fort, „Habt ihr einen Job für mich?“ „Nun, eigentlich nicht“, sagte Gidean, Orlanth stimmte ihm zu und beider Blick wanderte dabei auffälliger Weise in Richtung des Imperators und Lord Vaders. „Was meint Ihr“, fragte schließlich Orlanth, „Wenn der Imperator weitere Experimente mit dem Dimensionstor nicht verboten hätte – könnten wir dann Arbeitskräfte aus Eurer Welt anwerben?“ Hm, das mit dem Dimensionstor, war das nicht geheim? Egal. „Ihr habt Schwierigkeiten, an Arbeitskräfte zu kommen“, stellte ich fest, „Wollt mich aber nicht einstellen und fragt gleichzeitig nach der hypothetischen Möglichkeit der Anwerbung aus meiner Welt?“ Orlanth sah betreten drein und Gidean schien plötzlich etwas im Thronsaal entdeckt zu haben, was seine unbedingte, volle Aufmerksamkeit zu erfordern schien. Ich hingegen fing langsam an, mir Sorgen um meine Zukunft zu machen – wovon sollte ich hier eigentlich leben? Ich verabschiedete mich und überließ die beiden sich selbst, um noch ein wenig im Thronsaal herumzuwandern. Wer weiß, ob ich dazu jemals wieder Gelegenheit erhielt? Als nächstes kam ich mit drei älteren Männern in bescheidener Kleidung ins Gespräch, sie waren hier, um den Imperator um Hilfe gegen Piratenüberfälle zu bitten, ein Sternenzerstörer würde vermutlich schon ausreichen, um mit diesem Abschaum aufzuräumen … Ich bummelte weiter und unterhielt mich mit einem Musiker, oh ja, der Imperator umgab sich gerne mit Künstlern, wirkliches Interesse an der Kunst schien er jedoch nicht zu haben. Andererseits konnte man hier als aufstrebender Musiker Kontakte knüpfen, die sich einmal als nützlich erweisen mochten … Dann erregte ich die Aufmerksamkeit einer Reporterin, die mir ihr Aufnahmegerät vor das Gesicht hielt. „Was haltet Ihr von den Gerüchten über eine Rückkehr der Death-Watch oder den Ereignissen im Uoti-Sektor?“, fragte sie dann. Ähm. „Habe ich noch nie von gehört“, entgegnete ich wahrheitsgemäß. Vielleicht hätte ich mir doch einen Drink und eine ruhige Ecke suchen sollen? Dann versuchte sie es anders: „Es gibt Gerüchte über ein Experiment im Schlund-Forschungszentrum über die dauerhafte Etablierung eines Dimensionstors. Was könnt Ihr unseren Zuschauern darüber sagen?“ Da sieh mal einer an: Es gab also Wissende und Unwissende. „Diese Informationen sind klassifiziert“, antwortete ich, „Aber wenn Ihr genaueres herausfinden wollt, warum fragt Ihr dann nicht seine Lordschaft selbst?“ Bei diesen Worten deutete ich auf einen Punkt hinter ihr. Die junge Reporterin wurde blass und fuhr herum, suchte die Menge nach der auffälligen Gestalt Lord Vaders ab. Ich lachte sie aus und wandte mich ab, flanierte vorbei an Amtsträgern und Beamten, die an ihren Datenpads arbeiteten, miteinander in lebhafte Diskussionen vertieft waren oder ihre Assistenten herumschickten, ja, hier konnte man seine Steuergelder arbeiten sehen. Dann hatte ich eine denkwürdige Begegnung mit Senator Bail Organa von Alderaan (natürlich wusste ich damals noch nicht, um wen es sich handelte). Organa war ein gut aussehender, dunkelhaariger Mann mittleren Alters, stand alleine herum und war für einen Senator verhältnismäßig schlicht gekleidet. Ich grüßte höflich und hoffte auf freundlich-unverbindliches Geplauder, stattdessen bekam ich offene Feindseligkeit, im Wesentlichen deshalb, weil Organa mich für einen Parteigänger oder Verbündeten Vaders bzw. des Imperators hielt. Hm? Es gab Opposition? Ich verließ Organa und ging noch ein wenig umher, dann kamen zwei Wachen auf mich zu und geleiteten mich zurück zum Thron. „Wie ich sehe, habt Ihr bereits ein paar Bekanntschaften geschlossen“, sagte der Imperator und gackerte. Vader war erfrischend direkt. Verärgerte man ihn, merkte man das schnell und sei es nur deshalb, weil man plötzlich in seinem berüchtigten Würgegriff hing. Oder seine Faust ins Gesicht bekam. Der Imperator hingegen war da völlig anders … „Nachdem ich keine Verwendung für Euch habe, schenke ich Euch Lord Vader“, sagte der Imperator und wandte sich an Vader, „Wir haben schon lange nicht mehr gesehen, wie Ihr eine Eurer Frauen erwürgt oder ihr das Herz herausgerissen habt.“ Wie jetzt – Schenken? Erwürgen? Das Herz herausreißen? Kommandant Jir hatte doch von einem Veteranen gesprochen, der mich in seine Familie aufnehmen wollte? Dann erkannte ich, dass der Imperator seinen Stellvertreter und Vollstrecker, seinen zweiten Mann, den Oberkommandierenden der Flotte, hier vor Publikum bewusst demütigte und zwar ganz unabhängig vom Wahrheitsgehalt seiner Worte … Wie auch immer, Notiz an mich selbst: Vader ist ein gefährlicher Mann, Finger weg! Und der Imperator? Sollte dieser schreckliche Mensch doch sein Gift versprühen, vielleicht erstickte er ja irgendwann daran …
Schweigend verließen wir den Palast, gingen die Treppen hinab und über den weiten Platz zu der Fähre, mit der wir gekommen waren. Die Erlebnisse im Thronsaal und die Gespräche, die ich dort geführt hatte, gaben mir viel Stoff zum Nachdenken. Neben der Fähre wartete ein älterer Mann und mein spärlicher Besitz lagerte neben ihm. „Adal Vosh“, sagte Vader, als wir ihn erreichten, und der Mann verneigte sich militärisch knapp vor dem dunklen Lord. Anschließend wandte sich Vader an mich: „Adal Vosh hat unter mir gedient und sich bereit erklärt, Euch bis auf weiteres in seine Familie aufzunehmen.“ „Ich danke Euch, mein Lord“, sagte ich und neigte den Kopf, „Und ich bitte Euch, meine Entschuldigung für mein unbotmäßiges Verhalten im Schuld-Forschungszentrum anzunehmen.“ Vader neigte huldvoll den Kopf. „Wie hat der Imperator das gemeint“, fuhr ich fort, „dass er mich Euch schenkt?“ „Wie er es gesagt hat“, erklärte Vader, „Ich persönlich halte die Sklaverei für verwerflich und gebe Euch deshalb frei. Zumal das Imperium in gewisser Weise die Verantwortung für Euer Hiersein trägt.“ Das waren äußerst gewöhnungsbedürftige Sitten. „Lebt wohl“, sagte der dunkle Lord, wir verneigten uns ein weiteres Mal, Vosh nahm mein Gepäck und ich folgte ihm. Als wir ein Stück weit gegangen waren, wandte ich mich um und sah zurück, Vader stand neben seiner Fähre und blickte uns nach. Ich sah wieder nach vorne und lief hinter Vosh her, dann kamen wir an Treppen, die hinab und vom Palast wegführten. Hier blieb ich kurz stehen und sah ein letztes Mal zurück, Vader stand immer noch neben der Fähre und beobachtete uns. Fast schon resignierend wandte ich mich ab und folgte Vosh die Treppen hinunter: Schon wieder musste ich jemanden verlassen, mit dem ich inzwischen, nun ja, zumindest etwas vertraut war – ob ich ihn wohl jemals wiedersah?
Vader sah beiden nach, wie sie sich entfernten und schließlich die Treppen hinabstiegen, die vom Palast weg führten. Vosh würde dafür Sorge tragen, dass man ihr alles beibrachte, was sie wissen musste und ihr einen Ehemann suchen. Er, Vader, konnte sie nicht bei sich behalten, er hatte zu viel zu tun. Außerdem bestand immer die Gefahr von Anschlägen oder dass man sie entführen würde, um ihn zu Zugeständnissen zu bewegen. Es war unmöglich … Lügner, dachte er dann. Es gab Zeiten, da hatte die Vokabel „unmöglich“ für ihn keine Bedeutung gehabt, Gefahren hatten für ihn nicht existiert, und seit wann hielt Arbeit ihn von etwas ab, dass er tun wollte? Er hatte als Sohn versagt, als Jedi und als Ehemann – versagte er jetzt auch noch als Sith? Liebe … hatte weder Mutter noch Sirin gerettet, und sie würde auch SIE nicht retten …
Imperial City, Teil I
Um es abzukürzen: Ich sah Vader zunächst einmal nicht wieder. Und warum auch? Vader war ein Jemand. Der zweite Mann, der Stellvertreter und Vollstrecker des Imperators sowie der Oberbefehlshaber der Flotte. Ein Jemand, der garantiert viel zu tun hatte. Ich hingegen war ein Niemand. Ein Niemand, der dem Imperium, genauer gesagt Vader, dankbar sein musste, dass er mich nicht gleich getötet, irgendwo interniert oder auf dem nächsten Planeten ausgesetzt hatte. Warum genau sollte ER mich wiedersehen wollen? Egal. Immerhin hatte er jemanden gefunden, der mich vorläufig in seine Familie aufnehmen wollte, bis sich etwas für mich fand. Adal Vosh hatte unter Vader gedient und lebte jetzt mit seiner Familie am Rand von Imperial City (= das Regierungsviertel in der nördlichen Hemisphäre von Coruscant, in seiner Gesamtausdehnung vielleicht so groß wie Deutschland und Frankreich zusammen) in einem Bezirk, in dem hauptsächlich Beamte, Militärs und verdiente Veteranen lebten. Die Wohnanlagen waren verhältnismäßig klein und mit viel Tageslicht, es gab Parks, Sportanlagen, Einkaufszentren, Theater, Schulen und ähnliches, vom Imperium in Form von Besatzung und Sturmtruppen sah man nichts und sei es nur deshalb, weil die Leute, die das Rückgrat des Imperiums bildeten, hier zuhause waren. Die Umgebung wurde von Angestellten, Dienern und Droiden sauber und ordentlich gehalten, Kriminalität war fast unbekannt. Adal Vosh lebte zusammen mit seiner jugendlichen Tochter in einer weitläufigen Wohnung, Vosh’s Frau war bereits vor einigen Jahren gestorben und die drei Söhne mehr oder weniger außer Haus – als Kadetten auf Militärakademien oder schon im Dienst bei der Flotte und kamen deshalb nur selten zu Besuch (weshalb ich hier über sie auch nichts weiter berichten werde). Adals einzige Interessen schienen seine regelmäßigen Treffen mit dem Veteranenverein sowie Militär- und Flottenparaden im HoloNet zu sein. Seine Familie (und mich) behandelte er mit mildem Desinteresse – seine Söhne bedurften seiner nicht mehr und seiner Tochter gab das ungeahnte Freiheiten. Solange der Haushalt gut organisiert lief, hieß das. Aber Jen machte das schon und eine potentielle Komplizin wie ich kam ihr da gerade recht. Darüber hinaus hatte sie sich schon immer eine ältere Schwester gewünscht, so dass sie darauf bestand, dass ich bei ihr statt in ein (durchaus vorhandenes) freies Zimmer einzog. Jen war begeistert: sie schleppte mich zu Treffen mit ihren Freundinnen (meist in eine Art Tanzcafé oder in den Park), zu ausgedehnten Shoppingtouren (bei denen sie mir dieselben quietschbunten Klamotten andrehen wollte, die sie selbst so gerne trug) oder zu Partys, auf denen man ein paar Jungs kennen lernen konnte. Dabei kam ich mit den Müttern der jungen Frauen ins Gespräch, die Themen bewegten sich meist um Familiäres herum – die Kinder, die Männer, die Verwandtschaft. Andererseits vielleicht nicht weiter verwunderlich in einer absoluten Diktatur, die zu einer gewissen Willkür neigte. Jens Unternehmungen waren nicht nur leichtfertiger Natur, so engagierte sie sich regelmäßig in aktiver Nachbarschaftshilfe und leistete einmal in der Woche eine Art Zivildienst in einem Krankenhaus bzw. Pflegeheim. Vader hielt Wort und schickte meine Freilassungspapiere und ein paar Wochen später eine Einbürgerungsurkunde samt ID-Chip, der mich als Staatsbürger I. Klasse auswies (es gab auch Staatsbürger II. und III. Klasse, was mit jeweils unterschiedlichen Rechten und Pflichten verbunden war). Mit diesen Papieren wiederum konnte ich die staatlichen Schulen besuchen und meinen Abschuss nachholen, ein paar Monate intensives Lernen im Selbststudium inklusive ein paar praktischer Unterrichtseinheiten in der Schule führte zu einem Ergebnis, welches mich unter anderen zu einer mittleren Laufbahn im Staatsdienst und mehreren nachrangigen Studiengängen berechtigte. Nicht, dass ich in meinen Alter daran noch Interesse hatte, aber was man hat, das hat man … Jens primäres Lebensziel war die Heirat mit einem Offizier und die Gründung einer großen Familie, weshalb sie zwei- bis dreimal die Woche für jeweils ein paar Stunden Kurse in Haushaltsführung und Familienmanagement besuchte. Nachdem ich meinen Abschluss gemacht hatte, besuchte ich einen vergleichbaren Kurs, dieser war allerdings in erster Linie für Einwanderer gedacht, die planten, sich im Haushalt zu verdingen, weshalb der Unterrichtsstoff in sechs Wochen durchgepaukt wurde. Mir ging es dabei in erster Linie darum, einen vollständigen Einblick in die hiesigen Standards zu bekommen, ich hegte keinerlei Ambitionen, eine Stelle als Hausdame oder Gesellschafterin anzutreten und sei es nur deshalb, weil ich mich nicht von einer eingebildeten, überdrehten Oberschichtenfrau herumschikanieren lassen wollte, da half ich lieber Menschen, die der Hilfe wirklich bedurften. Theoretisch standen Frauen im Imperium alle Berufsfelder offen, praktisch waren sie (soweit sie überhaupt berufstätig waren) hauptsächlich in den Bereichen Haushalt, Service, Gesundheit und Pflege tätig (Ausnahmen bestätigten die Regel). Und natürlich in den Berufsfeldern „irgendwas mit Medien“ sowie der Mode- und Modelbranche (die Grenzen zur Prostitution waren bei letzterem fließend). Bürojobs, auch die Tätigkeit als Sekretär oder Assistent, waren hier ausgemachte Männerberufe, das Transportgewerbe sowieso. Trotzdem versuchte ich es und sprach ich bei verschiedenen Speditionen vor, wenigstens einen Job im Lager werden sie doch wohl für mich haben? Wie man es nimmt: die eine Hälfte wollte erst gar nicht mit mir reden und die andere Hälfte behauptete, keine Arbeit zu haben. Also: Arbeit für mich zu haben. Einer der Männer, mit denen ich sprach, gab mir den Tipp, es bei einem der Einkaufszentren zu versuchen, was ich dann auch tat, und hier klappte es schließlich doch noch. Sie stellten mich zunächst als Aushilfe ein, aber es gab eigentlich immer was zu tun: Einkaufskörbe und –wagen einsammeln, Waren kommissionieren und/oder in die Regale räumen, den Kunden die Einkäufe einpacken oder ihnen den Weg weisen … Jen und ihr Vater verstanden nicht, warum ich überhaupt arbeiten wollte, wenn ich nicht musste und sahen mir jeden Tag, an dem ich zur Arbeit ging, kopfschüttelnd nach. Vielleicht verstanden sie es wirklich nicht.
„Sie hat WAS?“ fragte Vader. „Sie hat sich eine Arbeit gesucht“, wiederholte Adal Vosh. „Gebt ihr ihr nicht genug zu essen oder warum sonst sollte sie das tun?“, entgegnete der dunkle Lord. „Sie ist mir wie eine Tochter geworden“, verteidigte sich Vosh, „es mangelt ihr an nichts.“ Vader dachte nach. Wer weiß, was für eigenartige Sitten dort herrschten, wo sie herkam? Trotzdem … „Unterbinde das“, befahl er, „Und such ihr einen Mann.“ Dann würden sich solche Anwandlungen schon legen. „Wie Ihr wünscht, mein Lord“, sagte Adal Vosh und neigte den Kopf zu einem kurzen militärischen Gruß. Dann ging er. Vader sah ihm nach und unterdrückte den Impuls, ihn zurückzurufen und den Befehl zu widerrufen. Ein guter Kommandant änderte seine Befehle nicht nach Gutdünken und schon gar nicht, um einer vorübergehenden persönlichen Laune nachzugeben. Außerdem sagte ihm irgendetwas, dass diese Angelegenheit noch nicht vom Tisch war …
Fünf Wochen verdiente ich gutes Geld mit meinem Hilfsarbeiter-Job, dann verbot mir Adal Vosh jede weitere berufliche Tätigkeit. Und suchte in seinem Umfeld nach einem Mann für mich. Mangels Handlungsoption machte ich gute Miene zum bösen Spiel, traf mich ein paar Mal mit den Männern, die er mir ausgesucht hatte und bemühte mich um Unvoreingenommenheit. Wer weiß, vielleicht fand ich ja auf diese Weise tatsächlich jemanden, der zu mir passte und der an was Ernsthaftem interessiert war? Leider war das nicht der Fall, was Adal zunehmend Sorgen zu bereiten schien, aus welchem Grund auch immer. Etwa zu dieser Zeit tauchte Adal Vosh jüngerer Bruder Kalar auf und zog ein – die Jungs sind ja schon aus dem Haus … Kalar war das schwarze Schaf der Familie: er war unehrenhaft aus dem Militärdienst entlassen worden und schmuggelte nach Ansicht der Familie Gewürz (das war eine halblegale Droge und kein Küchenkraut). Darüber hinaus war er weit herumgekommen und im Gegensatz zu seinem Bruder jederzeit bereit, seine Kriegsgeschichten zu verbreiten; besonders gerne sprach er über die Klonkriege, die das Ende der Republik und den Aufstieg des Imperiums markierten. Kalar war zwar lediglich Pilot in einer Versorgungseinheit gewesen, aber auch da gab es einige Heldentaten, die zu vollbringen waren: Diebe daran hindern, Versorgungsgüter zu stehlen oder sie ihnen wieder abnehmen, Angriffe der Separatisten abwehren und mit Piraten kämpfen. Im Wesentlichen erinnerten seine Erzählungen an Papas Kriegsgeschichten, von denen man sich gerne unterhalten ließ, solange man nicht selbst unter einem Heuhaufen saß, darauf hoffend, dass der Feind sich endlich verzog … Sowohl Jen als auch ich lauschten ihm gerne, nur Adal wollte nichts davon wissen, meinte, dass Kalar in erster Linie wohl ein paar Kolonistentöchter vor der Jungfräulichkeit gerettet habe und setzte sich statt dessen demonstrativ vor den Bildschirm. Nur als es Kalar eines Abends nach ein paar alderaanischen Bierchen einfiel, über die Jedi-Generäle zu sprechen, die die Klonarmeen führten, ganz besonders aber über die Jedi-Meister Kenobi und Skywalker, unter denen er gedient haben wollte, da wurde Adal so richtig sauer und verbot seinem jüngeren Bruder das Wort – ob er uns alle ins Internierungslager bringen wollte? Nicht nur die Jedi konnten Gedanken lesen, Vader könne das auch. Dann pöbelte Kalar seinen älteren Bruder an, dass es ja nicht unbedingt nötig sei, ständig Aufträge von seinem ehemaligen kommandierenden Offizier anzunehmen, wenn er sich so sehr vor ihm fürchte, Adal pöbelte zurück, dass Kenobi und Skywalker seit dem Ende der Klonkriege verschwunden seien, vermutlich umgekommen in den allgemeinen Wirren oder im Rahmen der Order 66. Dann schwiegen sie. Vielleicht hätten sie besser weiter geschwiegen, aber Kalar fuhr fort und beendete Adals Satz: „Oder von Vader aufgespürt und getötet.“ Dann fielen Vokabeln wie Nerfherder, Wookieetreiber und Banthapodo, und danach hing der Segen im Hause Vosh erst einmal nachhaltig schief. Dabei war für den unvoreingenommenen Beobachter völlig klar, dass es hier um einen tieferliegenden persönlichen Konflikt der Brüder und nicht um den Dienst in der Flotte oder unter den Jedi-Generälen in den Klonkriegen ging. Ich wartete ab, bis Adal wieder zu einem seiner Veteranentreffen ging, dann sprach ich mit Kalar, jetzt wollte er aber nicht mehr über Klonkriege, Versorgungsgüter, Jedi-Meister, Order 66 und Lord Vader reden. Darüber hinaus war es interessant, in welch kurzer Zeit das Wissen über die Macht verschwunden war, für junge Leute wie beispielsweise Jen und ihre Freundinnen war die Macht nichts weiter als eine weitere altertümliche Religion, etwas, das bestenfalls in einem Holodrama stattfand, die geheimnisvolle magische Macht, ein Mittel, um Kinder zu erschrecken … Kalar schien überrascht, dass ich Vader persönlich kannte, ja nun, was heißt kennen, der Rest sei im Übrigen klassifiziert. Ende der Diskussion. Nach diesem Tag dauerte es fast zwei Wochen, bis ich Kalar ein weiteres Mal alleine traf und ihn um Hilfe bei der Suche nach einem Job und einer Wohnung bitten konnte. Kalar empfahl, es weiter draußen zu versuchen, das sei im direkten Vergleich zwar eine etwas heruntergekommene Gegend, allerdings seien dort die Möglichkeiten um einiges vielfältiger und vor allem hausten dort keine Kommissköpfe (seine Worte). Mit seiner Hilfe fand ich eine bescheidene, bezahlbare Wohnung, danach sprach er mit jemanden, den er von seinen Aktivitäten als Schmuggler kannte, der wiederum sprach mit jemanden anderen, der ihm noch einen Gefallen schuldete, dann durfte ich in einem halbstaatlichen Verteilerzentrum Probearbeiten: drei hochgepackte Paletten, die aus einem Zentrallager kamen und die an insgesamt elf Empfänger (ein paar Behörden, zwei Wohnungsbaugesellschaften und das Militär) in unterschiedlicher Sortierung versandt werden sollten. Das war kein grundsätzliches Problem, da ich solche Arbeiten schon einmal durchgeführt hatte (auch wenn es damals nicht um technische Ersatzteile, sondern hochpreisige Schokolade ging, das Prinzip war gleich), tat mir hier allerdings doch noch etwas schwer mit den mir unvertrauten technischen Bezeichnungen in einer fremden Sprache und Schrift. Die Männer tranken währenddessen zwei oder drei kühle alderaanische Bier und hielten Maulaffen feil, dann prüfte der Lagermeister meine Arbeit und meinte, dass er jemanden wie mich schon gebrauchen könne, da eine sorgfältige Arbeitsweise unabdingbar sei – schließlich wollte er vermeiden, dass Lord Vader eines schönen Tages auf der Matte stand, weil die Ersatzteile für die Turbolifte seines Flaggschiffs auf die falsche Palette gepackt worden waren … Dann lachten die beiden (sie schienen sich hervorragend zu verstehen) und ich hatte den Job … Ich glaube, Kalar handelte aus reinem Opportunismus und um dem Imperium im Allgemeinen und seinem Bruder im Speziellen eins auszuwischen. Das wiederum machte mir ein schlechtes Gewissen, weshalb ich jeweils Abschiedsbriefe an Adal und an Jen schrieb: Ich dankte Adal, dass er mich in seine Familie aufgenommen und für mich gesorgt, nein, sich um mich gesorgt hatte, dass es mir leid tue, ich im Augenblick keinen Ehemann suche und ich ihn und den Seinen alles Gute wünsche. Jen dankte ich, dass sie mich an ihrem Leben teilhaben ließ, sie mir inzwischen eine gute Freundin geworden sei und dass ich darauf hoffte, diese Freundschaft eines Tages fortführen zu können …
„Was soll das heißen: sie ist weg?“, fragte Vader barsch. Vosh kannte und fürchtete den hin und wieder plötzlich aufflackernden Zorn des dunklen Lords zur Genüge und wich furchtsam zurück. „Nun ja, sie hat ihre Sachen gepackt und ist weggegangen“, beeilte er sich zu sagen, „Sie sagte nicht, mit wem oder warum.“ Vader spürte, dass Vosh sehr wohl eine Vermutung in Bezug auf das wem und das warum hegte, doch ließ er dem treuen alten Offizier diese Notlüge durchgehen. „Sie hat uns zwei Schreiben hinterlassen“, fügte Vosh hinzu und reichte dem dunklen Lord Kilians Abschiedsbriefe. Vader nahm sie entgegen und las, dann drehte er seinen Sessel, sah hinaus auf die atemberaubende Kulisse Imperial Citys und ließ die Gedanken schweifen. Er griff nach der Macht und betrachtete die Möglichkeiten, die die Zukunft bot. Er sah Wahrscheinliches: Rebellion und Krieg, Tod und Verderben, den Griff nach der absoluten, totalen Macht … Er sah weniger Wahrscheinliches: Freundschaft und Respekt, Zuneigung und aufkeimende Liebe … Und Unmögliches: Erkenntnis, Vergebung und Erlösung – und all das war verbunden mit dieser einen Frau: Rosalinda Kilian. War es der Wille der Macht gewesen, sie hierhierzubringen und nicht nur ein gescheitertes Experiment? Der dunkle Lord beobachtete die heraufziehende Nacht und die verheißungsvoll leuchtenden Lichter Imperial Citys. Sollte er sie sich holen? Das war Leidenschaftlich. Und Verabscheuungswürdig. Verabscheuungswürdig Leidenschaftlich. Aber eben Leidenschaftlich. Die Leute verstanden einfach nicht die dunkle Seite der Macht …
Imperial City, Teil II
Jetzt gab es kein Zurück mehr: Ich hatte alle Brücken hinter mir abgebrochen und war auf mich alleine gestellt. Sogar Kalar war aus Imperial City und aus meinem Leben verschwunden, vermutlich um Schwierigkeiten mit dem Imperium im Allgemeinen und mit seinem Bruder im Speziellen aus dem Weg zu gehen. Beim Umzug nahm ich nichts mit außer der Kleidung und den Sachen, die mir Kommandant Jir an Bord der Devastator gegeben hatte, weshalb meine Credits natürlich nicht ausreichten, um die Zeit bis zum ersten Lohn zu überbrücken und ich mich nun zum ersten Mal im Leben gezwungen sah, Geld zu leihen bzw. mir einen Vorschuss geben zu lassen: tausend Credits von der Galaktischen Bank und drei Monatslöhne von meinem Arbeitgeber für Kaution, Miete und Nebenkosten sowie für ein paar Haushaltsgegenstände und Lebensmittel. Um nicht den Rest meines Lebens zurückzahlen zu müssen, arbeitete ich ein gutes halbes Jahr lang Doppelschicht, was nur deshalb ging, da die regulären Arbeitszeiten hier bei sechs Stunden pro Schicht lagen, trotzdem: zwölf Stunden Doppelschicht pro Arbeitstag über einen längeren Zeitraum sind hart. Sehr hart. Ein unbestreitbarer Pluspunkt war, dass meine Wohnung nicht nur in unmittelbarer Nachbarschaft zu meinem Arbeitsplatz, sondern auch nahe eines Regionalzentrums lag, in dem sich Behörden, Gesundheits-, Schulungs- und Einkaufszentren sowie sämtliche Freizeitmöglichkeiten konzentrierten. Ein halbe Stunde Fußmarsch brachte mich zum Hintereingang des Verteilerzentrums, so dass ich weder einen Speeder brauchte noch ein öffentliches Verkehrsmittel in Anspruch nehmen musste. Ich bemerkte nur zu schnell, dass es hier neben Rechtstaatlichkeit und Menschenrechten auch keinerlei Political Correctness gab, will sagen, als Frau unter lauter Männern musste ich mich erst einmal diverser unsittlicher Anträge und aggressiver verbaler Attacken erwehren, bevor die Männer mich in ihren Kreis aufnahmen und als „Mann ehrenhalber“ behandelten – sie redeten mit mir wie mit einem Mann, hörten mich an wie einen Mann und pöbelten mich gegebenenfalls an wie einen Mann … Ich lernte die hier üblichen Maschinen und Transportfahrzeuge zu handhaben und zu bedienen und besuchte verschiedene Weiterbildungen, nach einem weiteren halben Jahr der Mühsal bekam ich eine Belobigung und deutlich mehr Geld, könnte mich jetzt also zufrieden zurücklehnen. Aber auch wenn die Männer mich regelmäßig zu ihren Sauftouren durch die Bars mitnahmen, fühlte ich mich zunehmend isoliert. Alleine. Daheim hatte ich wenigstens noch ein paar entfernte Verwandte, ein paar belastbare Freundschaften, zuverlässige Kollegen und eine gute, funktionierende Nachbarschaft gehabt. Die Familie von Adal Vosh hätte mir das alles sein können. Hatte ich überreagiert? Hätte ich bleiben sollen? Ich wurde mir nicht schlüssig und stellte diese Frage deshalb zurück. Außerdem gab es ja noch so viel zu entdecken …
Nachdem mein Lebensunterhalt gesichert und meine Schulden zurückgezahlt waren, wollte ich mehr von dieser Welt sehen und verbrachte meine freien Tage gerne mit Ausflügen ins imperiale Zentrum bzw. den Senatsbezirk. Ich buchte zunächst die klassische Touristentour, bei der man unter anderem den Imperialen Palast, Lord Vaders Festung und den Republica 500 gezeigt bekam (von außen, verstand sich), dann wurde ich mutiger und besuchte den Imperialen Senat während einer Sitzungsperiode inklusive einer Führung durch das Gebäude (nur mit Voranmeldung), verbrachte ganze Tage im Galaktischen Museum sowie der CoCo-Town und auch die eine oder andere Nacht im Uscru-Vergnügungsdistrikt (jaja, ich weiß, das ist nicht ganz ungefährlich). Ich leistete mir sogar den Luxus, mir eine Aufführung in der Coruscant-Oper sowie eine weitere im Galaktischen Opernhaus anzusehen, das war beeindruckend, aber so teuer, dass ich mir diese Kurzweil künftig nur ganz gelegentlich würde leisten können. Dass ich überhaupt Mittel für solche Vergnügungen übrig hatte, lag schlicht daran, dass ich im Gegensatz zu meinem Umfeld keine Credits für Frauen oder Drogen ausgab, trotzdem – Reisen ins „Ausland“ (= andere Planeten) wie z.B. Naboo oder Alderaan würden vermutlich zeitlebens ein Traum bleiben …
Das Leben in dieser Region Imperial Citys unterschied sich grundlegend von dem zuvor: Männer und Frauen gingen häufig keine festen, dauerhaften Beziehungen ein, die Leute interessierten sich überwiegend für geistlose HoloNet-Shows, billige Drogen und schnellen Sex, fast überflüssig zu erwähnen, dass die Bullen korrupt waren. Hier wurde mir auch zum ersten Mal bewusst, wie verbreitet Gedanken- und Sorglosigkeit in Kombination Leichtsinn in dieser Welt eigentlich waren, die Menschen schienen manchmal regelrecht dumm zu sein. Das lag vielleicht an den Droiden, dem HoloNet und den Drogen, deren Dienste viele in Anspruch nahmen bzw. sie konsumierten, und das nicht erst seit wenigen Jahren oder Jahrzehnten (die Alte Republik vor dem Imperium existierte für einen Zeitraum von „mehr als tausend Generationen“, über das davor gibt es nur wenige belastbare Daten). Darüber hinaus waren die Bürger Coruscants und vieler anderer Kernwelten daran gewöhnt, von ihren jeweiligen Regierungen unterhalten und versorgt zu werden und gingen deshalb, wenn sie es denn konnten, jeder Art von Arbeit aus dem Weg, hausten lieber in einer heruntergekommenen Bude mit Drogen und einem billigen Flittchen im Arm, anstatt sich mit harter Arbeit was eigenes aufzubauen (auf der Arbeit glaubten deshalb zunächst viele, dass ich einen Kontrakt abarbeitete). Das wiederum führte zu Problemen vielerlei Art: Als erstes war die Kriminalität zu nennen, Einbrüche und Überfälle waren an der Tagesordnung, wenn Süchtige auf Entzug auf welchem Weg auch immer an Credits für ihre Droge kommen wollten. So hatte ich immer etwas „Opfergeld“ griffbereit in der Jackentasche und wurde in der gesamten Zeit, die ich dort lebte, lediglich zweimal um eine „Spende“ angegangen. Die meisten Menschen und Nichtmenschen, die hier lebten, machten sich in so einem Fall nicht die Mühe, die Polizei zu rufen – das kostete nur Zeit, man wurde verhört, musste Protokolle unterzeichnen und Formulare ausfüllen und das nur, damit man ein paar Wochen später ein Standardschreiben geschickt bekam, dass der Täter nicht ermittelt werden konnte … Die Behörden machten sich nicht die geringste Mühe, die Drogenkriminalität einzudämmen, wer mehrmals negativ aufgefallen war, wurde meist im Rahmen einer größeren Razzia festgenommen und verschwand dann. Wer Glück hatte, konnte sich auf einen zu kolonisierenden Planeten freuen, die weniger Glücklichen wanderten in ein Internierungslager und wer Pech hatte, ging nach Kessel oder Despreye, lebenslänglich dauerte hier meist zwei, drei Jahre …
Aber auch Wasser und Heizung waren ein Problem, die Kosten für beides waren für Personen, die weder reich waren oder Sonderkonditionen bekamen, weil sie für den Staat oder das Militär arbeiteten, exorbitant. Weshalb ich nur heizte, wenn die Temperaturen in Richtung Gefrierpunkt sanken und mich ansonsten warm anzog. Das mit dem Wasser war schlimmer, ich konnte es mir schlicht nicht leisten, regelmäßig zu duschen, also erledigte ich die regelmäßige persönliche Körperpflege wie zu Großmutters Zeiten unter Zuhilfenahme einer Schüssel Wasser und Seife sowie eines Tuches, mit dem ich mich feucht abrieb. Es gab zwar Schallduschen, aber wer die nicht von klein auf gewohnt war, fühlte sich nach Gebrauch trotzdem nicht richtig sauber. Ein positiver Aspekt war, dass ich von meiner Wohnung aus freien Ausblick auf das Flugfeld meines Arbeitgebers hatte und deshalb jeden Abend wunderbare Sonnenuntergänge betrachten konnte, umgekehrt bedeutete dies aber, dass der Lärm und die Schadstoffbelastung durch die startenden und landenden Transporter enorm waren. Herumstreunende oder verwilderte Haustiere verschiedenster einheimischer und eingeschleppter Arten waren ebenfalls ein Problem, die intelligenteren von ihnen fanden immer wieder Mittel und Wege, in die Wohnungen zu gelangen und die Vorräte zu plündern …
An den Abenden, die ich zuhause verbrachte, beschäftigte ich mich zu dieser Zeit intensiv mit einer in jeder Beziehung hochklassigen HoloNet-Serie (vergleichbar einer Fernsehserie, nur in 3-D), die sich in über zweihundert Episoden mit dem Jedi und Sith-Lord Revan befasste. Interessant war, dass man diese Produktion ohne weiteres auch in meiner Welt hätte zeigen können, das geneigte Publikum würde sie lediglich für ein weiteres Science-Fiction-/Fantasy-Spektakel halten. Inwieweit diese Geschichte nun Fakt oder Fiktion war und in welchem Verhältnis sie beides mischte, erschloss sich mir nicht, jedenfalls nahm man einerseits auf historische Personen Bezug, andererseits, vor allem gegen Ende hin, wies die Geschichte ein paar Logiklöcher auf, durch die man problemlos einen Sternenzerstörer hindurchmanövrieren konnte … Daneben wunderte ich mich, dass das Imperium, welches Kalar gemäß die Jedi jagen, töten und praktisch vollständig vernichten ließ, eine HoloNet-Serie produzieren und über den Sender gehen ließ, die eben diesen Orden und einen Jedi als Thema bzw. als Hauptperson präsentierte. Schließlich kam ich zu dem Schluss, dass es sich bei „Revan“ (so der Titel) um äußerst geschickte imperiale Propaganda handelte: Revan war ein Jedi, der nicht nur auf die Dunkle Seite der Macht fiel, sondern sowohl die Helle wie auch die Dunkle Seite der Macht verriet, und das nicht nur einmal. Er war ungehorsam, illoyal und machtgeil, führte Krieg, heiratete und hatte einen Sohn mit einer Jedi-Meisterin, willkommen auf der Dunklen Seite der Macht …
Im Verteilerzentrum kam es zu dieser Zeit zu einem enormen Arbeitsüberhang und es waren vielerlei Probleme zu bewältigen, so wurden mehrere Sternenzerstörer in Dienst gestellt, die natürlich alle ausgerüstet und bemannt werden wollten (es schien sich um eine neue Baureihe zu handeln, sie sahen im Detail, vor allem bei den Brückenaufbauten, etwas anders aus als die Devastator, mit der ich hierher gelangt war), was wiederum bedeutete, dass mehr Ware umgeschlagen wurde, während es gleichzeitig zunehmend Schwierigkeiten bereitete, mehr Personal bzw. überhaupt Personal zu bekommen, weil viele junge Männer dann doch lieber zu den Sturmtruppen gingen (die die Klontruppen sukzessive ersetzen sollten), als beim Umschlag von Versorgungsgütern ins Schwitzen zu geraten. Wir bekamen deshalb vom Militär Kontrakt- und Kontingentarbeiter zugewiesen, auch unsere Abteilung wurde auf diese Weise um fünf weitere Mann verstärkt, trotzdem blieb die Situation chaotisch, unter anderem auch deshalb, weil das Verteilerzentrum erweitert wurde und die Bauarbeiten während des laufenden Betriebs stattfanden. Es gilt im Transportgewerbe ja fast schon als Standard, dass es während des gesamten Prozesses der Lagerung, des Umschlags und des Transports zu einem gewissen Schwund kommt, nicht normal ist hingegen, dass Sendungen palettenweise verschwinden. Was macht jemand eigentlich mit militärischen Versorgungsgütern, die nur auf einem imperialen Sternenzerstörer verwertbar sind? Ich dachte da durchaus in Richtung Sabotage, und da war ich offenbar nicht allein: eines regnerischen Spätherbstmorgens gab es plötzlich Unruhe und Geschrei, dann rannten drei Männer in Arbeitskleidung unter lauten „Razzia, Razzia!“-Rufen durch unseren Kommissionierungsbereich, kaum waren sie vorbei, ließen zwei unserer neuen Kontraktarbeiter alles stehen und liegen und schlossen sich den Flüchtenden an. Verblüfft sahen wir auf und den Männern hinterher, die wir für unsere Kollegen gehalten hatten, dann rannten Sturmtruppler vorbei, die sie verfolgten. Kurze Zeit später liefen weitere Sturmtruppen auf, gefolgt von Darth Vader. Die Sturmtruppler trieben unsere Gruppe zusammen und kreisten uns ein, wir knieten vor dem dunklen Lord und die beiden Männer, die das nicht tun wollten, wurden durch Tritte in die Kniekehlen dazu gebracht. Vader stolzierte zwischen uns umher, schien nach etwas zu suchen und blieb dann abwartend vor uns stehen. „Ihr“, sagte er dann, während er auf mich deutete und eine Geste des Erhebens vollführte. Ich stand auf und näherte mich ihm, blieb aber außerhalb seiner Reichweite. Ob er sich überhaupt noch an mich erinnerte? Ich hatte seit mehr als zweieinhalb Jahren nichts mehr von ihn gehört … Er winkte mich näher zu sich heran und hob dann die Hand. Dieser Mistkerl wollte bestimmt schon wieder meine Gedanken lesen. Ich hatte kaum zu Ende gedacht, da fing ich mir schon einen Rückhandschlag ein, der mich nach hinten wegtaumeln ließ. „Das habe ich gehört“, sagte er und krümmte Daumen und Zeigefinger halbkreisförmig. Es war zwar nur eine leichte Andeutung seines berüchtigten Würgegriffs, beschleunigte jedoch meine Denkprozesse – hm, ja, richtig, er war Telepath. Und konnte die Macht wirken … Allerdings brach das nicht meinen Widerstandsgeist. „Warum könnt Ihr nicht einfach danach fragen oder in einem Computer nachsehen?“, fauchte ich. „Mein Lord“, fügte ich an, als er nichts sagte und mir einfiel, mit WEM ich da sprach. Und ja, Vader konnte ein großartiger Schweiger sein, antwortete dann aber doch: „Weil die Informationen, nach denen ich für gewöhnlich suche, sich meist nicht in einem Computer befinden“, sagte er, „und die meisten Menschen es ablehnen würden, mich ihre Gedanken lesen zu lassen. Und DANN würde ich es auch ohne Einwilligung tun und wir sind wieder da, wo wir vorher waren.“ Ich sagte nichts, zweifelte aber seine Aussage in Bezug auf die Computer an und er merkte es. Natürlich merkte er es. Und er schien darüber nachzudenken. „Gut“, sagte er schließlich und wandte sich in Richtung des nächsten Computerterminals, „Versuchen wir es auf Eure Weise.“ Das überraschte mich dann doch und ich folgte ihm, während ich gleichzeitig und ganz deutlich ein paar fassungslose Blicke in meinem Rücken zu spüren glaubte. Vader aktivierte den Rechner mit Hilfe der Macht (Angeber) und wir blickten auf das Login, das blinkend einen Benutzernamen und ein Passwort verlangte. Vader wandte sich mir halb zu. „Und wie soll uns der Computer Eurer Meinung nach jetzt weiterhelfen?“, fragte er und klang dabei äußerst sarkastisch. Zielstrebig langte ich nach der Tastatur und tippte die kryptische Buchstaben- und Zahlenkombination in den Computer, die der Lagermeister auf der Rückseite dieser mit einem Markierstift hinterlassen hatte. „Das ist gegen die Sicherheitsvorschriften“, dröhnte Vader. Aber ganz gewiss war das gegen die Sicherheitsvorschriften. Der Klassiker. Der erste Ort, an dem ein Datendieb suchen würde … Der Rechner fuhr hoch und ich öffnete die üblichen Programme. „Also“, sagte ich und kam mir ganz besonders schlau vor, „Was wollt Ihr wissen?“ „Ich suche Hinweise, mit wem die Männer, die wir verfolgt haben, in regelmäßigem Kontakt standen“, entgegnete Vader. Oh. Solche Informationen. Interaktionen. Die fanden sich vielleicht in meinem oder jemands anderen Unterbewusstsein, aber ganz bestimmt nicht in einem unserer Rechner. Verdammt. Da hatte ich mich jetzt selbst hineinmanövriert … „Können wir jetzt?“, fragte Vader, eine Spur ungeduldig, und streckte die Hand aus, aber statt meine Gedanken zu lesen, fuhr er mit den Fingern durch mein Haar, seine Hand wanderte in meinen Nacken, liebkosend fast, mach ruhig weiter … Plötzlich sah er jedoch alarmiert auf, stieß mich von sich und aktivierte sein Lichtschwert, dann kam eine Meldung über ComLink: „Mein Lord“, meldete ein Sturmtruppler, „wir haben sie.“
Der Held ohne Furcht, Teil I
Im Verteilerzentrum war die Razzia ein Thema, das lange in Erinnerung blieb, wohingegen im HoloNet nur eine kleine Meldung in der zweiten oder dritten Reihe kursierte, die darüber hinaus schnell wieder in der Versenkung verschwand. Soweit die Diebe während der Razzia nicht von den Sturmtruppen erschossen oder von Lord Vader getötet worden waren, verurteilte man sie als Saboteure und steckte sie ins nächste Internierungslager. Darüber hinaus war meinen Kollegen natürlich das außergewöhnliche Interesse aufgefallen, welches Vader an mir zeigte, weshalb sie mir ein wie auch immer geartetes Verhältnis mit dem dunklen Lord unterstellten und sich meine und Vaders mutmaßliche Vorlieben in lebhaften grafischen Details ausmalten. Und weil man Vader in der Öffentlichkeit weder jemals ohne Maske noch ihn etwas essen oder trinken sah, führte das zu weiteren wilden Spekulationen, beispielweise ob und auf welche Weise ein Cyborg überhaupt Sex haben konnte bzw. wollte und was die Zugangsvoraussetzungen dafür waren. Die würden doch bald mal ein anderes Thema finden? Trotzdem fing ich an, mir Gedanken zu machen: Was genau hatte Vader eigentlich von mir gewollt? Und warum zeigte er erst Interesse und ließ sich dann nicht mehr blicken? Wusste er nicht, wie er es anstellen sollte oder wollte er sich nur wieder in Erinnerung bringen? Vader war des Öfteren im HoloNet zu sehen, meist stand er dann neben dem Imperator oder anderen Würdenträgern, alternativ hielt er Reden am Tag des Imperiums oder zu anderen wichtigen Anlässen, und das durchaus eloquent. Die gängigen Vergnügungen sowie gesellschaftlichen Events, bei denen der Imperator so gerne als eine Art guter Onkel oder wohlwollender Vater auftrat, schien er hingegen zu meiden wie der Teufel das Weihwasser. Warum eigentlich? Ja, warum? Und dann hatte ich die grandiose Idee, ein paar Nachforschungen über Lord Vader anzustellen; auf den Gedanken, dass mächtige Männer, über die es keine weiteren Informationen in den öffentlich zugänglichen Medien und Archiven gab, dies möglicherweise genauso wollten, kam ich in diesem Augenblick nicht. Getragen von Begeisterung für mein Vorhaben nahm ich meine Überstunden und verbrachte die nächsten fünf Wochen zuhause mit Recherchearbeiten vor dem Bildschirm, nur gelegentlich verließ ich meine Wohnung für Einkäufe oder Spaziergänge. Ich begann an dem Punkt, an dem Vader nach dem Ende der Klonkriege plötzlich an der Seite des Imperators auftauchte, was allerdings gar nicht so einfach war: das HoloNet archivierte zwar so ziemlich alles, was über den Sender ging, andererseits fehlte es an Einordnung und Zusammenhang. Verkompliziert wurde das Ganze, weil es keine Nachschlagewerke vergleichbar dem Brockhaus oder einer Wikipedia gab, außerhalb des akademischen Betriebes existierten praktisch keine Aufsätze, Kommentare oder Abhandlungen über historische Ereignisse, vermutlich Mangels Interesse der Staatsbürger. Hier also das Ergebnis meiner Nachforschungen: Darth Vader wurde im HoloNet zum ersten Mal im Zusammenhang mit der Order 66 genannt, als er gemeinsam mit der 501. Legion in den Jedi-Tempel eindrang und dort systematisch alle Jedi tötete bzw. töten ließ. Die Jedi, die sich nicht im Tempel aufhielten, wurden von diesem Befehl völlig überrascht und fielen meist sofort durch die Hände ihrer eigenen Klontruppen, unmittelbar darauf erklärte Kanzler Palpatine vor dem Senat, dass die Jedi einen Umsturz geplant und nun als Verräter entlarvt worden waren. Unter dem „donnernden Applaus“ (so ein Kommentator) der Senatoren verfügte Palpatine als Reaktion auf diese Krise und zur Schaffung einer neuen Ordnung die Umwandlung der Republik in das Erste Galaktische Imperium mit sich selbst als Imperator an der Spitze. Gleichzeitig löschte Darth Vader die Führungsriege der KUS (= Konföderation Unabhängiger Systeme, die Opponenten der Alten Republik in den Klonkriegen) vollständig aus. Palpatine befahl die Abschaltung aller Kampfdroiden und die Klonarmee wurde zur neuen Armee des Imperiums, damit endeten die Klonkriege und begann das Imperium. Zu diesen Ereignissen existierte zwar reichhaltiges Bildmaterial von Palpatine, wie er Reden hielt oder Interviews gab, Darth Vader schien hingegen ein Phantom zu sein. Ein Phantom, welches die nächsten Wochen in der Versenkung verschwand und erst wieder auftauchte, als er dem Imperator den Kopf eines der wenigen Jedi vor die Füße legte, der die Order 66 überlebt hatte. Diese Meldungen wiederholten sich, Vader jagte und tötete alle Jedi, die dem Massaker zunächst entkommen waren, darüber hinaus alle nennenswert Machtbegabten, die er finden konnte. Wurde darüber zunächst an prominenter Stelle berichtet, rutschten die entsprechenden Meldungen in den Medien im Laufe der Zeit immer weiter nach hinten und gerieten schließlich in Vergessenheit. Am Ende dieser gut drei Jahre umfassenden Phase gab es dann noch einen etwas nebulösen Vorfall mit Lord Vaders Sternenzerstörer, der Devastator, in dessen Folge sowohl der nautische Wachoffizier als auch der Rudergänger von Vader getötet worden waren – der eine gab besoffen Befehle und der andere stellte sie nicht in Frage … Wer glaubt, dass Vader nur so zum Spaß Leute tötet, liegt falsch: Für diesen Vorfall wären die beiden in dieser Welt umstandslos vor das nächste Militärgericht gezerrt und danach erschossen worden, weshalb mir auch die reißerische Berichterstattung der Medien in diesem Zusammenhang unverständlich blieb. Dann gab es wieder eine Lücke in der Berichterstattung, Vader verschwand über Monate und als er wieder auftauchte, war sein Überlebensanzug bzw. seine Rüstung auf subtile Weise verändert (mir fielen vor allem das flachere „Bedienfeld“ auf seiner Brust als auch die jetzt nicht mehr dunkelorangen, sondern tief dunkelroten Augenlinsen auf). Auch die Schmerzen, die er vorher beim Knien vor dem Imperator und anderen Bewegungsabläufen zu haben schien, waren jetzt verschwunden. In den folgenden beiden Jahren war Vader häufiger in der Öffentlichkeit zu sehen, an seiner Seite die schöne junge Frau, die er geheiratet hatte. Noch öfter war er allerdings Thema in den Klatschspalten; seine Ehefrau pflegte der Berichterstattung nach einen lockeren, toleranten Lebenswandel und redete in Interviews schlecht über ihren Ehemann. Vader schien das gleichgültig zu sein und war darüber hinaus oft wochen-, manchmal auch monatelang irgendwo in der Galaxis unterwegs. Das ging solange, bis sie auf einer Party in seiner Gegenwart damit prahlte, ihn hintergangen, betrogen und ausgenommen zu haben (Vader war einer der reichsten Männer der Galaxis) und zu spät bemerkte, dass sie damit zu weit ging. Vader erdrosselte seine Frau, brach ihr das Genick und riss ihr anschließend im Wortsinn das Herz aus dem Leib. Ob er das alles mit roher körperlicher Gewalt oder mit der dunklen Seite der Macht bewerkstelligte, blieb unklar, einig war sich die Presse nur in einem – Vader war ein Monster! In diesem Kontext kam dann das Gerücht auf, dass Lord Vader am Verschwinden von Senator Amidala (?) beteiligt gewesen sei, unmittelbar vor dem Ende der Klonkriege. Dann verschwand Vader erneut, für mehr als ein Jahr, und als er diesmal wieder auftauchte, gab es mehr als nur eine Änderung an seinem Erscheinungsbild. Seine Kleidung war jetzt eindeutig eine Rüstung und kein Überlebensanzug mehr (das Bedienfeld fehlte), die Augenlinsen waren schwarz, die Maske war subtil verändert worden und wirkte jetzt insgesamt feiner, ja, fast elegant. Das Monster hatte sich gehäutet, befand die Pressemeute und lechzte nach mehr … Was danach geschah, blieb etwas schwammig, Vader und der Imperator schienen Diskrepanzen zu haben, Vader nahm sich in Folge die Flotte und räumte mit den schlimmsten Missständen auf, während der Imperator weiterhin den Senat beherrschte. Jetzt hatte ich das HoloNet umgegraben und immer noch nicht herausgefunden, wer der Mann hinter der Maske eigentlich war, in gewisser Weise schien Vader als Person nicht zu existieren. Weil ich nicht weiterkam und im Augenblick genug davon hatte, den größten Teil des Tages zu Studienzwecken vor dem Bildschirm zu sitzen, nahm ich Kontakt zu Jen auf. Wir trafen uns in einer Kaffeebar in einem der Einkaufszentren, Jen redete wie ein Wasserfall und fragte nach allen Details meines neuen Lebens; wie anrüchig diese Gegend Leuten wie Jen und ihrer Familie galt, konnte ich daran ablesen, dass Jen in Gesellschaft zweier ihrer Brüder gekommen war, die sich zwar an die Bar zurückgezogen hatten, uns aber nicht aus den Augen ließen. Schließlich lud Jen mich zu den Feiertagen zu sich nach Hause ein, nein, Vater hatte nichts dagegen und wusste von ihren Plänen. Diese Feiertage waren die klassische Wintersonnenwendfeier mit Brauchtumspflege, Kerzen und bunten Lichtern, üppigen Mahlzeiten und reichlich Alkohol. Welche dieser Traditionen noch original-einheimischer Coruscanti-Brauch und welche importiert waren, ließ sich nicht mehr feststellen, die meisten Personen (ich schließe hier Nichtmenschen ausdrücklich mit ein) versammelten sich zur dunkelsten und kältesten Jahreszeit ja nur zu gerne um ein wärmendes Feuer, und wenn man nicht zu genau hinsah, konnte man diese Festtage fast für Weihnachten halten … Am späten Nachmittag des letzten Feiertages kehrte ich nach Hause zurück, nicht ohne Jen zuvor versprochen zu haben, dass wir uns künftig wieder öfters sehen würden. Ich legte mich bald hin und schlief aus, die nächsten beiden Tage verdöste ich auf der Couch oder verbrachte die Zeit mit Nichtstun, dann nahm ich meine Studien wieder auf, jetzt beschäftigten mich die Alte Republik und die Ereignisse, die zur Gründung des Imperiums geführt hatten. Zunächst einmal ähnelte die Alte Republik am ehesten der Altrömischen Republik: bei beiden war das wichtigste politische Gremium der Senat (wenngleich der römische Senat kein gewähltes Parlament war). In Krisenzeiten wurden in beiden Republiken Einzelpersonen zeitlich befristete Sonderrechte übertragen, und beide endeten, dass mit eben diesen Sonderrechten ausgestattete Personen die Republik in ein Imperium umwandelten. Aber bis dahin existierte die Alte Republik für „mehr als tausend Generationen“, die allermeiste Zeit als Großmacht, und zwar mit den typischen Problemen einer Großmacht: Von ein paar Welten kurz nach der Gründung war die Mitgliederzahl stark angewachsen, sodass es praktisch unmöglich wurde, die vielen unterschiedlichen, einander widersprechenden Interessen zu berücksichtigen. Das vor dem Hintergrund, dass so ziemlich alle Planeten nicht wegen des „Was können wir für die Republik tun?“ sondern wegen des „Was kann die Republik für uns tun?“ beigetreten waren. In den Randregionen fühlten sich weite Teile der Bevölkerung vom Senat und von den Konzernen ausgebeutet und übervorteilt, und das nicht ganz zu Unrecht. Auf den Kernwelten wiederum herrschte die Ansicht vor, dass „der Rand“ immer nur um Hilfsgelder bettelte, aber nichts von selbst auf die Reihe bekam bzw. die so großzügig gewährten Gelder nicht zurückzahlen konnte oder wollte. Dazu noch die allgemein üblichen, weit verbreiteten Krankheiten Nepotismus, Lobbyismus und Korruption. Aber auch innerhalb der einzelnen Republikwelten eskalierten immer wieder politische, ethnische und wirtschaftliche Konflikte, dazu kam, dass Interessengruppen aller Art versuchten, weitere Welten für ihre Sache zu gewinnen, sei es durch großzügige Hilfslieferungen oder durch das Schüren von Konflikten, manchmal auch beides. Die Alte Republik stand dem machtlos gegenüber, auch im Senat konnte häufig keine Einigung erzielt werden, wurden Ausschüsse und Unterausschüsse gebildet und das ging häufig solange, bis das Problem sich von selbst erledigte oder der Vorgang im Dschungel der Bürokratie verschwand. Die sogenannte Naboo-Krise beschleunigte diesen Prozess: um gegen die vom Senat verabschiedete Besteuerung der Handelsrouten zu protestieren, errichtete die Handelsföderation eine Militär-Blockade um den eigentlich unbedeutenden Agrar-Planeten Naboo – also ich hab‘ jetzt nicht wirklich verstanden, warum der Protest der Handelsföderation gegen die Besteuerung der Handelsrouten sich in der Blockade eines an dieser Initiative nicht weiter beteiligten Planeten ausdrückte … Die Republik erwies sich wieder einmal als handlungsunfähig, weshalb Königin Amidala einen Misstrauensantrag gegen den damaligen Kanzler, Finis Valorum, stellte. In Folge wählte der Senat Sheev Palpatine zum Kanzler, den bisherigen Senator Naboos. Königin Amidala hingegen entschied sich, das Heft des Handelns in die Hand zu nehmen, kehrte nach Naboo zurück und es gelang mit der Hilfe der Jedi und einer einheimischen amphibischen Spezies, den Gungan, die Blockade zu brechen und die Handelsföderation aus dem System zu werfen. Friede, Freude, Eierkuchen? Wie man’s nimmt … An den Problemen der Alten Republik änderte das jedenfalls nichts, schließlich traten tatsächlich Planeten (vor allem aus den Rand-Territorien) aus der Republik aus. Zwar beklatschten es zunächst weite Teile der Bevölkerung (vor allem der Kernwelten), die „Parasiten und Schmarotzer“ endlich los zu sein, aber letztendlich und unter dem Strich schadete der Austritt dieser Welten allen Beteiligten. Schmuggler und Kriminelle freute das, da ihre Dienste in dieser Situation zunehmend gefragt waren bzw. niemand mehr da war, der ihnen Einhalt gebieten konnte oder wollte. Und dass nun zahlreiche planetare Regierungen gezwungen waren, Sozialleistungen und Subventionen zu kürzen, verbesserte die Situation nicht wirklich. Diese Gemengelage brachte der Bewegung des politischen Demagogen Count Dooku rasch Zuwachs. Der ehemalige Jedi und von manchem als „politischer Idealist“ beschriebene Dooku schien der klassische Berufsrevolutionär aus wohlhabendem Hause zu sein, der lang und breit über die Bedürfnisse „des Volkes“ referieren konnte, aber schnell seine Volkstümlichkeit verlor, wenn „das Volk“ nicht so wollte wie er und/oder seine Hintermänner es wollten … Dooku erklärte sich zum Anführer eines neuen Bündnisses, der „Konföderation Unabhängiger Systeme“ (= die KUS). Die Konföderation fand regen Zulauf und die Separatistenbewegung wuchs. Dookus Vorstellung war im Wesentlichen, dass sich die Welten des Äußeren Randes von der Ausbeutung durch die Kernwelten und deren schädlichen Einflüssen lösen und sich in einer solidarischen Union zusammenschließen sollten, um wirtschaftlich autark zu werden, was meiner Meinung nach nichts weiter als eine Neuauflage der Alten Republik darstellt, mit Dooku und seinen Hintermännern als neue Machthabern. Etwa zu dieser Zeit endete die maximal mögliche Amtszeit Kanzler Palpatines, doch beugte man für ihn die Gesetze und verlängerte sein Mandat auf unbestimmte Zeit, da der Senat hoffte, dass er Sicherheit und Stabilität wieder zurück in die Galaxis bringen konnte. Doch stattdessen bekam die Galaxis die Klonkriege. Und in Folge das Imperium.
An meinem letzten freien Tag saß ich noch spätabends vor dem Bildschirm und arbeitete mich schon etwas lustlos durch eine Dokumentation, die den Alltag der Jedi-Generäle Kenobi und Skywalker beleuchtete (genau jenen, wegen derer sich Adal und Kalar Vosh gestritten hatten). Das HoloVid startete mit Bildmaterial, welches Skywalker und Kenobi beim Posieren mit ihren Lichtschwertern oder in ihren Starfightern zeigte – die Generäle Skywalker und Kenobi hatten sich tatsächlich für so etwas hergegeben? Dann kamen mir vergleichbare Public-Relations-Videos aus meiner Welt in den Sinn, so beispielsweise der russische Regierungschef Wladimir Putin beim Angeln, als Judoka oder mit nacktem Oberkörper hoch zu Ross … Hauptsächlich war Kenobi zu sehen: Kenobi und die Klonsoldaten, Kenobi im Lazarett, Kenobi beim Evakuieren der Zivilbevölkerung, Kenobi beim Jedi-Training, Kenobi im Interview … Skywalker hingegen schien eher der medienscheue Typ zu sein: es wurde zwar über ihn geredet (Kenobi sprach von ihm als den „Auserwählten“, die Medien nannten ihn den „Held ohne Furcht“, die Klonsoldaten hielten ihn für ein „Flieger-As“ und Kanzler Palpatine sprach von ihm als seinen „Freund“), man sah ihn im Training mit Kenobi, im Gespräch mit einem Zivilisten, beim Schrauben an seinem Starfighter und ansonsten fast nur im Hintergrund. Eine kurze Bildsequenz ging mir jedoch noch lange nach: sie zeigte Skywalker im Halbprofil, mit vom Wind zerzaustem Haar, wie er etwas zu beobachten schien, das in weiter Ferne lag, stolz und frei, dann sah er kurz zur Seite und lächelte jemandem zu (der nicht im Bild zu sehen war), und er sah dabei so glücklich aus, als wäre dies der glücklichste Moment in seinem Leben … Ich sah die Dokumentation bis zum Schluss, sogar den Abspann (meist kam ganz am Ende noch etwas aus der Sparte „Pleiten, Pech und Pannen“), diesmal sah man, wie Skywalker den Rausschmeißer gab: er deutete mit ausgestrecktem Zeigefinger auf den Kameramann und drohte: „Hört auf, mir die Kamera ins Gesicht zu halten oder ich werfe Euch aus der Luftschleuse …“ Auch wenn er dabei lachte und scherzte, lief es mir in diesem Augenblick eiskalt den Rücken hinab: die Haltung, der Gestus, die Stimme – das war doch Darth Vader?! Nur ohne Rüstung, Maske und Helm … Um sicher zu sein, sah ich mir die Sequenz ein weiteres Mal an. Und wieder. Und noch einmal. So lange, bis ich absolut überzeugt war: Anakin Skywalker, der „Held ohne Furcht“, war Darth Vader!
Fortsetzung folgt …
Tiff
10. Dezember 2023 — 14:17
Hallo, Rosalinda.
Es ist ein wenig merkwürdig, nach etwa zwei Jahren hier wieder reinzulesen, jetzt, wo Du diese wundervolle Star Wars Story auch im World of Cosmos veröffentlichst.
Da ich ja die ganze Serie kenne, bin ich hier Fachmann. Aber ich war schon etwas baff, wie sehr Du den Charakter von Kilian konsequent bereits am Anfang beschrieben hast. Ja, das ist Kilian, durch und durch. Nicht mal Angst vor Vader hat sie, und kompromisslos geht sie ihren verdammten Weg. Kein Wunder, dass Vader einen geradezu morbiden Gefallen an ihr findet.
Es ist klar, dass sich die zwei noch einmal über den Weg laufen werden. Charakterlich sind sie sich sehr ähnlich, und das mag erklären, warum Vader sie nicht einfach tötet. Hätte vermutlich einiges an seiner Zukunft leichter gemacht, aber wer mag es schon einfach?
Jedenfalls vielen Dank, dass Du die Story ins WoC stellst. Hat nur etwas wenige Reviews, aber unsere Leser lurken gerne und lassen wenige Kommentare da, aber das kennst Du ja schon von der anderen Seite. Viele Klicks und wenig Kommentare.
Viele Grüße,
Ace
Rosalinda Kilian
11. Dezember 2023 — 17:22
Lieber Ace,
es freut mich sehr, dass du immer noch Gefallen an meiner kleinen Geschichte findest.
Ich habe mir natürlich eine Erklärung zurechtgelegt, warum Kilian Vader nicht fürchtet: sie stammt aus einem Universum, das keine Machtnutzer kennt, weder im guten wie im schlechten. Und so reagiert sie dann auch …
Liebe Grüße
Rosalinda Kilian
Tiff
12. Dezember 2023 — 23:05
Das ist schon etwas mehr, als keine Machtnutzer zu kennen. Sie bekommt mehr als ein Beispiel dafür, was so jemand kann – gerade am eigenen Leib. Ich denke einfach, sie hat zwei ganz bestimmte Eigenschaften. Erstens, sie ist fähig. Und zweitens, und das ist die wichtigere: Sie ist verdammt stur. So stur, dass selbst Vader auf Granit beißt. Deshalb versucht er es ja auch nicht lange mit Zwang bei ihr…
Rosalinda Kilian
14. Dezember 2023 — 7:37
Hallo Ace,
als “stur” würde ich “Rosalinda Kilian” nicht bezeichnen. Denn dann wäre sie nicht imstande, sich auf neue Situationen einzustellen, Fehler zu erkennen oder Einsicht zu zeigen.
Sie gibt allerdings nicht so schnell auf.
Vader hingegen hat zu diesem Zeitpunkt gemerkt, dass es so nicht weiter geht, er sich Sidious aus anderen Gründen angeschlossen hat. Es wird also Zeit, was Neues zu versuchen. Vielleicht hat ihm auch die Macht was geflüstert?
Liebe Grüße
Rosalinda Kilian