Star-Wars-Fortsetzungsgeschichte von Rosalinda Kilian, Fortsetzung von Vader und Ich | Teil 3

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IN A GALAXY FAR FAR AWAY: Diener des Imperiums

Manches in dieser Galaxis unterschied sich nur unwesentlich oder auch gar nicht von dem, was ich von meiner Heimatwelt kannte. Mit dazu bei trug die Architektur, die Imperial City aussehen ließ wie eine Sci-Fi-Version von Hongkong, Singapur oder Dubai.

Anderes hingegen war gewöhnungsbedürftig. So zum Beispiel, dass fast alle meiner Mitarbeiterinnen lediglich eine Art Zwangs- oder Sklavenarbeiter waren, auch wenn man diesen Tatbestand gerne euphemistisch mit Begriffen wie Kontrakt- oder Kontingentarbeiter verschleierte.

Eine passende Entsprechung zu meiner Welt war die so genannte Indentur, die Vertragsknechtschaft. Hier wie da verpflichtete sich der Kontraktarbeiter, für eine bestimmte Zeit für eine andere Person, ein Unternehmen oder das Imperium zu arbeiten, oft ohne dafür Lohn zu erhalten. Im Gegenzug erhielt er dafür Unterkunft, Verpflegung, Ausbildung oder den Transport auf einen anderen Planeten.

Nachdem der Arbeiter die im Vertrag bestimmte Zeit (unterschiedlich, meist aber ein Zeitraum zwischen zehn und fünfundzwanzig Jahre) gearbeitet hatte, stand es ihm frei, sich weiter oder anderweitig zu verdingen oder wieder auf seinen Heimatplanten zurückzukehren.

Fragwürdige Praktiken wie Raub, Erpressung, Täuschung oder auch, weil die Kontraktarbeiter im Rekrutierungsprozess nicht persönlich angeworben wurden als auch die Behandlung der Arbeiter an den Zielorten rückten diese Arbeitsverpflichtungen in die Nähe echter Sklaverei, wie man sie häufig noch im Äußeren Rand oder im Hutt-Territorium fand.

Im Gegensatz zu einem Sklaven durfte ein Kontraktarbeiter jedoch persönliches Eigentum besitzen oder sich bei Unstimmigkeiten oder Misshandlung an die Gerichte wenden.

Die Arbeitsbedingungen für imperiale Zwangsarbeiter waren nicht wirklich schlecht und häufig besser als die Lebens- und Arbeitsbedingungen auf so manchem Planeten, vom dem die Arbeiter stammten – es gab Arbeitszeitregelungen, freie Tage, akzeptable Wohnheime, einwandfreie Lebensmittel in ausreichender Menge, ein Mindestmaß an medizinischer Versorgung, Taschengeld und am Ende der Dienstzeit ein paar Credits bar auf die Hand.

Natürlich gab es Disziplinarstrafen.

Aber das hatte nichts mit peitschenschwingenden Sklaventreibern und auch nichts mit den Arbeitsbedingungen in einem Konzentrationslager zu tun.

Kontrakt- oder Kontingentarbeiter waren aber nicht frei. Nicht frei, die Arbeitsstelle zu wechseln oder aufzugeben, sie durften nicht heiraten, Familien gründen oder vor Ablauf ihrer Dienstzeit auf ihren Heimatplaneten zurückkehren.

Es wurde zwar oft behauptet, dass das böse, rassistische Imperium sich hauptsächlich Nichtmenschen als Kontrakt- oder Kontingentarbeiter hielt, was zwar speziell auf meine Abteilung zutraf, aber vom Grundsatz her nicht stimmte.

Außerdem verschwiegen solche Behauptungen, dass es häufig die planetaren Regierungen selbst waren, die ihren jungen und gesunden Bevölkerungsüberschuss dem Imperium oder Konzernen als billige Arbeitskräfte andiente, zur Tilgung von Schulden, zur Absicherung von Krediten oder ganz allgemein zur Gewinnerzielung …

Nicht alle meine Mitarbeiterinnen waren Zwangsarbeiter. Silk, die Vorarbeiterin, war wie ich eine freie Bürgerin Coruscants.

Der Rest der Truppe war eine bunte Mischung der am weitesten verbreiteten Nichtmenschen:

Gad war eine Duros, die uns gerne mit ihren Geschichten unterhielt, Kiieni eine Iktotchi, die zwar weder lesen noch schreiben konnte, aber über eine Art siebten Sinn zu verfügen schien, wohingegen Pili-i eine zierliche, blauhäutige Omwati mit federartigen perlweißen Haaren war. Tiemi war ein Sullustanerin und hatte sich bereits als hilfreich erwiesen, weil sie sich an fast jeden Weg erinnern konnte, den sie jemals gegangen war, wohingegen Chad, Wib und Aayla’a der Spezies der Twi’lek angehörten. Vas Kee war eine Weequay und sehr gläubig, was bedeutete, dass sie ihren Göttern, besonders aber der Mondgöttin Quaay, regelmäßig streunende Tiere opferte (und es deshalb in unserer Abteilung bzw. in der näheren Umgebung keine solchen mehr gab).

Außerdem gab es da noch Delenna, eine Wookiee. Die Kommunikation mit ihr war schwierig, da es ihr einerseits physisch unmöglich war, Basic zu sprechen, von uns anderen aber niemand Shyriiwook sprach (Shyriiwook bestand hauptsächlich aus Brumm- und Knurrlauten sowie Schnaufen, Grunzen und Heulen).

Dann war da noch Laardi und ihr Baby – ja genau, die Rodianerin, die ich bei dem Unfall mit der Bahn vor ein paar Monaten kennengelernt hatte. Nicht, dass ich ernsthaft damit gerechnet hatte, aber Laardi wollte tatsächlich ihre Schulden bei mir abarbeiten und hatte zunächst an einen Job im Haushalt gedacht, ich nutzte die günstige Gelegenheit und rekrutierte sie für das Logistikzentrum bzw. für meine Abteilung.

Die Personalabteilung machte zunächst Schwierigkeiten und wollte keine Rodianerin mit Baby als Mitarbeiterin einstellen, ich begann Druck auszuüben – wir brauchen Leute, und wenn sie nichts taugt, entlasse ich sie eben wieder …

Laardis Baby war herzallerliebst und schnell unser aller Liebling, kein Wunder, die riesigen Knopfaugen des Rodianerbabys sprachen unser aller Mutterinstinkte an, Laardi selbst erwies sich als flinke und fleißige Arbeiterin, die darüber hinaus mit äußerster Sorgfalt ihre Aufgaben erfüllte. Dafür kam sie später und ging eher, auch die Pausenzeiten legte sie gern zu ihren Gunsten aus, was ich aber im Allgemeinen zu ignorieren pflegte.

Ich kümmerte mich um die Belange „meiner“ Mädchen, ging gelegentlich mit ihnen in die CoCo-Town zum Feiern oder zu irgendeinen Event, beantragte für sie Zulagen und / oder zusätzliche freie Tage, die sie bekommen konnten, wenn man sich als Abteilungsleiter nur die Mühe machte, die Anträge auszufüllen und zu unterschreiben …

An den Zuständen konnte ich nichts ändern. Aber ich tat, was ich konnte. In gewisser Weise und gemessen an den Umständen war alles in bester Ordnung.

Und so dauerte es eine Weile bis ich bemerkte, dass das nicht der Fall war.

Chad wurde krank und kam erst nach ein paar Tagen wieder.

Wib hatte ein blaues Auge und behauptete, gegen einen Pfosten gelaufen zu sein.

Pili-i erklärte sich unpässlich und tauchte erst eine Woche später wieder auf.

Aayla’a stürzte aus Ungeschicklichkeit eine Treppe hinab und brach sich den Arm.

So ging das in Abständen und in wechselnder Besetzung. Nicht betroffen waren Gad, Kiieni, Tiemi, Vas Kee und Delenna, ebenso wenig meine beiden freien Mitarbeiterinnen, Silk und Laardi.

Schließlich wurde es mir zu bunt und ich übte Druck auf die drei Twi’lek und die Omwati aus, es ging nicht an, dass sie so oft krank feierten, meine Gutmütigkeit ausnutzten und letztendlich die anderen unverhältnismäßig mehr arbeiten mussten. Sie sahen sich unbehaglich an und schwiegen. Irgendetwas stimmte da doch nicht …

„Mädels, ich kann euch nicht helfen, wenn ihr mir nicht sagt, was los ist“, lockte ich sie.

Eigentlich müssten sie inzwischen wissen, dass ich hinter ihnen stand. Ich glaubte schon, dass sie trotzdem nichts mehr sagen würden, aber dann entschloss sich Aayla’a doch noch zum Reden.

„Sie kommen meist am Wochenende und wollen, dass wir für sie … tanzen und singen“, sagte sie.

„Tanzen und singen?“, fragte ich und sah sie verständnislos an.

Das Wohnheim für die Kontrakt- und Kontingentarbeiter des Logistikzentrums lag in unmittelbarer Nähe und wurde bewacht, man kam weder als Bewohner noch als Gast einfach so hinein und wieder heraus, musste seinen Ausweis zeigen und sich als Gast zusätzlich registrieren lassen. Es kostete mich viel Zeit und erforderte von Chad, Wib, Aayla’a und Pili-i noch eine Menge verschämtes Herumgedruckse, bis ich endlich verstand, was da vor sich ging: Offenbar hatten es ein paar junge Sternenflotten-Offiziere geschafft, den Code eines Notausganges im Wohnheims zu knacken und einige der Bewohnerinnen dazu zu nötigen, des Nachts für sie zu tanzen und zu singen (= Dienste sexueller Natur zu leisten). Sollten die jungen Männer der Meinung sein, dass die Frauen dabei nicht engagiert genug waren, schlugen sie sie oder schubsten sie die nächste Treppe runter (manchmal taten sie das aber auch nur so zum Spaß).

Warum sie den Wachdienst nicht informiert hatten?

Die würden ihnen ja doch nicht glauben …

Das erklärte im Übrigen völlig zwanglos, warum nur die drei Twi’lek und die Omwati betroffen waren – also Nichtmenschen, die eine gewisse erotische Anziehung auf Menschen ausüben konnten, selbst wenn es dabei meist nur darum ging, die Neugier zu befriedigen.

„Diesen Kerlen werden wir es heimzahlen.“, versprach ich meinen Mädchen. „Ich habe da auch schon eine Idee …“

Sie kamen zu dritt oder zu viert, ihre Vorgehensweise war fast immer gleich: Einer oder zwei schoben Wache (= sie waren sich also über die Unkorrektheit ihres Tuns im Klaren), die übrigen holten sich eine Frau.

Und da setzte ich an. Pili-i würde unseren Lockvogel geben, wohingegen Aayla’a, Silk und ich diesen Dreckskerlen eine ordentliche Abreibung verpassen würden, wozu ich für jede von uns einen handelsüblichen Rohrstock besorgte. Wir mussten uns auch nicht allzu viele Nächte um die Ohren schlagen, bis sie wieder im Wohnheim auftauchten. Wie geplant lief ihnen Pili-i absichtlich-unabsichtlich über den Weg und flüchtete dann, wurde aber nur von einem der jungen Männer verfolgt, der jedoch seinen Kameraden bei der Jagd nach Pili-i lauthals angefeuert wurde.

Wir nutzen die Dunkelheit der nächtlichen Flure, verbargen uns in Seitengängen und Türnischen, stürzten uns dann auf die beiden Zurückgebliebenen und schlugen gnadenlos auf sie ein.

Eine Aktion, bei der man das Überraschungsmoment nicht unterschätzen sollte.

„Lasst euch hier nicht mehr blicken“, rief ich ihnen nach, als sie das Weite suchten, dann kam der dritte Mann zurück, dem es endlich gelungen war, die Omwati zu fangen (was nicht so einfach war, Omwati waren flink). Er zerrte die junge Frau am Oberarm mit sich, dann sah er uns und erkannte, dass er ein Problem hatte.

Er entschied sich für die schnelle Flucht, die Omwati schnöde zurücklassend.

Dann sahen wir uns an und lachten. Die würden so schnell nicht wieder kommen. Was wollten Sie auch sagen? Wir sind ins Wohnheim für Kontrakt- und Kontingentarbeiter eingebrochen und wurden von ihnen verdroschen?

Leider funktionierte das nicht ganz so, wie ich es mir vorgestellt hatte.

Das lag zum einen daran, dass die jungen Männer bedeutenden Familien angehörten und zum anderen, dass wir erkannt worden waren.

Am nächsten Vormittag erschienen ein paar Sturmtruppler und nahmen uns, also mich, Silk, Aayla’a und Pili-i mit.

Sie brachten uns ins Hauptquartier der Imperialen Sternenflotte, wo uns ein höherrangiger Offizier für unsere Unbotmäßigkeit bestrafen wollte. Die beiden jungen Männer, die wir gestern Abend verdroschen hatten, standen daneben und grinsten uns hämisch an. Da kamen sie bei mir aber an die Falsche – wer Darth Vader in die Augenlinsen gestarrt und von ihm eine Tracht Prügel kassiert hatte, fürchtete sich nicht mehr vor einem Sesselpupser gleich welchen Ranges und schon gar nicht vor Nachwuchsoffizieren, die noch nie in einem echten Gefecht waren und deren moralischer Horizont sich offenbar auf einen Kreis mit dem Radius Null beschränkte.

Ich stellte seine Berechtigung, uns zu bestrafen, offensiv und ganz grundsätzlich in Frage, was dazu führte, dass wir ein paar Mal das Büro und den Vorgesetzten wechselten, die sich auf Drängen der beiden Jungoffiziere mit unserem „Fall“ befassen sollten. Manche schienen interessiert, andere genervt und wieder andere leicht angewidert, aber keiner schien sich so recht mit der Sache befassen zu wollen: Was ging sie das an, wenn zwei Idioten sich eine Abreibung geholt hatten, die sie sich nach Sachlage redlich verdient hatten? Sollten sie doch jemanden anderen die Zeit stehlen …

Aber wie gesagt, die beiden Jungoffiziere gehörten bedeutenden Familien an und waren gewohnt zu bekommen, was sie wollten, und sie gingen tatsächlich bis zum Oberkommando, bis nach GANZ oben …

Wir betraten also einen der größeren Konferenzräume in der obersten Etage des Sternenflottenhauptquartiers und unterbrachen eine Sitzung der wichtigsten Führungsoffiziere des Imperiums. Wir blieben am offenen Ende der hufeisenförmig gestellten Tische stehen und harrten der Dinge, die da kommen sollten.

Ich erkannte Großmoff Tarkin, Admiral Motti, General Tagge und den ISB-Colonel Yularen (wer regelmäßig den Teil der HoloNetNews verfolgte, für den man bezahlen musste, dem waren diese Männer ein Begriff), neben diesen waren noch mehr als ein Dutzend weiterer mir völlig unbekannter Generäle, Admiräle und Geheimdienstoffiziere anwesend, unter anderem ein blauhäutiger Humanoide mit leuchtend roten Augen.

Und Darth Vader.

Den ich allerdings erst bemerkte, als er von seinem Platz am Kopfende erhob und sich uns näherte.

Silk, Pili-i und Aayla’a hatten ihn eher entdeckt und knieten bzw. lagen schon wieder auf allen vieren und mit gesenktem Kopf am Boden.

Diese Welt wies Ähnlichkeiten und Parallelen mit der meinen auf, war aber trotzdem in vielen Belangen völlig anders. Das Imperium war eine Mischung aus absolutistischer Monarchie und Militärdiktatur, es gab keine Rechtstaatlichkeit, keinen Humanismus, keine Menschenrechte und keine christliche Nächstenliebe. Und man tat gut daran, sich an die hiesigen Regeln und Etikette zu halten.

Mit anderen Worten – ich fiel neben Silk auf die Knie und hielt den Mund, alles andere wäre selbst bei meinem Stand und Status als Bürgerin Coruscants vor diesem Kreis mehr als nur unklug gewesen.

Vader verlangte den Grund für die Störung zu erfahren, der ältere Admiral, bei dem wir zuletzt waren und der für die beiden Jungoffiziere sprach (wichtige Familie hin, wichtige Familie her, auch die beiden waren viel zu unbedeutend, um vor diesem Kreis ungefragt zu sprechen), schilderte eher unwillig die Situation, Vader hieß uns aufstehen, ging unsere Reihe ab und fing bei mir an:

„Ihr habt also diese beiden Offiziere geschlagen?“, stellte er fest und forderte eine Antwort.

Vader und ich waren Geliebte. Ich ging bei ihm ein und aus. Aber er hatte diese Beziehung nie öffentlich gemacht. Und Vader hasste es, wenn man zu ihm mit Problemen kam, die man ohne ihn lösen konnte oder die man sich selbst eingebrockt hatte. Darüber hinaus verabscheute er langatmiges Geplapper oder langwierige Erklärungen, wo ein klares „ja“ oder „nein“ ausreichte.

„Ja, Herr“, sagte ich deshalb mit einer Zuversicht, die ich in diesem Augenblick nicht wirklich empfand. Auch Vader unterlag Zwängen, denen er sich nicht so ohne weiteres entziehen konnte.

Der dunkle Lord ging weiter zu Silk.

„Stimmt das?“, fragte er.

Silk wich vor seiner enormen Präsenz zurück, nahm sich aber trotzdem an mir ein Beispiel.

„Ja, Herr“, bestätigte sie meine Aussage.

„Was haben Sie dazu zu sagen?“, fragte er schließlich die Twi’lek und die Omwati.

Beide sahen ängstlich zu ihm auf und nickten nur.

Vader ging weiter zu dem Admiral und den beiden Jungoffizieren. Den Admiral ignorierte er und er blieb vor den beiden jungen Männern stehen.

„Was hatten Sie eigentlich in einem Wohnheim für Kontrakt- und Kontingentarbeiter verloren?“, fragte Vader. „Langweilt Sie die Truppenunterhaltung oder finden Sie Ihre Aufgaben hier im Flottenhauptquartier nicht zufrieden stellend?“

Die beiden wirkten mit einem Mal ernüchtert und verunsichert und es sackte offenbar die Erkenntnis, dass das hier nicht lief wie gedacht, ihnen hier ihre familiären Beziehungen nichts nützen würden.

Vader winkte nach einem seiner Adjutanten.

„Stellen Sie einen Marschbefehl für die beiden Herren aus“, befahl er, „Irgend einen unbedeutenden Planeten im Äußeren Rand.“

Der Adjutant nickte bereitwillig (und schadenfroh, wie mir schien) und tippte eifrig auf seinem PAD.

„Wegtreten“, befahl Vader und die beiden verbeugten sich hastig und verließen den Konferenzraum mit den Rest an Würde, den sie gerade eben noch zusammenkratzen konnten.

Vader entließ mit einer Handbewegung den Admiral und uns, der Admiral ging nach einer knappen Verbeugung und wir machten, das wir hier rauskamen, wir hatten schließlich noch zu tun …

Ich war schon an ihm vorbei, als mich seine Stimme aufhielt:

„Kilian“, sagte er, „Ihr nicht.“

Weil kein anderer Sessel mehr frei war, folgte ich ihm und setzte mich auf den freien Platz an seiner Seite.

Ich folgte der Besprechung aufmerksam, weil ich zu den Inhalten aber nichts beitragen konnte und auch nicht gefragt wurde, verhielt ich mich still.

Das wiederum gab mir die Gelegenheit, bis zur Mittagspause den Namen fast jedes Generals bzw. Admirals auswendig gelernt zu haben und einem Gesicht zuordnen zu können.

In der Mittagspause konnte ich nicht über einen Mangel an Gesellschaft und freundlich-unverbindlicher Plauderei klagen, die Männer versuchten hartnäckig herauszufinden, wer ich war und warum Vader mich an ihrer Sitzung teilnehmen ließ.

Was Vader von mir wollte, zeigte sich nach der Mittagspause, der nächste Tagesordnungspunkt beschäftigte sich mit den neuen, megageheimen Schlacht- und Kommandoschiffen, die zurzeit von Kuat Drive Yards gebaut wurden (und deren dazugehörige Pläne, Studien und Animationen ich bei Vader bereits gesehen hatte). Sie dachten über die Zuweisung dieser Schiffe bzw. deren Stationierung nach, außerdem wurden Namen für die neuen Dreadnoughts gesucht. Für Vaders Schiff wurde übereinstimmend der Name „Bahamut“ vorgeschlagen, ich fand den Namen passend – ein sagenhaftes urzeitliches Monster als Namensgeber für das Schiff eines Mannes, den viele hinter vorgehaltener Hand als Dämon aus den tiefsten Höllenschlünden fürchteten …

Ich wurde allerdings rüde aus meinen meditativen Betrachtungen gerissen, als Vader mich ansprach – ob ich mir inzwischen einen Namen für sein neues Schiff überlegt hatte?

Ich äußerte zunächst, dass ich „Bahamut“ für eine vorzügliche Wahl hielt, er sah mich finster an, was wiederum meine Gedankengänge beschleunigte – sie hatten den Namen eines Monsters gewählt für das Schiff eines … ich brach ab. Ähm. Ja. Die spielten hier also Spielchen. Glücklicherweise hatte ich mir tatsächlich Gedanken gemacht und konnte liefern.

„Executor“, schlug ich vor.

Vollstrecker – dieser Name passte gut zu den Namen vieler anderer bereits existierender Sternenzerstörer, wirkte auf den flüchtigen Betrachter zunächst aber weder spektakulär noch besonders bedrohlich.

„Nicht aggressiv genug“, urteilte der blauhäutige Admiral mit den roten Augen und dem unaussprechlichen Namen dann auch.

Ich hielt dagegen.

„In früheren Zeiten, in der alten Sprache Coruscants, war die Bedeutung dieses Wortes eine andere.“

Ich hatte das ganz ernsthaft an der Universität recherchiert, meine Behauptungen entsprachen in jeder Hinsicht der Wahrheit.

„Und die wäre?“, fragte Admiral Thrawn.

„Henker“, antwortete ich. „Passt auch gut zur Tarkin-Doktrin“, bemerkte ich dann noch und sah zu dem Großmoff hinüber.

Ich begann mich zunehmend für meinen Vorschlag zu erwärmen.

„Die Mannschaft wird das Schiff bestimmt bald „Lady Ex“ nennen und ein verzweifelter Ingenieur im Maschinenraum könnte bei passender Gelegenheit ausrufen: Cutie (= Süße), tu mir das nicht an …“

Vader schien amüsiert. Trotzdem: Sollte es jemals irgendjemand wagen, dieses Schiff in seiner Gegenwart „Cutie“ zu nennen, dann würde er diesen jemand umgehend und persönlich über Bord werfen …

Später, Zentrale des ISB

„Ich will, dass Nachforschungen über diese Frau angestellt werden“, verlange Colonel Yularen, „Ich will einen vollständigen Bericht. Wer sie ist, ihre Beziehung zu Lord Vader und ihre persönlichen Verhältnisse. Ich will alles. Drehen Sie von mir aus jeden Stein um …“

Ilum

Auch für Darth Vader gab es Phasen, in denen er verhältnismäßig wenig zu tun hatte, so dass er sich dazu entschloss, eine Inspektionsreise in die Unbekannten Regionen zu unternehmen und mir die Kristallhöhlen auf Ilum zu zeigen.

Ilum war, bis auf einen schmalen Streifen mit borealem Klima am Äquator, eine Welt, die fast nur aus Gebirgen, Gletschern und Eis bestand.

Der Planet hatte eine Tageslänge von 66 Standardstunden, wohingegen ein Jahr 1.078 Tage zählte.

Das waren Bedingungen, die intelligente Lebewesen normalerweise mieden, weshalb es hier auch kaum intelligentes Leben gab.

Ilum war von einem Ring aus Eis umgeben und befand sich, wie bereits weiter oben beschreiben, in den Unbekannten Regionen.

Vielen Bürgern des Imperiums galten die Unbekannten Regionen als gefährlich, den Legenden nach fand man hier unter anderem Spezies, welche in den Weiten des Alls lebten (?), magnetische Superstürme und Anomalien aller Art, da konnte das eine oder andere Schiff schon spurlos verschwinden.

Aber ebenso gut konnte dieses Verschwinden auch auf Piraten, mangelhafte Wartung oder Flucht vor den Behörden zurückzuführen sein …

Wie man in die Unbekannten Regionen kam, wenn sie doch unbekannt waren? Nun, es gab natürlich immer wieder Einzelpersonen, Unternehmen oder Organisationen aller Art, die eine neue Hyperraumroute entdeckt hatten und diese anschließend geheim hielten, um unliebsame Konkurrenz fernzuhalten. Die Hyperraumroute nach Ilum war dem Imperium deshalb bekannt, weil der Planet einst ein Zufluchtsort der Jedi war und alle diesbezüglichen Daten mit dem Fall des Jedi-Ordens in die Hände des Imperiums gelangt waren.

Vader nahm wie gewohnt die Devastator unter Captain Wermis und als Begleitschiff die Accuser unter Captain Piett (einem Überflieger und erfolgreichen Piratenjäger vom Äußeren Rand, der in den letzten Jahren bei der Imperialen Sternenflotte steil Karriere gemacht hatte).

Dass Vader Piett mitnahm, deutete darauf hin, dass er sich Großes von dem jungen Mann erwartete.

Und dass er das Gebiet für weit gefährlicher hielt, als er mir gegenüber zugab, denn eigentlich gab es in der Galaxis kaum etwas, vor dem sich ein Imperialer Sternenzerstörer fürchten musste.

Normalerweise hatten Zivilisten ja nichts auf einem Sternenzerstörer oder in einer sonstigen militärischen Einrichtung des Imperiums verloren, doch ich kam und ging mit Vader und / oder spazierte mit ihm zusammen auf den Schiffen und den diversen militärischen Einrichtungen herum, allein schon deshalb wagte es niemand, meine Anwesenheit in Frage zu stellen oder auch nur zur Sprache zu bringen, die Mannschaften und die Offiziere ignorierten mich einfach.

Vader hatte den Quartiermeister der Devastator genötigt, mir einen kompletten Satz Kleidung auszuhändigen, wie sie normalerweise die Kommandanten der Sturmtruppen bzw. Adjutanten trugen, als da wären: zwei gewöhnliche Dienstuniformen in schwarz, die dazugehörige Unterkleidung, Handschuhe, Kappe und Stiefel, außerdem Sportkleidung, eine Ausgeh- und eine Galauniform und zwei Mäntel für verschiedene Witterungslagen, das ganze allerdings ohne jede Rangabzeichen, Codezylinder oder Waffen. Damit sah ich zumindest fast so aus wie jemand, der hierher gehörte.

Nachdem man mich auf der ersten Inspektion ausgiebig angestarrt und sich vor Vader gefürchtet hatte, fing ich bei der nächsten Einrichtung an, so zu tun, als würde ich auf meinen PAD arbeiten, bei der übernächsten begann Vader, mir Notizen zu diktieren – erinnert mich an dies, an das und an jenes …

Die Mannschaften an Bord eines imperialen Sternenzerstörers wurden in aller Regel gut beschäftigt, so dass keine Langeweile aufkam, wer gerade keinen Dienst hatte, ruhte sich aus, verbrachte Zeit mit seinen Kameraden in der Messe oder übte sich im Wehrsport.

Ich hätte Vader vielleicht doch nicht erzählen sollen, dass ich zwei Jahre lang Wing Tsun trainiert hatte, jedenfalls wollte er sehen, wie es um meine Wehrhaftigkeit bestellt war und setzte eine Stunde mit Kommandant Jir und Kommandant Praji an.

Ich kannte beide schon von verschiedenen Gelegenheiten und falls ich jetzt glaubte, dass sie mich deshalb schonen würden, ich leichtes Spiel haben oder sie mich auch nur mit Nachsicht behandeln würden, dann lag ich falsch … Nun ja. Wer nicht konsequent den Weg des Kriegers geht, sollte nicht erwarten, ein Krieger zu werden. Ich stand kaum auf der Matte, da griff Praji mich an und meine Reflexe waren immerhin noch gut genug, den weisen Rat aller kampferprobten Meister umzusetzen: nämlich nicht zu kämpfen.

Will sagen: ich rettete mich, indem ich mich Praji entzog und nach hinten auswich, ihn dabei immer im Auge behaltend. Weder Wing Tsun noch die hiesigen Kampftechniken waren auf Wettkämpfe, technischen K.o. oder Haltungsnoten ausgelegt, bei beiden ging es ausschließlich darum, sich aus einer potentiell tödlichen Gefahr zu befreien und / oder seinen Gegner zu töten kampfunfähig zu machen.

Andererseits war meine letzte Unterrichtsstunde inzwischen buchstäblich Jahrzehnte her, wohingegen Praji und Jir regelmäßig trainierten. Mit anderen Worten – Praji erwischte mich schließlich doch, ich wehrte mich mit allem, was ich hatte, doch schließlich gewann er die Oberhand und hielt mich auf der Matte, indem er auf meinem Rücken kniete und versuchte, mir den Arm aus dem Gelenk zu drehen.

War Praji der Mann fürs Grobe und für seine brutale Vorgehensweise bei den Rekruten gefürchtet, war Jirs Taktik eine andere: er simulierte äußerst glaubwürdig eine Verletzung, ich fiel darauf herein und dann hatte er mich – Sie sind zu gutherzig und zu vertrauensselig, aber das werden wir Ihnen schon noch austreiben …

Auf Ilum gab es eine kleine Garnison der Imperialen Sturmtruppen, außerdem mehrere Kristall- und Erzmienen sowie ein Strafgefangenenlager.

Die Kommandanten dieser Einrichtungen lebten und arbeiteten nach dem Motto „der Papst ist alt und Rom ist weit“, wohingegen es sich Vader zur Aufgabe gemacht hatte, Truppenteile, die seiner Meinung nach eine zu ruhige Kugel schoben, hin und wieder so richtig aufzuscheuchen. Was auch ganz hervorragend gelang und ich half ihm dabei bereitwillig …

Als wir auf Ilum eintrafen, war dort früher Morgen und Dienstbeginn der ersten Schicht, aber der Kommandant der Garnison war nicht aufzufinden.

Der junge Offizier, der uns empfing, verteidigte seinen Kommandanten gegenüber Vader tapfer, aber erfolglos – sagen Sie uns, wo sich der Kommandant Ihrer Meinung nach aufhält …

Vader eilte zum Quartier des Kommandanten (wenn Vader es eilig hatte und schnell ging, mussten seine Begleiter rennen, was bedeutete, dass ich inzwischen an Fitness gewonnen hatte), öffnete die Tür mit Hilfe der Macht und stürmte in den Raum.

„Weckt ihn!“, befahl Vader barsch, während ich versuchte, den Alkoholdunst im Quartier zu ignorieren.

Ich riss dem Kommandanten die Decke weg, das hatte aber lediglich zur Folge, dass der Mann sich auf die andere Seite drehte und weiterschnarchte. Na warte, dachte ich, packte einen seiner Arme und zog ihn unter vollem Körpereinsatz aus dem Bett, so dass er unsanft auf dem Boden aufschlug.

„Was fällt dir eigentlich ein, du Drecksfotze“, fluchte er unflätig und drückte Daumen und Zeigefinger gegen die Nasenwurzel (als ob das gegen alkoholinduzierte Kopfschmerzen helfen würde).

„Wer sind Sie überhaupt?“, fragte er mit zusammengekniffenen Augen, bevor er zu mir hochsah und versuchte, seinen Blick zu klären.

„Mein Name ist Kilian“, stellte ich mich vor, „Rosalinda Kilian. Persönlicher Adjutant von Lord Vader.“

Diese Aussage war wieder einmal eine meiner spontanen Schnapsideen und veränderte möglicherweise den Lauf der Geschichte dieser Galaxis nachhaltig …

Zunehmend irritiert sah der Kommandant zu mir hoch, versuchte, seine zerknitterte, von den Alkoholexzessen des Vorabends gezeichnete Uniform in Ordnung zu bringen und dann trat Vader in sein Sichtfeld.

„Und ich bin Lord Vader“, stellte dieser sich grollend vor, „Oberkommandierender der Imperialen Sternenflotte. Und jetzt bringen sie sich, ihre Uniform und ihr Quartier in Ordnung, damit wir mit der Inspektion beginnen können …“

Vader sprach noch nicht einmal besonders laut, aber offen gesagt habe ich noch nie jemanden so schnell wach und wieder nüchtern werden gesehen wie den Kommandanten der Garnison auf Ilum …

Vader war ein Mann, der eine Sache auch mal auf sich beruhen ließ. Aber wenn er den Eindruck hatte, dass irgendwo nur noch Schlendrian und Schlamperei herrschten, dann wurde er mäkelig und ich bin davon überzeugt, dass der dunkle Lord dem Kommandanten den schlimmsten Tag seines Lebens bereitete. Er schien fast dankbar, als ich am Abend meine lange, lange Mängelliste auf sein PAD sendete und Vader ihn entließ.

Am nächsten „Morgen“ (nach imperialer Standardzeit, in Wirklichkeit war immer noch Tag) zeigte Vader mir die malerische Ruine eines Jedi-Tempels, danach folgten wir einem Bachlauf, der zu den Kristallhöhlen führte.

Vader war in guter, ja fast vergnügter Stimmung und ließ mich das Tempo bestimmen, immer wieder kamen wir an zunehmend dem Verfall preisgegebenen Schreinen vorbei und die Temperaturen waren so mild, dass sie ein paar Grad über Null lagen und Eis und Schnee zu tauen begannen.

Aber so friedlich und romantisch der erste Eindruck auch war, irgendetwas begann mich zu stören, ich fühlte mich … beobachtet. Vader meinte, dass das vielleicht ein Asharl-Panther sei, nichts, dass uns gefährlich werden könnte …

Es dauerte nicht mehr lange, bis sich unser geheimnisvoller Verfolger zeigte (es war tatsächlich ein Asharl-Panther), er schlich sich aus der Deckung des Unterholzes und bewegte sich knurrend auf uns zu. Der Asharl-Panther ähnelte einem irdischen Panther, war aber insgesamt kräftiger und hatte ein weißes Fell mit dunkleren Flecken. Auf seinem Rücken fand sich eine Art Antenne, mit der er Angreifer, die von hinten kamen, wahrnehmen konnte.

„Was auch geschieht, bleibt immer bei mir“, warnte Vader.

Ich nickte. Vaders Definition von „nicht gefährlich“ unterschied sich erheblich von der meinen. Wenn dieses verdammte Vieh doch endlich einfach weggehen würde, am besten gefielen mir Raubtiere dieses Kalibers immer noch im Zoo. Vader erfüllte mir meinen Wunsch, machte irgendetwas mit der Macht und eine nachdrückliche Handbewegung, dann zog es der Panther vor, das Weite zu suchen …

Wir folgten weiter dem Pfad, bis wir schließlich vor einer schmalen, gewundenen, in den Stein gehauenen Treppe standen, die zu den Kristallhöhlen hinaufführte.

Ächz.

Da sollten wir hoch?

„Ihr seid hier nicht auf einer Vergnügungsfahrt, sondern zusammen mit mir auf einer Inspektion“, dröhnte Vader gut gelaunt.

Wie gesagt, Vader hatte einen seltsamen Sinn für Humor. Vielleicht hätte ich nicht behaupten sollen, sein persönlicher Adjutant zu sein?

Endlich oben, genoss ich erst einmal die Aussicht, während Vader sich mit den Sturmtruppen auseinandersetzte, die den Eingang bewachten.

Vader gemäß kam man hier nur als Machtnutzer hinein, mir war deshalb nicht so ganz klar, warum das Imperium den Eingang bewachen ließ.

Vielleicht fürchteten sie, dass ein versprengter, übrig gebliebener Jedi hier ein paar Lichtschwertkristalle stahl?

Vader schickte die Sturmtruppen weg, dann öffnete er die Höhlen, was soll ich sagen? Die Kristallhöhlen hinterließen bei mir einen phantastischen, ja geradezu überwältigenden Eindruck, überall an den Wänden leuchteten blaue und grüne Kristalle, gelegentlich fanden sich aber auch gelbe oder sogar violette Abwandlungen.

Die Kristallhöhlen waren weit verzweigt, selbst Vader konnte nicht sagen, wie weit sie reichten. Es war auch nicht dunkel (obwohl es kein künstliches Licht gab) und auch nicht besonders kalt (vor allem, wenn man die Temperaturen draußen bedachte).

Ich stellte Vader wieder einmal eine Menge neugieriger Fragen, die er gern und umfassend beantwortete. Ilum war für die Jedi früher sogar so wichtig gewesen, dass sie hier eine Zitadelle errichtet hatten (deren Ruinen wir gerade besichtigt hatten). Ich wusste zwar, dass Lichtschwertkristalle die Energiequelle für ein Lichtschwert waren. Dass ein angehender Jedi seinen Kristall mit Hilfe der Macht fand, war mir neu, ebenso, dass der Kristall die Macht während eines Kampfes zu bündeln vermochte.

Es mag verwundern, aber Vader sprach normalerweise völlig ruhig und sachlich über seine Zeit als Jedi oder über die Alte Republik. Sogar über seine Zeit als Sklave auf Tatooine.

Wenn er eine Frage nicht beantworten wollte, dann schwieg er beharrlich. Und ich fragte dann nicht weiter nach. Vor allem, da er manchmal nach einer Zeit des Schweigens doch noch redete. Wer jetzt vermutet, dass man mit Vader nur umgehen können muss, liegt nicht verkehrt, ich für meinen Teil habe ja schon als Dreijährige gewusst, wann es besser ist, Papas Geduld jetzt nicht mehr weiter zu strapazieren …

Damals schon hegte ich manchmal den leisen Verdacht, dass Vader die Machtideologien inzwischen vollkommen gleich waren.

Er wollte Ordnung und Sicherheit für das Imperium, SEIN Imperium, alles andere (außer mir vielleicht) war ihm gleichgültig. Möglicherweise war auch nur deshalb eine Beziehung möglich, wie Vader und ich sie führten. Wenn ich da an den Imperator denke, der für die Dunkle Seite geradezu brannte … Dann fiel mir ein weißer Lichtschwertkristall ins Auge.

Wie hypnotisiert näherte ich mich ihm und blieb vor ihm stehen.

Vader hatte mir einmal erklärt, dass Jedi, die als Verhandlungsführer oder Diplomaten tätig waren, grüne, und Jedi, die als Krieger und Verteidiger gegen die dunkle Seite der Macht agierten, blaue Lichtschwertklingen führten, weitere Lichtschwerkristall-Farben waren hingegen nur sehr selten gewählt worden.

„Vader“, fragte ich. „Welche Art von Jedi hat eigentlich die weißen Kristalle bekommen?“

„Es gibt keine weißen Kristalle“, beschied er mir.

„Doch“, widersprach ich, strecke die Hand aus, griff nach dem Kristall und zog ihn aus dem Gestein.

Vaders Gemütszustand schwankte zwischen verblüfft und konsterniert, dann nahm er mir den Kristall aus der Hand und betrachtete ihn von allen Seiten.

„Bemerkenswert“, sagte er dann, „Höchst bemerkenswert.“

Vader machte eine Pause und wog den Kristall in der Hand. „Die Macht möchte, dass ihr ein Lichtschwert bekommt. Ich werde Euch eines konstruieren“, verkündete er dann.

„Aber ich kann die Macht nicht wirken, diese Waffe wäre für mich völlig nutzlos“, wandte ich ein.

Man brauchte die Machtfähigkeiten, das Training und die Reflexe eines Jedi bzw. eines Sith, um ein Lichtschwert effektiv einsetzen zu können, ansonsten war ein Blaster die weitaus bessere Wahl …

Die Weltraumschlange

Vader konstruierte tatsächlich ein Lichtschwert für mich, und zwar auf die traditionelle Weise, wie es die Jedi taten.

Manche Leute sind ja davon überzeugt, dass ein Jedi keine Sith-Techniken anwenden kann und ein Sith keine Jedi-Techniken, aber das ist vollkommener Blödsinn. Vader zufolge ist die Macht der dunklen Seite der ursprünglichere und somit der schnellere und leichtere Zugang zu ihr, aber das war es auch schon.

Selbstverständlich konnte er nach wie vor jederzeit Jedi-Techniken anwenden, aber warum sollte er?

Dass Vader und der Imperator mithilfe der ominösen, magischen Macht eigenartige Dinge anstellen konnten, war mir bekannt. Wie das funktionierte und warum sich Jedi und Sith überhaupt bekriegten, war mir jedoch nach wie vor ein Rätsel, weder Vaders Erläuterungen noch die altertümlichen Bücher, die er mir zum Lesen gab, änderten daran etwas.

Ich versuchte mich in Vergleichen und Analogieschlüssen mit den Religionen und Philosophien meiner Welt, kam aber auch damit nicht weit: weder das Konzept des klassischen Gut-/Böse-Schemas noch das der gegenseitigen Entsprechung schien voll und ganz zu tragen.

Irgendwann begann ich den Verdacht zu hegen, dass Vader mich auf ein Problem ansetzte, welches er selber nicht lösen konnte, für dessen Lösung man aber selbst kein Machtnutzer sein musste. Falls es überhaupt eine Lösung gab, hieß das …

Ich beobachtete, wie Vader das Lichtschwert zusammenfügte, es in der Hand wog, zündete und die weiße Klinge hin und her bewegte, auf Geräusche lauschte, die darauf hindeuteten, dass mit der Konstruktion irgendetwas nicht stimmte.

„Jetzt Ihr“, sagte er und ich erhob mich, um das Lichtschwert entgegenzunehmen, zündete es, bewegte es hin und her, wie ich es bei Vader gesehen hatte.

„Morgen beginnen wir mit dem Unterricht“, meinte er.

„Aber ich kann diese Waffe doch gar nicht richtig nutzen“, protestierte ich.

„Nein, könnt Ihr nicht. Aber ihr müsst trotzdem lernen, sie zu handhaben.“

Wir erreichten THX 1138, einen Außenposten irgendwo im Nirgendwo, weiter draußen begann der Wilde Raum, eine Region der Galaxis, über die man im Imperium absolut nichts wusste und durch die auch keine bekannten Hyperraumrouten führten.

Weshalb er vermutlich noch lange wild und unbehelligt vom Imperium bleiben würde.

Auf THX 1138 freute man sich, die Devastator und die Accuser begrüßen zu dürfen.

Das war eine dann doch sehr ungewohnte Reaktion, Inspektionen (die im Imperium grundsätzlich unangekündigt stattfanden), besonders durch seine Lordschaft selbst, waren gefürchtet und man sah ihn lieber gehen als kommen.

Für diese untypische Reaktion gab es einen guten Grund: auf THX 1138 waren mehrere Lieferungen mit Lebensmitteln, Ersatzteilen und Ähnlichem überfällig, ihnen ging inzwischen buchstäblich die Luft aus (THX 1138 war eine kleine Raumstation, und die Aufbereitung von Wasser und Atemluft hatte ihre Grenzen).

Ein voll beladener Sternenzerstörer konnte jahrelang im Raum operieren, ohne Versorgungsgüter bunkern zu müssen, weshalb wir THX 1138 mit allem Benötigtem aushelfen konnten.

Dann interessierte sich Vader dafür, von woher die Lieferungen standardmäßig kamen und der Kommandant nannte einen Planeten, von dem ich noch nie etwas gehört hatte.

Eine konkrete Vermutung, warum man THX 1138 vergessen hatte, hegte er nicht, von Schlendrian über Diebstahl und Piraterie bis hin zu Weltraumschlangen war alles drin … Er sagte das tatsächlich vor Vader:

„Weltraumschlangen“.

Vader kannte das Garn, das die Weltraumfahrer manchmal spannen und ließ diese Aussage deshalb unkommentiert, Captain Wermis und Captain Piett, die von den Kernwelten bzw. vom Äußeren Rand stammten, hielten den Kommandanten hingegen für ein bisschen plemplem – Weltraumschlangen, also bitte …

Vader ließ die Devastator und die Accuser auf direktem Weg nach LX 3545 springen, dort überschlug man sich ob des plötzlichen Interesses des Oberkommandos an dem an sich völlig unbedeutenden Stützpunkt, und obwohl dort im Großen und Ganzen und auf dem ersten Blick alles in Ordnung zu sein schien, hatte Vader den dortigen Kommandanten sofort am Hals – wenn mehrere Transporter mit Versorgungsgütern verloren gehen, dann geht man der Sache nach oder schickt einen Sternenzerstörer und lässt die Sache nicht auf sich beruhen …

Man muss bedenken, dass wir zu diesem Zeitpunkt immer noch davon ausgingen, dass es sich dabei um Diebstähle oder Akte der Piraterie handelte, aber als der Kommandant ebenfalls das Wort „Weltraumschlangen“ röchelte, ließ Vader los.

Schlichtere Gemüter glaubten ja gerne jedes Märchen, das die Weltraumfahrer ihnen auftischten, Vader hingegen wusste, ob man ihn anlog oder ob sein Gegenüber zumindest glaubte, die Wahrheit zu sprechen. Und der Kommandant war von der Wahrhaftigkeit seiner Aussage absolut überzeugt.

Sollte er nach den Transportern noch weitere Schiffe opfern?

Weltraumschlangen waren so groß, dass sie sich sogar um einen Sternenzerstörer wickeln und ihn zerdrücken konnten …

Sollte das tatsächlich wahr sein? Spezies, die in den Weiten des Alls lebten? Mir schien das zu fantastisch, auch Wermis und Piett blieben skeptisch, änderten ihre Meinung aber dahingehend, dass sie so eine Weltraumschlange gerne mal sehen würden.

Bedenke, worum du bittest …

Vader beschloss, der Sache auf den Grund zu gehen, weshalb wir am nächsten Tag den Planeten wieder verließen, begleitet von den guten und aufrichtigen Wünschen des Kommandanten – gehen Sie mit Gott, aber gehen Sie (um das zu bemerken, brauchte man kein Machtnutzer zu sein) …

Wir fingen mit der Suche an den letzten bekannten Koordinaten eines der verloren gegangenen Transporter an, Wermis und Piett begannen Suchmuster zu fahren und Vader ging währenddessen mit mir in einen der Trainingsräume, um mich im Gebrauch des Lichtschwerts zu unterweisen.

Vader meinte, dass Lichtschwerter natürlich veraltet seien, ein Anachronismus, das sei schon zu Zeiten der Alten Republik so gewesen.

Andererseits waren sie präzise und nicht so ungenau wie gewöhnliche Blaster, deren Bolzen an den Wänden abprallen und etwas anderes als das eigentlich anvisierte Ziel treffen konnten.

In erster Linie ging es um die Handhabung, wie man es am besten trug, es schnell vom Gürtel löste und es in Kombination mit eleganten Bewegungsmustern zündete.

Mit anderen Worten, Vader brachte mir das Posen bei …

„Lichtschwertdiplomatie“, verbesserte er und wies eindringlich darauf hin, wie sehr Menschen (und Nichtmenschen) sich vor einem gekonnt geschwungenen Lichtschwert beeindrucken ließen, er selbst und Obi-wan Kenobi hatten sich mehr als einmal durchgeblufft, das sollte ich nicht unterschätzen.

Davon abgesehen stimmte es natürlich, ein Normalmensch ohne Machtfähigkeiten konnte ein Lichtschwert gar nicht vollumfänglich nutzen, es fehlten dafür Reflexe, Geschwindigkeit und Voraussicht.

Wer sich jetzt fragt, wie man mit einem Lichtschwert posiert, ohne sich selbst schwere Verbrennungen zuzufügen oder sich ein Bein abzuschneiden: der Laserstrahl eines Lichtschwertes wird durch starke Magnete begrenzt, die die komplette „Klinge“ umschließen. Diese Magnetisierung sorgt dafür, dass man merkt, wenn man dem Laser zu nahe kommt, Vader ließ mich sogar die Hände ausstrecken und dann erst sein und dann mein Lichtschwert über meinen Handflächen schweben. Wurde die Klinge jedoch mit Kraft und Geschwindigkeit geführt, ging sie mit Leichtigkeit selbst durch Durastahl …

Es dauerte ein paar Tage, bis wir die Trümmer des ersten vermissten Transporters fanden (und die sahen aus, als hätte jemand auf ihnen herumgekaut und sie dann wieder ausgespuckt).

Vader ließ die Teile scannen und die KI der Devastator daraus den mutmaßlichen Hergang rekonstruieren.

Der Computer errechnete starken Druck von außen um den Mittelteil des Schiffes und Bissspuren. Die KI schien ob dessen fast ein wenig außer sich (auch Schiffs-KI‘s entwickelten regelrechte Persönlichkeiten, wenn man ihnen nicht in regelmäßigen Abständen die Speicherbänke löscht) … Andererseits sorgten ungelöschte Speicherbänke für ein mehr an Erfahrung bei den Maschinen, was diese insgesamt schneller und leistungsfähiger machte. Der Reinigungsdroide in meiner Wohnung wollte nach getaner Arbeit hauptsächlich schnell wieder ans Stromnetz und der in meiner alten Wohnung hatte ständig abschalten wollen, so kannte ich die allgegenwärtigen Droiden und KI-Systeme bisher nicht. Aber ich schweife ab.

Wir markierten die Stelle für das Bergungsteam und machten uns bereit für den Sprung zur letzten bekannten Position des zweiten vermissten Transporters, als die Accuser ein weiteres Trümmerfeld meldete, vermutlich ein corellanischer YT-Frachter (den bisher noch niemand vermisst gemeldet hatte, vermutlich ein Schmuggler), soweit man das sagen konnte und die Überreste sahen aus, als hätte jemand auf ihnen herumgekaut …

Da alle Analysen das gleiche Bild ergaben, sowohl der Transporter als auch der YT-Frachter erst zerdrückt worden waren und dann jemand versuchte hatte, sie zu essen, wurden wir vorsichtiger.

Irgendetwas war hier draußen, und das war gefährlich, und zwar auch für ein Schiff von der Größe der Accuser oder der Devastator.

Vader wollte wissen, wie die Mannschaft die Sache nahm und schickte mich zum Spionieren, ich war schon damals Vaders bester Komplize …

Am einfachsten war das in der Messe, für gewöhnlich setzte ich mich an einen großen Tisch in zentraler Lage, las oder arbeitete auf meinem PAD und wartete auf „Kundschaft“ (= Informanten).

Einen Teil der Informationen bezog ich dadurch, dass ich den Männern einfach zuhörte, während ich vorgab, mich mit meinem PAD zu beschäftigen, manchmal schöpfte ich auch Klatsch und Tratsch ab, indem ich einen jungen Offizier dezent anflirtete und anschließend in ein Gespräch verwickelte.

Auf den Kriegsschiffen des Imperiums gab es fast keine Frauen, weshalb allein die vage Aussicht auf weibliche Gesellschaft genügte, um die meist noch sehr jungen Männer zum Plappern zu bringen.

Allerdings stellte ich heute fest, dass das nicht mehr funktionierte und ich offenbar aufgeflogen war – mein Tisch blieb nicht nur leer, ich beobachtete sogar, wie einer der Männer gut gelaunt auf meinen Tisch zusteuerte, dann von einem anderen angesprochen wurde, wobei beide immer wieder in meine Richtung sahen, anschließend suchten sie sich gemeinsam einen Tisch möglichst weit von mir entfernt.

Es hatte sich offenbar herumgesprochen, dass ich irgendwie mit Lord Vader zu tun hatte und man mir deshalb besser aus dem Weg ging …

Kein Wunder, ich begleitete Vader fast ständig auf seinen Inspektionen und rastlosen Wanderungen durch das Schiff, rannte, ging oder spazierte neben ihm her, das musste ja irgendwann auffallen und / oder sich herumsprechen.

Sie zogen nur noch nicht die richtigen Schlüsse …

Schließlich fanden wir das Wrack des zweiten vermissten Transporters, auch hier ergab sich das gleiche Bild: das Schiff war zerquetscht und anschließend war auf ihm herumgekaut worden.

Was so eine Weltraumschlange eigentlich fraß und warum sie auf Schiffen, die sie nicht verwerten konnte herumkaute bzw. sie überhaupt angriff, blieb ein Rätsel.

Tiere aller Art interagierten normalerweise mit Artgenossen und gingen Fressfeinden aus dem Weg, „neutrale“ Lebewesen wurden für gewöhnlich ignoriert, im Zweifel sogar gemieden.

Vader konferierte mit Captain Wermis, Captain Piett und ein paar Spezialisten (ich durfte ebenfalls teilnehmen und saß neben Vader, vielleicht wollte er nicht, dass die Plätze rechts und links neben ihm stets frei blieben, wenn das möglich war).

Wir hatten die Blackboxes der drei Schiffe bergen können, auch hier brachte eine Auswertung nicht viel – die Schiffe waren aus dem Hyperraum gefallen, und zwar in unmittelbarer Nähe zur Weltraumschlange.

Die Besatzungen aller drei Schiffe waren davon so überrascht worden, dass sie nicht mehr reagieren konnten und die Schlange mit ihnen ihr Spiel trieb.

Moment mal.

Wollte dieses Ding vielleicht nur spielen?!

Die Männer protestierten vehement, als ich diesen Gedanken äußerte, aber das erklärte noch am besten, warum diese Kreatur sich mit den Raumschiffen beschäftigt hatte …

Wie auch immer – irgendeine Lösung musste her und wir wussten praktisch nichts über unseren Gegner, nicht einmal, wo wir ihn finden konnten. Gute Voraussetzungen also, gefressen zu werden …

Vader entschied, die Weltraumschlange auf uns aufmerksam zu machen. Die Accuser gab den Köder, fuhr voll beleuchtet, in schneller Fahrt und mit extra viel Radau auffällige Manöver, außerdem sendete sie auf allen Frequenzen unsinnige, dafür aber umso lautere Botschaften.

Die Devastator hingegen blieb getarnt und stumm in der Nähe und lauerte darauf, dass sich die Weltraumschlange zeigte.

Tatsächlich dauerte es nicht lange, bis die Kreatur auftauchte, und sie war riesig …

Leider zeigte sich ebenfalls, dass die Präferenzen dieses Wesens völlig andere waren als die unseren, sie ignorierte die Accuser und rammte stattdessen die Devastator.

Was ich jetzt schreibe, habe ich aus den Aufzeichnungen der Bordcomputer der Accuser und der Devastator zusammengesetzt, selbst für die Brückenmannschaften beider Schiffe war die Situation während des Angriffs bestenfalls unübersichtlich, die Kreatur war hier draußen, weit weg von jedem Stern, mit menschlichen Augen kaum auszumachen und schien hauptsächlich aus einem Rückenkamm und Tentakeln, vielen Tentakeln, zu bestehen.

Anschließend versuchte die Weltraumschlange, den Brückenturm der Devastator abzubeißen, was nicht gelang, weil die Schilde des Kriegsschiffes wesentlich stärker und stabiler waren als die eines kleinen Transporters oder eines Frachters.

Bei diesem Manöver wickelte sie sich schon halb um das Schiff, Wermis befahl ein Ausweich- und Rückzugsmanöver (es galt in der Imperialen Sternenflotte keinesfalls als ehrenrührig, sich für eine Neubewertung der Lage zurückzuziehen anstatt das komplette Schiff zu verlieren).

Die Kreatur wandte sich nun der Accuser zu, die sich schnell näherte, um der Devastator zur Hilfe zu eilen.

Als Captain Piett die Kreatur auf sich zuschießen sah, befahl ebenfalls ein Ausweichmanöver, unterschätzte aber die Wendigkeit der Weltraumschlange (wer hätte das nicht).

Piett versuchte zu entkommen, aber die Schlange war so schnell, dass sie sich schon um den Rumpf seines Schiffes wand, bevor er die entsprechenden Gegenmaßnahmen befehlen konnte.

Die Kreatur versuchte nun, die Schilde der Accuser mit roher Gewalt zu überwinden, um das Schiff zu zerquetschen.

Die Devastator war in dieser Zeit nicht untätig geblieben, Wermis gab das Feuer auf die Kreatur frei, die die Accuser immer noch im Würgegriff hielt, während deren Schilde langsam schwächer wurden (die Accuser war „nur“ ein ISD-I mit schwächeren Schilden als die auf den neuesten Stand hochgerüstete Devastator).

Die Devastator deckte die Weltraumschlange mit Laser- und Plasmafeuer ein, schließlich lockerte sich der Griff der Weltraumschlange um die Accuser, Piett wagte ein riskantes Manöver, ließ die Schilde für Sekundenbruchteile fallen, bewegte gleichzeitig sein Schiff mit einem Alarmstart rückwärts und ließ die Schilde sofort wieder hochfahren, so dass die Accuser aus dem Würgegriff der Schlange glitt, bevor diese wieder zupacken konnte.

Danach deckte die Accuser den Kopf der Kreatur nun ebenfalls mit Laser- und Plasmafeuer ein, was diese zunehmend als störend zu empfinden schien. Schließlich tauchte sie ab – und war verschwunden …

Die Sensordaten sowohl der Devastator als auch der Accuser bewiesen, dass die Weltraumschlange in den Hyperraum gesprungen war (!), sowohl Captain Wermis als auch Captain Piett zögerten, blind hinterherzuspringen, wusste man bei so einer Aktion ja nie, wo man herauskommen würde. Vielleicht mitten in einem Nest dieser Kreaturen?

Oder man flog mitten durch einen Stern oder kam einem Schwerkraftbrunnen zu nahe, und das wäre dann eine doch wohl eher kurze Reise …

Vader hingegen fackelte nicht lange und befahl, der Kreatur zu folgen, Wermis und Piett erlaubten sich ein nur kurzes Zögern, bevor sie den Befehl des dunklen Lords ausführten.

Glücklicherweise fielen wir nur kurze Zeit später wieder aus dem Hyperraum, aber auch eine sofort eingeleitete Suchaktion konnte die Schlange nicht mehr aufspüren.

Wenn diese Kreatur schlau war, hielt sie sich künftig vom Galaktischen Imperium fern …

Jyn

Die Behauptung, dass das Imperium alle nichtmenschlichen Spezies versklavt, versklaven will oder danach strebt, diese auszulöschen, ist falsch.

Es gibt viele Welten, die überwiegend oder ganz von Nichtmenschen bewohnt sind und die vom Imperium nicht weiter behelligt werden.

Mit Ausnahme der Steuer, natürlich.

Die unschöne Wahrheit hingegen ist, dass die Regierungen vieler Planeten ihren jungen und gesunden Bevölkerungsüberschuss nur zu gerne an das Imperium oder Konzerne, seien sie nun imperiumsnah oder nicht, verkauft.

Das stellt sich natürlich etwas anders dar als ein Sklavenmarkt im Outer Rim oder wie man das in einem Historien-HoloVid sieht, meist bekommen die Betroffenen ganz offizielle Bescheide von ihren planetaren Regierungen, wo sie sich wann einzufinden haben und wie lange sie zu welchen Konditionen für wen arbeiten müssen.

Zudem gibt es auch viele Menschen unter den Kontrakt- und Kontingentarbeitern, wie man es gerne euphemistisch umschreibt, dazu kommt, dass dieser Status nicht lebenslang ist.

Andererseits stimmt es natürlich schon, dass das Imperium von Planeten, die ihren Verpflichtungen nicht nachkommen, Kontrakt- oder Kontingentarbeiter verlangt oder man für minderschwere Verbrechen zu bis zu fünfundzwanzig Jahren Zwangsarbeit verurteilt werden kann (für schwere Verbrechen wird man erschossen, gerne auch auf der Flucht oder man überlebt Arbeitslager wie Kessel oder Despayre halt nicht).

Ein Beispiel dafür ist Silk, meine Vorarbeiterin: als Jugendliche nahm sie Drogen, war als Gelegenheitsprostituierte tätig und bestahl ihre Kunden.

Bis man sie festnahm und zu zehn Jahren verurteilte. Sieht man Silk heute, fällt es schwer zu glauben, dass sie eine kriminelle Vergangenheit hat. Doch Silk war intelligent und begriff, dass dieser Lebenswandel keine Option war, nach dem Ende ihrer Strafe blieb sie als freie Zivilangestellte im Logistikzentrum der Imperialen Sternenflotte und arbeitete sich hoch.

Nicht nur das, sie unterstützte auch ihre Herkunftsfamilie mit Geld und war ihren jüngeren Verwandten ein Vorbild. Eine eigene Familie hatte sie hingegen nie gegründet – welcher anständige, vernünftige Mann würde sie schon heiraten, mit ihrer Vergangenheit?

Die persönlichen Schicksale meiner übrigen Zwangsarbeiter waren durchaus unterschiedlich:

Gad und Tiemi waren in ihren jeweiligen Heimatwelten durch Kleinkriminalität aufgefallen und deshalb von ihren lokalen Regierungen verkauft worden (nicht vergessen, in meiner Heimatwelt gab es ganze Staaten, deren Bevölkerungen größtenteils von deportierten Kleinkriminellen abstammten, z.B. Australien), Kiieni war von Sklavenjägern verschleppt und mit anderen als Kontingent erst an einen Konzern und dann ans Imperium verkauft worden, Chad, Wib und Aayla’a gehörten einem Zwangsarbeiterkontingent an, welches das Imperium von Ryloth gefordert hatte, Vas Kee hatte ihre leichtfertig gemachten Schulden (wie sie freimütig zugab) nicht bezahlen können, Delenna war bei der Niederschlagung eines Aufstandes auf ihrer Heimatwelt Kashyyyk gefangen genommen worden, während es sich bei Pili-i etwas Omwati-intern/politisches handelte, über das sie gerne sprach und dessen Verwicklungen ich trotzdem nicht ganz durchschaute.

Laardi hingegen war wie ich und Silk eine freie Angestellte (ihre Schulden bei mir hatte sie inzwischen abgearbeitet) und dachte nicht ansatzweise daran, nach Hause zurückzukehren, weil das Ökosystem Rodias zerstört und der Planet vergiftet war.

Und auch hier gab es einen bestimmten Typ Mensch (den man später meist bei der Rebellenallianz fand), der die Behauptung führte, dass das Imperium dafür verantwortlich zeichnete.

Das ist nicht wahr.

Man kann seinen Planeten auch ganz ohne Beteiligung des Imperiums ruinieren …

Etwa zu diesem Zeitpunkt wurde die Wookiee Delenna krank.

Sie schien vorher schon in sich gekehrt und für einen Wookiee etwas dünn, nun aber aß sie kaum noch, saß mit stumpfen Blick herum, ihr Fell verlor seinen Glanz und sie riss sich ganze Haarbüschel aus, bis sich große kahle Stellen zeigten. Es war offensichtlich, dass mit Delenna irgendetwas nicht stimmte, sie gemütskrank war.

Also ging ich mit ihr zu einem Arzt, der auch Wookiees behandelte bzw. der sich überhaupt mit der Physiognomie und der Psychologie von Wookiees auskannte.

Dieser bestätigte meinen Verdacht, Delenna vermisste ihre Heimat, die Bäume und Wälder Kashyyyks, auf Coruscant würde sie nur dahinsiechen und schließlich sterben, es war ein Wunder, dass sie so lange durchgehalten hatte …

Ich bemühte mich darum, sie vorzeitig aus ihrem Sklavenstatus zu entlassen (das war möglich, wenn derjenige krank war und keinen weiteren Nutzen mehr hatte), man verwies mich aber darauf, dass für Aufständische keine Abfindung gezahlt wurde, Delenna würde also nicht einmal die Credits für den Transfer haben und auf Kashyyyk vor dem Nichts stehen.

Deshalb lieh ich ihr etwas, ohne damit zu rechnen, es jemals wieder zurückzuerhalten, ich musste wirklich besser auf mein Geld aufpassen, ich konnte ja nicht wissen, ob Vader meiner nicht irgendwann überdrüssig werden würde …

Wir brauchten also Ersatz für Delenna und ich fand ihn in Jyn.

Jyn Erso war zierlich und schlank, hatte braunes Haar und grüne Augen und sie war noch so jung … Ich entdeckte ihren Kontrakt eher zufällig und weil ich Mitleid mit ihr hatte und fürchtete, dass man die hübsche junge Frau sonst zur Truppenunterhaltung stecken würde, nahm ich sie gleich mit.

Jyn war zu zehn Jahren verurteilt worden, weil sie hohe Spielschulden hatte und durch eine Serie kleinerer Betrügereien aufgefallen war.

Richtig, Jyn war sehr jung. Aber trotzdem volljährig.

Dass diese aufgeweckte, intelligente, hochbegabte Frau gleichzeitig so dumm war zu glauben, mit diesem Verhalten durchzukommen, war schwer zu glauben, entsprach aber leider der menschlichen Natur.

Silk starrte die junge Frau an, als ich mit ihr auf Arbeit kam, dann meinte sie, dass wir mit der nur Ärger haben würden, auch meine anderen Mädels beäugten Jyn mehr als nur kritisch. Zu jung, zu dünn, zu schwächlich. Kann die überhaupt die Leistung bringen, die hier verlangt wird?

Natürlich hatte ich mir was dabei gedacht, Jyns Kontrakt anzunehmen.

Unsere Abteilung war zuständig für kleine, hochpreisige Ersatzteile, man musste sicher lesen, sich flink bewegen und zuverlässig arbeiten können, um die Paletten korrekt zu packen.

An sich wollte ich Jyn mit Pili-i zusammenarbeiten lassen, die sich meist um den ganzen Frickelkram kümmerte. Die Omwati war am besten dafür geeignet, brauchte aber Hilfe, um ihre Paletten vollzukriegen, meist machte das Silk oder ich selbst, andererseits waren wir aber oft anderweitig unabkömmlich.

Ich war also, im Gegensatz zu meinen Mädchen, vorsichtig optimistisch. Jyn war intelligent. Sie würde die Vorteile, die ihr diese Arbeit langfristig bot, sicher bald verstehen. Ich war jünger gewesen, als ich bemerkt hatte, dass das Einhalten von Regeln eigenartiger Weise zu größeren Freiheiten führen konnte.

Aber hier irrte ich mich.

Jyn war nicht nur rebellisch und aufmüpfig, sie hatte grundsätzliche Probleme mit Gehorsam und Disziplin und wäre mit diesem Verhalten überall in der Galaxis angeeckt.

Pili-i war wie die meisten Omwati freundlich, duldsam, fügsam und sie widersprach nur selten.

Es dauerte keine Woche, da stand Pili-i aufgebracht vor meinem Schreibtisch und beschwerte sich bitterlich über Jyn. Im Wesentlichen lief es darauf hinaus, dass sie Jyn nicht nur hinterherräumen musste, sondern dass diese ganz im Allgemeinen nicht die geringste Neigung zeigte, ihrer Arbeit im erforderlichen Umfang und mit der nötigen Sorgfalt nachzukommen.

Eigentlich hätte ich Jyn schon an diesem Punkt bestrafen müssen. Prügelstrafen waren hier üblich, Standard waren zwei bis drei Streiche kreuz und quer über den Rücken, und zwar vor Publikum.

Die eigentliche Strafe waren dabei nicht die Schläge (ich spreche da aus persönlicher Erfahrung, aber dazu an anderer Stelle mehr), sondern die Entwürdigung vor den Kollegen oder Kameraden, meist zeigte das die gewünschte Wirkung.

Ich tat es nicht und versuchte es anders. Ich setzte mich mit Jyn in mein Büro, trank mit ihr einen Becher Kaf und appellierte an ihre Vernunft.

Sie hörte mir zu, lächelte und nickte und es änderte sich nichts. Sie kam weiterhin zu spät zur Arbeit, und das nicht nur einmal. Sie ging in Mittagspause und glänzte danach durch Abwesenheit. Silk und ich suchten und fanden sie in einer der Frachterpilotenkantinas beim Glücksspiel. Dann kam der Tag, an dem zwei wütende Sternenflotten-Captains vor meinem Schreibtisch standen und mich zur Sau machten, weil die wichtigsten Ersatzteile für die Turbolifte ihrer Sternenzerstörer bei der letzten Lieferung gefehlt hatten. Das ließ sich als Sabotage auslegen und konnte sogar mit dem Tod bestraft werden.

Diesmal wusste ich mir nicht mehr anders zu helfen und bestrafte Jyn mit dem Rohrstock (drei Streiche), anschließend ließ ich sie für zwei Tage in eine Arrestzelle sperren (zum Nachdenken).

Und beklagte mich noch am selben Abend bitterlich bei Vader.

Normalerweise brauchte man Vader nicht mit Jammerarien kommen, aber ich wusste mir nicht mehr anders zu helfen.

Wie konnte ich Jyn zur Vernunft bringen, ohne sie jeden Tag zu schlagen?

Ich hatte von frühester Jugend an gelernt, dass man Probleme durch Diskussionen und nicht durch Schläge löste. Dass das bessere Argument zählte und man seine Konflikte nicht mit dem Blaster ausschoss.

Andererseits gab es in den letzten Jahrzehnten auf meiner Heimatwelt eine Entwicklung, die es Sicherheitskräften selbst bei renitentem, uneinsichtigem Verhalten des Delinquenten schwer machte, diesem seine Grenzen handfest aufzuzeigen. Polizisten, Feuerwehrleute und Sanitäter mussten sich beschimpfen, bespucken und mit Pflastersteinen bewerfen lassen, es stand das Wohlergehen von Personen im Fokus, die sich selbst nicht an Regeln halten konnten oder wollten oder sogar hochgradig kriminell waren.

Irgendetwas lief da schief: der freiheitliche, säkularisierte Staat, in dem ich den zu diesem Zeitpunkt immer noch den weitaus größten Teil meines Lebens verbracht hatte, schien nicht in der Lage, Verhaltensweisen zu erzwingen und lebte von Voraussetzungen, die er selbst nicht garantieren konnte. Wenn in so einem Staat ein Teil seiner Bürger nicht mehr mitspielen wollte, dann war dieser Staat offenbar wehr- und hilflos.

Im Gegensatz dazu war das Imperium diesbezüglich nicht zimperlich (die Alte Republik übrigens auch nicht).

Und trotzdem scheute ich mich, die hier üblichen Disziplinarmaßnahmen an einer jungen Frau wie Jyn zu exekutieren, frühkindliche Prägungen können sehr nachhaltig sein …

„Ihr seid zu nachsichtig und habt zu viel Mitleid“, urteilte Vader hart, „Ihr werdet Jyn nicht helfen, wenn Ihr sie zu verstehen sucht. Was Euch eine helfende Hand ist, erkennt sie als eine Schwäche und nutzt sie aus, zum Schaden von Euch und eurer Abteilung.“

Ich schwieg.

„Ihr wisst, dass ich Recht habe, nicht wahr?“, fragte er leise, als ich immer noch nichts sagte. „Brecht Jyn oder lasst sie von jemandem anderen brechen“, fuhr Vader fort, „oder es wird ein schlimmes Ende mit ihr nehmen.“

In späteren Jahren stellte ich mir gelegentlich die Frage, ob die Geschichte dieser Galaxis anders verlaufen wäre, hätte ich damals Vaders Rat befolgt …

Das Sortieren des Kleinkrams auf Paletten war an sich eine leichte Arbeit (die anderen „Kleinteile“ konnten schon mal bis zu fünfzig Kilo wiegen).

Weil Jyn aber nicht zuverlässig arbeitete, ließ ich sie jetzt Arbeiten machen, bei denen sie nicht so viel anstellen konnte und die ihr wesentlich schwerer fielen. Und meine Mädchen hatten im Gegensatz zu mir nicht das geringste Problem damit, Jyn den Ellbogen in die Rippen oder die Faust in den Magen zu rammen, wenn sie sich wieder einmal aufsässig und unkooperativ zeigte oder schlampig arbeitete.

Jyns Verhalten ließ mir keine Ruhe. Warum machte diese Frau nicht einfach was sie sollte?

Die Bekanntschaft mit Vader hatte vielerlei Vorteile, unter anderem den, dass ein Telepath wie er meine tiefsten und geheimsten Wünsche kannte.

Der Zugang zu Informationen, bevorzugt zu Informationen, die klassifiziert waren, war mir wichtiger als Tand wie Kleider oder Schmuck, und so hatte er mir Sicherheitsfreigaben verschafft, die einen ISB-Agenten vor Neid hätten erblassen lassen.

Und diese Sicherheitsfreigaben nutzte ich jetzt, um mehr über Jyn herauszufinden …

Jyn Erso wurde während der Klonkriege auf Vallt geboren. Dort waren ihre Eltern für Zerpen Industries mit wissenschaftlicher Forschung zur Energiegewinnung aus Kyberkristall beschäftigt.

Vallt war republikanisch, wurde jedoch wenige Wochen vor Jyns Geburt von den Separatisten überfallen und eingenommen und zwar mit Hilfe der lokalen Regierung (durch einen Militärputsch von Marschall Phara gegen König Chai).

Jyns Vater Galen Erso galt als Koryphäe für die Energiegewinnung aus Kyberkristall, weigerte sich aber, mit den Separatisten zusammenzuarbeiten, weshalb er von diesen in Haft genommen wurde.

Und an diesem Punkt wurde es interessant: Galens Freund aus Studientagen, Orson Krennic, organisierte dessen Austausch gegen mehrere separatistische Wissenschaftler.

Krennic war damals schon mit Waffenforschung beschäftigt und schaffte es unter Vorspiegelungen falscher Tatsachen, Galen Erso zu seinen Projekten hinzuzuziehen. Ein paar Lügen über das Projekt („Energieforschung“) und ein paar Intrigen später (um Erso von seiner Familie zu entfremden), floh dieser samt Ehefrau Lyra und Tochter Jyn von Coruscant.

Nach Galen Ersos Flucht stockte das Projekt, an dem Krennic arbeitete (da ich auf dieses Projekt keinen Zugriff hatte, handelte es sich meiner Meinung nach nicht wirklich um Energieforschung – hatte das was mit diesem ominösen Projekt „Himmelsenergie“ zu tun, auf das ich bei Recherchen auf Jedha gestoßen war? Auch hier war der Name Orson Krennic gefallen).

In seiner Funktion als Bauleiter eines supergeheimen Projekts war Krennic gleichzeitig auch Mitglied des ISB, den er galaxisweit nach den Ersos suchen ließ.

Schließlich wurde die Familie auf Lah’mu (irgendwo im Äußeren Rand) aufgespürt, wo sie eine Farm betrieben.

Krennic wollte Galen mitnehmen und wurde von dessen Frau Lyra angegriffen, weshalb diese von den Todestrupplern, die Krennic begleiteten, erschossen wurde.

Von Jyn (die damals noch ein Kind gewesen sein musste) war in diesem Bericht nicht die Rede, vermutlich hatte sie rechtzeitig fliehen oder sich verstecken können.

Und dabei wohl beobachtet, wie Krennics Männer ihre Mutter töteten und ihren Vater mitnahmen. Das würde zumindest einiges erklären …

Am nächsten Morgen kurz nach Dienstbeginn stand Vader auf der Matte und hieß mich, mit ihm zu kommen.

Dass Darth Vader hier herumschlich, war nichts Besonders mehr, seit ich hier arbeitete, meistens kam er während der Frühstückspause, entweder saßen wir dann in meinem Büro oder wir gingen ein paar Schritte. Meine Mädchen hatten sich daran gewöhnt und die Diebstähle waren drastisch zurückgegangen, seit Vader einmal zwei Diebe auf frischer Tat ertappt und getötet hatte, den dritten hatte er entkommen lassen, damit dieser die Nachricht verbreitete …

Heute allerdings schien er verärgert auf eine Weise, die Besorgnis kaschiert, und er verbot mir ein für alle Mal, weiter nach dem Projekt „Himmelsenergie“, Orson Krennic und Galen Erso zu forschen.

Wären diese Aufzeichnungen ein Film oder ein Roman, dann würde die Heldin diese Ansage ignorieren und des Dramas willen weitere Nachforschungen anstellen. Das wäre mehr als nur unklug und ich war nicht Blaubarts Frau, also bezwang ich meine Neugier und ließ die Finger von diesem Thema.

Vader meinte noch, dass selbst er nicht vollumfänglich in dieses Projekt eingebunden war, und dass es besser für alle Beteiligten wäre, Jyn Ersos Kontrakt anderweitig anzubieten …

Das Problem „Jyn“ erledigt sich schneller und einfacher, als ich zunächst gedacht hatte – sie verschwand einfach.

Ich meldete sie vermisst, und nach ein paar Wochen bekam ich ein Schreiben von der Militärpolizei, dass Jyns Aufenthalt nicht ermittelt werden konnte (vermutlich hatten sie sich nicht einmal Mühe gegeben, dem nachzuforschen – eine junge Frau mit minderschweren Vergehen, die unwillig ihren Kontrakt erfüllte und die geflohen war? Da gab es wichtigeres …).

Im Grunde waren wir froh, sie los zu sein, auch wenn das hieß, dass jetzt jeder Einzelne wieder mehr zu tun hatte. Parallel zu den Ermittlungen der Militärpolizei fragte ich ein wenig in den Frachterpilotenkantinas herum und zeigte Jyns Bild, einer der Männer am Tresen meinte sich zu erinnern, „vor ein paar Wochen“ eine junge Frau, die Jyn gewesen sein konnte, mit einem „feinen Pinkel, sah aus wie ein Senator“ gesehen zu haben (was wohl der Grund war, warum er sich überhaupt daran erinnerte), danach verlor sich ihre Spur.

„Ich danke Euch, Senator Organa, dass ihr mich gerettet habt“, sagte Jyn und neigte den Kopf, „Aber wie habt Ihr mich überhaupt gefunden?“

„Saw Gerrera hat mich kontaktiert“, antwortete Organa, „und mir als Senator war es ein leichtes, Informationen über Euren Verbleib einzuholen.“

„Saw“, sagte Jyn und ein erleichtertes, ja erfreutes Lächeln legte sich über ihre Züge, „Ihr habt ihn gesehen? Geht es ihm wohl?“

„Aber ja“, beruhigt der Senator die junge Frau, „Und ich werde Euch zu ihm bringen.“

Fortsetzung folgt …

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