Wie Ihr ja wisst, beschreibe ich nicht mehr, was im vergangenen Vierteljahr im japanischen Anime-Fernsehen gelaufen ist, sondern versuche mich am Preview der aktuell laufenden Serien. Das ist recht interessant, denn dadurch kann ich bereits einige Folgen sehen, und wenn das WoC erscheint, könnt Ihr, liebe Leser, noch in die laufenden Seasons einsteigen. Letztes Mal hat mir ganz gut gefallen. Wir schauen uns das heute wieder an.

Den Anfang mache ich mit Mugen Gacha. In einer Fantasywelt wird ein Partymitglied, das so eher mittelprächtig mächtig ist und von seinen acht Kameraden durchgezogen wird, verraten. Lights, so sein Name, einzige Fähigkeit wohlgemerkt ist es, mit seiner Magie zu würfeln und zu schauen, was er dafür bekommt. Also aus dem Nichts quasi. Meistens ist es Schrott und Unsinn, aber als er getötet werden soll, aktiviert sein sogenanntes Gacha nicht nur eine Falle, die ihn auf den untersten und gefährlichsten Level eines Dungeons transportiert, sondern ihm da tief unten in absoluter Lebensgefahr einen Freiwurf mit der vollen Macht seines Gacha spendiert. Das Ergebnis ist Mei – eine junge Frau im Maid-Kostüm, die sich dem größten Monster des Dungeons stellt, um ihren neuen Herrn Light zu beschützen. Da sie Level 9999 ist, gelingt ihr das mit Leichtigkeit.
Noch in der gleichen Folge gibt es einen Zeitsprung von drei Jahren. Mittlerweile hat Light nicht nur Mei, sondern vier weitere Level 9999-Krieger herbei gewürfelt. Und nicht nur das, auf dem untersten Level des Dungeons steht jetzt eine kleine Stadt, dessen Bewohner ihm ihre Existenz verdanken und als ihren Lord und Herrscher verehren. Doch das reicht Light nicht. Im Geheimen arbeiten er und seine Agenten daran, dass er sich an den anderen acht Mitgliedern seiner Party rächen kann. Da er mittlerweile selbst Level 9999 ist, stellt sich die Frage „ob“ nicht, sondern nur „wie“ und „wann“ und „wo“. Eine ausgeklügelte Rache beginnt.

Ja, ich weiß, gab es schon öfter, gab es schon besser. Und nur mit hübschen Mädchen kann man keine Story füllen. Allerdings habe ich mich nicht gelangweilt, als ich die ersten beiden Folgen gesehen habe und bleibe erst mal dabei. Das Gacha ist schon eine interessante Sache, und Light hat auch eine Menge Arbeit in seine Entwicklung gesteckt, bis er selbst Level 9999 erreicht hat. Die Serie, die sich gegen etliche andere wird behaupten müssen, welche das Thema des verratenen Partymitglieds bereits durchgekaut haben, kommt mit dem Gacha und dem bisherigen Verlauf aus einer ganz neuen Richtung. Grund genug, hier mitzuschauen.

Mushoku no Eiyuu: Drei Folgen sind draußen, alle drei gerne gesehen.

In einer Welt, in der jeder Mensch mit zehn Jahren von der allmächtigen Göttin eine Art Arbeitsfeld erhält, ein Talent quasi, hat Arel das Pech, genau gar nichts zu erhalten. Seine Mutter ist die als Schwertgöttin bekannte Fara, sein Vater Leon ein hochrangiger, wenn nicht der Erzmagier des Landes – und ihr Sohn erbt weder das Talent seiner Mutter, noch das seines Vaters.

Während Andere ihn bedauern, ist es Arel egal. Er geht einfach seinen Weg. Unter anderem trainiert er den Weg des Schwerts mit seiner Mutter und erarbeitet sich ihre besonderen Skills alleine dadurch, dass er sie beobachtet. Als die Zeit kommt, dass er an anderen Orten lernen muss – sehr zum Entsetzen seiner von ihm besessenen Schwester – zieht es ihn in die nahe Schwertstadt, wo die besten Klingenkrieger des Landes ihre Gilden haben, ihre Ausbildungen bekommen und ihre Kunst fortentwickeln.

Es kommt wie es kommen muss: Keine Gilde will einen Talentlosen haben, bis auf eine. Und dies ist die alte Gilde seiner Mutter, die mittlerweile auf drei Mitglieder geschrumpft ist, den Gildemeister ohne rechte Hand, seine jugendliche Tochter, und ein Rivale aus Kindheitstagen, der sich nun als junges Mädchen entpuppt. Seine erste Aufgabe ist die Teilnahme an einem Schwertturnier, wofür er belächelt wird. Bis er sich im ersten Duell mit der stärksten Gilde, die fünf Krieger des höchsten Levels A stellt, bis zum fünften Gegner vorarbeitet. Vielleicht ist ein Talent der Göttin doch nicht das Entscheidende. Arel ist jedenfalls dabei, genau das zu beweisen.

Ja, auch hier gilt, so einen Plot gab es schon ein paarmal. Aber mir gefällt er, ich bin ohnehin ein Freund von Fantasy und Underdogs. Außerdem interessiert mich, warum die Göttin ihm kein Talent gegeben hat. Ich bin sicher, dies wird noch eine Auflösung finden. Bis dahin aber beobachte ich seinen Weg. Interessiert.

Ansatsusha de Aru Ore no Status ga Yuusha yori mo Akiraka ni Tsuyoi no da ga: Die gesamte Schulklasse von Akira Oda wird in eine Fantasy-Welt versetzt. Soweit, so gut. Was ist an diesem Plot neu? Nun, Akira ist ein Typ, der in einer Menschenmenge verschwinden kann, der in einem Gespräch einen Schritt zurück macht und aus der Aufmerksamkeit der Leute verschwindet. Da bietet sich sein neuer Beruf, der ihm von seinem Beschwörer, dem hiesigen König, verliehen wird, geradezu an: Lautloser Assassine. Nun ist der Junge zwar ein leiser, unauffälliger Bursche, aber weder inaktiv noch desinteressiert. Mit seinen neuen Fähigkeiten als Assassine und auf seine Fähigkeit vertrauend, nicht wahrgenommen zu werden, wenn er nicht will, gräbt er im Palast selbst an den Hintergründen der Beschwörung seiner Klasse. Und stößt direkt auf ein tödliches Komplott. Tödlich für die Schüler von der Erde. Außerdem macht er sich mit dieser Enthüllung einen sehr mächtigen Feind. Eben jenen König, der sie hergeholt hat, und der wohl der einzige ist, der sie zurückschicken kann.

Ja, auch dieser Plot ist nicht neu. Aber ein, zwei „neue“ Sachen sind schon vorhanden, und ich finde es auch mal abwechslungsreich, dass wir es hier nicht mit dem absoluten Oberloser als Helden zu tun haben, der erst mal zum tiefsten Level eines Dungeons abstürzen muss, um als absoluter Badass wieder aufzutauchen. Ich werde diese Serie mit viel Interesse anschauen.

 

Shuumatsu Touring: Japan wurde durch einen großen Krieg zerstört. Also so richtig zerstört. Die beiden Mädchen Yoko und Airi waren bei Kriegsbeginn noch sehr jung, und haben in einem isolierten Bunker überlebt. Vor allem Yoko wird mit jedem Tag neugieriger auf die Welt da draußen, und eines Tages verlassen die beiden den Bunker, schnappen sich ein noch funktionierendes Motorrad und beschließen, all jene Orte in Japan zu besuchen, von denen Yokos Schwester ihnen berichtet hat, seit sie klein waren. So beginnt der große Roadtrip durch das zerstörte Japan, von Sightseeingspunkt zu Sightseeingspunkt.

Ich gebe es zu, hier habe ich noch nicht reingeschaut. Aber der Plot gefällt mir so gut, dass ich die Geschichte unbedingt als vierte Vorstellung schreiben wollte. Bisher sind zwei Folgen draußen, und ich werde sie mir ansehen, obwohl Endzeit und Post-Apokalypse nicht so meins sind. Normalerweise. Seit SHE dachte ich, bin ich davon weg. Na egal, wir werden sehen. Vor allem bin ich gespannt, wie Japan zerstört und entvölkert wurde und ob die beiden qualvoll an Strahlung sterben werden, oder es gar keine Atombomben gab, ob sie jemanden treffen, und wenn ja, wen und in welchem Zustand. Was sicher ist, beide scheinen sehr gute Laune zu haben. Das ist doch immerhin etwas.

Kikaijikake no Marie: Der jugendliche reiche künftige Erbe Arthur Zetes, Nachfolger für die Führung eines Milliardengeschäfts, stand Zeit seines Lebens in Konkurrenz mit Geschwistern und Vettern um eben jene Nachfolge. Daher ist er es gewohnt, dass sein Leben ständig bedroht ist und hat eine misantrophische Weltsicht entwickelt. Höhepunkt ist, dass er von einem seiner wenigen Vertrauten verlangt, ihm eine Robotmaid zu bauen, weil, er hasst ja Menschen. Da die Technologie noch nicht so weit ist, gelingt es ihm, gegen entsprechende Bezahlung die Hochleistungssportlerin Marie Evans dazu zu überreden, die Robotmaid zu spielen. Körperlich hoch fit und Meisterin in ihrer Kampfsportart bringt sie eine wichtige Sache mit, die diese verrückte Idee gelingen lassen könnte: Sie ist absolut ausdruckslos, ihre Mimik praktisch nicht vorhanden. Sie ist also geradezu prädestiniert, den Roboter zu spielen. Und gleich vom ersten Tag gibt es mehr als genug zu tun für sie, um die diversen Anschläge abzuwehren und Entführungen zu verhindern. Aber sie ist nun mal nur ausdruckslos, nicht gefühlslos, und sie kann nicht verhindern, dass sie für Arthur einen ausgeprägten Beschützerinstinkt entwickelt.

Ja, das Thema „Mensch imitiert Robot“ wurde hier und da schon platt getreten. Und ich bin mir absolut nicht sicher, ob sich Arthur nicht einfach selbst belügt, Marie betreffend, oder sie komplett durchschaut hat, aber ihre Dienste zu schätzen weiß. Oder er ist tatsächlich so bräsig. Wir werden sehen. Die ersten beiden Folgen haben mir jedenfalls gut gefallen.

Honorable Erwähnungen:

Eine dritte Season hat die Serie One Punch Man erhalten. Die Geschichte um den Mann, der so sehr trainiert hat, dass ihm die Haare ausgefallen sind und im gelben Strampler rum rennt, geht also weiter. Hat mir in der Pilotfolge die Allmacht von Saitama noch nicht gefallen, so hat sich das spätestens ab Folge zwei verbessert, und zwar erheblich. Saitama, der so mächtig ist, dass er den Kampf gegen nahezu jedes Monster mit einem Schlag beendet, bekommt es diesmal nicht nur mit einer Geheimgesellschaft von Monstern zu tun, sondern auch mit einem menschlichen Feind, der so mächtig ist, dass selbst seine ehemaligen Ausbilder fürchten. Wird er auf die Seite der Monster wechseln? Oder macht er weiter sein eigenes Ding? Fakt ist, die erste Begegnung mit Saitama ging so la la für ihn aus. Wir werden sehen, ob er den Monstersporn frisst, um selbst eines zu werden und mehr Macht zu erhalten. Die Season verspricht, spannend zu werden.

Eine zweite Season bekommt Nageki no Bourei wa Intai shitai, die Geschichte um die stärkste Gilde vor Ort mit den unüblichen Gesichtsmasken ohne Augenschlitze. Wieder versucht Krai Andrey, sich seiner Führungsrolle zu entledigen, weil der „a thousands Tricks“ genannte Gildenführer sich selbst für einen Scharlatan hält – und dann doch wieder all seine Fähigkeiten bündeln muss, um den Tag und seine fünf Gefährten zu beschützen, von denen jeder auf seinem ganz eigenen Gebiet nahezu unschlagbar ist.