(Moderatorenstimme, salbungsvoll, sonor):

Meine lieben Zuhörerinnen, Zuhörer, Drittgeschlechter und Multiformen!

Wie jede Stellarwoche soll es auch heute in der beliebten Sendung „Weltraumreisende berichten von ihren Urlaubserlebnissen“, Folge 2209, um die unendlichen Weiten der Galaxis gehen, in denen Angehörige der zahllosen Föderationsspezies mit ihren Familien seltsame neue Welten erkunden und bisweilen sehr kurzweilige und amüsante Abenteuer erleben. Höchst selten geworden sind in unseren heutigen Tagen der Vollproviant-Erlebnisurlaube jene schrecklichen und verstörenden Ereignisse von Erstkontakten, die auf manchmal sehr schmerzhafte Weise aus dem prickelnden Abenteuer direkt in eine Rehaklinik führten. Wir wissen aus historischen Berichten, nicht nur solchen von ausgesprochenen Forschern und Abenteurern, sondern auch von Alltagstouristen wie du und ich, dass das in manchem entlegenen Winkel der Sterninsel immer wieder mal vorkam.

Doch, wie gesagt, solche Tage liegen heute weit hinter uns. Die meisten Sternsysteme können als gründlich zivilisiert angesehen werden, und die Reiseagenturen schicken die unternehmungslustigen Touristen überhaupt nicht erst in Regionen, die weniger als einen Full-Komfort-Urlaub zulassen …

(Hintergrundgeräusche, Unruhe im Studio)

(Moderatorenstimme):

Ja, mein lieber Gast, Sie sind gleich an der Reihe, ich bitte noch um einen Moment Geduld. Jede Moderation soll doch die Zuhörerinnen, Zuhörer, Drittgeschlechter und Multiformen auf angemessene Weise auf das Kommende vorbereiten … und nein, das ist natürlich keinerlei wertender Kommentar, sondern einfach nur die Standardfloskel, die wir Moderatoren von Spiralarm I-Interstellar-News eben so mit der Muttermilch oder einem entsprechenden Äquivalent aufgesogen haben.

Wo war ich eben doch gleich …?

Ah ja, heutzutage sind die vertrauten Reiseagenturen in der Lage, jedem erlebnishungrigen Gast, der über entsprechend monetäre Reserven verfügt, ein Portfolio potenziell interessanter Urlaubsziele zu bieten. Nicht immer handelt es sich dabei um die allseits bekannten – und wegen ihrer Risiken auch ein wenig anrüchigen – Casinoplaneten, wo man schon mal leicht Hab und Gut und Lebensjahrzehnte verspielen kann. Auch wenn natürlich jederzeit eine vorab geschlossene Haftpflichtversicherung bei einem seriösen Reisebüro davor schützt, eventuell lebenslanger Sklaverei oder Sippenhaft anheim zu fallen. Solche Fälle sind wirklich außerordentlich selten geworden, glücklicherweise.

Nein, wir leben wirklich in sehr sicheren Zeiten. Und das gilt im übrigen für jede Spezies, die Urlaub in den unendlichen Weiten der Galaxis machen möchte, fremde neue Welten erkunden will und neue Lebensformen … denn selbst in unseren heutigen Zeiten gibt es selbstverständlich noch sehr viele Welten dort draußen zu entdecken, auf denen man aufregende Zeiten mitmachen kann. Die meisten Kataloge der Reiseagenturen werden schon seit Jahrhunderten gründlich von Testern geprüft, ehe Reiseziele überhaupt in das gängige Portfolio aufgenommen werden dürfen.

Heißt das aber im Umkehrschluss, liebe Zuhörerinnen, Zuhörer, Drittgeschlechter und Multiformen, dass es nicht immer noch so etwas wie einen Faktor des Unvorhersagbaren, des Zufälligen geben könnte? Nein, das bedeutet es natürlich nicht. Denn wie unsere kosmischen Philosophen immer so treffend sagen: Das Leben findet einen Weg, und die Schlängelwege der Evolution bringen bisweilen unerwartete Blüten, Kreuzungsfrüchte und Zwitter hervor, sodass wir immer mit dem Verblüffenden rechnen müssen, selbst wenn alles so gut geplant und kalkuliert erscheinen mag …

(Fremde Stimme): Sach mal, kann ick jetzt endlich wat dazu sagen?

(Gerangel)

(Moderatorenstimme):

Ich bitte um Entschuldigung, wertes Publikum … am besten kürze ich die Einleitung ein wenig ab und komme zum heutigen Gast … ah, noch eine kurze Einführung, damit ich Ihre Erlebnisse in den richtigen Kontext bringen kann …

(Unklares Hintergrundgebrummel, das sich wie „Na also schön, wenn es denn unbedingt sein muss … denk dran, Kerl, ick hab nich endlos Zeit …“ anhört. Da das nicht den gültigen Höflichkeitsfloskeln für Radiointerviews entspricht, muss es sich hierbei natürlich um eine zufällige Ähnlichkeit mit technischen Hintergrundgeräuschen handeln, die nur unabsichtlich so klingen. Anmerkung der technischen KI zur Einhaltung der Rechtsrichtlinien des Senders.)

(Moderatorenstimme):

Ich erwähnte bereits die genetische Vielfalt unseres heutigen Zuhörerkreises und freue mich zu bemerken, dass wir unser Programm inzwischen auf mehr als elftausend Welten ausgedehnt haben, wo vierhundertdrei Spezies mit diversen Wahrnehmungskanälen unseren Sendungen folgen. Ähnlich heterogen sind, verständlicherweise, auch die Raumreisenden, die von den Reiseagenturen zu unterschiedlichsten Zielen in unserer Heimatgalaxis vermittelt werden.

Ob man Tiefseetauchen möchte mit den Riesenrochen von Myra-6, Eisringsurfen in den Ringsystemen der Westside der Galaxis, exotische Wüstenabenteuer erleben möchte oder einfach nur mit der Familie einen entspannten Urlaub auf einer bemerkenswert isolierten Insularwelt einer nicht angeschlossenen Spezies mitmachen will … ich übertreibe sicherlich nicht, wenn ich sage, dass für jeden Geschmack etwas dabei ist.

Dennoch kommt es immer mal wieder vor, dass es … nun … also, dass gewisse Missgeschicke passieren und man nicht wirklich das vorfindet, was man sich erhofft hat. Von einem solchen Fall handelt unser heutiges Interview, das ich mit Multiform Maskulin Dendralon X führen darf … ich darf Sie doch mit „Werter Gast“ ansprechen?

(Multiform Maskulin Dendralon X, knurrig, dunkel-maskulin, mit breiter Slangaussprache):

Jau, kannste machen, Moderator. Ick sach dir aber jleich, dass ick nicht jewusst habe, wie schwafelig lang und XXXlangweilig deine Einleitung sein würde. Hätte ick jewusst, wie XXXöde und XXXnervig diese XXX-Einleitung is, dann hätte ick diesem XXX-Interview bestimmt nicht zujestimmt …

(Anmerkung der technischen KI zur Einhaltung der Rechtsrichtlinien des Senders: Gewisse Kraftausdrücke können wir gemäß den Senderichtlinien den Zuhörern nicht zumuten und müssen deshalb gewisse Töne überblenden, selbst auf die Gefahr hin, den semantischen Kontext des Redebeitrags dadurch signifikant zu verringern. Wir bitten um Ihr Verständnis.)

(Moderatorenstimme, etwas nervös):

Dürfte ich noch ein paar Worte zu Ihrer Spezies anbringen? Ich versichere, dass sowohl Sie als auch Ihre Familie wie auch jede andere Spezies, deren Vertreter bei uns im Sender zu Wort kamen, höchste Wertschätzung genießen. Für Ihre Spezies gilt das vermutlich noch in ganz besonderem Maße, werter Gast.

(Multiform Maskulin Dendralon X, etwas mürrisch und misstrauisch): Wie meinste dat denn? Meine Familie und ick haben schon ziemlich wat durchjemacht auf diesem XXXplaneten, zu denen uns dieses verXXXte Reisebüro jeschickt hat. Da kann ick keine XXXanspielungen mehr vertrachen!

(Moderatorenstimme, vorsichtig):

Nein, ich kann Ihnen vollkommen versichern, werter Gast, dass es sich lediglich um eine freundlich-positive Einleitung bezüglich Ihrer Spezieszuordnung handelt … wir legen großen Wert im Sender auf allgemein freundliche Behandlung aller Spezies und achten sehr darauf, keinerlei Diskriminierung zuzulassen. Unsere technischen KI sind diesbezüglich äußerst gut autonom-generiert und diszipliniert, sie werden jederlei diskriminierende Bemerkung im Nu aus dem Sendeprotokoll entfernen bzw. anderweitig unkenntlich machen.

Nun gut … also, unser heutiger Gesprächspartner, der werte Gast, der mit vollen Namen Multiform Maskulin Dendralon X heißt und auf dem Sphärenorbital Himmelsglück im Sternsystem Anatalon-cc-5 mit seiner Familie und weitläufigen Sippe lebt, entstammt der ehrenwerten Spezies der Wandler. Aktuell hat sich unser werter Gast die Ehre gegeben, eine quasi-humanoide Gestalt anzunehmen und sich damit meiner statischen Erscheinungsform angeglichen. Dafür danke ich recht herzlich.

Sie kennen alle Wandler, meine lieben Zuhörerinnen, Zuhörer, Drittgeschlechter und Multiformen. Wandler sind beeindruckende und äußerst anpassungsfähige Lebewesen, die aus unserer galaktischen Gesellschaft nicht mehr wegzudenken sind. Gerade aufgrund ihres multikompatiblen, fluiden Organismus haben sie sich in alle Branchen der galaktischen Technosphäre ausgebreitet, die man sich nur vorstellen kann. Zumeist merkt man gar nicht, dass man es mit einem Wandler zu tun hat, weil Wandler – wie ihr Name es ja verrät – imstande sind, sich allen Umständen und Umwelten wunderbar anzupassen.

Die Reisebüros LIEBEN Wandler, kann man wohl sagen, sie gelten als die Zielgruppe, die am leichtesten zufrieden zu stellen ist und die gerade wegen ihrer umfassenden Anpassungsfähigkeit zugleich auch als die Reisegruppe gilt, die am wenigsten Anlass zu irgendwelchen Reklamationen bietet. Üblicherweise bedeutet das, dass sich Wandler-Urlaubsreisende selbst für den recht unwahrscheinlichen Fall, dass das Reiseziel nicht ganz dem entsprechen sollte, was sie sich erwünscht haben, qua ihrer biochemischen Variationsfähigkeit an gewisse Einschränkungen am Zielort anzupassen imstande sind. Und am Ende – so sagt es uns die Reiseagenturwerbung immer wieder, gerade für diese Spezies – haben wir das, was der Slogan immer sagt: Ideale Reisezielplanung – perfekter Urlaub, absolutes Vergnügen.

Mein heutiger Gast hat indes zu berichten, dass ihm selbst und seiner Familie bei dem letzten Urlaub etwas widerfuhr, was diesen Slogan doch etwas schönfärberisch wirken lässt … und damit sich solche Ereignisse besser nicht wiederholen, möchte ich Sie gern bitten, werter Gast, uns doch zu erzählen, was Ihnen widerfahren ist …

(Multiform Maskulin Dendralon X, ein wenig überrumpelt):

Also … äh … ick bin jetzt auf Sendung, wa? Na ja, jut, also … wo fang ick denn ma an? Das is jar nich so einfach, sag ick mal. Vielleicht wäre es janz jut jewesen, wenn ick meine Familie mitjebracht hätte. Wissen Sie, die haben ja auch das durchgemacht, wat ick durchjemacht habe … und es wäre vielleicht auch ne jute Idee, denen ihre Erlebnisse mit zu berichten, nur so für alle Fälle … für erjänzende Informationen, mein ich ja nur …

(Moderatorenstimme, resolut, strukturierend):

Werter Gast, ich glaube, das ist gar nicht unbedingt erforderlich. Wir haben schließlich nur eine begrenzte Spanne an Zeit, und Sie sind der Gast. Aber ich gehe das mit Ihnen gern Schritt für Schritt durch. Was haben Sie denn bei dem Reisebüro, das wir hier aus Vertraulichkeitsgründen mit Namen nicht nennen dürfen, konkret als Reise gebucht?

(Multiform Maskulin Dendralon X, raschelt mit Papier):

Ach so … so meinen Sie dat? Na, also, wir haben eine All-inclusive-Reise gebucht, vier Wochen auf einer abjelejenen exotischen Welt. Wissen Sie, wir wollten mal ein wenig wech von diesen total überteuerten Angeboten der Agentur XXX, die uns diese XXXteuren Luxusurlaube auf XXX oder XXX andienen wollte. Ick versteh die natürlich total, da machen die einen netten Schnitt mit den Provisionen, dat is doch klar. Aber meine Süße meinte, nee, diesen XXX brauchen wirklich nich, dat is doch viel zu XXXübertrieben. Machen wir es den Fritzen von der Agentur XXX ma leichter und nehmen wat, wat nicht so überlaufen is. Kann man doch verstehen, oder?

(Moderatorenstimme, verständnisvoll):

Selbstverständlich, werter Gast. Wer möchte schon unbedingt überlaufene Locations buchen, wo die Animateure meist nur das Standardprogramm abspulen, die Drinks zu teuer sind und die Schlafgelegenheiten wahlweise zu hart oder zu weich …

(Multiform Maskulin Dendralon X, raschelt wieder mit Papier):

Dat is jenau, wat meine Süße jesagt hat. Ja, die Kleinen wollten natürlich schon zu den Partyburgen auf XXX oder XXX, aber als wir sagen, wir hätten da wat Besseres im Visier, da waren se still und lauschten erst ma. Und dat klang ja auch wirklich jut, ick hab dat mal hier im Ausdruck. Da schrieb uns also die Agentur XXX: „Ein ruhiger, abgelegener Planet der Kategorie 8, Raumfahrt noch in der systemischen Entwicklung, kein Hyperraumempfang, von der Überwachungsbehörde kontrolliert, Störungen ausgeschlossen. Wird von der Agentur XXX für Kurzurlaube empfohlen. Zivilisatorischer Standard der Stufe Y, keine Gefahrenpotenziale bekannt.“

(Moderatorenstimme):

Das klingt doch schon mal interessant. Da hatten Sie sicherlich nicht viel Konkurrenz durch Parallelbuchungen zu befürchten, oder? Auch wenn Standard der Stufe Y nicht eben für allzu viel Komfort spricht …

(Multiform Maskulin Dendralon X, abwiegelnd):

Ach, dat fand ick jar nich so schlimm, muss ick sagen. Wir sind Wandler, haben Sie ja selbst jesacht, wir passen uns an alles an … na, habe ick jedenfalls bis zu diesem Urlaub jedacht. Aber dieser XXXplanet hat mir doch sehr an allem zweifeln lassen. Dat war echt ein richtijer XXXurlaub, sagen die Kleinen und meine Süße auch. Können von Jlück sagen, dass se uns nich alle umgebracht haben, diese XXX auf diesem XXXplanet …

(Anmerkung der technischen KI zur Einhaltung der Rechtsrichtlinien des Senders: Dem Moderator wurde durch einen non-akustischen Signalton übermittelt, dass die Sprechweise des werten Gastes moralische und ethnisch bedenkliche Wertungen enthält, die mit den Senderichtlinien nicht vereinbar sind. Sie werden darum ebenfalls aus der Rede entfernt, selbst auf die Gefahr hin, dadurch die Wortbeiträge kontextuell zu beeinträchtigen. Wir bitten um Ihr Verständnis.)

(Moderatorenstimme, ein wenig nervös wegen der semantischen Zurechtweisung durch die KI):

Ich denke, werter Gast, Sie könnten uns nun ein wenig über das Reiseziel aufklären. Vielleicht in etwas ruhigeren Formulierungen?

(Multiform Maskulin Dendralon X, verdrossen und etwas ungehalten):

He, Kerl, ick denke, du willst, dass ick hier von meinem XXXurlaub berichte, der auf so bescheuerte Weise schief jejangen is! Also halt dich mal ein bisschen zurück, ja? Ick meine, alles fing ja wohl schon damit an, dat meine Süße sagte: Ick jlaube, dat is nich unser System hier … schau dir doch nur mal den Namen an …

(Moderatorenstimme, verwirrt):

Namen? Wie ist das jetzt genau gemeint?

(Multiform Maskulin Dendralon X, genervt):

Na, ick meine den Namen von diesem XXXloch, auf das uns diese XXXagentur verklappt hatte … sie haben dem Planeten natürlich so einen netten kleinen Namen jejeben, der jut in den ihren Prospekten aussehen tat, nich wahr? Aber als wir dann mal da unten waren, schön diskret jelandet, damit keiner der Einheimischen mitbekam, dat wir da waren – also, dat fühlte sich so ein bisschen an wie in dieser Ajenten-Undercover-Serie XXX auf dem Abenteuerfilmkanal XXX …

(Anmerkung der technischen KI zur Einhaltung der Rechtsrichtlinien des Senders: Die Richtlinien des Senders untersagen es leider, Werbung für Konkurrenzprodukte anderer Anbieter mit Namen zu nennen, dies könnte von den Markt-KI als Wettbewerbsverzerrung zugunsten der Genannten eingestuft und sanktioniert werden. Wir müssen darum in jedem einzelnen Fall die genannten Markennamen und Produkte sowie Anbieterfirmen unkenntlich machen. Wir bitten um Ihr Verständnis.)

(Multiform Maskulin Dendralon X, redet sich warm):

…also ja, jenau so hat sich dat anjefühlt. Keine Trivid-Kontakte mehr, Ausschluss aus dem alljemeinen Informations-Network … ja, die Kleinen haben jejault, weil se auf einmal ihre Lieblingsspiele nicht mehr XXX konnten. Und natürlich auch, weil se im Urlaub nich mehr mit ihren Freunden auf dem Sphärenorbital Himmelsjlück schwatzen konnten über all dat, wat se erleben … kann ick alles jut verstehen. Aber dat war nu mal Urlaub, nich wahr? Da muss man manchmal eine Weile auf Highclass-Unterhaltung verzichten … fanden se nich so prickelnd, aber dafür hatten wir ja Abenteuer pur, nich wahr?

Aber als wir uns dann vernünftig jewandelt hatten, um nich weiter aufzufallen, da wurde uns schon recht bald ziemlich anders, und ick bejann tatsächlich meiner Süßen Jlauben zu schenken, dat man uns vonne Agentur XXX übel verschaukelt hatte, um nicht zu sagen, verXXX!

(Moderatorenstimme, immer noch etwas verwirrt):

Ich fürchte, ich verstehe immer noch nicht recht, warum …?

(Multiform Maskulin Dendralon X, etwas genervt):

Mann, Kerl, nu hör mir doch mal jescheit zu … ick sachte doch, meine Süße kam sich verladen vor. Und als wir nu in dieser Bar den Jesprächen im Fernsehkanal – so nennen sie dat Hauptmedium da auf diesem Planeten – lauschten, um so ein bisschen Lokalkolorit mitzubekommen, unsere Simulatanübersetzer waren natürlich ständig auf Sendung, is ja klar, denn den Dialekt von diesen XXXmaten versteht ja sowieso kein XXX … also, da nennen sie doch tatsächlich mal so innem Nebensatz den Namen ihres Planeten.

(Moderatorenstimme, immer noch verwirrt):

Ja, und …?

(Multiform Maskulin Dendralon X, mehr genervt):

Ick denke, wenn man seinen Planeten so nennt, wie die ihn da ständig nennen, dann kann da ja nix Jescheites draus werden … also, sie nennen ihre Heimat „Dreck“. Der Translator brachte auch „Schmutz“ oder „Schlamm“ als Erklärung an, aber dat konnte ick wirklich nich so recht jlauben … also, am Anfang nich. Aber dabei blieb es ja nich.

Je mehr wir uns da umsahen, desto verrückter wurde dat alles. Ick denke, dat is ein Ziel, vor dem man die Leute unbedingt warnen muss! Dat is ein echter XXXplanet, da wirste bescheuert … warum, willste wissen? Kann ick dir sachen, und meine Kinder und meine Süße könnten dir da Jeschichten erzählen … dat glaubt uns echt kein XXX! Aber wirklich, dat glaubt kein XXX! Keine XXX jlaubt einem das, wat wir da erlebt haben!

Der Name des Planeten klang schon mal ziemlich verrückt, aber die Bewohner, die sind nun echt total XXX, wirklich, vollkommen überjeXXX. Wir sind ja auf unserem Sphärenorbital Himmelsjlück schon sehr harmonisch eingestellt, vollkommen mit kybernetischer Selbstbestimmung, Roboterrechten, Antidiskriminierungsausschüssen, volljuristischer Anerkennung unterschiedlichster Spezies und einem einheitlichen Jesamtrejierungsapparat, der auf statische Dauer eingestellt is. Is wirklich wat Feines … wie fein so wat is, dat habe ick erst auf diesem Planeten namens Dreck begriffen, wo dat alles völlig anders lief.

Die Leute sind so XXX, da muss man sich echt annen Kopp fassen. Stell dir dat nur mal vor: Diese Kerle haben keine planetare Rejierung. Es gibt zig Kontinente, aber da gibt es nich mal eine Kontinentalrejierung. Die janze Welt ist zersplittert in unzählije kleine und kleinste Ländereien, die brabbeln alle unterschiedliche Sprachen. Translatoren sind unbekannt, stattdessen werden Leute jahrelang ausjebildet, um von einer Sprache in die nächste zu übersetzen …

Nein, dat hat mich nich wirklich bekümmert, da sollen die mal schön selbst mit klarkommen. Aber die Verrücktheiten hörten damit nicht auf.

Einheitliche Planetarwährung … kannste vergessen. Da jibt es sogar so bescheuerte Typen, die aus jroßen Wirtschaftsräumen wieder austreten und sagen: Ach nee, wir auf unserer kleenen Insel, die sich selbst nich versorgen kann, wir kapseln uns ma ein und betreiben munter Bauchspiejelung und denken, das sei jetzt der jroße Wurf … während die heimische Wirtschaft den Bach runterjeht und die XXX in der jeweilijen Rejierung dat auch noch für völlich normal halten …

(Moderatorenstimme, vorsichtig bremsend):

In der Tat, das klingt jetzt nicht eben fortschrittlich, wenn Sie mir diesen Einwurf gestatte, werter Gast …

(Multiform Maskulin Dendralon X, schwadroniert weiter):

…aber dat sind so Eijenheiten, mit denen hätten wir vielleicht noch leben können. Wir sind ja Wandler, nich? Und als solche DIE anpassungsfähigste Spezies in der intelligenten Jalaxis. Dass wir in eine solche Region derartig XXXjer XXXbacken jeraten wären, hätten wir nicht für möchlich jehalten.

Echt, XXX auf allen Ebenen: Statische Rejierung – kannste vergessen, darauf jeben die einen XXXdreck, aber wirklich. Die finden dat pfiffig, alle 4-7 Jahre neue Rejierungsmitglieder zu ernennen, die häufig von dem Ressort, in dem sie dann Entscheidungen treffen sollen, null Ahnung haben. Meistens halten die eh nich so lange durch. Also isses kein Wunder, dat die nie auf den elementarsten hyperdimensionalen Jedanken kommen. Bis vor 100 Jahren oder so jlaubten die sojar noch, das Zentrum des Universums zu sein, und außerhalb ihres heilijen Planeten Dreck jäbe es gar kein intelligentes Leben!

Ja, so kleinkariert und eindimensional sind die Provinzler auf Dreck, ick sag’s Ihnen! Und dann die Vorstellung, jeder kleine Flecken bräuchte ne eijene Rejierung … das is so, wie wenn wir uns vorstellten, jede Ortschaft bräuchte einen eijenen Präsidenten mit kompletter Verwaltung … auf die Idee kommt bei uns keener, aber diese XXXköpfe, die denken, dat sei Fortschritt! Also echt, ick dachte, wo bin ick denn hier gelandet? Dat is ja die hinterletzte Absteije der Jalaxis, wirklich ein echter XXXort, nicht wahr?

Und dann all diese verrückten Ideen, die die haben … darüber kann man jar nicht nachdenken, ohne komplett XXX zu werden. Wir wissen doch alle, dass ein Planet Jrenzen hat, nich? Jenau! Und dat man auf einem bejrenzten Raum nich unbejrenzt wachsen kann, dat lernen wir schon in der Vorschule … die nich. Die denken, die Welt is bejrenzt, na und, is uns XXXejal, wir behaupten dennoch, wir können unbejrenzt immer weiter wachsen. Und dat Verrückteste daran is: Die einfachen Leute JLAUBEN dat auch noch!

Kinderjarten, echt!

Ick rede jar nich mal davon, dat die ihre Natur munter ruinieren, dat die Klimakonferenzen veranstalten, bei denen sie fürs Hinreisen unglaublich viel Schadstoffe produzieren, aber dann hocken die da zusammen und schwafeln nur, und dat Klima jeht weiter den Bach runter, weil niemand anfangen will, wat dajejen zu tun … die gucken die Wand an, jejen die die fahren, und dat finden die auch noch geil. Die lachen vermutlich auch noch, wenn se dajejenknallen und tot sind … also, intelligentes Handeln stell ick mir anders vor, mal janz ehrlich.

Und statt was wirklich Kluges zu machen, handeln die sich einen lokalen Kriech, einen Wirtschaftskonflikt nach dem nächsten ein. Janz zu schweijen von einer jlobalen Bekämpfung von Armut, Hunger, Pandemien und derjleichen … nee, da denken die meisten nur egoistisch an sich selbst. So was wie Jemeinwohl is da ein echtes Fremdwort, traurigerweise …

(Moderatorenstimme, weiter vorsichtig bremsend, auf die Uhr schielend):

Werter Gast, ich habe verstanden, dass Ihnen das Urlaubsziel definitiv nicht erstrebenswert erschien und die dortige Gesellschaft … vorsichtig gesprochen … doch nicht eben einsichtig schien, was die eigene Ökosphäre anging … aber inwieweit hat Sie das nun persönlich beeinträchtigt, was Ihren Urlaub anging?

(Multiform Maskulin Dendralon X, fährt ungehalten auf):

Also hör mir mal jut zu, ja? Ick bin ein ehrbarer, pflichtbewusster Familienvater, dat kannste mir aber wohl jlauben! Und nu stell dir mal vor, wie ick wohl dastand, nachdem ick meinem Nachwuchs diese ausjesprochene XXXwelt so schmackhaft jeredet hatte! Wie der letzte Depp stand ich da, verstehste? Hat sich was mit Vorbildfunktion … wat sollen die Kleinen denn von dieser Dreckswelt lernen? Jarantiert nur dat Falsche! Wir landen da inkognito, wandeln uns in unscheinbare Bürjer und versuchen einfach nur, uns ein paar schöne Abenteuerwochen zu machen, und stattdessen landen wir da in einem veritablen Alptraum … wie ich dat meine? Na, so meine ick dat:

Wir waren jrade mal vier Tage in diesem Kaff in einem so jenannten Bundesstaat namens Missouri, als die Verrückten auch schon mit vollkommen wahnsinnijen Aktionen anfingen. Irgendein XXXsinnijer Politiker, ick hab seinen Namen verjessen, reiste da auf Wahlkampftour durch den Staat und wollte sich zum Präsidenten wählen lassen … ick hab dieses XXXerte Wahlsystem mit Wahlmännern nich kapiert … aber meine Süße meinte, das müsse ick auch jar nich, weil doch schon der Name total sexistisch is … Wahlfrauen jibt’s nich, und andere biologische Jeschlechtszustände werden da sowieso jesetzlich verfolcht … ja, wenn man davon anfängt, kann man jar nich mehr richtich aufhören, dat ist ein einzijer XXXsumpf, voll von Diskriminierung, Korruption … dat volle Projramm, dat kannste mir aber glauben …

Wat wollte ich sagen? Bringste mich ganz schön vom Kurs ab … also, diese Wahlkampfveranstaltung. Könnte ja janz witzig sein, da mal zu lauschen, dachte ick mir. Ick hab dat so schnell bedauert, dafür jibt’s jar kein Zeitwort! Da schwatzt doch dieser XXXkopp von Politiker von „America first“, als wenn der Rest der Welt jar nicht existierte, dat war eijentlich schon verrückt jenuch … aber dann kommt es doch im Anschluss an die turbulente öffentliche Debatte zu richtijen Straßenkämpfen, und ick erlebe, wie da Kerle in Uniform auf Besucherinnen und Besucher einprüjeln, und warum dat alles? Mir schien, dat passierte insbesondere, weil die Jeprüjelten eine dunklere Hautfarbe haben als die anderen …

Irre? Allerdings! Und da wir uns an die Bevölkerungsmehrheit anjepasst hatten, waren wir natürlich auch dunkelhäutig … ick dachte, die prüjeln uns tot, diese XXXbullen! Und dieser XXX-Redner feuert die Prüjelpolizisten auch noch an … also, dachte ick: Dat is dat Allerletzte hier! Dat is echt ein Drecksplanet, den selbst seine Bewohner völlig richtig benennen.

Aber dat als Reiseziel? Für irgendwen? Kannste voll verjessen! Wennde dich da totprüjeln lassen möchtest, dann bestimmt. In der Nachbarstadt is während unseres Urlaubs auch so ein Kerl ausjetickt und hat einfach in einer Schule das Feuer auf Schüler eröffnet! Ja, ja, er hat die einfach umjebracht, einfach so! Ohne jeden Jrund! Und dann kommt die Polizei, und statt dat die den festnehmen, psychologisch befrachen und dann in eine Besserungsanstalt einweisen, um wieder ein vernünftiges Mitjlied der Jesellschaft aus ihm zu machen, wat machen die?

Die knallten ihn einfach ab. Und hinterher standen se um den rum und frachten sich: Ja, Mann, warum is der denn jetzt wohl so ausgetickt? Konnten es sich jenauso wenig erklären wie unsereins. Aber werd’ mal aus ’nem Toten schlau …

So irre sind die Leute auf Dreck, dat kann ich dir sachen! Und ick sach dir noch wat: Wenn de kein Wandler bist wie wir, sondern deine Jestalt halt nicht verändern kannst, also wenn du beispielsweise ein Rieseninsekt von XXX bist oder ein Haar-Primat von XXX, dann solltest du dich von dem XXXplaneten echt fernhalten. Die bringen dich jlatt um, stopfen dich aus und stellen dich in eins ihrer XXXmuseen … wir haben welche besucht … echte Horrorkabinette, wo sie alles ausstellen, was nicht bei 3 auf den Bäumen war, tot natürlich. Die haben sogar ihre Weltmeere leergefischt. Und soweit ick dat mitbekommen habe, bringen die auch die intelligenten Leute um, die für den Schutz der Natur und der Tierwelt eintreten … und dat nur, um noch mehr Spezies ausrotten zu dürfen …

Also, wennde mich fragen tust, so können wir echt von Jlück reden, dat wir von diesem XXXplaneten überhaupt lebend wieder runterjekommen sind! Dat und ein Traumreiseziel zur Erholung? Ja, wenn man umjebracht werden möchte und Selbstmordkandidat is, dann kann man da mal hinfliegen … dat Rückfluchticket braucht dann aber keiner mehr!

Und deshalb, dat is mein XXXernst: Ick verklage diese XXX-Agentur, danach sind die ruiniert! Und wennse kluch sind, dann flüchten se auf diese Dreckskugel, dann sind se vor der Wut meiner Sippe in Sicherheit. Sonst jarantiere ich für nix mehr …

(Anmerkung der technischen KI zur Einhaltung der Rechtsrichtlinien des Senders: Aufgrund von fortwährenden verbalen Verstößen gegen die Richtlinien des Senders war es erforderlich, die Sendung vorzeitig zu beenden. Für den Inhalt der Sendung übernehmen der Sender und die betreuenden technischen KI keine Haftung. Wir bitten um Ihr Verständnis.)

ENDE

© 2022 by Uwe Lammers

Braunschweig, den 4. Dezember 2022