Ein Perry Rhodan-Hintergrundartikel von Torben Kneesch
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Weil es soviel Spaß macht. Ich habe noch eine Fantheorie. Eigentlich ist es in dem Fall eher eine Theorie, was die PR-Autoren andeuten wollten.
Naupaum: Perrys Gehirnodyssee ist eine Zeitreise in die ferne Zukunft
In PR 2724 „Zeitzeuge der Zukunft“ ruft uns Wim Vandemaan die Galaxien Naupaum und Catron in Erinnerung. Der Atopische Richter Matan Addaru Dannoer unterhält sich mit Perry Rhodan und die beiden versuchen einander mit ihrem Wissen über kosmische Zusammenhänge zu beeindrucken:
„Oder willst Du nur in Erfahrung bringen, ob ich von Psiqs gehört habe? Von der Tiefe? Von Kosmogenen wie DORIFER? Von Kosmonukleotiden wie TRIICLE-9? FLAABA-4? TRYCLAU-3?“ Seine Stimme wurde leiser. „Von KYYNIS-17 – das für Naupaum zuständig ist und für Catron?“
Das hatte ich noch im Hinterkopf, als Atlan in den 2800ern in die Jenzeitigen Lande reist. Von der Reise war ich entzückt! Moderne Kosmologie, wie sich unser Universum in ferner Zukunft entwickeln wird, wurde berücksichtigt. Da muss ich kurz etwas weiter ausholen:
Bis in die späten 90er war der Stand der Astronomie, dass sich die Expansion des Universums durch Gravitation immer weiter verlangsamen müsste, bis sie sich umkehrt und das Universum wieder in einen Punkt kollabiert. In der Perry Rhodan-Serie ist dies in der Form des Tarkan-Universums thematisiert, aus dem der Kansahariyya-Bund die Galaxis Hangay in unser Universum versetzt, um ihrem sterbendem Universum zu entkommen.
Als ich 1998 mit dem Studium begann und für zwei Semester Astronomie als Nebenfach gehört habe, fing der Professor mit etwas aktuellem an. Uns Studenten war die Tragweite nicht ganz klar, aber es war wohl die größten Revolutionen für die Astronomie der letzten Jahrzehnte: Durch Beobachtungen von Supernovae vom Typ Ia hatte man festgestellt, dass sich entgegen der Theorie die Expansion des Universums beschleunigt. Als Platzhalter für eine gute Erklärung redet man von der Dunklen Energie, die diese Expansion antreibt. Bei der Dunklen Materie gibt es wenigstens noch plausible Ideen, worum es sich dabei handeln könnte …
Auf jeden Fall ergibt sich daraus eine ganz andere Geschichte für die Zukunft des Universums: Es ist eine lange, fast schon bedrückende Geschichte, in der sich die Galaxien immer weiter von einander entfernen, irgendwann keine neuen Sterne mehr geboren werden und die Materie sich in Schwarzen Löchern sammelt, die langsam zerstrahlen. Am Ende ist der Zustand höchster Entropie erreicht: eine formlose dünne Suppe aus Photonen.
In Tarkan im PR-Universum ist der Einfluss der Dunklen Energie offenbar zu gering, um den Kollaps des Universum zu verhindern. Gut, dass es sich um ein fremdes Universum handelt, so dass wir keinen Widerspruch zur realen Astronomie haben. Die 2800er tragen dieser kosmologischen Geschichte während der langen Odyssee der ATLANC Rechnung:
Die Waaghalterin ignorierte ihn. Sie drehte sich zur ATLANC, starrte das vor uns aufragende Richterschiff an wie eine Erscheinung. „Du bist wunderschön“, sagte sie. „Ein Lichtfang aus der Abenddämmerung des Universums.“ Den Begriff kannte ich. Die Cüünen teilten das Universum in verschiedene Zeitabschnitte, von denen die Abenddämmerung einer der letzten war. Auch das ANC hatte vor einigen Wochen erwähnt, dass die ATLANC aus der Abenddämmerung stammte. (aus Perry Rhodan 2841 „Sturmland“ von Michelle Stern)
Naupaum bekam in den 600er-Romanen die Besonderheit verpasst, dass sich die Galaxie in einer sehr sternenarmen Region des Universums befindet. Die nächstgelegene Nachbargalaxie Catron ist satte 104 Millionen Lichtjahre von Naupaum entfernt, weitere Galaxien sind nicht erreichbar. Zum Vergleich: Die Große Leere in den 1650ern erreicht eine Ausdehnung von 150 Millionen Lichtjahren. Naupaum und Catron müssten sich also mitten in so einer leeren Blase befinden, um im beobachtbaren Universum zu finden zu sein.
In ferner Zukunft dagegen werden sich die Galaxien immer weiter von einander entfernen. Daher lassen sich die riesigen Distanzen damit erklären, dass Perry Rhodans Gehirn nicht nur weit durch den Raum befördert wurde, sondern auch in eine ferne Zukunft. Die Theorie passt auch gut zu der Überbevölkerung Naupaums (obwohl das Leben durch exponentielles Wachstum eine Galaxis wohl auch schneller übervölkern kann). Und es demonstriert, dass die Atopischen Richter einen guten Überblick über alle Epochen des Universums haben.
Hier wollte ich mich zufrieden zurücklehnen und den Artikel abschließen. Dann habe ich doch noch mal im Kosmischen Schachspiel-Zyklus gesucht. Die große Entfernung wird tatsächlich thematisiert:
Die riesigen Abstände zwischen den von hier aus sichtbaren Galaxien waren nicht schwer zu erklären. Er [Perry Rhodan] als unnennbar winziger Teil der Galaxis Naupaum befand sich sehr weit von seiner eigenen Galaxis entfernt. So weit, dass Hubbles Gesetzmäßigkeiten eintraten – sie besagten, dass die Randzonen-Galaxien des Universums zueinander weitaus größere Entfernungen aufwiesen als die des Inneren, als beispielsweise die Sterngruppen der »Lokalen Gruppe«, zu der die terranische Galaxis ebenso gehörte wie der Andromeda-Nebel. (aus Perry Rhodan 637 „Der Fremde von Catron“ von Hans Kneifel)
Da hat Perry leider seine Kosmologie-Hypnoschulung falsch verstanden, wie das Bild des expandierenden Universums zu verstehen ist. Die Raum-Zeit des Universums ist nur die Ballonoberfläche, nicht das gesamte Volumen. Daher gibt es innerhalb des Universums auch keine Regionen weiter innen oder äußere Randzonen. Geändert an seiner Lage hätte es freilich nichts, wenn er sich darüber länger den (geliehenen) Kopf zerbrochen hätte.
Tiff
18. Juni 2024 — 13:53
Hi, Torben.
Das ist eine sehr interessante Sammlung von Fakten, die Deine These stützen. Der Fun Fact vorweg, er funktioniert ziemlich gut.
Aber ist geklärt, ob die Sterne der Galaxis nicht auch auseinanderdriften? Wenn das große galaktischen Gravitationskonzept verändert ist, warum nicht auch das innere?
Aber das ist wohl Dache der Astronomen.
Davon ab vielen Dank für die Theorie.
Roland, Myles, wird es nicht Zeit für eine eigene Rubrik an Fantheorie und/oder Fehlerjagd?