Das fantastische Fanzine

Leserbrief von Torben Kneesch in WoC 118

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Seid gegrüßt, liebe BHGler,

Roland ist ganz rührig als Redakteur unterwegs und hat mich überredet, mal wieder etwas zum WoC zu schreiben. Das letzte Mal dürfte so zwanzig Jahre plus minus fünf Jahre her sein. Aber lieber spät bei alten Freunden melden als gar nicht mehr. 🙂

Nachdem ich 2010 nach Stuttgart gezogen bin, ist der Kontakt nach Hamburg erlahmt. Hier habe ich über die Jahre beim Trekdinner Stuttgart neue Freundschaften geschlossen. Es gibt auch einen allgemeinen SF- und PR-Stammtisch, bei dem ich irgendwie nicht hängen geblieben bin, obwohl die Leute auch nett sind. Vielleicht bin ich freitags nach Abend inzwischen einfach zu müde, und das Trekdinner war samstags einfach praktischer.

Jetzt könnte ich 20 Jahre SF Revue passieren lasse (das sind sechs bis sieben Inkarnationen von Doctor Who!). Aber da der Einsendeschluss in guter Tradition eigentlich schon herum ist, beschränke ich mich auf ein paar Kommentare zu PR.

Als großer Fan von Wim Vandemaan-Romanen war ich hocherfreut, als Christian Montillon und er ab Band 2700 die Exposé-Redaktion übernommen haben. Christian Montillon ist dabei ein interessanter Autor, deren frühe Werke ich nicht so sehr mochte (Perry Rhodan Action, brrr …), der sich aber in meinen Augen stetig weiterentwickelt hat. Freilich fing ich irgendwann darauf zu achten, ob er mal einen Roman komplett ohne Erwähnung von Blut schreibt, und das hat echt lange gedauert. 🙂

Ich wurde mit den 2700ern auch nicht enttäuscht. Die Tiuphoren als platte völkermordende Schurken ab Band 2800 empfand ich als ärgerlichen Rückschritt, aber Atlans abgefahrene Reise in die Jenzeitigen Lande wusste zu gefallen. Und die Tiuphoren-Geschichte hatte mit der Flucht der Laren und anderer Völker in die ferne Zukunft auch ihre guten Seiten.

Die 2900er hatten gute Elemente, so richtig rund lief am Schluss nicht alles zusammen. Aber tatsächlich kam es doch noch zum angedrohten Weltenbrand.

Ab Band 3000 hat die Serie leider in meinen Augen nachgelassen. Die ersten großen Ideen sind über mehrere Zyklen abgehandelt worden. Interessanterweise kam William Voltz Kosmischer Hanse-Zyklus nach 300 bis 350 Romanen als Exposé-Autor ja auch nicht gut an. Ist das einfach ein typischer Zeitraum, ab dem der erste Ideenvorrat abgearbeitet ist? Dabei gab es ja interessante Ideen wie die massiven Geschichtsverfälschungen, was vermutlich von Fake News in der realen Welt inspiriert war, die heutzutage ein größeres Problem als mangelnder Informationszugang sind.

Ab Band 3100 hatte die böse Seite mit Farbaud, dem im Glanz zumindest wieder eine charismatische Figur, was bei den Cairanern fehlte. Das Serendipitätsprinzip wirkte zeitweilig auch etwas zu bequem, um die Handlungselemente zu verbinden. Aber es ging wieder aufwärts.

„Fragmente“ reißt mich nicht ganz mit. Es krankt in den letzten Jahren etwas am Aufräumen: Wie genau ist ES denn jetzt aus unserer Zeitlinie verschwunden? Was war mit diesen spannenden Andeutungen, dass sich Zeitlinien mit und ohne Eingriff von Thez überlappen. Obwohl ich das erneute Rausschreiben von ES gelesen habe, hätte ich da eine Zusammenfassung oder nähere Erklärung gebraucht. Andere kleinere Geschichten werden auch leichtfertig liegen gelassen (ich warte immer noch auf ein Update, wie schwer die Tiuphoren in den 2800ern Ertrus getroffen haben). Stattdessen fing Band 3200 mit Infanteriegefechten an (*seufz*).

Insgesamt gibt es bei den Romanen aber kaum noch große Qualitätsschwankungen. Vorfreude verspüre ich am stärksten bei den leider selten gewordenen Wim Vandemaan-Romanen und dann noch in erster Linie bei Michael Marcus Thurner. Die Haupthandlung fesselt mich nur nicht so stark. Aktuell hänge ich mal zwei, drei Wochen hinterher.

Nebenbei habe ich ältere Zyklen gelesen wie den Thoregon-Zyklus, wo wir damals mit regelmäßigen durchaus harten PR-Kritiken anfingen.

Ich denke, wir haben uns damals schon durch das Medium Online-Forum gegenseitig aufgeschaukelt. Aber einige Romane fand ich auch beim zweiten Lesen schwer misslungen (Dscherro in Terrania-Romane!). Solche Ausreißer nach unten finde ich bei den aktuellen Romanen nicht.

Die Serie (und andere Serien auch) insgesamt kommt für mich ins Stolpern, wenn sie sich selber sehr ernst nimmt, was gerade in der Feldhoff-Ära der Fall ist. In dem Moment wird Glaubwürdigkeit bei den Figuren und komplexen Themen wie Politik, Wissenschaft, etc. wichtiger, zumindest geht mir als Leser das so.

Nunja, ich habe noch einen Blick ins letzte WoC geworfen. An Seitenzahl mangelt es ja nicht, mehr kleine knackige Artikel wären nicht schlecht. Und Rolands PR-Fantheorien sind eine gute Idee. Daher hoffe ich, dass er meine Theorien zur Positronik und zu Thomas Cardifs Kindheit noch aufnimmt (wenn nicht, hänge ich sie als P. S. an diesen Brief an).

So, wie unterschreibe ich jetzt? Machen wir noch Pseudonyme? Ich war mal Hamiller wegen Physik studieren wollen. Inzwischen bin promovierter Physiker, aber arbeite als Softwareentwickler. Halten wir es doch einfach:

Viele Grüße,

Torben

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