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Hiermit also mein ganz persönlicher Rückblick auf die Monate Dezember 2023 bis Februar 2024, wie immer ohne jeden Anspruch auf Vollständigkeit. Für den Jahreswechsel gilt dies im besonderen Maße, da dies in meinem Job die jährliche Hochsaison bedeutet.
Daher möchte ich nicht auf die neuste Staffel von „Neue Geschichten vom Pumuckl“ bei RTL+ oder „For all Mankind“ 4. Staffel bei Apple+ oder „Percy Jackson“ die neue Serie bei Netflix eingehen, weil ich aus Zeitmangel selbst kaum mehr von diesen TV-Serien weiß als dass sie existieren. Es bleibt festzuhalten, dass wir in einem Jahrzehnt leben, in dem es keinen Mangel an phantastische Geschichten gibt. In meiner Kindheit war dies anders, da waren tschechische Kinderserien wie „Pan Tau“ und „Luzie, der Schrecken der Straße“ Anfang und Ende der Fahnenstange.
TV-Serie: „UFOs“
Eine Fernsehserie, die bereits 2021 als französisch-belgische Koproduktion für den französischen Pay-TV-Sender Canal+ entstand und im Januar 2024 erstmals im deutschen Fernsehen, genauer von ARD One, gezeigt wurde. 2022 lief die Serie, von der es bereits zwei Staffeln gibt, erstmals im amerikanischen Fernsehen. In Deutschland wird die zweite Staffel im März 2024 zu sehen sein. Es bleibt festzuhalten, dass französische Serien im deutschen Fernsehen sehr selten sind.
„UFOs“ ist hierbei keine Science Fiction-Serie im engeren Sinne, sie spielt im Jahre 1978 und handelt von den Erlebnissen Melvil Poupauds, dargestellt von Didier Mathure. Dieser ist Leiter eines Projekts, das an der Entwicklung und am Bau der Ariane-Rakete für die europäische Raumfahrtbehörde ESA mit Sitz in Frankfurt am Main teilnimmt. Er erlebt einen herben Rückschlag in seiner Karriere als seine Rakete gleich beim ersten Teststart explodiert. Doch dann wird er zum Leiter der GEPAN ernannt, einer auf die Jagd auf UFOs spezialisierten Einheit des französischen Innenministeriums, deren Mitglieder auf einem anderen Planeten zu leben scheinen. Hier soll er nun wissenschaftliche Erklärungen für UFO-Sichtungen finden, ein absoluter Albtraum für den überzeugten Rationalisten, der bislang gerade zu für seinen Job lebte und deshalb Frau und Kinder kaum zu sehen bekam. Doch ein unvorstellbares Ereignis stellt alles auf den Kopf und eröffnet ihm eine neue Welt.
Nach dem Erfolg ihrer Intervention bei der Untersuchungskommission der ESA wird Melvils Ex-Ehefrau Élise Conti, gespielt von Gèraldine Pailhas, seine Nachfolgerin als Leiterin seines Ariane-Projekts, aber er hofft, dass er mit ihr nach Frankfurt am Main gehen und die UFOs hinter sich lassen kann. Er übergibt ein Video der Ereignisse beim fehlgeschlagenen Teststart an eine junge Wissenschaftlerin, die das Phänomen unter der Leitung des berühmten sowjetischen Physikers Sacharow untersucht. Es stellt sich später heraus, dass diese eine Agentin des KGB ist. Inzwischen ist auch der heimische französische Geheimdienst auf die Ereignisse aufmerksam geworden. Es wurde eigens eine eigene Abteilung unter der Leitung von Valérie Delbrosse, dargestellt von Nicole Garcia, gegründet, die jedoch auch persönliche Gründe antreiben. Derweil stellen die Ermittler des GEPAN fest, dass hinter der ganzen Geschichte doch mehr zu stecken scheint als hinter den üblichen UFO-Erscheinungen.
Die erste Staffel hat 12 Folgen, die jeweils 30 Minuten lang sind und die Serie nimmt sich inhaltlich nicht sehr ernst, sondern wird als Satire von einer gehörigen Prise französischen Humors getragen. Wer die Serie „Frankreich gegen den Rest der Welt“ mochte, die vor wenigen Jahren für zwei Staffeln auf ARTE lief und sich über die Arbeit der französischen Geheimdienste der Nachkriegszeit – speziell der frühen 1960er Jahre – lustig machte, ist hier richtig. Die erste Staffel von „UFOs“ selbst wird zudem im März 2024 wiederholt, passend zur Ausstrahlung der 2. Staffel.
Heftromanserie: Perry Rhodan
Die Perry Rhodan-Heftromanserie erreichte am 1. Dezember 2023 bereits Heft-Nr. 3250. Die Hefte 3250: „200 Millionen Lichtjahre“ und 3251: „Das kosmische Gespinst“ von Christian Montillon bilden einen Doppelband über die Reise der RAS TSCHUBAI über mehr als 200 Millionen Lichtjahre von der heimischen Milchstraße bis zur Riesengalaxie Kondor, die bis ins 21. Jahrhundert NGZ von keinem Menschen bereist wurde und bis dahin lediglich als Heimat der Sorgoren im Dienst der Kosmokraten, wie Carfesch, bekannt war. Carfesch war es, der vor Jahrtausenden vom Kosmokraten Tiryk den Auftrag erhielt, nach den Empfängern zweier besonderer Zellaktivatoren zu suchen. Am Ende der sich über viele Jahre hinziehenden Suche erweisen sich die Helden der Serie Atlan alias Mascaren da Gonozal und Perry Rhodan selbst als die rechtmäßigen Empfänger. Doch die Superintelligenz ES scheint weit mehr mit der Galaxie Kondor zu verbinden und so hat sie einen Teil ihrer Fragmente dort versteckt. Perry Rhodan und seine Begleiter befinden sich dort seit Monaten auf der Suche nach dem Versteck der Fragmente mit dem Ziel diese und andere in die Milchstraße zu bringen und wieder zusammenzusetzen. So wie es laut PR-Heft 1399 am 8. März 448 NGZ mit ESTARTU gelang. In der Milchstraße gibt es mit dem „Club der Lichtträger“ jedoch eine Organisation, die aus dem Verborgenen heraus mit Attentaten, Terror und Intrigen die Pläne der Zellaktivatorträger um Perry Rhodan zu vereiteln trachtet. Scheinbar ist ein Gestaltwandler namens Achill Maccao der Kopf der Organisation. Er hat sich als einfacher Astronom getarnt an Bord der Ras Tschubai einquartiert und versucht deren Flug in die Irre zu leiten und letztlich zu sabotieren. Am Ende wird er jedoch überführt und ergreift gerade noch rechtzeitig die Flucht zurück zur Milchstraße. Der übrige Flug verläuft ruhig bis die Expedition den Leerraum kurz vor der Zielgalaxie Kondor erreicht und dabei auf ein seltsames riesiges Gespinst aus haarfeinen, aber viele Lichtjahre langen Rissen stößt. Das seltsame Netz steht mit der Entstehungsgeschichte des Chaoporters FENERIK in Verbindung, doch dies ist selbst bei den gegenwärtigen Einwohnern der zum Netz gehörenden Anlagen längst in Vergessenheit geraten. Nicht so jedoch bei Kmossen, der Proto-Quintarch will den Chaoporter wieder in die Hände ihrer Schöpfer, der Chaotarchen zurückerobern und sich dabei selbst einen Platz in der Führungssitze des Riesenraumschiffs sichern. Es stellt sich heraus, dass Kmossen der führende Kopf und eigentliche Anstifter hinter dem „Club der Lichtträger“ ist. Doch wie so oft schlagen Kmossens aufwendig gestaltete Pläne fehl.
In der Riesengalaxie Kondor hat sich Perry Rhodan inzwischen an die Spitze einer kleinen Piraten-Flotte gesetzt und sich selbst den Titel „Großadministrator“ gegeben. Mit Hilfe der Piraten macht er sich auf die Suche nach den Fragmenten der Superintelligenz ES in der Galaxis Kondor. Diese Fragmente sind inzwischen von einer anderen Expedition im Dienste Kmossens aufgespürt und verschleppt worden. Die Spur führt kreuz und quer durch die Riesengalaxie. Letztlich führt die Suche Perry Rhodan und seine Mitstreiter zur Heimatwelt der Sorgoren und schließlich in ein Paralleluniversum. Doch damit ist noch lange nicht das Ende der Odyssee in Kondor erreicht. Dieser Abschnitt umfasst die Hefte 3252 bis 3257 und ist damit der in doppelter Hinsicht längste Abschnitt. Thematisch entspricht dieser Abschnitt leider nicht unbedingt meinem Geschmack und er bringt die Handlung auch nicht wirklich voran. Dafür gibt es jedoch farbenfrohe und vielfältige Schilderungen fremder Völker.
Das Heft 3258 „Der Zeitsalto“ von Uwe Anton schildert einen Zwischenstopp, der mit den Fragmenten von ES aus der Galaxie Gruelfin beladenen Blaugoldflotte. Die eigentliche Besatzung der Flotte besteht nur aus Atlan, Sichu Dorksteiger, Damar Feyerlant und der Mrynjade Trochod, ein schmetterlingshaftes Wesen, das einen extrem eigenbrötlerischen Stil pflegt. Die Anqha-Gehirne, welche die Raumschiffe der Flotte steuern, gingen aus echten Lebewesen hervor und zeigen zunehmend Erschöpfungszustände, Krankheiten oder sterben sogar. In der uralten Weltraumstadt der Avanen, die seit Millionen von Jahren im Leerraum zwischen den Galaxien treibt, finden sie Ersatz. Doch der Hohe Koloniemeister Pevano fordert einen hohen Preis und steuert seine eigenen Ziele an. Letztlich ist es der titelgebende Zeitsalto, der Atlan und seine Freunde und damit die Expedition rettet. Dass ich diesem einen Heft genau so viel Raum gebe, wie den sechs Heften zuvor, sagt durchaus etwas darüber aus, wie aktuell meine Sympathien bezüglich der Serienhandlung vergeben sind.
Kommen wir zum Viererblock der Hefte 3259 bis 3262. Die akonische Räterepublik trägt Trauer, denn bei einem Schiffsunglück ist die Priorrätin und damit ranghöchste Beamtin der Akonen Adorhee tan Thanor verstorben. Sie war ein Klon ihrer Vorgängerin und ihr Klon, die noch relativ junge Akonin Nemena tan Thanor soll ihren Platz einnehmen. Als Klon von Adorhee ähnelt Nemena dieser wie ein Zwilling dem Anderen, nur dass sie einige Jahrzehnte jünger und kaum volljährig ist. Bei den Akonen ist es seit langer Zeit Mode, den Nachwuchs nicht mehr auf traditionelle Art zu erzeugen, sondern als Klone also künstliche Zwillinge im Labor. Doch auch wenn Nemena Adorhee wie ein Ei dem Anderen zu gleichen scheint, hat sie ihren eigenen Kopf und unterwirft sich ihrem Schicksal nur widerwillig. Daher soll sie im Rahmen eines Rituals die Erinnerungen ihrer älteren Klonschwester übernehmen und damit, so die Hoffnung der Verantwortlichen, auch deren Charakter und Fähigkeiten. Es stellt sich jedoch heraus, dass das Schiffsunglück, das zu Adorhees Tod führte, kein Unfall war, sondern von Saboteuren gezielt herbeigeführt wurde. Nemena beauftragt daher den Detektiv der USO Ram Wood damit, die Hintergründe zu ermitteln und der politischen Intrige den Boden zu entziehen. Der Lordadmiral der USO Monkey nutzt die Gelegenheit, um sich im Reich der Akonen als Diplomat zu präsentieren und nach längerer Zeit wieder eine Hauptrolle zu spielen. Die Ermittlungen führen jedoch zu der Erkenntnis, dass hinter den Intrigen der „Club der Lichtträger“ steckt, der diesmal mit geballten Personal und aktiven Eingreifen der Führung um Kmossen vorgeht. Ziel des Proto-Quintarchen ist es nicht, die Räterepublik der Akonen zum Einsturz zu bringen, sondern lediglich Monkey in seine Gewalt zu bringen. Er hofft den Lordadmiral der USO im Kampf gegen ES auf seine Seite ziehen zu können. Um zusätzlichen Druck auf den Oxtorner auszuüben raubt er ihm sogar zeitweilig den Zellaktivator. Dieser Viererblock präsentiert die Serie von einer Seite, wie sie vor allem die Ära von K. H. Scheer prägte, eine klassische Kriminal- und Geheimagentenstory im Stil von „Mission: Impossible“.
Mit dem Heftroman 3263 „Sternensand“ von Michael Marcus Thurner beginnt eine gänzlich neue Handlungsebene. Eine Expedition rund um Reginald Bulls früheres Flaggschiff der Liga Freier Galaktiker THORA fliegt unter der Leitung von Gucky in die Kleingalaxie Wolf-Lundmark-Melotte. Diese befindet sich etwa 3,3 Millionen Lichtjahre von der Milchstraße entfernt am Rande der Lokalen Gruppe der Galaxien und soll eines der Refugien enthalten, in denen Fragmente der Superintelligenz ES versteckt sind. Von den Zellaktivatorträgern ist diese Region des Universums nur selten aufgesucht worden und die Berichte, die es über frühere Expeditionen gibt, erzählen von wirklich schrägen Abenteuern. Die erste Spur führt zu einer Welt, die sich wegen des Sternensands als üble Falle und gefährlicher Raumschiffsfriedhof erweist. Der Beginn eines klassischen Weltraumabenteuers.
Es fällt auf, dass die zweite Hälfte des „Fragmente“-Zyklus gänzlich anders beginnt als die erste Hälfte ab Band 3200. Der Zyklus spielte zunächst dutzende Hefte im Vorfeld der Galaxie Gruelfin, ohne dass der Leser viel über die konkreten Verhältnisse dort erfuhr. Dafür wurden zahlreiche neue Figuren und Schauplätze eingeführt, die inzwischen niemanden mehr interessieren. Nun spielt die Handlung an Schauplätzen und mit Charakteren, die den Namen nach sehr viel vertrauter sind, in Wahrheit jedoch sehr viel lebendiger und frischer wirken und tatsächlich im Detail neu sind. Auch bilden die fünf Handlungsebenen einen Rekord. Zumindest kann ich mich an keinen anderen Abschnitt in der Serie erinnern, in dem die Handlungsschauplätze soweit verstreut lagen und es überhaupt mehr als zwei oder maximal drei Schauplätze binnen 16 Hefte gab. Darüber hinaus unterscheiden sich die Abschnitte in Stil und Inhalt und sind nicht unbegrenzt austauschbar. Trotzdem hatte ich kein Problem in die Handlung hineinzufinden, obwohl ich vor Band 3248 ein Vierteljahr pausiert hatte. Das Team um die beiden Expokraten Christian Montillon alias Christoph Dittert und Wim Vandemaan alias Hartmut Kasper plant offensichtlich noch einmal aus allen Rohren zu feuern, bevor sie mit Band 3300 die inhaltliche Leitung der Serie an Ben Calvin Hary als neuen Expokraten übergeben.
Taschenheftserie: Perry Rhodan NEO
Am 22. Dezember 2023 erschien Ausgabe 320 von Perry Rhodan NEO und so begann eine neue 10‘er-Staffel der Taschenheftreihe, deren Ausgaben in Form und Machart den alten Planetenromanen entsprechen. Anders als diese erzählt NEO jedoch die Geschichte des Perryversums komplett neu und entfernt sich dabei inhaltlich immer weiter vom Vorbild.
Die neue 10‘er-Staffel trägt den Titel „CATRON“ und handelt von der Expedition des Riesenraumschiffs BASIS unter dem Kommando des Titelhelden Perry Rhodan in die über 55 Millionen Lichtjahre entfernte und geradezu riesenhafte Kugelgalaxie M87. Die Staffel um die Gehirnodyssee des Titelhelden spielte in NEO bereits in einer M87 vorgelagerten Kleingalaxie mit den Namen Naupaum. M87 und Naupaum haben selbstverständlich mit den gleichnamigen Handlungsorten in der Originalserie nur den Namen gemeinsam und stehen in keiner inhaltlichen Verbindung zu einander. Catron war die treibende Kraft hinter den Gehirnmarkt in Naupaum und hinter der Aphilieker-Herrschaft auf der Erde in den Taschenheften 310 bis 319. Catrons eigentliche Heimat ist jedoch die Riesengalaxie M87 und so führt die neue Staffel in diese. Dazu fliegt das riesige balkenförmige Raumschiff BASIS jedoch zunächst ins Zentrum der Milchstraße, um beim Umkreisen des zentralen Schwarzen Lochs genug Schwung zu holen für den Sprung in die unvorstellbar weit entfernte Galaxie M87. Diese Reise wird in ihren zahlreichen einzelnen Etappen in zahlreichen kleinen Kapiteln mit jeweils wechselnden Protagonisten erzählt. Wichtig ist noch, dass Thomas Rhodan, der einstige Verräter und oberste Aphilieker im Koma liegt und im Inneren einer medizinischen Versorgungskapsel an Bord der BASIS an der Expedition teilnimmt. Darüber hinaus ist in seinem Körper das Bewusstsein Roi Dantons gefangen. Danton ist im Gegensatz zum Danton der Originalserie kein Sohn Rhodans, sondern der echte Georges Danton aus den Tagen der französischen Revolution, den es auf zahlreichen Umwegen, unter anderem über den Gehirnmarkt in der Kleingalaxie Naupaum, in die Milchstraße der Handlungszeit verschlagen hat. Damit wird nun Danton auf Umwegen doch zum Rhodan-Sohn, wie in der Originalserie.
Beim Lesen wird man als Altleser auf jeder Seite von bekannten Namen förmlich erschlagen, auch wenn diese meist völlig neue Rollen übernehmen. Manches erinnert jedoch an alte Werke, so ist auch in NEO Payne Hamiller der Erbauer der Hamiller Tube, doch zur Handlungszeit lebt er noch, obwohl die Bordpositronik bereits aktiv ist. Allerdings verschwindet Hamiller während des Sprungs der BASIS in die Riesengalaxie. Der Rest der Besatzung verschläft den Sprung in den Kryokammern. In der Umlaufbahn um das Schwarze Loch im Zentrum der Riesengalaxie kommt es zum Zusammenstoß mit einem kleinen keulenförmigen Raumschiff namens HÜPFER, dessen einziges überlebendes Besatzungsmitglied ein wandelndes Sitzkissen namens Douc Langur ist. Der eigentliche Kommandant der BASIS ist der Etruser Melbar Kasom. Chefärztin ist die Tochter Julian Tifflors namens Lia Tifflor, die einzige prominente Figur, die es nur innerhalb der NEO-Serie gibt. Dafür gehören zur Besatzung fast vergessene Namen wie der selbsternannte Prophet Eric Weidenburn, der Nexialist Les Zeron oder Merkosh, der Außerirdische mit dem riesigen Trichtermund, dessen Lebensgeschichte und Heimat vor etwa 50 Ausgaben eine große Rolle spielte. Insgesamt wirkt die Figuren-Palette in NEO wesentlich organischer und stabiler als aktuell in der Perry Rhodan-Heftserie. Allerdings ist die Serie auch noch unvergleichbar kürzer und damit extrem übersichtlich. Es gab einfach noch keinen Platz für große Widersprüche.
Wichtig ist noch, dass das Geistwesen Catron sich in M87 als negative Macht erweist, deren Strahlung die Anwohner der Galaxie in die Flucht schlägt. Ganze Raumflotten bewegen sich nur in eine Richtung, vom Zentrum der Galaxie weg. Die einzelnen Flüchtlingstrecks scheinen sich jedoch auch untereinander nicht grün zu sein, sondern zu bekämpfen. Ein Kind von einem verunglücktem Raumschiff wird an Bord der BASIS genommen, die übrigens wie der Geheimsatellit TROJA in der Originalserie als Trümmerstück eines Planeten getarnt ist. Unter den Flüchtenden befinden sich auch drei Schiffe der Skoars, die in der Originalserie die Vorfahren der Vorfahren der Haluter waren und in ihrer Blütezeit die Kriegerkaste in M87 darstellten. Zur Handlungszeit der Originalserie waren die froschähnlichen Dumfries als Kriegerkaste an ihre Stelle getreten. Was weniger bekannt ist, dass die Dumfries auch zu den Völkern zählten, die wie die Cappins und die Akonen seit Jahrtausenden inoffiziell und heimlich im Dienst der Genetischen Allianz gegen den Dekalog der Elemente des Chaotarchen V‘Aupertir kämpften – Das war jedoch eine eigene Kreation des klassischen Autors H. G. Ewers, die dieser durch die Rhodan-Serie der gesamten 1980‘er Jahre mitschleppte als Hintergrund zu Iruna von Bass-Teth. Soweit der Hintergrund zur aktuellen Staffel der Perry Rhodan-NEO-Taschenhefte. Das Ausgangsszenario erinnert mich an das Ausgangsszenario der Heftserie REN DHARK, die Mitte der 1960‘er Jahre vom damals abtrünnigen Perry Rhodan-Autor Kurt Brand erschaffen wurde. Die Serie läuft als Taschenbuchserie beim HJB-Verlag bis heute. Der Titel der Staffel lässt jedoch vermuten, dass es im Kern der Handlung um die Geistesmacht(?) Catron im Zentrum von M87 geht. – Doch unter den zahlreichen Schicksalsgenossen, die es in die Galaxie M87 verschlagen hat, befindet sich auch der geheimnisvolle Oogh at Tarkan aus dem Volk der Kartanin, der über den KLOTZ in diese kosmische Region geriet. Die größte Überraschung ist es jedoch als man mit der BASIS auf die lange verschollen geglaubte SOL trifft.
In der Mitte der Staffel kehrt die Handlung zudem für eine Ausgabe in die Milchstraße zurück, wo man es mit Amtranik, dem Anführer der Horden von Garbesch zu tun bekommt und mit einer Unbekannten namens Imara Tugh, die nach langem Schlaf im Körper einer Terranerin erwacht und fest davon überzeugt ist als Botin einer fremden Macht aus weiter Ferne erschienen zu sein. Der Protektor Reginald Bull und die Terranische Union kommen jedenfalls nicht zur Ruhe. – Es ist schon erstaunlich mit welcher Selbstverständlichkeit und in welchem Tempo mit Charakteren und Plot-Elementen um sich geworfen wird. Die Heftserie wirkt im Vergleich geradezu behäbig.
Heftromanserie: Maddrax
Mit der Ausgabe 625 „Das Ende der Suche“ vom Bastei-Rekordschreiber Ian Rolf Hill hat auch die zweiwöchentlich erscheinende Bastei-Serie im Dezember 2023 die Mitte des aktuell laufenden Zyklus erreicht. Und wie üblich ist plötzlich alles ganz anders als zuvor von den Lesern und vom Serienhelden Matthew Drax erwartet. Aruula wurde nicht im Vorfeld von Heft 600 in den Amazonas-Dschungel entführt, sondern folgte freiwillig dem telepathischen Hilferuf von GRÜN. Zur Erinnerung rund um Heft 550 herum schloss das auf Pflanzenbasis beruhende Kollektivwesen die zahlreichen Übergänge in Paralleluniversen und verausgabte sich dabei bis an den Rand der Selbstvernichtung. Zur Regeneration griff das GRÜN auf zahlreiche parapsychisch begabte Wesen zurück und am Ende rief es eben auch Aruula zu Hilfe. Diese verschwand einfach ohne den Titelhelden zu informieren in den Urwald. Er nahm die Suche auf und wurde dabei von Haaley begleitet, die sich zunächst als Blinder Passagier an Bord der PLASMA geschmuggelt hatte. Zusammen mit All‘ec und Dak‘kar erreichen Haaley und Drax schließlich das Zentrum von GRÜN im südamerikanischen Urwald. Allerdings gelang es bisher nicht ein Heilmittel gegen die Metamorphose von Haaley, All‘ec und Drax zu wandelnden Baumwesen zu finden. Tatsächlich ist es GRÜN, dass die drei letztlich auf Wunsch von Aruula rettet.
Dabei wird GRÜN jedoch weiter, wenn auch im Vergleich eher geringfügig, geschwächt und Aruula erwacht vorzeitig aus einem Heilschlaf, so dass sie zumindest vorübergehend ihre telepathischen Fähigkeiten verliert. So kommt es zur vorläufigen Trennung von Drax, der doch überhaupt nur in den Urwald aufgebrochen war, weil er seine Lebensgefährtin retten wollte. Dabei hinterließ er jedoch eine Spur der Verwüstung, wenn auch nicht absichtlich, aber doch sehr schmerzhaft für das ohnehin geschwächte GRÜN. Haaley bleibt im Zentrum von GRÜN zurück, um Aruula bei der Genesung zu unterstützen. Immerhin kehren Drax, All‘ec und Dak‘kar mit einem roten Energiekristall zum im Urwald gestrandeten Ozeanriesen USS NIMITZ zurück. Die aktuelle Besatzung des Flugzeugträgers besteht aus einer Expedition von Menschen aus der brasilianischen Hafenstadt Macapá unter dem Kommando von Dak‘kar. Vor Ort stellt sich heraus, dass das Ameisen-Kollektivwesen Mabuta zum letzten Schlag auf die USS NIMITZ ausgeholt hat und dabei auch auf die Hilfe der einheimischen menschlichen Waldbewohner setzt. Letztlich entkommen nur 48 von über 200 Expeditionsteilnehmern unter dem Kommando von Dak‘kar mit einem Flussdampfer über dem Amazonas aus der Schlacht. Mangels eines besseren Ziels begleitet Matthew Drax die Expedition auf ihrem Rückweg nach Macapá. Die Reise führt durch das Herrschaftsgebiet rivalisierender Gruppen, an einem alten, stillgelegten Staudamm vorbei schließlich in die einstige Metropole des Amazonasgebiets Manaus. Die einstige Hauptstadt des Amazonasgebiets in Brasilien ist weiterhin eine Großstadt voller Gefahren. Erst mit Heft 331 „Maddrax, übernehmen SIE!“ erreicht die Expedition schließlich Macapá, am Atlantik nahe der Amazonasmündung. Der Roman wurde von Simon Borner und Michael Schönenbröcher verfasst und birgt einen neuen Wendepunkt in der Handlung der Serie. Drax erfährt von Ira und Grao, alte Freunde, die dringend seine Hilfe benötigen, obwohl sie doch aufgebrochen sind, um ihm zu helfen.
Derweil erholt sich Aruula langsam und beschließt schließlich in Heft 630 „Der Flug des Kondors“ von Ian Rolf Hill zusammen mit Haaley auf dem Rücken eines riesigen Raubvogels, der Spur von Drax nach Macapá zu folgen. Haaley wird dabei von Erinnerungen und Albträumen über ihre Vergangenheit geplagt und auch ihre nur noch als irreale Traumgestalt a la „Mein Freund Harvey“ existierende Schwester Choyganmaa sorgt immer wieder für Unruhe. Erschwerend kommt hinzu, dass Choyganmaa im Umfeld von GRÜN in dessen „Traumreich“ erschreckend real wird und zeitweise auch den Seelenfrieden der ohnehin geschwächten Aruula beeinträchtigt.
So zusammengefasst wirkt die Handlung der letzten sechs Romane der Serie, wie ein Exposé von William Voltz für einen Atlan-Roman der 1970‘er Jahre von H. G. Ewers oder Peter Terrid; also aus Sicht vieler Leser eher wie sozialkritische und leicht durchgeknallte Fantasy und weniger wie klassische Space Opera, aber Letzteres wollte die Serie „Maddrax“ auch nie sein.
Schließlich entsteht im Verlauf der Handlung bei mir die Frage, ob die Autoren GRÜN absichtlich immer weiter in eine Art Öko-ES als Superintelligenz der Serie verwandeln.
Heftromanserien: UFO-Akten
Inzwischen hat die zweiwöchentlich erscheinende Bastei-Serie „UFO-Akten“ die Ausgabe 64 erreicht und ist damit bereits doppelt so lang wie beim ersten Versuch in den Jahren 1996/97. Das aktuelle Autorenteam besteht aus Rafael Marques, der vor allem als John Sinclair-Autor bekannt ist, Oliver Miller, Arvid Winger und Kolja van Horn, der als Autor bei Lassiter begonnen hatte, aber auch schon für „Maddrax“ schrieb, sowie Marten Veit, der sich Mitte der 1990‘er Jahre die Serie überhaupt erst ausgedacht hat. Marten Veit ist auch der einzige Autor, der aus der originalen Riege der Autoren der 1990‘er Jahre zu diesem Zeitpunkt noch übrig ist. Die Autoren verwenden übrigens alle Pseudonyme. Marten Veit schrieb bereits an einer ganzen Reihe anderer Serien mit, wie z. B. „Die Abenteurer“ bei Bastei von Hubert Haensel, „Ren Dhark“, die schon seit 30 Jahren laufende neue Serie vom Bernt Verlag und „Bad Earth“ von Manfred Weinland, als Heftserie bei Bastei erschienen, später als Buch-Serie beim Zaubermond Verlag. Von anderen aktuell laufenden Science Fiction-Serien unterscheiden sich die „UFO-Akten“ dadurch, dass die Handlung aus abgeschlossenen Romanen und maximal Trilogien besteht, die Autoren jedoch darauf achten, sich nicht gegenseitig zu widersprechen und auch Elemente und Themen aus früheren Romanen wieder aufgreifen. Dazu gibt es feste Charaktere ähnliche wie im amerikanischen Vorbild aus dem TV, der Serie „Akte-X“.
Die beiden Hauptcharaktere sind Cliff Conroy, eigentlich Astronom und Judy Davenport, eigentlich Sicherheitsbeamtin, die ursprünglich zum Personal der NASA gehörten und gefeuert wurden als sie auf seltsame Ungereimtheiten im Zusammenhang mit einem UFO-Vorfall stießen. Zeitweilig waren sie auf der Flucht vor den amerikanischen Sicherheitsbehörden, in Gestalt von Jeremy McKay und seiner Spezialeinheit des Geheimdienstes NSA. Inzwischen arbeiten sie quasi offiziell für Senator Campbell und seine Truppe als US-Bundesmarshalls und haben dabei sogar schon mit McKay zusammengearbeitet. In der Regel herrscht jedoch weiterhin eine ausgeprägte Rivalität.
Neben dieser Rahmenhandlung gibt es auch noch wiederkehrende Charaktere und Themen je nach Autor, bei Marten Veit ist dies z. B. die Sioux-Indianerin Ruth Sekada, die in der Provinz einen kleinen Laden betreibt und nebenbei als Heilerin aktiv ist. Darüber hinaus gehört sie vom Beginn der Serie an zu den Vertrauensleuten von Senator Campbell, die in die wichtigsten Geheimnisse eingeweiht ist, im Gegensatz zu Cliff und Judy. Auf der Gegenseite agieren bei Marten Veit die sog. Grauen Leute, seltsame verdeckte Ermittler, die stets in kleinen Gruppen auftreten und über erstaunliche körperliche Kräfte verfügen. Sie wirken wie die Grauen Leute aus Michael Endes „Momo“ und versuchen die Arbeit der Truppe um Senator Campbell, aber auch die NSA, nach Kräften zu sabotieren. Der Verdacht, dass es sich um russische Agenten handelt, führte jedoch in die Irre. Dass es außerirdische Raumschiffe und deren Besatzungen wirklich gibt, steht hingegen nicht im Zweifel. Darüber hinaus kommt es immer wieder zu Wechselwirkungen mit einem Paralleluniversum und den dort lebenden Doppelgängern von Cliff und Judy, die immer wieder für neue Herausforderungen sorgen.
Zu den Vielschreibern für die Serie gehört Rafael Marques, sein Thema sind eher die Mutanten, die ähnlich wie die Mutanten bei „Perry Rhodan“ über Parafähigkeiten verfügen und in der Regel einer organisierten Gruppe angehören, die sich „FREE PSI“ nennt. Jeff und Judy wissen jedoch wenig über diese Truppe. Persönlich kennen sie nur die Teleporterin Alice, die auch ihre Kontaktperson zu dieser Gruppe ist. Alice hat blonde Haare, aber immer wenn sie einen Teleportersprung wagt, verliert sie büschelweise Haare. Über die Gruppe selbst und ihrem Anführer Ray, einem ehemaligen NSA-Agenten, wissen die beiden Bundesmarshalls hingegen nur Schlagworte. Das es die Gruppe „FREE PSI“ überhaupt gibt, erfuhren sie erst als sie auf die damals 12-jährige Kristy Howe stießen, eine Telepathin, die ihre eigene Mutter tötete als diese von außeridischen Invasoren übernommen wurde. Die Gruppe setzt Kristy vor allem ein, um neue Mitglieder mit Parafähigkeiten zu werben. Im Heft 64 endet ein solcher Einsatz damit, dass der psychisch nicht ganz gesunde Suggestor David Emerald sie überwältigt und zu einem Ersatz für seine verstorbene Schwester Davinia umerzieht. Beide werden schließlich, zumindest dem Anschein nach, von einem fremden Raumschiff abgeholt. McKay und das gesamte NSA traut der Truppe jedoch nicht über den Weg. Er stellt gegenüber Mutanten für gewöhnlich das Ultimatum, ihre Fähigkeiten für das NSA einzusetzen oder als Versuchskaninchen im Labor zu enden. Senator Campell hat hingegen eine eigene, geheime Mutantenschule eingerichtet.
Zu jedem Roman gehört eine LKS, dort stellt der jeweilige Autor sich vor und erläutert seine Gedanken, die er beim Verfassen des Romans hatte. Marten Veit scheint sich in der Tradition von Clark Darlton zu sehen, bislang gibt es jedoch noch keine Romanfigur in der Tradition von Gucky. Darüber hinaus sind seine Romane, meiner persönlichen Einschätzung nach, handwerklich deutlich besser als jene des „Perry Rhodan“-Miterfinders und Übersetzers zahlreicher klassischer US-SF-Autoren. Klassische Leserbriefe in denen die Romane selbst kommentiert werden, gibt es selten. Dafür gibt es regelmäßig eine Ausgabe mit Leserbriefen, in denen Leser ihre eigenen seltsamen Erlebnisse mit schwer erklärbaren Phänomenen schildern. Schließlich gibt es auch Ausgaben in dem diese Themen selbst vom Redakteur vorgestellt, erläutert und gemäß seiner Einschätzung bewertet werden.