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Anime Previews der Winter-Saison 2024: Seit ich dieses Preview als eigene Kolumne schreibe, gebe ich zu, werden die vorgestellten Animes ein wenig mehr. Darin sehe ich nichts Schlechtes. Für alle, die wissen möchten, wo ich diese Anime anschaue: Es handelt sich um die aktuellen Serien direkt aus dem japanischen Fernsehen. Vieles davon kriegt man beim Bezahlsender Crunchyroll, einiges als Torrent, von Fans untertitelt. Auf jeden Fall kann man auch als Nichtjapaner die aktuellen Seasons direkt verfolgen. Und das ziemlich gut.

Und für alle, die auf den Geschmack gekommen sind und auch etwas zurückgeben wollen: Ich habe es mir zur Angewohnheit gemacht, zu manchen Serien, die mir besonders gut gefallen haben, die deutschen oder englischen Mangas zu kaufen. Das unterstützt die Medienschaffenden.
Aber beginnen wir mit den Animes selbst.

Den Anfang macht diesmal 7th Time Loop: Der Plot beginnt wie ein übliches Otome-Game. Nämlich mit einer Entlobung. Die junge Adlige Rishe Weizner bekommt nicht nur ihre Entlobung mit Kronprinz Dietrich aufgetischt, er zieht auch noch ordentlich über sie her und präsentiert prompt ihre bürgerliche Nachfolgerin, die an ihrem Abstieg natürlich absolut keine Schuld trägt. Das Problem, oder vielmehr das Mysterium ist, dass sie genau diese Szene schon sechsmal zuvor erlebt hat. Es scheint so, dass sie jedes mal, wenn sie das Alter von zwanzig Jahren erreicht, getötet wird und erneut im Ballsaal startet, in dem Dietrich über sie herzieht.
Beim siebten Mal hat sie natürlich nicht besonders viel Zeit für den Kronprinzen, haben doch die anderen sechs Male gezeigt, dass ihr nicht viel Zeit bleibt, bevor die enttäuschte Weizner-Familie sie mittellos vor die Tür setzt. So war es in ihrem ersten derartigen Leben, und nur dank des Schmucks, den sie am Körper trug, konnte sie sich in eine Handelskompanie einkaufen, in der sie ein interessantes Leben führte, bis sie eben, nach fünf Jahren im neuen Leben, mit zwanzig getötet wurde.
Beim zweiten Neustart kommt sie rechtzeitig nach Hause, um ihren persönlichen Besitz, Geld und Schmuck einzusammeln, verpasst dadurch aber die Händler vom ersten Leben. Dafür wird sie Apothekarin im Nachbarland Cojolle. Im dritten Leben wird sie Alchemistin (beim vierten und fünften Leben wurde noch nichts enthüllt), und im sechsten Leben entschließt sie sich, als Mann verkleidet zu leben und heuert bei der königlichen Garde eines Nachbarlands an, nur um bei einem Angriff des Landes Galkheim durch den Kronprinzen selbst getötet zu werden.
Aber in ihrem siebten Neustart ist es ausgerechnet dieser Prinz, Arnold mit Namen, der sie in eine ganz neue Richtung drückt. Beeindruckt davon, wie selbstbewusst sie mit Dietrich umgegangen ist, entscheidet er sich dafür, ihr einen Heiratsantrag zu machen. Rishe willigt ein – wenn Arnold sie niemals anrührt.

In ihrer neuen Heimat angekommen bemerkt sie zwei Dinge sehr schnell. Der Prinz, den sie im sechsten Leben als ihren eiskalten und extrem erfolgreichen Mörder kennengelernt hat, ist doch ein bisschen mehr als eine auf Effektivität getrimmte Mordmaschine. Dazu kommt, dass sein kleiner Bruder auch nicht ganz ohne ist, zudem ist das Verhältnis der beiden Prinzen zueinander stark getrübt. Und Rishe muss sich eingestehen, dass ihr ihre vorigen Leben nicht egal sind, sodass sie auch für die Menschen eintritt, die sie aus diesen Leben kennt. Um dieses Ziel zu erreichen, muss sie jedoch alles, was sie in den vergangenen sechsmal fünf Jahren gelernt hat, einsetzen, um Arnold, das Land Galkheim, und alles, was ihr wichtig ist, in eine positive Bahn zu lenken, niemals wissend, ob sie nicht auch diesmal mit zwanzig Jahren stirbt, um eine achte Zeitschleife zu beginnen.

Mein Fazit: Ein sehr unterhaltsamer Anime mit einer extrem starken, begeisternden Protagonistin. Es macht sehr viel Spaß, Rishe bei all den Irrungen und Wirrungen in ihrem Leben zu begleiten, und zuzusehen wie sie versucht, mit ihren nicht gerade kleinen, aber auch nicht üppigen Mitteln die Welt zu einem besseren Ort zu machen. Aber dafür hat sie sich sehr große Schuhe angezogen, denn Arnold ist niemand, der sich leicht manipulieren lässt. Und in ihm steckt der ruchlose Soldat, der Rishe und fünf ihrer Kameraden im Alleingang vor dem Thronsaal niedergemetzelt hat, ohne eine Spur von Gnade zu zeigen.

Sokushi Cheat: Stell dir vor, du hast die Fähigkeit, jeden, der dir feindlich gesonnen ist, mit nur einem einzigen Gedanken zu töten. Jeden. Jederzeit. Solange du wach bist. Und stell dir vor, deshalb bist du nicht nur über Jahre unter „Verschluss“ gehalten worden, sondern wirst selbst in „Freiheit“ stets überwacht. Und jetzt stell dir vor, der Schulbus, der dich und deine Klasse zu einem Ausflug fahren soll, endet in einer fremden Welt, und alle, alle außer dir und drei weiteren Schülern erhalten durch eine geheimnisvolle „Sage“, also Weisen, magische Fähigkeiten. Die anderen, welche Klassen und Fähigkeiten entwickeln, beschließen, euch vier als Köder für die herumfliegenden Drachen zurückzulassen, indem einer der anderen Schüler eine seiner neuen Fähigkeiten einsetzt, um euch als Beute besonders attraktiv zu machen. Prompt sterben auch ein Junge und ein Mädchen beim Angriff, und nur du, Takatou, und das Mädchen Tomouka Dannoura, überstehen diese erste Attacke. Dann schafft es Dannoura endlich, dich aufzuwecken. Und du tötest den angreifenden Drachen mit einem einzigen Gedanken.

Mein Fazit: Klingt total langweilig, oder? Total overpowered, der Bursche. Wen hat er da denn noch zu fürchten? Wo ist die Herausforderung, wo der Spaß? DEN gibt es tatsächlich zuhauf. Denn schnell stellen sich neue Dinge heraus. So hat zum Beispiel Mokomoko, der gute Hausgeist der Dannouras, verhindert, dass die „Sage“ Tomouka manipuliert wie die anderen, und begleitet die beiden fortan. Und bevor das Blut der beiden getöteten Schüler kalt wird, werden sie von drei ihrer Mitschüler attackiert, die eigentlich vorgehabt hatten, Tomoukas Leiche wiederzubeleben und den daraus entstehenden Zombie zu versklaven. Für … Dinge. All das, während das tote Mädchen Stunden später feststellt, gar nicht so tot zu sein, weil sie gar kein richtiger Mensch, und nun auf Rache aus ist. Es passiert unheimlich viel, und wenn man blinzelt, verpasst man vielleicht etwas Entscheidendes.

Matou Seihei no Slave: Ich gebe zu, den Anime habe ich noch nicht angefangen, aber ich habe den Manga sehr weit gelesen.
Die Story ist folgende: Japan ist durch diverse Dimensionsportale mit einer anderen Welt verbunden worden, namentlich Mato. Daraus brechen immer wieder Kreaturen hervor, welche Menschen töten und entführen. Einzig Frauen sind in der Lage, die fremden Dämonen durch besondere Fähigkeiten zu kontern, die sie mit der Öffnung der Portale erhalten haben. Darum haben Frauen ihren Status in Japan quasi aus dem Nichts verhundertfacht. Sie könnten ja neue, kriegsentscheidende Fähigkeiten haben.
Männer sind dadurch aufs Beiwerk reduziert, etwas, was der junge Yuuki (seine Schwester verschwand bei einem dieser Angriffe vor fünf Jahren) jeden Tag aufs Neue spüren muss. Denn die Mädchen seiner Schule, ob sie Fähigkeiten haben oder nicht, lassen die Jungs den Statusunterschied spüren.

Dann kommt der Tag, an dem Yuuki selbst Opfer eines Portals und in die fremde Welt voller Dämonen gezogen wird. Dort steht an seinem Schicksal nicht viel fest, außer, dass er unweigerlich sterben wird – bis die Chefin der siebten Einheit der Dämonenbekämpfer, von Japan in Mato für solche Fälle stationiert, auf dem Rücken eines versklavten Dämonen herbei eilt und ihn rettet. Durch Umstände wird Yuuki ihr neues Reittier, und dies mit ungewöhnlich starken Fähigkeiten, die Kyouka Uzen veranlassen, die eigentlich temporäre Kontraktnahme mit dem Menschenjungen permanent zu machen. Auch gegen Yuukis Willen. Also bringt sie ihn zurück zum Hauptquartier der Siebten, wo drei weitere Kämpferinnen auf ihn warten, die unterschiedlich begeistert davon sind, nun einen Mann im „Haus“ zu haben.
Dazu kommt, dass immer, wenn Kyouka oder eines der anderen Mädchen einen Kontrakt mit Yuuki schließt und mit ihm kämpft, einen Preis bezahlt werden muss. Dieser Preis ist die Befriedigung sexueller Fantasien des Jungen, und je wertvoller seine Hilfe war, desto höher fällt dieser Preis aus… Und dann ist da noch eine Nachbar-Einheit, die plötzlich lebhaftes Interesse an Yuuki zeigt. Langweilig wird es definitiv nicht.

Meine Meinung: Wie gesagt, ich kenne den Manga und habe den Anime deshalb erst mal zurückgestellt. Aber der Manga und die ganze Geschichte hat mir gut gefallen. Nein, Leute, so weit wie ich es gesehen habe, gibt es zwar viele hübsche Mädchen zu sehen, dazu ein wenig Rumgeknutsche, aber der Rest ist maximal ab sechzehn freigegeben, weil auch ein paar Fetische bedient werden. Angucken lässt es sich trotzdem.

Akuyaku Reiijou Level 99: Die junge Eumillia Dolkness (ausgesprochen Jumillia), Tochter eines Herzogs, erkennt in jungen Jahren zwei Dinge. Erstens, sie ist wiedergeboren. Zweitens, sie steckt mitten in der Handlung eines Otome-Games, das sie mal gespielt hat. Aber nicht als Mob-Charakter, oder als Protagonistin, sondern als versteckter Boss, um der Heldin und ihren Gehilfen nach dem Sieg über den Dämonenkönig noch eine Herausforderung zu liefern. Die für den versteckten Boss natürlich tödlich endet.
Eumillia, eh eine eher zurückhaltende Person, hält überhaupt nichts davon, derart hin-, und hergeschoben zu werden, deshalb beginnt sie sehr früh damit, ihre Magie zu trainieren, nämlich Darkness. Dunkelmagie. Dies geht so weit, dass sie bei der Einschulung an der magischen Akademie, an der das Otome-Game spielt, bereits den eigentlich unmöglichen Level 99 vorzuweisen hat, weshalb sie wegen dem Vorwurfs des Betrugs beinahe wieder von der Schule fliegt. Glücklicherweise ist der hiesige König kein Idiot und versichert sich, dass die magische Vorrichtung bei Eumillia richtig angezeigt hat und sie tatsächlich superstark ist. Und er versichert sich ihrer Hilfe, wenn der Dämonenkönig in ein paar Jahren angreifen wird.
Eumillia ist zu alledem gewillt, aber ihre mangelnden Erfahrungen mit Menschen per se machen ihre Hilfsversuche im besten Fall plump. Dazu kommt, dass ihre schwarzen Haare in dieser Gesellschaft verpönt, und Dunkelmagie eher argwöhnisch gesehen wird.
Trotzdem gibt sie ihr Bestes, im verzweifelten Versuch, der eigentlichen Heldin eben nicht zu schaden, und nicht der versteckte Boss zu werden. Und vielleicht ein paar Freunde finden?

Mein Fazit: Schon wieder Otome-Game? Ja. Und ja, ich weiß, es scheint gerade überhand zu nehmen. Seit Bakarina, Mein Leben als Mob in einem Otome-Game, 7th Live und diversen anderen mag man schon von einer regelrechten Inflation reden. Es ist eben nicht unüblich, dass jemand mit einem Manga in einem eher wenig betrachteten Genre erfolgreich ist und damit Dutzende Nachahmer nach sich zieht, so geschehen unter anderem bei den Butler-Mangas, die nach Combat Butler Hayate ein eigenes Genre aufgemacht haben. Aber hier gilt, was auch für alle anderen Trends gilt. Es überleben nur die, welche nicht einfach nur den erfolgreichen Manga imitieren. Sie müssen gut, wenn es geht noch besser sein. So ist das auch in diesem Fall. Die Geschichte und die Entwicklung vom versteckten Boss ist witzig, amüsant, mit leichter Hand geschrieben und erzählt, und immer wieder gut pointiert. So hat Eumillia zum Beispiel die Fähigkeit, Wunden zu heilen. Wenn sie den Zauber aber beschwört, entstehen Dutzende Mini-Tentakel, welche die Wunden flicken, was sogar zensiert wird. Und so geht es in beinahe jeder Folge weiter, während alles auf das große Finale gegen den Dämonenlord hinausläuft.

Honorable Mentions: Shangri-La Frontier hat eine zweite Season bekommen, die uns wieder in der virtuelle Rollenspiel Shangri-La begleitet, um zu schauen, wie der Bad Game Master Sunraku sich in einem Top Tier Game schlägt. Spoiler: Nicht schlecht, und das nie langweilig.

Ebenfalls eine neue Season hat: Shin no Nakama. Diese Geschichte über den einen Helden aus dem Team des Yuusha, der gegen den Dämonenkönig antreten soll und der aus der Crew rausgemobbt wurde (obwohl die Yuusha seine eigene kleine Schwester ist), um danach ein Leben als Apotheker in der Pampa zu führen, geht weiter. Mit dem Rücktritt seines Schwesterchens als alles rettende Heldin wird es nicht ruhiger für ihn, für seine Freundin, und auch nicht fürs Schwesterchen.

Mashle, die Geschichte vom einzigen Nichtmagier unter lauten Magiebegabten, der sich ausgerechnet an der wichtigsten magischen Schule einschreibt und mit schierer Körperkraft das wettmacht, was ihm an Magie fehlt, hat auch eine zweite Season erhalten. Und wieder wälzt sich Mash durch das Geschehen wie ein Panzer gegen Blechdosen.

Ebenso mit einer neuen Season vertreten und von mir heiß erwartet: Tsuki ga michibiku isekai Douuchu. Die Geschichte in einer anderen Welt um den jungen Makoto, der versehentlich einen eigenen Staat gründet und sich dabei ausgerechnet zwei supermächtige Frauen als Gefolgsleute sichert, den uralten Drachen Tomoe, und die als „natürliches Desaster“ angesehene Spinne Mio, ist einer der Animes, die ich verschlinge, kaum dass sie raus kommen. Ich wurde mit dieser Season bisher nicht enttäuscht.

Ihr seht, in dieser Winterstaffel gibt es sehr viele zweite Seasons, sodass ich bei den anderen Serien
noch nicht besonders reingeschaut habe. Aber das, was ich mir angeschaut habe, lohnt sich.

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