Über die Romane von W. W. Shols alias Winfried Scholz von Bernd “Göttrik” Labusch

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W. W. Shols gehörte 1961 zu den vier Autoren, welche die „Perry Rhodan“-Serie aktiv aus der Taufe hoben. Konkret stammten von ihm die „Perry Rhodan“-Hefte Nr. 6 „Das Mutanten-Korps“, 9 „Hilfe für die Erde“, 23 „Geheimschaltung X“ und 31 „Der Kaiser von New York“. Darüber hinaus war der Roman Nr. 18 „Rebellen von Tuglan“ ebenfalls für ihn vorgesehen. Im Gedankenaustausch im Vorfeld mit K. H. Scheer als Chefautor brachte dabei Winfried Scholz die Grundidee für einen neuen Hauptcharakter ein, der die Serie bis heute unter den Namen Gucky begleitet. Scholz konnte jedoch die Termine nicht einhalten und der Roman wurde von Walter Ernsting alias Clark Darlton umgesetzt. Dieser fand großen Gefallen an dem Mausbiber und adoptierte ihn nicht nur, sondern brachte ihn erst zur wirklichen Blüte und machte aus diesem Charakter letztlich das Maskottchen der Serie.

Ebenfalls auf eine Idee von Scholz geht Homer G. Adams zurück, der in allen vier von ihm verfassten Rhodan-Heften die eigentliche Hauptfigur war. Adams war der Chef der GCC, der General Cosmic Company und fungierte dort als der Spiritusrector der Dritten Macht, später des Solaren Imperiums und schließlich der Liga Freier Terraner. Er ist ein Finanzgenie, anfangs nicht ohne Makel, sonst wäre er kaum in ein Gefängnis geraten. Seine Geschichte beginnt damit, dass Perry Rhodan ihn nach jahrelanger Haft aus dem Gefängnis holen lässt. Darüber hinaus ist er ein Halbmutant, der vor allem über die Fähigkeit des perfekten Gedächtnisses verfügt, was ihn für Autoren schwer zu handhaben macht. Immer wenn der Autor Scholz anklingen ließ, dass er mit der Rückkehr zur Serie spiele, wurde Homer G. Adams als sonst fast vergessene Romanfigur reaktiviert, so von K. H. Scheer im „Meister der Insel“-Zyklus und von William Voltz im „Bardioc“-Zyklus. Letztlich wurde jedoch nichts daraus und erst nach dem Tod des Autors 1981 kehrte seine wichtigste Figur als Chef der Kosmischen Hanse in die Reihen der durchgehend aktiven Zellaktivatorträger in die Heftromanserie zurück.

Die wichtigste Großtat für die „Perry Rhodan“-Serie war jedoch die Liste japanischer Namen, die Scholz aus einem Telefonbuch von Tokio für K. H. Scheer ermittelt hatte. Die Liste bildete wiederum die Grundlage für die Namensgebung der Mitglieder des Mutanten-Korps der Dritten Macht. Dies muss also bereits geschehen sein, bevor das Exposé für Heft 6 erstellt wurde. Eine weitere Idee für den Handlungshintergrund der Serie „Perry Rhodan“ wurde erst mit Heft 39 „Die Welt der drei Planeten“ den Lesern vorgestellt: Der Robotregent der Arkoniden. Die ganze Grundidee eines riesigen Computers bzw. Positronen-Gehirns als Herrscher über eine ganze Welt war untypisch für die Romane Scheers, Ernstings und Mahns. In den Werken von Winfried Scholz und vor allem im „Prokaskischen Krieg“ aus dem Jahr 1959 spielte das regierende Positronen-Gehirn jedoch eine zentrale Rolle. Allerdings nutzt es bei Scholz seine Macht positiv und zum Vorteil der Menschheit. Das „Gehirn“ ist somit auch das Vorbild für Konstrukte wie NATHAN in der späteren „Perry Rhodan“-Serie.

Vorgeschichte: In der fernen Zukunft des Jahres 13.267 irdischer Zeitrechnung lebt die Menschheit nicht mehr auf der Oberfläche des Planeten Erde. Denn im Jahre 12.348 kam es zu einem überraschenden Angriff der außerirdischen Prokas, über die auch nach einem Jahrtausend kaum mehr bekannt ist als dass sie aus den Tiefen des Weltraums stammen und kugelförmige Raumschiffe nutzen. Solange dauert nun auch schon der Krieg zwischen den Prokas und den Menschen von der Erde. Beide verfügen über eigene Sternreiche, wobei den Menschen von den Prokas nur jene Welten bekannt sind, welche diese zuvor von den Menschen gewaltsam erobert haben. Wer die Prokas wirklich sind und warum sie Krieg gegen die Menschheit führen ist auf der Erde auch nach 1000 Jahren unbekannt.

Seit dem Beginn des Sternkriegs leben die Menschen in einem gigantischen Bunkerkomplex und die eigentliche Regierung und Verwaltung erfolgt über das GEHIRN, einer riesigen Zentralpositronik, welche alles kontrolliert und reguliert. Daneben gibt es jedoch auch weiterhin eine Regierung mit entsprechenden Ministern, die jedoch selten in der Öffentlichkeit auftritt. Die irdische Bevölkerung bildet ein komplexes Kastensystem in dem jede Person von den Behörden, letztlich also dem GEHIRN, den für ihn perfekten Platz zugewiesen bekommt – jedenfalls in der Theorie.

Der Prokaskische Krieg – Episode 1

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Titel: Rebell des Weltraums

Erschienen als Leihbuch im Jahre 1959 im Dörner-Verlag, Erschienen als Heftroman im Jahre 1960 als „UTOPIA“ Nr. 208, Erschienen im Jahre 2000 im Sammelband „Utopische Welten Teil 1“ beim Molberg-Verlag

Romanhandlung: Alles beginnt damit, dass sich Perry Barnett zur Psychoabteilung auf Sohle 23 des gigantischen Bunkerkomplexes begibt, um das Ergebnis seines abschließenden Eignungstests für die Raumflotte zu empfangen. Nach jahrelanger Ausbildung ist er überzeugt, mindestens als Pilot, wenn nicht sogar gleich als Kommandant auf einem Raumschiff dienen zu dürfen. Doch dann trifft ihn die herbe Enttäuschung, dass ihn das GEHIRN als ungeeignet abgelehnt habe.

Vier Tage später besucht Perry ein Vergnügungslokal auf Sohle 83. Er hat inzwischen die sog. Planetenschleife als Auszeichnung für besondere Leistungen erhalten. Dies tröstet ihn jedoch nur wenig darüber hinweg, dass seine Karriere als Raumfahrer scheinbar schon vorbei ist, bevor sie richtig begann. Sie weckt jedoch die Aufmerksamkeit anderer Gäste und darunter befindet sich auch eine gewissen Cora. Eine äußerst attraktive junge Frau, die laut eigenen Angaben als Ärztin auf einem Raumschiff arbeitet. Später stellt sich jedoch heraus, dass Sie die Lebensgefährtin von Cox ist. Cox ist der Eigentümer des Raumschiffs CORA, das er nach seiner Geliebten benannt hat. Vor allem jedoch sucht Cox einen verschwiegenen Piloten für sein Raumschiff, da er dieses für nicht ganz astreine Geschäfte zu nutzen gedenkt. Mehr erfährt Perry zunächst nicht.

Perry ist es egal, was Cox und seine Leute in der Praxis konkret machen, er will nur um jeden Preis als Pilot eines richtigen Raumschiffs in das Weltall hinaus. Cora bietet ihm nun die passende Gelegenheit und lotst ihn über Schleichwege an die Oberfläche der Erde und an Bord der CORA. Deren Besatzung besteht aus Schmugglern und anderen Kriminellen, welche den Sternkrieg zu ihren Vorteil nutzen und beide Seiten mit zahlreichen mehr oder minder lebenswichtigen Gütern beliefern. Perry wird von Cox sofort zum 1. Offizier ernannt und erweckt damit den Neid der anderen Besatzungsmitglieder. In der Anfangszeit ist Perry vollständig auf die Rückendeckung von Cox angewiesen. Dies entwickelt sich jedoch zu einem Problem, denn Perrys Gefühle für Cora sind echt und die Lebensgefährtin des Kapitäns der Schmuggler erwidert sogar seine Gefühle.

Die erste Reise führt zum Planeten Tramik, in der Umlaufbahn des Riesensterns Beteigeuze. Es handelt sich um eine kaum besiedelte Urwald-Welt, deren Bewohner den Krieg zwischen Erde und Proka soweit zu ignorieren versuchen, wie es nur eben geht. In einem Saloon gerät Perry in eine Schlägerei, in der er von dem jungen Raumfahrer Praxlomza gerettet wird. Der Beginn einer engen Kameradschaft. Ein gänzlich anderer Fall ist Talcot, der einst für den irdischen Geheimdienst arbeitete und nun als Vermittler mit den Prokas dient. Der Aufenthalt auf Tramik währt nur kurz.

Das nächste Ziel der Reise führt zum Planeten Poldini, der gleichnamigen Sonne. Es handelt sich um eine Dschungelwelt am Rande des Machtbereichs der Prokas. Bei dem Versuch der Schmuggler hier mit den Prokas zum Geschäft zu kommen endet mit einem Desaster. Während der anschließenden Flucht kommt es zudem zum Bruch zwischen Perry und Cox als dieser herausfindet, wie eng sein 1. Offizier inzwischen mit seiner Lebensgefährtin Cora angebandelt hat.

Letztlich übernimmt Perry das Kommando auf der CORA. Bevor der Machtkampf mit der übrigen Mannschaft eskalieren kann, geraten die Schmuggler zudem zwischen die Fronten einer Raumschlacht. Die jedoch eine überraschende Entwicklung nimmt. Dank zweier schiffbrüchiger Extraterrestrier, dem Diplomaten Nam-Legak und dem Wissenschaftler Iks-Wol-Esak. Die Prokas erweisen sich als relativ skurrile Wesen, die längst nicht so feindselig sind, wie von der Propaganda dargestellt. Unvermittelt findet sich Perry Barnett an der Spitze einer diplomatischen Mission zur Erde wieder, deren Ziel es ist einen Waffenstillstand zwischen Proka und Erdlinge zu stiften.

Anmerkungen: Der eigentliche Held der Geschichte trägt also den Namen Perry. Womit auch geklärt wäre, woher der Titelheld der „Perry Rhodan“-Serie seinen Vornamen hat.

Die Geschichte selbst kann wunderbar für sich allein stehen und schildert in Wahrheit nur die letzten Wochen dieses Kriegs der Sterne.

Was mich nicht so überzeugt hat, war die Charakterzeichnung, die doch sehr oberflächlich blieb und nur bei Perry selbst etwas in die Tiefe geht. Die Motivation der meisten Romanfiguren, insbesondere von Cora, bleibt extrem oberflächlich und schablonenhaft, sofern überhaupt nachvollziehbar. Ausgerechnet die beiden ach so fremden Aliens Nam-Legak und Iks-Wol-Esak wirken auf mich am Überzeugendsten und am Sympathischsten von all den Charakteren im Roman.

Überraschend ist schließlich für mich die Wendung ganz zum Schluss gewesen, wonach die ganze Kettel seltsamer und dramatischer Ereignisse in Wahrheit nur auf einem Plan des GEHIRNS basiert habe soll, Frieden zwischen Prokas und Erdlingen zu stiften.

Der Prokaskische Krieg – Episode 2

© Pabel-Moewig Verlag KG

Titel: Der Große Zeitsprung

Erschienen als Leihbuch im Jahre 1959 im Dörner-Verlag, Erschienen als Heftroman im Jahre 1963 als „TERRA“ Nr. 266, Erschienen im Jahre 2000 im Sammelband „Utopische Welten Teil 1“ beim Molberg-Verlag

Romanhandlung: Die Verhandlungen zwischen dem GEHIRN und den beiden Prokas Nam-Legak und Iks-Wol-Esak zieht sich einige Zeit hin. Schließlich findet man eine Einigung, die auch von der Regierung der Erde gebilligt wird. Nun muss jedoch auch die Regierung der Prokas selbst der Einigung zustimmen. Nam-Legak und Iks-Wol-Esak sollen daher in das Reich der Prokas zurückkehren und die Verhandlungen von dort aus fortführen. Die Reise soll hierbei an Bord der CORA unter dem Kommando von Perry Barnett stattfinden. Die Besatzung bleibt im Wesentlichen unverändert. Perry nimmt nur seinen alten Freund, den Mediziner Forry Bannister, als Schiffsarzt an Bord. Zunächst verläuft die Reise relativ ruhig bis man in eine Art Hypersturm gerät und sich an einem völlig unbekannten Ort im Universum wiederfindet. Nach einer Kette weiterer seltsamer Vorkommnisse findet sich die Expedition schließlich in einem fremden, nahezu leeren Universum wieder. In diesem Universum existiert nur ein einziger Planet, der zudem ständig seine Gestalt ändert. Zunächst handelt es sich um einen menschenleeren Urwald, dann erscheint ein riesiger planetenweiter Zoo in dem Raubkatzen ähnliche Wesen leben. An die Stelle des Zoos tritt später eine gigantische Stadt und diese wir durch Ruinen ersetzt. Erst spät begreifen die Mitglieder der Expedition, dass sie mit jedem neuen Besuch auch einen Zeitsprung über mehrere Jahrtausende durchgeführt haben. Darüber hinaus stellt sich heraus, das die Herren diese planetenweiten Zoos die Besucher aus dem Weltraum wohl als ein besonders interessantes Forschungsobjekt einstufen. Eine Verständigung auf gleicher Ebene scheint dagegen zunächst unmöglich.

Anmerkungen: Der Planet WANDERER und die Superintelligenz ES lassen grüßen. Allerdings sind dies nun keine Ideen, die zu dieser Zeit etwas für die Science Fiction allgemein besonderes waren. Dieser Roman wirkt auf mich handwerklich wesentlich solider. G. M. Schelwokat scheint dies als Redakteur der Reihe „Terra“ ähnlich gesehen zu haben und hat diese Unterserie in „Terra“ erst mit diesem Roman gestartet. Zudem lagen drei Jahre zwischen Teil 1 und Teil 2 als Heftroman.

Angemerkt sei noch, dass man sich von der kurzen Zusammenfassung nicht täuschen lassen sollte. Dieser Roman ist so lang, wie die erste und die dritte Episode zusammen. Winfried Scholz findet als Autor immer neue Wendungen um die Handlung weiterzuführen.

Auffällig ist für den heutigen Leser zudem, wie oft in diesem Roman die irdischen Besatzungsmitglieder an Bord der CORA eine Zigarette rauchen und sich darüber wundern, dass die Prokas keinerlei Interesse daran entwickeln, selbst eine Zigarette zu rauchen.

Der Prokaskische Krieg – Episode 3

© Pabel-Moewig Verlag KG

Titel: Experiment mit der Ewigkeit

Erschienen als Leihbuch im Jahre 1961 im Bewin-Verlag, Erschienen als Heftroman im Jahre 1963 als „TERRA“ Nr. 272, Erschienen im Jahre 2000 im Sammelband „Utopische Welten Teil 1“ beim Molberg-Verlag

Romanhandlung: Zwischen dem Erscheinen von Episode 2 und Episode 3 als Leihbuch vergingen zwei Jahre, aus Sicht der Protagonisten der Romane vergingen bis zum Beginn der Handlung von Episode 3 sogar vier Jahre. Inzwischen leben einige Tausend Menschen auf dem Planeten Poldini II, der für die Verhandlungen für einen dauerhaften Frieden von den Prokas zur Verfügung gestellt wurde. Das GEHIRN hält nur noch indirekt Kontakt zu Perry Barnett und seinen Leuten an Bord der CORA. Ihr erster Ansprechpartner ist Staatssekretär Skeen, der auch die menschliche Niederlassung auf der Kolonalwelt der Prokas leitet. Cora und Perry haben inzwischen geheiratet und leben zusammen in einer kleinen Villa. Gelegentlich erhalten sie Besuch von einem Jungen aus der Nachbarschaft, der sich Kurt Barth nennt. Das Leben scheint nun endlich zur Ruhe gekommen zu sein.

Da überschlagen sich die Ereignisse. Praxlomza soll einen Proka getötet haben, der unvermittelt aus dem Nichts in seinem Wohnhaus erschien und seinerseits versuchte den Erdling zu erschießen. Die Geschichte wirft immer mehr Fragen auf, je mehr die Sicherheitskräfte zur Aufklärung beitragen möchten. Für die Prokas ist der Sachverhalt klar und bald wird die öffentliche Hinrichtung Praxlomzas gefordert. Dieser sucht nun seinerseits zusammen mit Lisman und Lavista das Weite und entert hierzu die CORA und flieht mit dieser in die Weiten des Weltraums.

Perry Barnett erhält nun den Auftrag mit dem Rest seiner Mannschaft und dem Raumschiff KAPELLA die Verfolgung aufzunehmen und dabei zu klären, was eigentlich wirklich passiert ist. Eine zentrale Rolle bei dieser Verfolgungsjagd nimmt schließlich der Proka Iks-Wol-Esak ein, der die Gelegenheit nutzt, um allerlei technisches Spielzeug zu testen, darunter auch eine Zeitmaschine.

Anmerkungen: Damit endet im Grunde die Handlung um das Ende des Prokaskischen Kriegs. Es geht nun vor allem darum, wie die Protagonisten die Vorurteile beider Seiten zu überwinden versuchen und die Entwicklung in eine Richtung zu lenken trachten, die ihren Wünschen entspricht. Dank der Zeitmaschine von Iks-Wol-Esak gelingt es sogar nachträglich korrigierend einzugreifen. Womit sich am Schluss die Frage aufwirft, ob ohne die ganzen Manipulationen es überhaupt zur Krise gekommen wäre.

Allgemeine Anmerkungen: Es folgten in den Jahren 1962, 1963 noch drei weitere Romane im selben Serienuniversum und mit der selben Hauptfigur Perry Barnett an Bord der CORA, die jedoch inhaltlich mit dem Prokaskischen Krieg nicht mehr verbunden waren, sondern auch in der Handlungszeit erst Jahre nach dem namensgebenden Konflikt spielen. Der Name wurde wohl nur aus Gewohnheit beibehalten. Die drei Nachzügler erschienen alle zunächst als Leihbücher beim Bewin-Verlag und wurden später im Jahre 2000 mit dem Sammelband „Utopische Welten Teil 3“ vom Mohlberg-Verlag nachgedruckt.

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