Das fantastische Fanzine

Leserbrief von Alexander “Tiff” Kaiser in WoC 116

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Hallo an alle.

Dank etlicher Gnadenfristen vom großen Chefredax Myles – dass das neue WoC nicht gedruckt werden muss, bringt ungeahnte Vorteile – wird wohl nicht nur dieser Leserbrief pünktlich sein, sondern auch ein ganz bestimmtes Schreibprojekt von mir. Aber ich will nicht zu viel versprechen. Ehrlich gesagt weiß ich nicht mal, ob außer Göttrik hier im WoC einer mitliest.

Apropos Göttrik. Kommen wir doch zuerst zu den Leserbriefen, genau gesagt zuerst zu seinem.

Göttrik, es freut mich sehr, dass Dein Bruder – ich kenne ihn ja flüchtig – sich meine Anime-Empfehlungen ausdrucken lässt. Aber ich habe noch ein Schmankerl für ihn. In meinem Lieblings-BattleTech-Forum (mir gehört sogar ein Teil davon, weil wir es vor über zwanzig Jahren gemeinschaftlich gekauft haben) Twobt.de gibt es eine kleine, aber feine Anime-Sektion. Dort erscheinen pro Quartal Links zu allen Animevorstellungen der Saison, aber auch ausgesprochene Bewertungen dreier User eben dieser Animes nach einiger Zeit.

Dazu kommt auch noch, dass so eine Season-Vorstellung schon mal tausend Klicks auf sich vereinigt. Wir haben also jede Menge Lurker. ^^b

Damit auf zum nächsten LB-Schreiber: Willkommen, Vroni Bärenfänger. Mir fällt dazu eine alte Anekdote ein, die ich gerne hier und da zum Besten gebe. Demnach kriegt man in seinem Leben drei wichtige Namen. Den ersten geben einem die Eltern. Den zweiten geben einem die Freunde. Den dritten, den gibt man sich selbst. Ich tippe das gerade, weil ich in Dir eine verwandte Seele vermute, gebrandmarkt von einem dieser Namen. Hier habe ich meine Namensgebung verarbeitet.

Btw. Ich habe fest vor, in Deine Geschichte reinzulesen, es aber bisher nicht getan. Da wir aber im neuen Zeitalter angekommen sind, kann ich meine Anmerkungen ja jederzeit auf der HP unter Deine Geschichte setzen. Das gibt mir Luft, zum Beispiel für diesen Leserbrief, oder für meine eigenen Projekte.

Magst Du zu Deinen Self Publishing-Erfahrungen nicht mal einen Bericht schreiben? Nicht nur Kollegen wie ich interessieren sich für die Eindrücke Anderer. Einige von uns Hobby-Autoren, die noch nicht dabei sind, könnten eventuell selbst motiviert zu werden, auch was rauszubringen.

Gehen wir weiter zu Ijon Tichys Leserbrief. Zuallererst: Ja, das WoC kann Leserbriefe gut gebrauchen. Klar, Kommentarfunktion unter den einzelnen Beiträgen schön und gut, aber so ein Rundumschlag wie hier ist schon was feines. ^^b

Was den Werbeblock für „Mette vom Mond“ angeht, warum hast Du nicht gleich eine Werbeseite an Myles zwecks Veröffentlichung geschickt? Nicht, dass ich nicht auch schon hier und da getrommelt hätte. So hat eine unserer Lurkerinnen – Hi, Daniela – Dein Buch in ihrem Besitz und auch ihrem Nachwuchs präsentiert. Ob das in einer Meinung resultieren wird, kann ich jetzt noch nicht sagen, aber hey, zwei Leser mehr. ^^b

Schreibprojekte: Old Man Rhodan muss ich in der Tat noch lesen. Bisher habe ich mich mit Schreibarbeit erfolgreich selbst blockiert und doch nichts gerissen. Ich gelobe Besserung.

Was den Perrikles angeht, so war eine weitere Veröffentlichung einfach überfällig. Hach, da überkommen einen derart nostalgische Erinnerungen, da habe ich „Guncross Perry Rhodan“ glatt noch mal nachgelesen. Da wollte ich eigentlich immer eine Fortsetzung schreiben. Eigentlich.

Sternenfahrt: Ich weiß, ich weiß, ich bin in der Heldenfahrt seit ewig langer Zeit am Zug. Aber: Was macht eigentlich der nächste Teil der Sternenfahrt, alter Freund?

Auf jeden Fall danke für Deine Serienübersicht. Die habe ich aufmerksam gelesen, und Du hast mein Interesse für Carnival Row geweckt, was ich schon ewig vor mir her schiebe, länger als Mando.

Dann ist da noch Uwe Lammers. Wir kennen uns jetzt schon ein paar Jahrzehnte und hatten eine Zeitlang einen Briefkontakt, den ich unterbrochen habe. Aber jetzt ist Uwe auch im WoC angekommen, und wir werden jetzt hoffentlich wieder öfter kommunizieren als nur einmal im Jahr beim Clubtreffen des Phantastica e.V..

Deinen Aufruf habe ich daher auch aufmerksam gelesen. Allerdings schiebe ich hier meine mannigfaltige schriftstellerische Arbeitslast vor und verfolge das Geschehen dann nur mit einem Augen, ob, wann und wie ich etwas dazu beitragen könnte.

Aber kommen wir zu den Stories.

Ja, ich habe sie tatsächlich gelesen, die nicht von mir waren, zumindest zwei, und die waren lang. Uwe, Deine war die letzte in der Liste, und wegen meiner Angewohnheit, alles fürs WoC in letzter Minute zu erledigen, bin ich zu Deiner nicht gekommen. Ich hole es aber nach.

Das Gleiche gilt für INI, Göttrik. Ich habe mir mein Zeitfenster so knapp gelegt, es hat einfach nicht gereicht. Mal sehen, ob ich hier jemals einsteige. Myles, besteht die Möglichkeit, eine Art Archiv mit allen Folgen anzulegen?

Aber kommen wir zu denen, die ich gelesen habe. Zuerst natürlich Old Man Rhodan von Ijon Tichy. Drei Kapitel hat er draußen. Wir beginnen mit Ernst Ellert, folgen dann Rhodans Spuren auf einer entvölkerten (verlassen, nicht ausgerottet) Erde und betreten dann die hermetisch abgeschlossene Menschensphäre Sol-System. Wobei bei mir das Parallelen zu Myles’ neuer Geschichte auffallen, was die Terraner angeht, aber das nur am Rande. Was passiert? Es gibt neue Fraktionen in den Galaxien, die Menschheit lebt zurückgezogen wie weiland der Vize-Imperator in seiner virtuellen Welt, und federführend ist hier unter anderem Julian Tifflor. In Andromeda gibt es ein weiteres Menschenreich, das argwöhnisch auf das Ende der 20.000-Jahre-Frist von ES starrt. Eigentlich sollte ein Kind Perry Rhodans hier einiges an Einfluss haben, aber dieser schwindet, sodass sie sich um einen ganz besonderen Verbündeten bemüht, nämlich Ernst Ellert. Der wird dann auch sehr schnell hineingeworfen in eine Galaxis, die schon lange nicht mehr seine ist. Aber immerhin, alle Konfrontationen scheinen friedlich abzulaufen.

Auch bei Perry, der sich dazu entschlossen hat, auf ewig die Erde zu umwandern, nur begleitet von einem Service-Roboter, scheint soweit alles in Ordnung, selbst als er unbewusst einen Haluter beleidigt, der so etwas wie sein Kerkermeister zu sein scheint.

Es ist zu früh, mehr zu sagen, als dass Rolands Stil wie immer flüssig und gut lesbar ist. Das Storysetting ist komplex, und, so wie ich ihn kenne, auch gut durchdacht, arbeitet zwangsläufig auf ein großes Finale zu, das alle losen Fäden zusammenfassen wird. Die Ideen, die er auf dem Weg dahin anhäuft sind gewaltig und zahlreich. Erinnern mich die Aktionskörper der Unsterblichen auf Luna jetzt grundlos an die Kinder Nathans, die Ylanten? Ich bin sicher, das wird noch eine Rolle spielen. Ebenso wie die unter eine rote Sonne versetzte Erde mit Perry Rhodan als einzigem Bewohner, wie die 20.000 Jahre Frist, die ES der Menschheit gestellt hat, oder die Unsicherheit anderer Völker.

Eines muss ich Dich da direkt fragen, Roland: Hast Du dran gedacht, dass die Menschheit die Erwartung, die ES mit dieser Frist verbunden hat, erfüllen konnte?

Alles in allem ein flüssiges Stück Literatur mit einem vollkommen offenen Ende, strotzend vor Ideen und einem ganz eigenen, fremden Charme. Lesenswert.

Die Wälder von Katalis von Vroni. Ja. Da habe ich mich erst nicht rangetraut. Aber es ist ein relativ oft benutztes Szenario: Das Erwachen in einer fremden Welt. In einer Mega-Erklärung, die nicht im Fließtext vorkommt, erfährt man, dass es sich um die Erde handelt, die wüst und leer ist. Lediglich zwei überlebende Fraktionen sind bekannt, die autokratisch lebenden Galier und die anarchisch strukturierten Lafaree. Beide leben, anders kann man es nicht sagen, im Krieg miteinander.

Die Geschichte beginnt dann auch gleich damit, dass der Hauptprotagonist, Markus von Lork, während einer Kampfhandlung gegen die Galier in einer Wüste unter einem Stein einschläft, und in einem Wald wieder erwacht sowie dem Hinweis, dass Markus schon zehn Jahre in diesem Wald lebt.

Wie in einer guten Aufbaustory begleitet Vroni den armen Burschen dann auch bei seinem Versuch, erst einmal zu überleben. Die Reihenfolge des Überlebens ist: Wasser, Nahrung, ein trockener Unterschlupf. Dann kann man sich um das Wie und woher und das Wo bin ich überhaupt? kümmern.

All das verfolgt Markus mehr oder weniger erfolgreich, und mit einem einheimischen Pärchen, den hochintelligenten, katzenartigen Limfies, hat er auch noch ein paar pfiffige Unterstützer gewonnen. Diese zeigen ihm eine gut ausgebaute Höhle, in der einst jemand lebte, dem das gleiche Schicksal widerfuhr wie ihm. Versetzt in diesen Wald, allein, wie ausgesetzt. Dessen Hinterlassenschaften sowie seine Aufzeichnungen über Tiere, Pflanzen und die nähere Umgebung erweisen sich als extrem hilfreich.

Dann, zehn Jahre später, ist er nicht mehr allein. Jemand anderes ist am Stein „angekommen“, unter dem er erwacht ist. Es ist eine junge Frau – ausgerechnet eine Galierin in Armee-Uniform. Zudem ist sie verletzt und hilflos durch den Transport. Umbringen, oder sich den Ärger aufhalsen, den die ganzen Erklärungen mit sich bringen? Markus entscheidet sich dafür, die verletzte Frau zu verarzten und in seiner Höhle aufzunehmen. Aber Dankbarkeit stellt sich bei Leila, so der Name der Galierin, erst so nach und nach ein, als sie begreift, dass er mit dem Barbarenbild, welches ihr von den Lafaree eingetrichtert wurde, nicht wirklich etwas zu tun hat.

Es würde zu weit führen und auch nicht sinnvoll sein, die ganze bisher erschienene Geschichte nachzuerzählen. Deshalb breche ich hier ab, bevor ich einen Spoiler-Alarm setzen muss. Stattdessen lobe ich den schönen, flüssigen Erzählstil *hustübereinigekommatamusstdunochmaldrüberhust*, die Beschreibungen der beiden Kulturen der Galier und der Lafaree, und der vielen, vielen, stimmigen Details. Gewiss, es wird nicht so extrem wie bei Tolkien, wenn sie die Flora und Fauna der neuen Welt, Kataris genannt, beschreibt, aber es ergibt ein schönes, stimmiges Bild, das durchaus Spaß macht. Aber wenn man an den Stein denkt, der sowohl in der Wüste steht, als auch auf Kataris mitten in einem Wald, dann … Aber das ist Spekulation meinerseits.

Am Ende bleibt eine gut geschriebene, stimmige, vielschichtige Geschichte, die der Autorin Spaß gemacht hat zu schreiben. Und bei der ich Spaß hatte, sie zu lesen. Ich wette, beim nächsten WoC werde ich ein, zwei Geschichten etwas früher lesen als auf den letzten Drücker.

Wie immer verkünde ich, dass ich bei den Artikeln reinschaue, aber nicht immer kommentiere. Auch, weil ich meistens reinlese, wenn der Einsendeschluss schon überschritten ist und ich nicht für alles die Zeit habe, die eigentlich angemessen wäre. Nun.

Hitzestau und Ladehemmungen,

Tiff

P.S.: Was macht Ihr noch hier? Ich bin fertig.

P.P.S.: Wirklich jetzt. Von mir kommt in diesem LB nichts mehr.

P.P.P.S.: Die Anime-Besprechungen, auf die Ihr wartet, haben jetzt eine eigene Rubrik. Wir sehen uns dort, versprochen. ^^V

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