Das fantastische Fanzine

Leserbrief von Roland Triankowski in WoC 115

Zum Inhaltsverzeichnis von World of Cosmos 115

Liebe Leserinnen und Leser,

ich muss euch was gestehen. Ursprünglich hatte ich mir das “neue” WoC ohne Leserbriefe vorgestellt – jedenfalls nicht in der bisherigen Form. Ursprung dieses Gedankens war, dass dies zuletzt fast nur noch Texte der WoC-Schreibenden und gar keiner “echten” Leserinnen und Leser waren. Aber dann dachte ich: Ist das denn so schlimm? Nö, isses nicht. Außerdem sind die WoC-Leserbriefe in dieser Form schon lange gute Tradition. Und eine solche darf gern weiterhin gepflegt werden. Hier also mein Leserbrief.

Rückblick: WoC 114

Ich hoffe, euch allen hat das letzte WoC gut gefallen – sowohl inhaltlich als auch in Sachen neues Layout. Ich bin ganz unbescheiden der Meinung, dass uns die behutsame Modernisierung recht gut gelungen ist. Für konstruktive Kritik und Verbesserungsvorschläge sind wir selbstredend stets offen. Mir gefällt die neue Appetizer-Rubrik sehr gut. Man erfährt recht schnell, ob ein Buch oder eine Serie einen Blick lohnt. Das sollten wir unbedingt beibehalten – und ich hoffe, es gesellen sich noch weitere Schreibende hinzu, um diese Rubrik zu befüllen.

Sehr gefreut habe ich mich über den Gast-Beitrag von Christina. Falls ich den “Münchhausen” irgendwo einmal erschwinglich sehen sollte, muss ich unbedingt zugreifen. In eine ähnliche Richtung gehen die beiden Artikel von Göttrik, der uns erneut in die deutschsprachige Science-Fiction der 50er und 60er Jahre entführt. Sehr spannend! Gleiches gilt für seine große INI-Edition, die uns schon seit längerer Zeit einen Einblick in die Utopievorstellungen des frühen 19. Jahrhunderts gewährt.

Die Perry Rhodan Erstauflage

Da ich diese Zeilen schreibe, stecke ich im Perry Rhodan Heft 3211 und hänge somit eine Ausgabe hinter der aktuellen Erstauflage zurück. Für mich ist es noch zu früh, um über den Fragmente-Zyklus im Rahmen eines eigenen Artikels zu richten. Im Rahmen dieses Leserbriefs möchte ich mein Hadern mit dem neuen Handlungsabschnitt jedoch kurz in Worte fassen.

Vorab sei wie immer betont, dass mir die einzelnen Romane und somit die Leistung der Autor:innenriege sehr gut gefallen. Ich lese die Hefte ab Band 3200 also ungebrochen gern. Die Metahandlung allerdings sagt mir zurzeit überhaupt nicht zu. Zumindest gilt dies für die Gruelfin-Handlung. Ich hatte bereits Anfang Februar auf meinem Blog meine Kritikpunkte formuliert. Daran hat sich bis jetzt nichts wesentliches geändert. Man erlaube mir, mich selbst zu zitieren:

1. Warum das Ganze? – Das Hauptproblem ist klar. Die Expedition der Galaktiker in die ferne Galaxis Gruelfin ist angegriffen und gekidnappt worden. Hauptmotivation der Held:innen ist, das riesige Raumschiff MAGELLAN und seine Besatzung zu befreien. Die Notwendigkeit und der Handlungsdruck für diese Expedition ist mir als Leser jedoch noch überhaupt nicht nahegebracht worden. Jetzt haben sie die Rettung fast vollzogen, warum es danach noch nötig ist weiter nach dem ES-Fragment zu suchen, anstatt diesen ungastlichen Ort einfach in Richtung Heimat zu verlassen, wird hoffentlich noch erläutert.

2. Unnötige TOS-Vibes – Ich weiß, die Cappins sind ein klassisches Alienvolk der Perry-Rhodan-Serie und ihre Menschenähnlichkeit ist ausreichend begründet. Aber ein Setting mit Aliens, die de facto mit Menschen identisch sind und lediglich eine Allegorie für fremdartige Kulturen darstellen, erinnert mich unnötig stark an die originale Star-Trek-Serie.

3. Eindimensionale Bösewichte – Hier wird es nun endgültig subjektiv, aber diese Schönheitswahn-Diktatur der Panjasen finde ich reichlich einfallslos.

4. Kaum Science-Fiction-Themen – Für mich spielt gute SF nicht nur in einem entsprechenden Zukunfts-Raumfahrt-Setting, sondern behandelt auch SF-Themen. Auf das Perryversum übertragen kommen zudem noch Zusammenhänge der speziellen Kosmologie infrage. Doch beides ist im Fragmente-Zyklus (NACHTRAG: zumindest in der Gruelfin-Handlung) bislang Fehlanzeige. Es wird nicht einmal die Chance ergriffen, in das Transhumanismus-Thema einzusteigen, das bei den Panjasen angedeutet wird.

All dies gilt jedoch nicht für die Milchstraßenhandlung, die bislang nur in dem großartigen Dreiteiler von Michael Marcus Thurner beschrieben wurde. Hier wurde uns in einem großen Wurf alles präsentiert: ein wunderbar fremdartiges Alienvolk, das diese Bezeichnung auch verdient, angemessene Behandlung des KI-Themas, angenehm dosierte Altlesenden-Nostalgie und eine spannende Handlung mit nachvollziehbarer Motivationsgrundlage. Für mich hat MMT damit eigenhändig den Fragmentezyklus gerettet. Ich hoffe inständig, dass wir bald auf die Milchstraßenhandlungsebene zurückkehren.

Mette vom Mond

Ein kleiner Werbeblock sei mir an diese Stelle gestattet. Seit Anfang Februar ist nämlich mein erstes eigenes richtiges Buch im Handel erhältlich – also zumindest kann es von jeder Buchhandlung bestellt werden, man bekommt es beim großen A oder am einfachsten direkt online beim Verlag.

Titel des Buches ist “Mette vom Mond”, die Illustrationen stammen aus der Feder von Sina Loriani, verlegt wird es beim Literarischen Lloyd in Rostock. Das Kinderbuch erzählt die Geschichte eines kleinen Mädchens, das mit seiner Familie auf den Spuren von Tintin, Perry Rhodan und Neil Armstrong wandelt. Oder wie es im Klappentext heißt:

Mette lebt mit ihren Eltern im kleinsten Königreich der Welt. Das ist nicht weiter schlimm – bis die anderen Kinder anfangen, sie deswegen zu ärgern. Zum Glück hat ihr kleines Reich nach oben hin keine Grenze. Und aus einem Wohnturm lässt sich doch bestimmt eine hervorragende Mondrakete bauen.

„Mette vom Mond“ – Fantastisches Kinderbuch von Finn Mühlenkamp mit Illustrationen von Sina Loriani
ISBN: 978-3-9822845-9-0
Preis (Hardcover): 15,99 €
Literarischer Lloyd, Rostock 2023
Altersempfehlung: ab 7 Jahre
Mette vom Mond Leseprobe
Mette vom Mond jetzt versandkostenfrei bestellen!

Podcasts, Cons und Fandom

Nicht nur wegen meiner Gastauftritte in zwei Sendungen möchte ich einen kleinen Podcast-Tipp abgeben. Unter dem Titel Stardust ruft Terra begleitet der gute Chris vom Weltendieb-Podcast seinen Reread der Perry-Rhodan-Serie ab Heft 1 auf der Tonspur. Aktuell ist er mitten im Zyklus “Atlan und Arkon”. Lauscht da mal rein, es lohnt sich!

Was plant ihr in diesem Jahr eigentlich so für Conbesuche? Ich bin mir da ehrlich gesagt noch nicht ganz einig. Sicher ist bislang nur der Besuch der Leipziger Buchmesse, worauf ich mich schon mächtig freue. Am Wochenende des Nordcons in Hamburg muss ich leider arbeiten. Dann wäre da ja noch mindestens Garching. Aber für ein Wochenende ganz bis nach Bayern düsen? Was meint ihr?

Immerhin habe ich nach bald 20 Jahren Pause meine Mitgliedschaft in der PRFZ wieder aufgenommen. SOL und Newsletter sind durchaus lesenswert. Mal gucken, ob ich alsbald auch wieder zur phantastisch! greife.

Ausblick: WoC 115

In diesem WoC bin ich – neben meinem TV-Serien-Appetizer – mit zwei Storys vertreten. Und mit einer weiteren indirekt.

“Old Man Rhodan” sollte ursprünglich ein abgeschlossener Text von Heftromanlänge werden, da sich der Handlungsverlauf jedoch eher episodenhaft fortentwickelt hat, habe ich mich zur Veröffentlichung in drei, vier (mal schauen, wie viele es werden) Episoden entschieden. Der Titel ist natürlich eine offensichtliche Anspielung auf die Marvel-Comics “Old Man Logan” und “Old Man Hawkeye”, entsprechend handelt es sich um eine Zukunftsvision der Perry-Rhodan-Handlung, die euch hoffentlich ein wenig zusagt.

“Perrikles der Okeanide” ist ein deutlich älterer Text von mir, er stammt aus dem Jahr 2012, ist aber noch nie so “richtig” veröffentlicht worden. Er entstand im Nachklapp meiner 50-Jahre-Perry-Aktion, bei der ich damals genrefremde Variationen klassischer PR-Geschichten gesammelt hatte. Mein Ansatz war, Heft 1 “Unternehmen Stardust” im Stile einer griechischen Heldensage zu erzählen. Das Ergebnis lest ihr in diesem WoC.

Schließlich starten Tiff und ich in diesem WoC mit der Veröffentlichung unseres Science-Fiction-Schreibprojekts “Sternenfahrt”. Das erste Kapitel stammt von Tiff, meine Fortsetzung folgt im kommenden WoC. Als Round-Robin-Projekt schreiben wir diese Geschichte ohne Plan und Exposé immer weiter. Wohin uns die Geschichte führt, wissen wir also selbst nicht.

Doch nun freue ich mich auf World of Cosmos Nummer 115 – vor allem auf die Beiträge unserer Neuzugänge.

Viele Grüße und ad astra,

Roland

Zum Inhaltsverzeichnis von World of Cosmos 115

« »