Besprechung von Bernd “Göttrik” Labusch

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Die „Mark Powers“-Hefte Nr. 1 bis Nr. 26 der eigenständigen Serie enthielten jeweils ein bis drei Seiten Comic aus der amerikanischen Comic-Serie „Flash Gordon“. Wobei man lediglich den Titelhelden von Flash Gordon in Mark Powers umbenannte. Allerdings begann man nicht mit dem Anfang der Serie, sondern sprang direkt in die damals relativ aktuellen Ausgaben der Comic-Serie hinein. Die Comic-Serie erschien in den USA bereits seit dem 7. Januar 1934 in den Sonntagsblättern des King Features-Verlags, später auch in den Werktagsausgaben der Zeitungen und am Höhepunkt erschienen auch Sonderbände mit Comics, die direkt für die Veröffentlichung als Alben getextet und gezeichnet wurden. Zu bedenken ist hierbei lediglich, dass die Werktagsausgaben und die direkt als Alben veröffentlichten Comic-Reihen ähnlich wie „Perry Rhodan“ und „Perry Rhodan Neo“, die Ursprungsgeschichte komplett neu erzählten und schließlich jeweils komplett eigene Geschichten erzählten. Die Comics der Werktagsausgaben der Zeitungen war hierbei rein in schwarzweiß, während die ursprüngliche Reihe in den Sonntagsausgaben der Zeitungen farbig war, genau wie die Alben-Reihe zuletzt.

Die Anfänge von „Flash Gordon“ waren den deutschen Lesern 1963 bereits bekannt, etwa aus den Film-Serials im Kino aus den 1930‘er Jahren, die später auch im deutschen Fernsehen liefen. Auch Übersetzungen der ersten Comics waren 1963 bereits auf Deutsch erschienen. Die „Mark Powers“-Comics basierten hierbei auf einer stark überarbeiteten, gekürzten und natürlich übersetzten Version der Werktag-Comicstrips ab dem 25. Mai 1958. Texter und vor allem Zeichner der Originalausgabe war Dan Barry. Diese Comics sind später von 1988 bis 1994 beim Verlag Gabriel Reuß im Piccolo-Format in unverfälschter und ungekürzter, aber natürlich übersetzter Form erschienen.

Um einen gewissen Eindruck der Handlung, wie sie in der „Mark Powers“-Heftromanserie präsentiert wurde, zu verschaffen, versuche ich mich jetzt an einer Handlungszusammenfassung in Form einer kurzen, aber möglichst originalgetreuen Prosa-Adaption der ersten Phase:

Das Satellitengefängnis

Episode 1 in „Mark Powers“ Nr. 1

Im Continental Space Port von New York befinden sich die Startvorbereitungen für einen Raketenstart in den erdnahen Orbit in der letzten Phase. Die Arbeiten verlaufen weitgehend vollautomatisch. Das Raumschiff erinnert optisch an die alten Mondraketen aus dem späten 20. Jahrhundert mit einem kleinen Space Shuttle als Endstufe. Major Vance hat als Kommandant des kleinen Raumhafens die Startvorbereitungen unter seinem persönlichen Augenschein genommen.

Captain Craig, der Kommandant der Rakete, begibt sich jetzt erst auf den Weg zu seinem Raumschiff, dessen einziges reguläres Besatzungsmitglied er ist.

Unterwegs trifft er auf Major Vance: „Noch eine Minute bis Zero. Craig. Alles klar?“

„Jawohl, Sir! Sie bringen gerade den Gefangenen an Bord!“ Der schwarzhaarige Kapitän der Rakete kneift die Augen zusammen: „Der Bursche sieht gefährlich aus! Was hat er ausgefressen?“

Major Vance bleibt gelassen und spielt nachdenklich mit den Enden seines Kaiser-Wilhelm-Barts, betont jedoch, dass es sich bei dem Gefangenen, namens Travnik, um einen gefährlichen Totschläger handelt. „Er kann unmöglich ausbrechen – aber sei vorsichtig! Behalte ihn immer im Auge!“

* * *

Damit hat er die Neugier von Captain Craig geweckt. Dieser begibt sich kurz vor dem Start noch in die Gefängniszelle an Bord der Rakete und sieht sich Travnik persönlich an, sicher ist sicher. Dieser liegt jedoch stramm gefesselt auf einer Liege und starrt den Captain missmutig an.

Craig lächelt: „Schau Dir die Erde nochmal aus der Nähe an, Travnik. Du siehst sie erst in fünf Jahren wieder! Nächste Station: Der Gefängnissatellit dreißigtausend Kilometer über uns!“

* * *

Alles verläuft zunächst wie geplant. Die Rakete startet… wuchtig erhebt sich der Koloss und streift die Schwerkraft der Erde ab …

* * *

Einige Zeit später im Kontrollzentrum des Space Ports beobachtet Major Vance den Start der Rakete auf einen Bildschirm, der die gesamte Wand vor ihm einnimmt. „Der Start verlief nach Plan. Rufen Sie den Gefängnissatelliten! Man soll den Empfang vorbereiten!“

Die Rede war an einen der Unteroffiziere an den kleineren Monitoren auf den zahlreichen Tischen im Saal gerichtet. Dieser bestätigt die Anweisung und informiert per Funk den Gefängnissatelliten, dass der Transport mit dem Gefangenen Travnik auf dem Weg ist.

Alles scheint nach Plan zu verlaufen, wie so viele andere Gefangenentransporte zuvor. Doch Major Vance bleibt für einen Moment nachdenklich vor dem riesigen Bildschirm stehen.

* * *

Die BETA von Mark Powers und Biggy landet etwas später im Continental Space Port von New York. Mark Powers begibt sich in das Lokal der Einrichtung und trifft sich mit Major Vance, während sich Marks alter Freund müde in die Quartiere zurückzieht.

„Willkommen daheim, Mark! Ich hörte, Sie hatten allerlei durchzustehen, da draußen?“

Mark Powers berichtet Vance von einem Routineauftrag auf dem Pluto. Doch bevor er richtig loslegen kann, erreicht den Major eine wichtige Meldung. Die Rakete mit dem Gefangenen ist vom Kurs abgekommen und auf dem Weg in den Orbit verschwunden.

* * *

Major Vance kehrt sofort in die Zentrale zurück. Dort herrscht größte Anspannung. Die Aufzeichnungen vom Start werden noch einmal angesehen.

„Sie benutzen sogar die Steuerdüsen, um den Kurs zu verändern!“

Major Vance ist entsetzt und zündet sich eine Zigarette an, während er sich die Aufzeichnungen weiter ansieht. „Prost Mahlzeit! Der Gefangene … Travnik! Er hat sich befreit, und das Raumschiff ist in seiner Gewalt.“ Vance zweifelt an seinem Verstand. Wie konnte dies passieren?

Mark Powers ist seinem Freund in die Zentrale gefolgt und mag sich nicht weiter zurückhalten: „Was hat Travnik bloß vor? Der Sprit reicht nicht zum Verlassen der Erdumlaufbahn. Die Ortung gibt uns sofort den Landeplatz auf der Erde an, wenn sie landen?“

„Was würde uns dies nutzen? Er hat den Piloten als Geisel, Mark! … und er schreckt vor nichts zurück. Schließlich sollte er ja wegen Totschlags zum Strafsatelliten gebracht werden!“

Doch da mischt sich einer der Ortungsoffiziere mit einer Hiobsbotschaft ein: „Wir haben die entführte Rakete wiedergefunden! Das Schiff schwenkt in zwanzigtausend Kilometer Höhe in eine Kreisbahn ein, Sir! Ganz in der Nähe des Sonnenenergiespiegels!“

Major Vance ist entsetzt: „Wenn er dorthin will, dann sind wir in höchster Gefahr!“

Episode 2 in „Mark Powers“ Nr. 2

Die Rakete zum Gefängnissatelliten ist vom Kurs abgekommen und fliegt geradewegs einen Spiegelsatelliten an, der zum riesigen Satellitenkonglomerat im Orbit gehört, mit dem aus dem Licht der Sonne direkt Energie gewonnen und in konzentrierter Form zur Erde abgestrahlt wird. Doch die Rakete steuert nicht irgendeine Stelle an, sondern direkt das Kommandomodul und setzt sogar regulär zum Andocken an, so als wäre alles von langer Hand geplant.

Major Vance ist entsetzt: „Gefahr! Verbinden Sie mich sofort mit der Besatzung der Station!“

„Die Fernsteuerung des Spiegelaggregats ist tot, Major! Jemand muss sie vor Ort abgeschaltet haben.“

„Danke. Wir kümmern uns so schnell wie möglich!“ Major Vance hat sich bereits wieder beruhigt.

Unvermittelt erscheint ein Bild von Travnik auf einem der Bildschirme, der für die Funkkontakte mit startenden und landenden Raumschiffen reserviert ist.

Aus dem Lautsprecher ist Travniks Stimme zu hören: „Achtung! An alle Erdstationen! Wenn Ihnen das Wohl der menschlichen Rasse am Herzen liegt, dann hören Sie gefälligst ganz genau zu!“

Major Vance ist sich sicher, dass sich seine schlimmsten Befürchtungen bewahrheitet haben und sich ausgerechnet der Totschläger Travnik des Spiegelsatelliten bemächtigt hat. Mark Powers bleibt jedoch ruhig und beobachtet das aufgeregte Treiben im Kontrollzentrum.

„Was wollen Sie, Travnik!“

„Viel! Sie halten sich an meine Befehle, oder ich brenne ein Dutzend Städte mit dem Sonnenspielgel bis auf die Grundmauern nieder.“

Mark Powers wundert sich über das vollkommen unbewegte Gesicht, das Travnik auf dem Bildschirm präsentiert, während er Major Vance seine Forderungen darlegt.

Travniks Forderungen sind grotesk. Er fordert weiter nichts als zehn Millionen Solar in kleinen Scheinen und genug Treibstoff für einen Transitionssprung in ein anderes Sonnensystem.

„Dazu braucht Ihr eine Frachtrakete! Also schickt sie mit dem Pulver rauf. Wenn ich drin bin und die Moneten vorfinde, verschwinde ich.“ Travnik bleibt die Ruhe selbst: „Und macht es nicht so spannend, Polypen! Rauf mit der Rakete innerhalb 24 Stunden oder der Pilot hat seinen letzten Schnaufer getan. Keine Tricks! Die größten Städte der Erde werden sonst braten!“

* * *

Nachdem Travnik die Verbindung abgebrochen hat, kommt Leben in Mark Powers. Er wendet sich Major Vance zu: „Er hat abgeschaltet. Was werden Sie unternehmen Major?“

„Es stehen Millionen von Menschenleben auf dem Spiel! Wir werden seine Bedingungen annehmen müssen!“ Major Vance zwingt sich gerade zu, diese Sätze zu verkünden.

Episode 3 in „Mark Powers“ Nr. 3

Das Geld wird von der Erdregierung binnen 12 Stunden gestellt. Major Vance und Mark Powers sind gerade allein im Pausenraum.

Mark Powers kann es nicht fassen, nachdenklich nuckelt er an seiner Pfeife und grübelt vor sich hin: „So ein Lümmel! Will die schönsten Städte der Erde zu Asche verbrennen!“

„Hoffentlich macht er es nicht trotz des Lösegelds“, Major Vance ist von Mark Powers Ruhe verwirrt.

Mark Powers gibt nun zu, dass er von den Forderungen Travniks irritiert ist und stopft seine alte schwarze Tabak-Pfeife mit frischen kubanischen Tabak.

„Ich habe hier das Gutachten über seinen Geisteszustand. Mark … nervös … gespannt … Er kann beim kleinsten Anstoß loslegen.“ Nachdenklich durchblättert Major Vance einen Stapel Unterlagen, in der Hoffnung so doch noch auf eine rettende Lösung zu kommen.

In einem gedämpften Tonfall und halb im Gedanken verkündet Mark Powers: „Wenn ich es schaffen würde allein und unbeobachtet auf der Spiegelstation zu landen, dann …“

Major Vance ist entsetzt: „Sie wollen dort oben landen, Mark? Das kann doch nicht Ihr Ernst sein!“

„Durchaus nicht, Vance! Travnik ist eine Gefahr für die menschliche Gesellschaft! Er bleibt gefährlich, auch wenn er sein Lösegeld erhält!“ Mark Powers mimt nun ganz den Sherlock Holmes.

„Wenn wir ihn überlisten wollen, riskieren wir ein Massensterben!“ Major Vance fragt sich langsam über wenn er sich mehr ärgern soll, über den wahnsinnigen Kriminellen im All oder über Mark Powers, der dieser Situation scheinbar geistig nicht gewachsen ist.

Doch bevor Major Vance Mark Powers Vorhaltungen machen kann, wird er von diesem unterbrochen: „Moment! Travnik meldet sich wieder über Funk!“

Die neueste Meldung Travniks klingt nicht mehr so abgeklärt: „Wenn die zehn Millionen und der Treibstoff nicht in einer Stunde unterwegs sind, dann ist New York reif für den Sonnenspiegel! Das ist meine letzte Nachricht! Also los, macht euch auf die Socken!“

* * *

Im Kommandomodul des Spiegelsatelliten ergibt sich ein etwa anderes Bild der Situation. Travnik steht mit gesenkten Schultern in einer Ecke: „Zufrieden, du Heini?“

„Sehr!“ Captain Craig sitzt in einem gemütlichen Sessel an den Kontrollen und grinst sich einen, wie ein junger Schulbub, der sich gerade einen besonders gelungenen Streich hat einfallen lassen: „Du bist ein prima Schauspieler Travnik. Sogar der Spielzeug-Revolver wirkt echt in Deiner Hand!“

„Craig, Du glaubst doch nicht im Ernst, dass Du ungeschoren davonkommst?“

Captain Craig bleibt vollkommen gelassen und wedelt ein wenig mit dem bunten Spielzeug-Revolver: „Glauben? Dass ich nicht lache! Diesen Coup habe ich drei Jahre lang vorbereitet, Travnik, mein Junge!“

Nach einer kurzen Pause setzt er noch einen drauf: „Gefängnisraketen und miese Bezahlung … dann die Chance, hier an den Spiegel zu kommen … und schon rollen die Millionen!“

Travnik zweifelt an seinem Verstand und hadert mit seinem Schicksal: „Warum hast Du mich für Dein schmutziges Erpressungsmanöver ausgesucht?“

„Gute Planung, Junge! Sah Deine Personalakte und dachte, ein ehemaliger Schauspieler ist genau das richtige! Und das hat gestimmt! Siehst Du Junge, so einfach ist das!“

Episode 4 in „Mark Powers“ Nr. 4

Die Diskussionen zwischen Captain Craig und Travnik im Kommandomodul des Spiegelsatelliten gehen weiter, während sie auf die Ankunft der Rakete mit Lösegeld und Treibstoff für die Weiterreise warten. Wobei sich offenbart, dass der Captain nie vor hatte Travnik mitzunehmen, sondern in ihm nur ein Mittel zum Zweck sah, das er nutzt solange es geht.

„Du bist eine üble Laus, Craig! Ich muss fünf Jahre brummen, weil ich jemanden versehentlich tötete, aber dieser kaltblütige Plan ist doch der Gipfel der Gewissenlosigkeit…“

„Na, nun halt mal die Luft an, Travnik. Jetzt brauch ich Dich nicht mehr. Du hast Deinen Zweck erfüllt.“ Craig grinst und verschluckt dabei fast seine Zigarette, währenddessen spielt er mit dem Spielzeug-Revolver herum. Travnik fällt es schwer ruhig zu bleiben.

Plötzlich durchzuckt es Travnik: „Ach, wirklich? Knall mich ab, und Du bist erkannt! Jetzt musst Du mich überall mitnehmen, damit Dein Plan aufgeht.“

„Wenn Du Dich da mal nicht irrst…“, der Captain lässt sich nicht aus der Ruhe bringen.

* * *

Kurze Zeit später erscheint ein kugelförmiges Kleinraumschiff mit Ringwulst in der Ortung und nähert sich langsam dem Spiegelsatelliten.

Craig ist sichtlich erleichtert. Seine Körperhaltung entspannt sich, während er auf den Bildschirm blickt. „Endlich! Sie haben die Frachtrakete gestartet! Wenn die zehn Millionen Piepen eintrudeln, habe ich mit Dir was ganz feines vor, Travnik. Wirst schon sehen!“

* * *

Der Captain sperrt Travnik in eine kleine Seitenkammer, deren Zweck ihm unbekannt ist, die er für sich jedoch als Besenkammer bezeichnet und kümmert sich nur noch darum, die Ankunft der Frachtrakete zu überwachen. „Klappt ja prima. Da kommt mein Geld ganz automatisch. Und alles läuft nach Plan. Es sei denn der liebe Major Vance will New York City schmoren.“

Mit einem frechen grinsen greift er nach dem Raumanzug.

* * *

Derweil öffnet sich auf der dem Spiegelsatelliten abgewandten Seite der plumpen Frachtrakete ein Schott und Mark Powers klettert in einem Raumanzug daraus hervor. Dabei zerrt er mühsam an einem großen Behälter herum, der an einen großen Feuerlöscher erinnert.

Mark kommt ins Schwitzen, obwohl das Innere seines Raumanzugs optimal temperiert ist. Er ist nun doch nervös geworden und spricht zu sich selbst: „Travnik beobachtet bestimmt die Rakete. Aber in diesem Plastikanzug kann ich den Radarwellen ein Schnippchen schlagen!“

Zum Raumanzug Mark Powers gehört auch ein kleiner Raketenrucksack. Zunächst stößt er sich jedoch nur mit Muskelkraft von dem kleinen, aber plumpen Frachtschiff ab. Er will um keinen Preis zu früh von seinem Gegner entdeckt werden. Erst als er sich sicher ist, dass der andere ihn garantiert nicht sehen kann, schaltet er den Rucksack an und gleitet langsam auf die Rückseite des Spiegelsatelliten. Dieser verfügt über eine zylinderförmige Zentraleinheit, die von einer Art Sims umgeben ist. Mark landet auf der dem Eingang zum Inneren entgegengesetzten Seite des Satelliten.

* * *

Travnik sieht durch ein kleines Bullauge aus seinem Gefängnis hinaus: „Wenn die Polizei nicht ganz von allen guten Geistern verlassen ist, hat sie bestimmt eine Zeitbombe gelegt.“

* * *

Der Captain hat inzwischen das Innere des Spiegelsatelliten verlassen und kauert auf dem Sims vor dem Schleusentor des Kommandomoduls. Aufmerksam betrachtet er das plumpe Kugelschiff aus der Nähe und überlegt, wie er am Besten in dieses hinein kommt. Er hat Travnik mit einem Funkgerät ausgestattet und daher gehört, was dieser gesagt hat. „Quassel nicht so viel, Travnik! Jetzt wollen wir erst mal den fetten Fisch an Bord ziehen.“

* * *

Mühsam entlädt Captain Craig das Frachtschiff und schleppt die Beute in das Innere des ohnehin schon engen Kommandomoduls. Travnik zweifelt immer mehr am Verstand des Captains. Nach einigen Stunden befindet sich die gesamte Ladung wohlbehalten in der Zentrale des Moduls. Craig lässt es sich nicht nehmen, Travnik aus dem kleinen Seitenraum zu holen und vor seinem Gesicht mit einem Bündel altertümlicher grüner Geldscheine zu wedeln. Es sind Dollarnoten!

„Tatsächlich, es hat geklappt. Ein Koffer voll Banknoten! Zehn Millionen gute alte US-Dollar. Und der Treibstoff ist auch dabei, damit ich verschwinden kann! Ist doch schön, nicht.“ Craig provoziert den nun völlig verwirrten Travnik. Angeblich läuft alles nach Craigs Plan.

* * *

Mark Powers kauert noch immer außen auf der Rückseite des Kommandomoduls und hat von dem kleinen Gespräch im Inneren nichts mitbekommen. Er wartet geduldig bis die beiden Männer aus dem Inneren des Moduls hervortreten und ihre Beute nun in der altertümlichen Shuttle-Einheit jener Gefängnisrakete unterbringen, mit der sie angereist waren. Er macht sich keine großen Gedanken über die Plane der Beiden und welcher der Männer in Raumanzügen wer ist. Doch eines ist er sich sicher: Es wird langsam Zeit selbst aktiv zu werden.

Episode 5 in „Mark Powers“ Nr. 5

Die Zeit vergeht, doch schließlich ist Craig mit der Verladung von Geld und Treibstoff in sein Shuttle fertig. Doch eine Sache bleibt noch zu erledigen. Er wendet sich noch einmal dem Kommandomodul zu und hier dem zunehmend verzweifelten Travnik.

„Der Treibstoff ist umgepumpt – und das Geld habe ich auch! Du hast ein gutes Aushängeschild abgegeben, Travnik!“

„In Ruhe wirst Du das Geld nie aufbrauchen können, Craig! Du wirst immer ein gehetzter Mann sein!“

Craig grinst unverschämt. „Irrtum, Du Schlauberger. Immerhin denken die, Du hast den Coup gestartet! Wenn die Polypen kommen, werden sie Dich als Asche vorfinden! Da Sie aber denken werden, das sei ich, werden diese Idioten die nächsten fünfzig Jahre krampfhaft nach Dir suchen!“

„Du verdammter…“ Travnik ist der Verzweiflung nahe und Mark Powers lauscht angespannt aus dem Hintergrund dem Gespräch. Es ist nicht zu fassen, was er zu hören bekommt.

„Kapiert Travnik? Diese Strahlenpistole ist echt und lässt nicht viel von Dir übrig! Und wir haben ungefähr die selbe Statur. So denken die Kriminalbeamten, ich sei tot und werden Dich suchen! – und ich reise zur Wega und verbrate in aller Ruhe die zehn Millionen!“ Craig schwelgt förmlich in den Träumen einer goldenen Zukunft und vergisst auf seine Umgebung zu achten.

Mark Powers nutzt die Gelegenheit sich langsam um das Kommandomodul herum zu schleichen und sich im Weltraum schwebend hinter Craig zu postieren.

Captain Craig setzt seiner Vision noch eine drauf: „ Ganz schöne Planung was? Aber Dich kann das kaum noch interessieren! Was jetzt kommt hat noch selten jemand überlebt“

* * *

In diesem Moment begibt sich Mark Powers endgültig aus seiner Deckung und stürzt sich auf den Mann mit der Pistole: „Schon mal geirrt Travnik?“ Es kommt auf dem engen Sims zu einem wilden Handgemenge zwischen dem Mann und Mark Powers.

Da erklingt aus dem Hintergrund eine erleichterte dritte Stimme: „Nein, ich bin Travnik! Trotzdem, vielen Dank. Sie haben mir das Leben gerettet!“

Dieser Einwurf bringt Mark Powers komplett aus dem Konzept. Craig gelingt es sich aus Marks Griff zu befreien und nach seiner Waffe zu greifen. „Craig, es tut mir leid. Wie konnten Sie sich nur überrumpeln lassen. Zurück Travnik! Keinen Schritt weiter!“

Travnik ist verzweifelt. Seine Stimme geht fast in einem lauten Heulen unter: „Das stimmt nicht! Er hat den Plan ausgeheckt! Passen Sie auf, dass er nicht an Ihren Blaster ran kommt!“

Captain Craig nutzt den Moment und greift nach Marks Blaster: „Zu spät, Du Schlauberger!“

* * *

Es dauert ein paar Momente bis sich die Situation geklärt hat. Craig ist nun wieder die Ruhe selbst und bedroht Mark Powers mit dessen eigenen Blaster. Dieser ist noch ganz verdattert von der Situation und ordnet seine Gedanken. Er ist kein Sofortumschalter, ganz im Gegenteil.

„Sie haben das Erpressungskomplott geschmiedet? Allein und zum eigenen Vorteil? Nicht etwa doch Travnik? Das kann nicht sein. Wir kennen uns. Ich traue Ihnen einen derartigen Plan nicht zu!“ Mark Powers redet auf Captain Craig ein, den er seit Jahren zu kennen glaubt.

„Doch, das stimmt, Mark! Und da Sie nun schon mal hier sind, werden sich die Behörden mit zwei Leichen abfinden müssen“, Craig schwelgt nur noch in seinen Träumen.

Der Captain wird immer unaufmerksamer und achtet nicht mehr auf seine Gefangenen, die er immer weiter provoziert und mit seiner Häme überzieht. Es wäre rationaler und sicherer für seinen Plan, sich der beiden so schnell wie möglich zu entledigen. Doch er liebt es einfach in deren seelischen Wunden zu wühlen und sich an ihrer wachsenden Verzweiflung zu laben.

Schließlich sieht Mark Powers den rechten Augenblick gekommen und schmettert dem aufdringlichen Raumfahrer seine vom Raumanzug behandschuhte rechte Faust mit so viel Kraft wie möglich vor die Brust: „Zu vieles Reden ist ungesund, Craig. Das wirst Du gleich merken!“

Episode 6 in „Mark Powers“ Nr. 6

Im entscheidenden Moment war Mark schneller als Craig und zwang ihn in ein wildes Handgemenge auf der Plattform vor dem Eingang des Kommandomoduls. Letztlich ist es jedoch der Shuttle-Pilot, der sich im Zweikampf durchsetzt und mit äußerster Eile die Flucht ergreift. Völlig überraschend entdeckt Mark eine Harpune, wie sie im 19. Jahrhundert auf den großen Walfangschiffen üblich waren. Als Craig im Dickicht der Solarpanels zu verschwinden droht, richtet Mark Powers kurzerhand die Harpune auf den Flüchtenden, doch dieser ist schneller und verschwindet im Schatten eines der riesigen Sonnen-Kollektoren-Konglomerate. Mark Powers ist außer sich.

Schließlich entlässt er Travnik aus seinem Gefängnis. Dieser zieht einen Raumanzug über und begibt sich zusammen mit dem Held des Weltalls auf die Suche nach dem Flüchtling. Immerhin wird es im Rahmen dieses Kampfes kein Feuergefecht geben, denn die Pistole Craigs und Marks Blaster sind den Helden im allgemeinen Chaos aus den Händen entglitten und trudeln nun irgendwo in den finsteren Tiefen des Weltraums. Travnik erklärt zudem, dass die Harpune durchaus ihren Sinn hat, sie dient dazu Raumkapseln, Shuttles und ganze Raumschiffe einzufangen und an der Plattform zu befestigen. Für einen einzelnen Mann wie Craig ist die Harpune jedoch zu groß.

Mark Powers winkt ab: „Wir werden schnell mit dem Fahrstuhl des Kommandomoduls zum Shuttle fahren und dieses sichern. Ohne das Schiff wird er nicht weit kommen.“

Inzwischen ist Craig in eine der Nebenzentralen des Sonnenenergiespiegels geschlüpft und heckt längst neue Pläne aus. Er wühlt zwischen den Kisten herum und führt Selbstgespräch: „Diese Dummköpfe! Die denken, ich flüchte auf einen anderen Planeten. Dabei werde ich die Dollar auf der guten alten Erde verjubeln. Was soll ich damit auf der Wega!“

Zurück im Kommandomodul ist Travnik mit nur einem Blick auf die Energieortung dem Piloten auf die Spur gekommen. „Schauen Sie, Mark! Da ist er!“

Per Funk antwortet Craig aus scheinbar sicherer Entfernung: „Das Shuttle könnt Ihr behalten, Jungs! Ich wollte es ohnehin unbemannt in das Wega-System schicken, damit die Kriminalbeamten …. hinterherjagen. Diese einfältigen Tölpel.“

Doch Travnik fängt Craig auf dem Weg zum kugelförmigen Frachtschiff ab. „Ich kann ihm den Weg abschneiden.“

Mark Powers verliert zunehmend den Überblick und sieht eine Katastrophe heraufziehen. Aktuell ist er jedoch weitab vom Zentrum des Geschehens. „Nein, Travnik, lassen Sie ihn laufen!“

Der achtet längst nicht mehr darauf, was Powers sagt, für ihn zählt nur Craig: „Du wolltest mich als toten Mann zurücklassen! Nun probier es doch mal. Jetzt hast Du Gelegenheit dazu!“

Tatsächlich gelingt es Travnik Craig nicht nur den Weg abzuschneiden, sondern in sogar einzufangen und förmlich mit Armen und Beinen zu umringen. Der Pilot winden sich im Griff seines Widersachers und schlägt wild um sich, während Travnik nach seinem Hals greif und ihn zu würgen versucht, woran ihn nur der Raumanzug hindert, in dem Craig steckt.

Craig ist völlig außer Atem, aber hat noch genug Kraft, für wilde Widerworte: „Du verdammter, Ochse! Ich brate Dich, wenn Du nicht aufhörst!“ Überraschend kommt es zu einer kleinen Explosion und die beiden eng umwundenen Männer schweben in einer dichten Aschewolke.

Die Raumanzüge der beiden Kontrahenten bleiben unverzerrt. Doch Travnik verliert die Orientierung und lässt von Craig ab, der die Gelegenheit zur erneuten Flucht nutzt.

Verblüfft beobachten Mark Powers und Travnik wie Craig seine kleinen Triebwerke im Rücken seines Raumanzugs zündet und geradewegs in Richtung Erdoberfläche beschleunigt. Will er Selbstmord begehen? In dem Tempo in dem Craig in die Atmosphäre eintritt, nützt ihm auch der beste bekannte Raumanzug nichts. Schon steht er in hellen Flammen.

* * *

Einige Zeit später treffen sich Mark Powers und Travnik auf der kleinen Plattform vor dem Eingang zum Kommandomodul. Mark grübelt noch immer darüber, was er gerade erlebt hat.

Travnik wedelt mit einem großen Koffer, den er Craig abgenommen hat: „Nichts Schlimmes passiert, Mark! Ich bin bloß ein bisschen angesengt. Das war es aber wert. Schauen Sie mal was ich da den verräterischen, arroganten Weltraumpiloten abgeknöpft habe!“

* * *

Im Inneren des Kommandomoduls versorgen beide ihre Wunden. Sie haben es nicht eilig mit dem Shuttle Craigs zum Continental Space Port zurückzukehren.

Endlich bleibt etwas Zeit Luft zu holen und Resümee zu ziehen, während die Beiden sich die Sachen Craigs ansehen. „Prima gemacht, Travnik! Aber Sie muss es böse erwischt haben. Und was haben Sie denn da mitgebracht. Ein sehr stabiler Koffer. Das sind ja die zehn Millionen Dollar!“

„Macht nichts! Ich fühle mich prima! Wirklich! Wenn Craig nicht beim Eintauchen in die Lufthülle der Erde verbrennt, wird er sich dann sehr wundern, wenn er merkt, dass die Moneten futsch sind!“

Während Travnik hämisch über den Piloten lacht, hegt Mark Powers starke Zweifel daran, dass dies die letzte Gelegenheit war, an dem er seinen alten „Freund“ gesehen hat.

* * *

Tatsächlich ist der Sturz Craigs dank des Raketenrucksacks seines Raumanzugs längst in einen kontrollierten Flug übergegangen. Schließlich erscheint ein kleines, unbemanntes Shuttle ohne Kennzeichen. Er wird von diesem sachte eingefangen.

Der Pilot grinst. Alles lief nach Plan. Die große Ablenkungsshow. Der Boss wird begeistert sein. Doch Craig macht sich keine Illusionen. „Powers wird die Beamten benachrichtigen! Es ist riskant, aber ich muss mit Höchstgeschwindigkeit durch die Weltraumüberwachung durch!“

Mark Powers

Fortsetzung folgt im „Mark Powers“ Nr. 7.

Anmerkungen:

Damit hat die Handlung der „Mark Powers“-Comics, die eigentlich „Flash Gordon“-Comics waren, ihren ersten Höhepunkt überschritten und der Leser kann sich anhand dieser Nacherzählung zusammenreimen, worum es in dieser Serie ging.

Es bleibt festzuhalten, dass dieser Abschnitt inhaltlich nicht gerade die markanteste und originellste Phase der „Flash Gordon“-Serie markiert und in ähnlicher Form auch in „Buck Rogers“ und anderen SF-Comics früherer Jahre und zukünftiger Jahrzehnte zu finden war. Der Zeichenstil war konservativ bis solide, aber sehr viel besser als die ersten Comics aus den 1930‘er Jahren. Wie bei Illustrationen im Inneren der Heftromane nicht nur jener Zeit üblich, waren die Comcis in den Pabel-Heften ausschließlich schwarzweiß gehalten, jedoch mit Schraffur und Punktraster für Grauwerte.

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